2. Kapitel

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Drei Tage später ist es dann soweit. Nachdem mir mindestens 100 Einzelteile der Bühne auf den Kopf gefallen, 5 Scheinwerferleuchten zu Bruch und 2 Tribünen  Sitze durch unvorteilhaftes Aufstellen kaputt gegangen waren, war heute der Tag des Konzerts. Ich hatte absolut keinen Plan wer spielt, mir reicht die Vorstellung an tausende Teenies die kreischend auf ihre Idole warten um kurz darauf vor lauter Glück zu weinen. Generell gehörte ich nicht zu den Mädchen, die immer Up to Date mit dem aktuellsten Tratsch und Klatsch waren, der sich im Reich der Stars abspielte. Das ein oder andere bekam man halt so mit aber es war mir viel zu aufwendig die Nachmittage damit zu verbringen die so weit entfernten Idole in den sozialen Netzwerken zu stalken und über den neuesten Stand informiert zu sein. Ich war ein Realist, das Leben spielte sich nunmal im Hier und Jetzt ab und nicht im Internet. 

,,Kat, wir haben ein Problem!"' riss mich mein Onkel aus meinen Gedanken. Er atmete hektisch und einige Schweißperlen zeichneten sich auf seiner Stirn ab. ,,Einer der Backstage Mitarbeiter fällt aus, du musst einspringen"

,,Klar, was soll ich tun? Und vergiss nicht zu atmen Henry, es ist doch nichts passiert."

,,Ja, ja, es ist nur jedes mal so stressig vorher. Guck das genug Snacks und Getränke vorhanden sind, zeig den richtigen Weg, mach Türen auf und so weiter. Ist nicht besonders schwer, aber wichtig", versichert mir Henry. ,,Dachte du freust dich drüber, so bist du ganz nah dran. Ach, und bitte denk an die Beschilderung für den Gang zur Bühne, der ist im Dunkeln nicht immer leicht zu finden!".

Henry wirkte komplett gestresst. Das überraschte mich etwas, schließlich gehörte dies hier zu seinem beinahe alltäglichen Aufgabenpensum. Aber ich wusste auch, wie wichtig es ihm war, dass seine Halle und der angebotene Service immer zur Zufriedenheit der Leute ausfiel. Jeder noch so kleine Patzer, der im ungünstigsten Fall auch noch dazu führte, dass etwas beim Konzert schief ging, fiel auf ihn zurück und könnte dafür sorgen, dass die Kunden die Halle nicht noch einmal buchen würden. 

Ich überspielte die Tatsache, dass ich mir nichts daraus machte direkt an der Bühne zu stehen, denn Henry wollte mir offensichtlich eine Freude machen. Aufmunternd grinste ich meinen Onkel an und klopfte ihm beruhigend auf die Schulter. "Wir kriegen das schon hin. Die Schilder hab ich gestern schon aufgehangen, der Weg ist leicht zu erkennen und vor einer halben Stunde habe ich dem Caterer die Räume gezeigt, in denen die Snacks und Getränke stehen sollen. Du siehst also, es läuft alles nach Plan".  Unterdessen war auch Luke zu uns gestoßen, im Schlepptau seine Freundin Stella, die ihn öfter auf der Arbeit besucht. Er reichte mir ein Headset und wand sich an seinen Vater.

,,Dad, alles ist fertig. Ist die Band schon da?"

,,Ja, der Tour Bus ist vor ein paar Minuten angekommen. Sie laden gerade ihre Instrumente aus und bereiten Scheinwerfer, Licht und DJ-Pult vor"

,,Moment mal", werfe ich verdutzt ein. ,,Ist das nicht eigentlich mein Job? Zumindest heute?"

,,Ja schon", erklärt mir Henry. ,, Aber sie wollten das gerne selber machen. Was weiß ich warum, für uns bedeutet das weniger Arbeit."

"Oh, klar, die einfachen Arbeiter könnten ja was falsch machen", grummelte ich in mich hinein.  Und ja, damit meine ich mich, schließlich wäre dies mein Job gewesen. 

Gegen 6 Uhr war Einlass in die Halle. Draußen standen bereits seit Stunden lange Schlangen von Fans, die sich miteinander unterhielten, Plakate festhielten und aufgeregt immer wieder versuchten durch die Fenster am Eingang einen Blick ins Innere zu erhaschen. Ich saß im Büro und beobachtete auf den Überwachungskameras, wie die Security draußen die Türen bewachte und Kontrollgänge im hinteren Bereich der Halle ausführte. Luke hatte mir erzählt, dass vor dieser Sicherheitsmaßnahme auch schon Fans versucht hatten sich durch die Hintertür einzuschleichen, sodass sie das Wachpersonal aufgestockt hatten und wirklich jeden Eingang bewachten. 

Nach einem letzten Blick auf die Bildschirme hatte ich mich vergewissert, dass draußen alles nach Plan lief und ich spürte, wie auch meine Nervosität zu steigen begann. Ich trat durch die Bürotür und ließ den Blick über das Geschehen unter mir schweifen. Hinter der Bühne machte die Band sich im Backstage Raum fertig, gesehen hatte ich sie noch nicht. Die ganze Halle surrte vor Stimmen, da die langen Menschenschlangen draußen mittlerweile ins Innere gelassen wurde. Mein Headset knackte, irgendjemand schien grade meine Frequenz zu suchen. Plötzlich gingen die Lichter aus und die ersten Töne waren durch die Lautsprecher zu hören.

Ah, der eigens mitgereiste DJ begann sein Konzert.

Mit einigen coolen Songs und Remixen verbreitete er richtig Laune und brachte Stimmung. Die Scheinwerferlichter blitzen sekundenschnell in grellem rot, blau und grün auf, die meisten Zuschauer trugen dazu passende LED-Brillen. Die Leute wurden langsam warm und begannen mitzufeiern.

Ich muss zugeben, das sieht nicht übel aus. Von hier oben hatte ich einen super Überblick über alle Bereiche. Plötzlich hör ich durch mein Headset Lukes Anweisungen. "Kat, die Band geht gleich auf die Bühne, kannst du runterkommen und hier helfen? Irgendwer hat die Schilder abgehangen und wir müssen die falschen Wege versperren." 

"Na super", seufzte ich und sprintete die Treppe runter. "Und ich hatte Henry noch versprochen, dass die ätzende Beschilderung geklappt hatte."

Unten angekommen wies Luke mir einen Platz vor dem Zugang zur Brandschutztür neben den Gitarrenständern zu, damit niemand falsch abbog. Von hier aus stand ich nahe dran an der Bühne und hatte den Gang gut im Blick.

,,So, los die Band kommt auf die Bühne, dein Einsatz!"

Das letzte was ich noch hörte war ein "Ready Set Rock", kurz darauf wurde ich von einem großen, braunhaarigen Jungen mit etwas längeren Haaren umgenietet, der jetzt auf der Bühne sein Gitarrensolo einlegte. Unsanft landete ich inmitten der Gitarrenständer.

Ich wollte mich gerade beschweren, als diesmal ein blonder, großer Typ mich schon wieder umrennt, während ich verzweifelt versuchte mich aus dem Ständer zu befreien, in den ich so elegant gefallen war.

Kurz danach folgten ein blondes Mädchen und ein Junge mit kurzen braunen Haaren. Mir war nicht möglich, mehr zu erkennen, da es ziemlich dunkel hier hinten war. Allerdings machte keiner der beiden Anstalten mir hoch zu helfen.

Endlich stand ich wieder auf eigenen Füßen. Doch gerade als ich Luke durchs Headset das "OK" geben will und ich mich von der Tür entfernen wollte, bekomme ich unsanft einen Gitarrenhals in den Bauch gerammt und werde von einem weiteren blonden Kerl durch den Schwung erneut umgestoßen. 

Okay, das hat weh getan.

,,Alles OK?", fragte er erschrocken und reichte mir die Hand. Mit schmerzendem Bauch zog ich mich an seiner Hand hoch und stand endlich wieder auf meinen Beinen. ,,Sorry, ich hab dich nicht gesehen, es ist verdammt dunkel hier". Er lächelte mir noch kurz zu und verschwand dann seinerseits auch auf die Bühne.

Wenigstens hatte er sich entschuldigt.

,,Kat! Hey! Eine Antwort wäre nicht schlecht!" Bei Lukes Stimme die plötzlich in mein Ohr brüllte zucke ich zusammen.

,,Wie?Ja, bin da..." stottere ich und schaute in Richtung Bühne.

,,Ok, wenn alles geklappt hat, kannst du jetzt im Backstage Bereich beim Konzert zugucken", teilt Luke mir mit.

Doch ich steh schon so nahe es geht an der Bühne und dementsprechend an der Band, und höre mir ihre Songs an.

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Stay Lovely*-*

RaileyR5

Crazy. Stupid. Love.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt