"Was ist dein Problem?"

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Stiles schreckte aus dem Schalf hoch. Die Angst, erneut die Kontrolle zu verlieren ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. Abgesehen davon fühlte er sich schlecht. Das war allein Dereks Schuld! Weil er ihn in einen Werwolf verwandelt hatte, weil er in seinem Leben rumschnüffelte – wortwörtlich – und weil Stiles angefangen hatte ihn zu mögen. Wie ironisch war es denn, dass man jemanden versuchte zu hassen, weil man ihn mochte? Und wie ironisch war es erst, dass man die Kontrolle verlor, weil man eifersüchtig auf eine Frau war, die mit dem Mann zusammen war, den man versuchte hassen?
Es war nur ein Traum gewesen. Zumindest hatte Derek nichts davon gesagt, dass Werwölfe auch Vorahnungen hatten, aber es hatte ausgereicht. Stiles spürte noch immer die Verzweifelung und Wut, die er in diesem Traum empfunden hatte. Und das nur, weil Derek sich gegen ihn entschieden hatte. Dabei war das überhaupt keine Option. Weder für ihn, noch für Derek.
Er war in Lydia verliebt... gewesen. Seit der Verwandlung und Dereks Präsenz in seinem Leben, hatte er gar nicht mehr an sie gedacht. Er hatte sie weder beachtet, noch verspürte er jetzt den Wunsch mit ihr zusammen sein zu wollen. Waren die Gefühle aus seinem Traum am Ende doch echt gewesen?
Stiles schüttelte den Kopf. Nein, auf keinen Fall Derek. Und selbst wenn, dann hatte sein Alpha bestimmt nicht diese Art von Ineteresse an ihm. Stiles stand unter ihm, er war nur ein kleiner Highschool-Schüler und Derek Hale hatte sicher nichts fürs eigene Geschlecht übrig.
Stiles schnaubte. Das war doch zum verrückt werden. Bei dem Biss war sicher was schief gelaufen. Jetzt hatte er zu viele Derek-Bakterien im Kopf, die Halluzinantionen hervorriefen. Er musste einfach was am Kopf haben, wenn er über die Möglichkeit nachdachte, irgendetwas für Derek zu empfinden. Außer abgrundtiefen Hass, weil er in seinem Leben rumgepfuscht hatte. Ohne ihn hätte Stiles allerdings kein Leben mehr...
»So ein Schwachsinn!«, Stiles drehte sich auf die andere Seite und schloss die Augen. Er wollte wenigstens noch eine Stunde schlafen, bevor er aufstehen musste.

Erst die Türklingel riss ihn wieder aus dem Schlaf. Stiles krabbelte aus dem Bett, lief die Treppe runter und öffnete. Vor ihm stand Derek, mit ziemlich verstrubbelten Haaren und leichten Augenringen.
»Fertig?«, fragte er erschöpft.
»Womit?«
»Fürs Joggen.« Derek gähnte herzhaft und tat so, als wäre nichts passiert. Dabei steckte, auch ihm, die Nacht noch in den Knochen.
»Ich hab keine Lust«, entgegnete Stiles.
»Du kennst die Regel, wann willst du es nachholen?« Derek wollte sich nicht mit ihm streiten, dazu war er viel zu müde.
»Hmm...«, Stiles fasste sich nachdenklich ans Kinn. »Wie wärs mit gar nicht?«
»Stiles hör zu, gestern Nacht-«
»Das hat nichts mit gestern Nacht zu tun«, unterbrach Stiles ihn, »ich hab mich soweit unter Kontrolle, den Rest schaff ich allein. Du hast gesagt, dann brauchen wir das hier nicht mehr.«
Derek schloss die Augen und stieß Luft aus. Nun waren sie also wieder an diesem Punkt.
»Du hast nicht mal einen Vollmond hinter dir. Du bist nicht bereit.«
Stiles funkelte ihn wütend an. Er wollte Derek aber nicht mehr um sich. Zumindest dann nicht, wenn er ein solches Chaos in ihm hervorrief.
»Ich bin aber auch nicht mehr bereit, mit dir zu trainieren.«
Schon wieder stieß er ihn von sich. Derek senkte den Kopf und knurrte leise. Nach dem Gespräch gestern, wo er so viel von sich preisgegeben hatte, wog es umso schlimmer. Er hob den Kopf und war mit einem Satz bei seinem Beta.
»Pass auf Kleiner, ich werd dich sicher nich anbetteln, bei mir zu sein. Ich war bereit dir das Leben zu retten, ich war bereit dir zu zeigen, wie man es kontrolliert, damit du normal weitermachen kannst, aber wenn du meine Hilfe nicht willst, dann lassen wir es. Ich hab langsam wirklich genug von deinen Launen.«
Dereks Hand umschloss warnend Stiles' Kehle. Er wirkte auf einmal so kalt und bedrohlich. Stiles schluckte seine Bedenken herunter und grinste ihn provozierend an.
»Aber sei dir einer Sache sicher«, fuhr Derek fort. »Wenn du jemanden angreifst, dann werde ich da sein. Und zwar um dich aufzuhalten und nicht um dich zu schützen.«
»Drohst du mir jetzt damit, mich umzubringen?«, fragte Stiles gehässig.
»Nein ich drohe dir damit, dir ziemlich intensive, körperliche Schmerzen zuzuführen«, knurrte Derek. »Und sie werden eine Weile brauchen, um zu heilen, weil sie von mir stammen.«
Zornig stieß Stiles seine Hand weg. »Und bis es soweit ist, lässt du deine Finger von mir!« Er ging an Derek vorbei und sah sich nicht einmal um. »Verschwinde!«, rief er ihm zu. »Du hast hier nichts mehr zu suchen.«
»Bitte« Derek hob die Hände und lief hinaus. Sollte Stiles doch sehen, wie er klar kam.

In der Schule, lief es nicht wirklich gut für Stiles. Er war aufgewühlt, nach dem Streit mit Derek und unsicher, ob er nicht zu weit gegangen war. Wie viel Geduld hätte er, wenn er permanent gegen den Kopf gestoßen werden würde?
»Geht es dir gut?«, fragte Scott leise.
Er hatte sich auf dem Stuhl weit nach hinten gebeugt und sah seinen Freund an.
»Ja, warum?«
»Du siehst nicht so aus«, antwortete Scott.
Stiles konnte weder die Füße, noch die Hände still halten. Immer wieder riss er den Kopf herum, nach Geräuschen die Scott nicht mal wahrnahm. Das war sicher kein gutes Zeichen. »Vielleicht solltest du mal kurz an die Luft gehen«, schlug er vor.
Stiles zuckte mit den Schultern, er würde Mr Harris jetzt lieber nicht ansprechen.
»Gibt es ein Problem, Mr McCall?« Ihr Chemielehere hatte sich umgedreht und musterte die beiden argwöhnisch. Er wartete immer nur darauf, ihnen Nachsitzen aufzubrummen.
»Stiles geht es nicht gut«, sagte Scott und drehte sich langsam nach vorne. »Kann er kurz raus?«
»Nun, wenn Mr Stilinski sich nicht in der Lage sieht, dem Unterricht zu folgen, wäre es wohl besser wenn er geht.«
Die provozierende Stimme seines Lehrer ließ Stiles auffahren. Scott packte seinen Arm und sah ihn besorgt an. Sofort ließ Stiles den Kopf sinken. Nicht vor Scott, nicht vor Scott –wie ein Mantra sagte er es zu sich selbst.
»Wunderbar!«, entgegnete er und verließ schnurstracks das Klassenzimmer, bevor er doch noch die Kontrolle verlor.

Er lief zu den Toiletten, drehte den Wasserhahn auf und befeuchtete sein Gesicht. Das kühle Wasser tat gut. Er blickte in den Spiegel vor sich und versuchte eine Veränderung zu entdecken. Er fühlte sich plötzlich so unvollständig.
Ein fremder Geruch, riss ihn von seinem Anblick los. Sein innerer Wolf meldete sich und Stiles sah sich alarmiert um. War das ein anderer Wolf? Es war sicher nicht Derek.
Er konzentrierte sich etwas mehr, doch der Geruch war verflogen.
»Komisch«, murmelte er und sah wieder in den Spiegel. Er erschrak, als er seine Augen sah. Sie waren nicht mehr golden, sie waren orange. Derek hatte ihm mal was über Augenfarben erzählt. Ein Wolf ohne Rudel, ein Omega, hatte diese Farbe.
Sein Herz begann zu rasen. Er hatte seinen Alpha verloren. Seine Hände krallten sich ans Waschbecken, hilfesuchend, panisch.
Was hatte er bloß getan?
Ohne Derek konnte er das nicht schaffen, auch wenn er sicher war, es irgendwie kontrollieren zu können, ohne das gemeinsame Training. Das war er schließlich nur, weil er Dereks Rückhalt hatte. Einen immerwährenden Plan B.
Mit zittrigen Fingern versuchte er Derek anzurufen. Der Alpha ging nicht ran. Selbst beim dritten, verzweifelten Versuch nicht.
Einer seiner Mitschüler kam rein und sagte, dass er zurück in den Unterricht kommen sollte. Stiles schickte ihn weg.
In seiner derzeitigen Verfassung, war er eine tickende Zeitbombe. Er klammerte sich an das letzte bisschen Selbstbeherrschung, aber viel war davon nicht mehr übrig. Jetzt wo er allein da stand, hatte er das Gefühl nur noch halb so stark zu sein.
Ein zweiter Schüler kam. Stiles schickte ihn wieder weg. Mr Harris musste dringend aufhören, potenzielle Opfer zu ihm zu schicken. Bevor er am Ende wirklich noch ein Massaker auf dem Schulklo anrichtete, ging er zurück. Mit jeden Schritt wurde das Grollen in ihm lauter.

Blass und verschwitzt betrat Stiles den Klassenraum. Er zitterte mittlerweile am ganzen Körper. Mr Harris hielt inne und musterte ihn. Scheinbar überrascht, dass es Stiles wirklich nicht gut zu gehen schien. Der Mann hatte ja keine Ahnung!
Stiles setzte sich hinter Scott. Sein Wolf lauerte dicht an der Oberfläche und Stiles betete, dass nun niemand hastige Bewegungen machte oder erschrak.
»Kann ich dir irgendwie helfen?«, fragte Scott und drehte sich um.
Stiles schüttelte den Kopf. »Bleib einfach ruhig und unauffällig «, antwortete er.
»Mr McCall!«, rief Harris streng. Scott zuckte zusammen und Stiles kniff die Augen zu. Diese plötzlichen Emotionswechsel, waren Gift für ihn.
»Sie sind nicht Mr Stilinskis persönlicher Leibwächter. Wenn er etwas braucht, soll er zur Schulkrankenschwester gehen.«
Scott nickte knapp und richtete seinen Blick wieder zur Tafel.
Stiles war unterdessen dazu übergegangen kleine Triskelen auf ein Blatt zu zeichnen. Als er über die Bedeutung nachdachte, die Derek ihm verraten hatte, knallte er sein Heft zu. Omega. Da wollte er nichtmal drüber nachdenken. Das durfte nicht sein.
Als es endlich klingelte, sprang Stiles auf, schmiss die Sachen in seinen Rucksack und wollte hinausstürzen. Als er merkte, dass sein bester Freund ihm folgen wollte, drehte er sich um. »Gib mir ein paar Minuten«, bat er. Dann lief er los, doch schon auf dem Flur zeigte sich, wie überfordert er grade war. All die Emotionen seiner Mitschüler, die er nicht deuten könnte, schlugen auf ihn ein. Machten ihn nervös, ängstlich und sogar wütend.
Stiles versuchte nicht zu atmen, versuchte die dröhnenden Herzschläge zu ignorieren. Er musste hier weg, so viel stand fest. Mit schnellen Schritten flüchtete er zu den Umkleidekabinen. Dort war er allein und hatte Ruhe. Erleichtert sank er auf einer der Bänke, bevor ihm klar wurde, dass er nun in der Falle saß.
Da draußen, eine Menschenmenge die sich erst nach der Pause auflösen würde, aber zeitgleich würden die Lacrosse Spieler zum Sonder-Training hier reinmaschieren. Das bedeutete Jackson und das bedeutete nichts Gutes.
Also hatte er die Wahl, nur auf die Spieler loszugehen oder gleich auf alle Schüler. So weit durfte er es nicht kommen lassen.
Er rief Derek erneut an. Fünf mal, ohne eine Reaktion zu erhalten. Ernüchtert ließ er sich gegen das Gitter der Bank fallen. Das Gestell klirrte und wackelte. Derek war ihm zu nichts mehr verpflichtet. Das hatte er selbst so heraufbeschworen.
<Derek bitte, ich brauch dich. Hilf mir.>
Er schickte die Nachricht ab, ein letzter Versuch.

Derek ignorierte die Anrufe, so gut es ging. Stiles hatte sich von ihm abgewendet. Dann sollte er auch zu sehen, wie er klar kam. Die Verbindung zu seinem Beta war gekappt, auch wenn sein Wolf danach lechzte sie wieder aufzubauen. Derek wollte es nicht. Er wollte nicht länger für jemanden verantwortlich sein. Vor allem wollte er nicht länger vor den Kopf gestoßen werden. Es war verletzend und Derek schaffte unangenehme Sachen gerne aus dem Weg. Wenn möglich mit Ignoranz, damit machte man sich nicht die Finger schmutzig.
Als eine Nachricht aufblinkte sah er hin, sie war so kurz, dass er sie direkt lesen konnte. Sofort ballten sich seine Hände zu Fäusten. Nun konnte er sich nicht mehr einreden, dass Stiles versuchte, ihn grundlos zu erreichen. Er hatte offensichtlich große Probleme. Aber das war nicht sein Problem. Nicht mehr.
Widerwillig stand er auf. Er sollte vielleicht trotzdem in der Nähe sein, falls etwas passierte.

Er parkte den Camaro etwas abseits der Schule, dann lief er auf das Gebäude zu. Schnell hatte er Stiles ausgemacht, ohne es wirklich zu beabsichtigt zu haben. Sein panischer Herzschlag zeigte, dass er Angst hatte.
Derek rang mit sich. Sollte er ihm vielleicht doch helfen? Obwohl sein Kopf ganz laut 'Nein' sagte, betrat er das Schulgebäude. Er war verärgert darüber, nachgegeben zu haben. Das wirkte so einschüchternd auf die Schüler, dass sie ihm aus dem Weg gingen und eine Schleuse bildenden. Derek würdigte sie keines Blickes, ging zielgerade den Flur hinunter und riss die letzte Türe auf. Er wusste es waren die Umkleidekabinen. Er war früher selbst auf diese Schule gegangen.
Stiles zuckte erschrocken zusammen. Als er Derek erkannte, stieß er erleichtert Luft aus.
»Was ist dein Problem?«, fuhr Derek ihn an.
Stiles vermisste die Wärme und Fürsorge in seiner Stimme. Jetzt wo sie nicht mehr da war, fiel ihm erst auf, dass sie da gewesen war: Fürsorge. Derek hatte sich um ihn gesorgt, hatte sich um ihn gekümmert und Stiles hatte ihn immer wieder, ohne Vorwarnung, weggestoßen. Schuldbewusst senkte er den Blick.
»Ich kann dir nicht helfen, wenn du mir nicht sagst, was los ist«, sagte Derek kühl.
Stiles sah wieder auf. »Das ist alles zu viel«, gab er zu. »Ich kann nicht da raus, zu all den Leuten, mit ihren Gefühlen.«
»Dann warte, bis die Pause rum ist«, entgegnete Derek.
»Dann kommt die Lacrosse Mannschaft hier rein... und ich weiß nicht was schlimmer ist.«
Derek beobachtete ihn eine Zeit lang. Dann sah er sich um. Er gab nur einen Weg raus, denn über den Sportplatz konnten die nicht gehen, dort gab es Aufsichtspersonal.
»Ich will niemandem weh tun«, sagte Stiles leise. »Es tut mir leid.«
Derek sah auf. Damit meinte er ihn, oder? Genervt verdrehte er die Augen. Er würde gleich nachgeben. Da war er sich sicher. Stiles sah ihn mit diesem herzerweichenden Blick an und Derek hatte eh eine Schwäche für ihn.
Er seufzte und fasste ihn am Arm. »Gut, dann los. Sehen wir zu, dass wir hier raus kommen.«
Vor der Tür zögerte Stiles. Er sah unsicher zu Derek. Der Alpha drückte ihn ohne Vorwarnung gegen die nächste Wand und sah ihn mit roten Augen an. Stiles ließ den Kopf zur Seite fallen und entblößte seine Kehle. Derek strich mit der Nase über seinen Hals. Dann umfasste er Stiles' Kinn und blickte ihm geradewegs in die Augen. Stiles ging es durch Mark und Bein, dann spürte er seinen Wolf hervorkommen, als sei er gerufen worden. Seine Augen leuchteten golden auf und mit einem zufriedenen Lächeln, ließ Derek von ihm ab. Er hatte seinen Beta zurück.
»Bereit?«, fragte Derek.
Stiles nickte. Als Derek seine Hand erfasste und im Begriff war die Tür zu öffnen, zog Stiles ihn zurück.
»Wir können so nicht raus«, sagte Stiles und deutete auf ihre Hände.
»So ist es am einfachsten.«
»So sieht es aus, als wären wir... nachdem wir hier...«, stotterte Stiles. »Das ist die Highschool Derek. Die Leute hier vergessen nichts.«
Er könnte nie wieder zur Schule gehen, wenn alle dachten, er hätte was mit dem Werwolf am laufen.
Derek musste eigestehen, dass Stiles vermutlich recht hatte. Und Highschool-Schüler konnten wirklich grausam sein. Er ließ Stiles wieder los und sah zur Tür.
»Gut, probieren wie es erst so«, sagte er ging vor.
Stiles lief so dicht hinter ihm, dass er ihn vermutlich umrannte, sollte Derek einfach so stehen bleiben. Doch das war egal, Hauptsache er kam hier heil raus. Wobei er sich darüber die wenigsten Gedanken machen musste. Die anderen, um die ging es.
Er versuchte sich auf Dereks Geruch zu fokussieren. Bevor er ihn jedoch zu fassen bekam, mischten sich die Geräusche und Emotionen seiner Mitschüler dazwischen. Sein Kopf dröhnte wieder und er wurde unruhig, weil er mit den ganzen Gerüchen nichts anzufangen wusste. Er konnte sie nicht einordnen und das verwirrte ihn.
Als er auf Jackson zulief, wurde es immer schlimmer. Sein gehässiger Gesichtsausdruck reichte aus, er musste keine seiner Emotionen wahrnehmen. Der Typ hatte es auf ihn abgesehen.
Er griff nach Dereks Tshirt und knurrte leise. Sofort drückte der Alpha ihn gegen die nächste Tür. Er hatte schon bemerkt, wie schlecht es um Stiles' Beherrschung stand.
»Nicht hier, Stiles«, raunte er leise.
Ein Schauer lief dem Jüngeren über den Rücken, doch als er Jacksons Stimme hörte, knurrte er erneut.
Derek stellte sich dichter an ihn. Legte die Hände an seine Schläfen und bot so einen Sichtschutz. Stiles Augen leuchteten auf und seine Fangzähne brachen durch.
Warum war es plötzlich so schlecht um Stiles Kontrolle bestellt? Derek drückte sich gegen ihn, er hatte die letzten Male gemerkt, dass es ihn beruhigte.
»Such dir einen Anker, Stiles«, sprach er. »Such dir irgendein Gefühl, eine Erinnerung, die stark ist. Halt dich daran fest.«
Derek wartete einen Moment ab, dann redete er leise weiter. »Dieser Anker zeigt dir deine menschliche Seite.«
Stiles wusste nicht wirklich, was Derek ihm damit sagen wollte. Er ging gedanklich alles durch, was ihm einfiel. Nichts schien irgendwie hilfreich, bis er an seinen Ausflug mit Derek ins Einkaufszentrum dachte. Wie er Derek dazu bekommen hatte, dass andere Leute an ihm rochen, wie er es über sich hatte ergehen lassen. Wie die alte Frau in angeniest hatte und wie ihm selbst klar geworden war, dass er bei Derek sein wollte. Stiles hatte Spaß gehabt an diesem Tag. Blendete man die Sache mit dieser Stella aus, die ihm immer noch nachlief, war es eine wirklich coole Aktion gewesen und Derek hatte mitgemacht.
Er konzentrierte sich ganz darauf, dann spürte er, wie er lockerer wurde und sein Wolf sich zurückzog. Er atmete Dereks Geruch ein, spürte wie sein Gewicht gegen ihn drückte. Sein Fokus lag nun auf ganz ihm. Er schloss die Augen und fühlte wieder die Verbindung, zu seinem Alpha.
Er lächelte, sah Derek an und erkannte den Stolz in seinem Gesicht.
»Gut gemacht«, lobte er und löste sich wieder von ihm.
In diesem Moment fragte Stiles sich wirklich, wie er es schaffte ihn immer wieder vor der Kopf zu stoßen. Derek war toll, dass hatte er bereits zu seinem Vater gesagt, aber jetzt wurde ihm klar, wie ernst er das meinte.
»Was willst du jetzt tun?«, fragte Derek.
»Es wäre vermutlich besser, zu gehen«, antwortete Stiles.
Derek nickte zustimmend. Es konnte niemand genau sagen, was heute noch passieren würde.
»Gehen wir«, sagte Stiles.
Zufrieden lächelnd legte Derek einen Arm um ihn und zog ihn mit sich.
»Du triffst meinen Geschmack, Stiles«, rief Danny ihm lachend zu.
Stiles nickte ergeben. Dann musste er kurz lachen. Das würde er so schnell nicht wieder bereinigen können.
»Wie meint er das?«, fragte Derek.
Er hatte noch immer den Arm um ihn gelegt, als müsse er ihn beschützend hinaus führen.
»Das willst du jetzt lieber nicht wissen«, erwiderte Stiles.
Und er wollte lieber nicht das Risiko eingehen, das Derek losließ.

Seit fünf Minuten stand der Camaro in der Auffahrt des Sheriffs. Die ganze Zeit wartete Derek auf eine Reaktion seitens Stiles. Der saß jedoch nur stumm auf seinem Sitz. Derek musste grinsen. Diese Anhänglichkeit war mal eine nette Abwechslung.
»Da wären wir«, sagte Derek. Er war sich bewusst, wie überflüssig es war.
Stiles gab einen zustimmenden Laut von sich, dann sah er Derek erwartungsvoll an.
»Worauf wartest du?«
Stiles zuckte mit den Schultern.
»Soll ich dich zur Tür bringen?«
Stiles schüttelte den Kopf.
»Soll ich dich woanders hinbringen?«
Erneutes Kopfschütteln.
»Stiles...«, Derek seufzte, »was willst du dann?«
Sein Beta sah unsicher auf. Die ganze Zeit schon fummelte er an seinem Rucksack.
»Ich will das du bei mir bleibst«, nuschelte er leise.
Derek hatte sich sowas schon gedacht. Trotzdem hatte er es von ihm hören wollen. »In Ordnung... was machen wir jetzt?«
»Aussteigen?« Stiles Miene erhellte sich.
Derek musste lachen. Sie saßen hier fünf Minuten dumm rum, weil Stiles sich nicht traute zu fragen? Vielleicht verständlich, nach allem was heute war. Er hatte ihn hängen lassen. Stiles hatte Angst gehabt.
»Tut mir leid, dass ich vorhin nicht auf deine Anrufe reagiert hab«, sagte er plötzlich. »Du hattest Angst, das hätte nicht sein müssen.«
»War meine eigene Schuld«, gestand Stiles ein.
»Wird trotzdem nicht mehr vorkommen«, versicherte ihm Derek.
Stiles schloss für einen kurzen Augenblick die Augen und kaute auf seiner Lippe. Warum verzieh der Kerl ihm eigentlich jedes Fehlverhalten? Würde es jemals wieder jemanden in seinem Leben geben, der so zu ihm war? Bevor er sich stoppen konnte, hatte er sich schon herüber gebeugt und schloss seine Arme um Derek. Er vergrub die Nase in seiner Halsbeuge und hauchte ein »Danke«. Er wusste, dass er grade viel zu emotional reagierte, aber er war noch immer aufgewühlt.
Derek hob nur zögernd seinen Arm und legte ihn auf Stiles Rücken. Sein Onkel hatte damals gerne von 'Welpen' gesprochen, wenn es um frisch gebissene Werwölfe ging. Grade konnte Derek sehr gut nachempfinden, wie er das gemeint hatte. Vorsichtig bewegte er seine Hand. Strich ihm berihugend über den Rücken. Normalerweise tat er sowas nicht. Er legte keinen Wert auf körperlichen Kontakt mit anderen. Schon gar nicht solchen. Aber er hatte vorhin schon bemerkt, dass er bei Stiles eine Ausnahme machte. Es hatte ihn selbst überrascht, das er freiwillig einen Arm um ihn gelegt hatte.
Während Stiles sich der Nähe hingab, wurde es ihm immer bewusster:
Er war nicht von Derek abhängig und er war auch nicht auf ihn angewiesen. Das war es nicht, was ihm so eine Angst gemacht hatte, als er dachte, er hätte ihn verloren.
Er brauchte ihn nicht, er wollte ihn! Er wollte genau das – seine Nähe, seine Fürsoge, Zärtlichkeit.
Er löste sich von seinem Alpha und sah ihm in die Augen. Dieses unergründliche darin, bewunderte er. Er zog seine Lippe zwischen seine Zähne und schüttelte gleichzeitig den Kopf. Jetzt hatte er wirklich ein Problem und dabei würde Derek ihm auch nicht helfen können.
Als er sich ganz von ihm lösen wollte, umfasste Derek sein Kinn und zog ihn wieder näher. Stiles Herz geriet aus dem Takt. Was hatte Derek denn jetzt vor? Oder hatte er etwas gemerkt?

Reborn - Mit dieser Entscheidung musst du lebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt