"Was bedeutet das jetzt?"

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Stiles starrte voller Entsetzen auf die Leichen. Zwei Frauen und ein Mann, mehr ließ sich auf den ersten Blick nicht erkennen. Ihre Gesichter waren zerkratzt und blutüberströmt. Die Kleidung zerissen, und jeder von ihnen hatte tiefe Wunden an Beinen und Oberkörper. Offiziell ging man von einem Tierangriff aus; weil Dereks Handy dort lag und er etwa im selben Alter war, dachte man, er wäre dabei gewesen und nur geflohen. Sollte es aber den kleinsten Verdacht geben, dass es sich nicht nur um einen Tierangriff handelte, würde Derek wirklich Probleme bekommen.
»Ich weiß nicht, wie mein Handy hier hin gekommen ist«, sagte Derek zum Sheriff.
»Und ihr wart wirklich nicht hier?«, vergewisserte John sich nochmals.
Stiles schkuckte hart. Sein Vater hatte wohl Angst, dass er das gewesen sein könnte. Er hätte es auch gewesen sein können, wenn er nicht irgendwann Dereks Hilfe angenommen hätte.
»Dad, wir waren den ganzen Tag bei Derek und sind erst vorhin in den Wald, aber hier waren wir nicht... Wirklich nicht.« Stiles stellte sich zu seinem Alpha, der immer noch über die Leichen gebeugt war.
»Dann werd ich euch glauben«, sagte der Sherrif. »Derek, sieh dich um und sag mir später, was du davon hältst. Ich werde zu meinen Männern gehen. Wenn ihr hört, das wir zurück kommen, müsst ihr verschwinden.« Mit schnellen Schritten entferente der Sheriff sich. Es hatte ihn viel Mühe gekostet, seine Leute vom Tatort wegzulotsen. Sie suchten nun die Straße ab, nach Hinweisen.
»Das war dieser andere Werwolf«, sagte Derek und sah Stiles an. »Es sieht allerdings ganz danach aus, als hätte er sich noch nicht unter Kontrolle.«
Während Derek weiter die Wunden betrachtete, versuchte Stiles sich auf die Gerüche zu konzentrieren. Es dauerte eine Weile, bis er sie zuordnen konnte. Die Opfer hatten Todesangst gehabt. Der Mann war vermutlich der erste gewesen. Seine verbliebenen Emotionen waren am schwächsten. Dann fokusssierte Stiles sich auf den Geruch des Werwolfes. Er war eindeutig zurück in den Wald gelaufen. Aber da war noch was...
»Entweder handelt es sich um einen wilden Werwolf oder er wurde frisch gebissen. In dem Fall weiß er vielleicht gar nicht, was er tut«, sprach Derek weiter und drehte sich nach Stiles um, der scheinbar dabei war einer Fährte zu folgen. »Hey, hier geblieben!«
»Ich hau schon nicht ab«, sagte Stiles und blieb stehen. Er blickte nachdenklich in den Wald. »Ich glaube du hast recht. Sie weiß nicht was sie tut oder eher, was sie dazu bringt.«
»Sie?« Derek trat verwundert näher.
»Ja, riechst du das nicht?«, fragte Stiles. »Dieser künstliche Erdbeer-Vanille Geruch? Ich denke es ist irgendein 3$ Parfüm aus dem Supermarkt.« Demnach war Stiles nächste Vermutung, dass sie etwa in seinem Alter war. Höchstens einpaar Jahre älter oder jünger.
»Du hast recht«, stimmte Derek erstaunt zu. Überrascht blickte er seinen Beta an.
»Du könntest wenigstens so tun, als würde es dich nicht so wundern, dass ich das anwenden kann, was du mir beibringst«, entgegnete Stiles beleidigt und lief zurück. »Ihre Emotionen sind vollkommen wiedersprüchlich. Wut, Freude, Angst, Ekel, Erregtheit – sie bekommt also mit was sie tut, kann es aber nicht steuern.« Erwartungsvoll drehte sich Stiles zu Derek. Das musste er jetzt erklären.
»Ich denke ihr Wolf ist noch nicht voll entwickelt«, kam Derek der stummen Aufforderung nach. »Sonst würde sie völlig diesem Rausch verfallen und erst Skrupel empfinden, wenn der Vollmond vorrüber ist. Es ist höchstwahrscheinlich ihre erste Verwandlung.«
»Bei mir war es anders«, erinnerte sich Stiles.
»Ja, dein Wolf war stark genug, dass du gewissenlos auf deinen besten Freund losgegangen wärst«, stimmte Derek zu.
Stiles spannte sich jeden Muskel in seinem Körper an. Er dachte nicht gern an seinen ersten Vollmond zurück. »Danke, dass du es mir nochmal so deutlich vor Augen führst«, zischte er.
»Jetzt hast du es doch schon ganz gut unter Kontrolle«, versuchte Derek ihn zu beschwichtigen.
»Sah das vorhin aus, als hätte ich was unter Kontrolle?« Er wäre niemals so über Derek hergefallen, wenn es so wäre. »Aber gut, warum ist es so? Warum war mein Wolf einen Tag nach dem Biss so stark, während ihrer es nicht ist? Wir können sie schon länger wahrnehmen, also muss der Biss schon länger her sein.«
Derek zuckte mit den Schulter. »Dein Wolf ist... Du bist...« Derek musste kurz überlegen, was genau er sagen wollte, »Ihr zusammen seid sehr stark. Ich weiß nicht, wieso es so ist. Ich hatte anfangs nie damit gerechnet, dass du dich so schnell erholst und dich wirklich am ersten Vollmond verwandelst. Dein innerer Wolf besitzt eine Menge Kraft. Allein wie schnell du im Stande bist zu heilen, ist für einen Beta ungewöhnlich. Dazu noch deine mentale Stärke... Das macht es fast unmöglich ein Alpha für dich zu sein.«
Stiles grinste breit. Mentale Stärke, nette Umschreibung für seine Sturheit. Aber Derek lag da nicht ganz richtig. Stiles sah ihn schon als Alpha an, aber nur wenn er auch einer war. Manchmal kam einfach nur zuviel Derek Hale durch und dem musste und wollte er nicht blind folgen. Er trat an Derek heran und sah ihm tief in die Augen. »Du bist mein Alpha«, versicherte er. »Und ohne dich bin ich nicht ansatzweise so stark. Jedenfalls fühlt es sich nicht so an.«
Derek konnte nicht leugnen, dass ihn diese Tatsache freute. Er wollte nunmal wichtig für Stiles sein.
»Sag mal, heilt eigentlich alles schneller?«, fragte Stiles plötzlich.
»Klar, je nach größe der Verletzung, warum?«
Stiles fasste an Dereks Kinn und drückte es zur Seite. »Weil ich dir da echt nen ordentlichen Knutschfleck verpasst hab«, stellte er fest.
Dereks Hand zuckte hoch zu seinem Hals. Er hatte noch nie sowas wie einen Knutschfleck gehabt. Selbst seine Freundin Paige hatte damals keinen Zustande gebracht, einfach weil er zu schnell heilte. »Das kann kein Knutschfelck sein«, sagte Derek.
Stiles holte atmete genvert aus. »Wenn ich es dir doch sage.« Er zog sein Handy heraus und schoss ein Foto, »... hier, siehst du? Es ist ganz eindeutig einer.«
Derek starrte völlig fassungslos auf Stiles' Handy. »Wie hast du das denn hinbekommen?«
»Du warst vorhin dabei, oder?« Stiles steckte den Handy zurück in die Tasche und blickte wieder zu den Leichen. Sie waren schon länger tot, der Verwesungsgeruch wurde immer stärker.
»Tut mir leid, wegen vorhin«, sagte Derek plötzlich.
»Du meinst deine Ablenkung?«
»Ja«, Derek warf einen flüchtigen Blick zu Stiles, dann sah er wieder zu den Opfern. »Ich wusste du würdest drauf eingehen, also war es der einfachste Weg, dich aufzuhalten. Ich hatte aber nicht gedacht, dass es so ausaten würde.«
Dereks Geruch änderte sich. Stiles Stirn zog sich in Falten. War das Scham? Wenn ja, dann wollte er das gar nicht wahrnehmen. Er hatte ja schon vermutet, dass Dereks Kuss einen tieferen Nutzen hatte, aber war es zu viel verlangt, dass es ihm trotzdem gefallen hatte?
»Ich denke, wir haben jetzt andere Probleme«, entgegnete Stiles. »Und du hast gesagt es ändert sich nichts, also...« Er sah zu Derek, der traurig auf die Leichen blickte.
»Zwischen uns wird sich auch nichts ändern«, sagte er leise.
»Hey, du konntest das nicht verhindern«, versuchte Stiles seinen Alpha aufzubauen. Auch wenn es ihn wunderte, wie sehr Derek das mitnahm. »Sie ist zu uns in den Wald gekommen, nachdem sie das getan hat. Es ist nicht deine Schuld.«
»Aber alles was jetzt folgt, ist meine Schuld«, sagte Derek und sah Stiles an. »Ich habe dich verwandelt...«
Stiles verstand nicht. Was sollte denn passieren? Er war sich sicher, dass sie den Werwolf finden würden und dann könnte Derek ihr helfen, so wie er auch ihm geholfen hatte.
»Drei Tote an Vollmond, augenscheinlich ein Tierangriff«, fasste Derek monoton zusammen. »Es wird nicht lange dauern bis die Jäger hier auftauchen und die Gefahr eliminieren wollen... Ich hab dich zu einem Werwolf gemacht, also ist es meine Schuld, dass sie auch dich jagen werden.«
Stiles lief es eiskalt den Rücken runter. Er lächelte unsicher und versuchte das letzte bisschen Hoffnung zusammenzukratzen. »Aber wir haben doch gar nichts gemacht«, sagte er.
»Das macht für sie keinen Unterschied. Sie töten jeden Werwolf, egal wie alt, egal ob unschuldig oder nicht.« Derek drehte sich zu seinem Beta und rieb sich über das Gesicht. Er würde Stiles beschützen so gut er konnte. Er würde jede verdammte Kugel für ihn abfangen, aber am Ende, würde ihn das auch nicht retten. Am besten wäre es, wenn die Jäger gar nicht erst herausfinden würden, dass er ein Werwolf war.
Bevor Stiles noch etwas sagen konnte, erregten Stimmen und Schritte seine Aufmerksamkeit.
»Wir müssen verschwinden«, sagte Derek und zog Stiles mit sich.

Als sie wieder am alten Haus der Hales ankamen, sah Stiles in den Himmel. Er spürte, wie der Einfluss des Mondes nachließ, je tiefer er sank.
»Warum hatte ich mich vorhin wieder unter Kontrolle?«, fragte er nachdenklich.
»Weil dein Wolf bekommen hat, was er wollte«, erklärte Derek. »Sollte das nochmal vorkommen, sollten wir uns vielleicht lieber aus dem Weg gehen.«
Stiles nickte zustimmend. Natürlich wollte Derek es weder auf diese, noch eine andere Weise wiederholen. Aber ganz abgeneigt konnte er ihm ja auch nicht sein. Er hatte es schließlich nicht über sich ergehen lassen, es hatte ihm auf irgendeiner Art und Weise gefallen. Er war nicht grade wenig erregt gewesen, von dem, was Stiles getan hatte.
»Ich will nicht, das irgendwann doch was zwischen uns steht«, sprach Derek weiter. Er wollte die Beziehung zu Stiles keinesfalls wegen etwas Körperlichem riskieren. Endlich hatte er wieder jemand einen festen Platz in seinem Leben.
»Okay«, Stiles konnte nicht verhindern, dass ihn diese Aussage kränkte. Bedeutete es doch schließlich, dass Derek sich nicht auf dieselbe Art zu ihm hingezogen fühlte, wie es bei Stiles der Fall war. »Was hältst du davon, wenn wir zu mir gehen, frühstücken und auf meinen Dad warten?«
Stiles fragte zwar, aber er rechnete nicht wirklich mit einer anderen Antwort als Ja. Das Derek nun so zögerte und ihn komisch ansah, machte Stiles ein wenig Angst.
»Es war ne lange Nacht«, sagte Derek schließlich. »Ich denke, du solltest erstmal was schlafen. Du kannst mir ja bescheit sagen, wenn dein Dad zuhause ist.«
»Ich soll ohne dich schlafen?«, fragte Stiles völlig entrüstet. Er hatte sich an Derek als Bettnachbarn gewöhnt.
»Nun ich denke nicht, dass du in den nächsten Tagen irgendwelche Probleme mit deinem Wolf haben wirst. Nachdem Vollmond sollte er ruhig sein. Also spricht doch nichts dagegen, oder?«
Alles in Stiles protestierte. Natürlich sprach nichts dagegen, dass Stiles auch mal wieder eine Nacht allein verbrachte. Er wollte es nur schlichtweg nicht.
»Natürlich nicht«, brachte er stockend hervor. Dann drehte er sich um und blickte auf den Camaro. Das einzige Fahrzeug, vor dem Haus.
»Ich kann dich eben fahren«, bot Derek an, als er das Problem bemerkte.
»Lass mal... ich laufe.« Schlaf würde Stiles sowieso nicht finden. Nicht nachdem er wusste, dass dieser andere Werwolf Hilfe brauchte, nicht nachdem er wusste, dass es in Beacon Hills bald vor Jägern wimmeln würde und erst recht nicht, nachdem er Derek geküsst hatte.
Er ging schnell ins Haus, packte seine Sachen zusammen und verabschiedete sich schnell von Derek. Das er nun wusste, dass Stiles auf ihn stand, reichte. Er sollte nicht auch noch merken, wie schwer es Stiles fiel, ohne ihn zu sein. Während er langsam die Straße hinab lief, brach der Morgen herein. Die Sonne bahnte sich langsam ihren Weg zwischen den Wolken hervor. Nun war diese turbulente Nacht endlich vorbei.
Statt schlafen zu gehen oder auf seinen Vater zu warten, versuchte Stiles, nachdem er geduscht und gegessen hatte, Scott zu erreichen. Meistens war sein bester Freund früh auf. Vielleicht hatte er auch an diesem Sonntagmorgen glück. Soweit er wusste, hatte Melissa Nachtdienst gehabt. Also standen die Chancen ganz gut, dass Scott ebenfalls wach war und grade frühstückte.
»Ja?«, nuschelte Scott ins Telefon. Scheinbar saß er wirklich am Frühstückstisch.
»Hast du Zeit, gleich?«, fragte Stiles.
Er hörte, wie Scott schwer schluckte und sich kurz räusperte.
»Klar, was ist passiert?« Er kannte Stiles gut genug, um zu wissen, dass er was hatte.
»Nichts... also ich bin gestern nicht Amok gelaufen, falls du das jetzt denkst.«
Scott atmete erleichtert aus.
»....frag ihn, ob er schon gegessen hat«, hörte Stiles Melissa im Hintergrund reden.
»Ja, ich hab schon gegessen«, antwortete Stiles, bevor sein bester Freund fragte. Er liebte die mütterliche Art, die Melissa bei ihm an den Tag legte. Unmittelbar wurde ihm bewusst, wie lange er sie schon nicht mehr gesehen hatte oder dort übernachtet hatte. Es war schön, morgens mit ihr und Scott zu frühstücken. Sogar ihre erzieherischen Maßnahmen wusste Stiles zu schätzen.
»Okay«, antwortete Scott. »Ich mach mich fertig und komm so in einer halben Stunde.«
Stiles lächelte, was würde er bloß ohne Scott tun? Er war immer da, er stand immer hinter ihm. Selbst jetzt, wo er jeden Grund hätte sich abzuwenden.

Derek lag auf seinem Bett. Den Geruch seines Betas in der Nase. Genau bei ihm waren auch seine Gedanken, dabei sollte er sich schleunigst um andere Dinge Gedanken machen. Hauptsächlich über die Jäger, denn das war die größte Gefahr. Er musste es schaffen, dass sie von Stiles nichts mitbekamen. Und er musste diese Werwölfin finden. Sie durfte keinen weiteren Schaden anrichten. Vielleicht könnte er die Jäger auch auf ihre Spur führen und so von sich und Stiles ablenken. Es wiederstrebte ihm zwar, Werwölfe an Jäger auszuliefern, aber hatte er eine Wahl? Wenn er sie nicht selbst aus der Stadt locken wollte nicht.
Lange schaffte es nicht, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Immer wieder spielte sich die Szene im Wald vor seinen Augen ab. Dieser Kuss, es war der erste seit beinahe drei Jahren gewesen. War es da ein Wunder, dass er noch immer erregt war? Oder das er mehr wollte? Jeder hatte Bedürfnisse und Derek hatte seine jahrelang ignoriert. Nun ließen sie sich nicht mehr ignorieren und das obwohl er einen klaren Kopf brauchte. Die Nacht hatte gezeigt, wie unachtsam er deswegen war. Am Ende war es noch seine Schuld, wenn Stiles etwas zustieß. Das würde er sich niemals verzeihen.
Seufzend drehte Derek sich auf den Bauch. Streng genommen brachte ihm dieser Junge nur Ärger. Seitdem Stiles Teil seines Lebens war, war alles anstrengender – aber auch schöner. So ganz einsam wollte Derek nicht mehr sein. Es war ein großsartiges Gefühl ein Alpha zu sein. Jemanden zu haben, der hinter einem stand und einem vertraute. Jemanden, den er vertrauen konnte. Denn auch wenn Stiles sich oft gegen ihn auflehnte, so wusste er, er konnte sich auf ihn verlassen. Also würde er alles in seiner Macht stehende tun, um ihn zu beschützen. Das bedeutete, er musste was gegen seinen Zustand unternehmen, so viel stand fest. Sonst würde er sich von Dingen ablenken lassen, die ihm oder Stiles das Leben kosten könnten.
Früher hatte er das auch hinbekommen. Sobald er sich nicht mehr hundertprozentig unter Kontrolle hatte, weil sich dieses Bedüfnis nach Befriedigung meldete, hatte er sich jemanden gesucht. Eine Nacht, mehr war es nie, aber es reichte aus. Auch wenn dieses Gefühl von Befridigung nur kurz währte.
Um nicht weiter seinen Gedanken nachhängen zu müssen, stand Derek auf und lief eine Runde durch den Wald. Ihm war klar gewesen, dass er nach dieser Nacht, keinen Schlaf finden würde.

Als es klingelte sprang Stiles auf und rannte zur Tür. Er nahm Scotts vertrauten Geruch wahr und riss sie auf. Sein bester Freund zuckte zusammen.
»Wow, doch so dringend?«, fragte er und ließ sich von Stiles ins Haus ziehen. Wenn er genauer drüber nachdachte, sollte er vorsichtiger sein. Stiles war gefährlich, zumindest konnte er das werden. Er schaffte es aber nicht, ihn so zu sehen. Sein Vertrauen zu Stiles ging über jegliche Vernunft hinaus.
»Du glaubst nicht, was passiert ist«, sagte Stiles und lief die Treppe hoch. »Ich glaub es ja selbst nicht ... «, und so begann er von den Geschehnissen der letzten Nacht zu berichten. Als er fertig war, starrte Scott ihn entsetzt an.
»Drei Leichen?«, fragte er.
»Ja, Stiles nickte«, »und wir haben uns geküsst.«
Scott musste lachen. Ein anderer Werwolf, drei Tote, aber Stiles Prioritäten lagen woanders.
»Und was heißt das jetzt?«, fragte Scott.
»Das mein erster Kuss mit Derek Hale war«, sagte Stiles und zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung was es bedeuten soll. Ich denke für ihn bedeutet es nichts. Es war Mittel zum Zweck.«
Scott warf ihm einen zweifelnden Blick zu. Kein erwachsener Kerl, der nicht wenigstens ein bisschen auf Männer stand, ließ sich zu einen Kuss hinreißen, nur um jemanden zu beschützen.
»Vielleicht hab ich das alles auch falsch interpretiert«, sagte Stiles. »Vielleicht denke ich nur, dass ich mich zu ihm hingezogen fühle oder tiefere Gefühle für ihn hab.« Vor Derek stand er schließlich ausschließlich auf Frauen oder auf Lydia, das konnte man nun sehen, wie man wollte. »Er hat gesagt, er weiß, dass ich auf ihn stehe und dass das nichts zu sagen hat. Wenn ich wirklich so verknallt wäre, dann hätte er das doch auch merken müssen, oder? Dann hätte er was gesagt oder mich gar nicht erst geküsst... Ich mein das macht man doch nicht, jemanden küssen, der in einen verknallt ist, ohne dass es was bedeutet.«
»Man kann nicht behaupten, dass Derek in den Dingen logisch denkt«, gab Scott zu bedenken. Für sowas fehlte Derek einfach das Zwischenmenschliche. »Was denkst du denn, ist das zwischen euch, wenn du nicht in ihn verliebt bist?«
Stiles zuckte mit den Schultern. Er hatte da den ganzen Morgen drüber nachgedacht. Da waren verschiedene Sachen bei rum gekommen.
»Er ist mein Alpha. Vielleicht stehen sich Alphas und Betas wirklich so nahe, wie er immer sagt. Ich kenn mich mit Werwölfen schließlich nicht so aus. Vielleicht ist es aber auch, weil er der erste ist, der sich um mich sorgt und für mich da ist. Ich kann mich auf ihn verlassen, ohne das er eine Gegenleistung verlangt. Ich mein diese Fürsorge, vielleicht hat mir das einfach gefehlt.«
Scott zog die Stirn kraus. Klang nach Ausrede, vor allem aber klang das nicht so gut für ihn.
»Ich bin auch für dich da«, sagte er beleidigt.
»Ja, aber anders... ist schwer zu erklären«, sagte Stiles schnell. »Scott du bist mein Bruder, ohne dich würde die Welt untergehen... mit Derek wird sie nur ein bisschen besser.«
Stiles grinste ihn entschuldigend an und Scott verzieh ihm die Aussage augenblicklich. Trotzdem war er von Stiles' Gedanken nicht überzeugt.
»Ich hab gesehen, wie du ihn ansiehst. Ich glaub nicht, dass das nur daran liegt, dass er dein Alpha ist.«
»Aber wissen tust du es auch nicht«, hielt Stiles dagegen. Er wollte das es so war. Das wäre für alle Beteiligten einfacher und er musste nur jemanden finden, den er noch attraktiver fand, als Derek. Dann würde er ihn auch nicht mehr so verrückt machen. Derek hatte schließlich gesagt, dass man auf mehrere Leute stehen konnte, ohne das es was bedeutete.
»Okay, genug von diesem Werwolfs-Gefühls-Quatsch. Ich hab das neue Gears of War dabei, hast du Bock?« Scott zog das Spiel aus seiner Jackentasche und wedelte damit vor Stiles' Gesicht herum. Sein bester Freund schnappte danach und freute sich. Zum Glück hatte er Scott. Ohne ihn würde er den Bezug zur normalen Welt völlig verlieren.

Es dauerte fast den halben Tag, bis der Sheriff endlich nach Hause kam. Sie hatten Suchtrupps losgeschickt, die Spuren ausgewertet und Zeugenaussagen aufgenommen. Die kleine Schwester, von einem der Opfer, war spurlos verschwunden. Dereks Aussage fehlte auch noch, aber John hatte seinen Kollegen versichert, sich selbst drum zu künmern. Nun fühlte er sich wie gerädert und brauchte dringend etwas Schlaf, doch abschalten konnte er noch nicht. Er wollte Dereks Meinung hören.
Als er zum Zimmer seines Sohnes hochging und Stimmen hörte, klopfte er kurz an. Dann öffnete er die Tür und war überrascht Scott zu sehen.
»Wo ist Derek?«, fragte er seinen Sohn.
»Bei sich Zuhause?« Stiles war irritiert.
»Warum?« Der Sheriff hatte sich an Stiles und Derek im Doppelpack gewöhnt. Er hatte nicht erwartet, Derek nicht anzutreffen.
»Weil er da wohnt vielleicht?« Stiles blickte seinen Vater prüfend an, dann fiel ihm ein, warum er Derek suchte. »Er hat gesagt, ich soll ihm bescheit geben, wenn du reden willst. Also soll ich ihn anrufen oder willst du erst schlafen?«
»Ich muss erst mit ihm reden«, antwortete John. »Sag ihm, dass ich warte.«
Als sein Vater die Türe schloss zog Stiles sein Handy hervor. Er war kurz davor die Nummer von Derek zu wählen, als ihm wieder einfiel, was sie die Nacht getan hatten. Plötzlich wurde ihm ganz heiß. Sie wollten zwar kein Ding draus machen, aber irgendwie war es eins.
»Schick ihm doch ne Nachricht«, schlug Scott vor. Natürlich hatte er Stiles durchschaut.
»Gute Idee«, antwortete Stiles erleichtert. Er tippte schnell auf seinem Handy herum und steckte es wieder weg.
»Ich hau dann jetzt ab«, sagte Scott während er aufstand. »Du kannst mir ja später berichten, ob dein Vater schon was rausgefunden hat.«
Stiles nickte und begleitete ihn zur Tür, nach einer brüderlichen Umarmung ging Scott zum Auto seiner Mutter und nur wenige Minuten, nachdem Stiles die Tür geschlossen hatte, klingelte es erneut. Stiles nahm seinen Alpha wahr und augenblicklich kribbelte sein Bauch so stark, dass ihm beinahe schlecht wurde. Er lief zur Tür, öffnete sie. Irgendwas an Derek war anders. Stiles starrte ihn eine Weile an, um den Fehler zu finden, bis Derek ergeben seufzte.
»Es ist der Schal«, sagte er und trat ein. Dabei schob er Stiles an der Hüfte aus dem Weg und verschlimmerte dieses Kribbeln um ein Vielfaches.
»Warum der Schal?«, fragte Stiles mit kratziger Stimme.
Derek zog ihn etwas runter und offenbarte den Knutschfleck. Stiles zog erstaunt die Augenbrauen hoch.
»Das Ding ist immer noch da?«, fragte er.
Derek nickte, obwohl es offensichtlich war, und zupfte den Schal wieder zurecht. Noch nie hatte er sich um sowas Gedanken machen müssen.
»Oh«, mehr war Stiles nicht im Stande zu sagen, denn egal wie unpassend es war, irgendwie freute es ihn.
»Ich glaub mein Dad ist im Wohnzimmer«, setzte Stiles nach. Er folgte seinem Alpha und fand seinen Vater wirklich in eine Akte vertieft auf der Couch. Er sah kurz auf, lächelte und deutete ihnen an, zu warten.
»Da seid ihr beide ja«, sagte er nach wenigen Sekunden. Scheinbar hatte er nur den letzten Satz zu Ende lesen wollen.
»Ja das sind wir«, stimmte Stiles zu und setzte sich. Er hatte sich nie in der Situation befunden, aber es kam ihn grade so vor, als würde er seinem Vater seinen Freund vorstellen. Der Sheriff musterte die beiden akribisch. Stiles fühlte sich unwohl und auch Derek schien es nicht zu gefallen.
»Ihr habt mir noch immer nichts zu sagen?«, fragte der Sheriff.
»Wie haben wirklich nichts mit dem, was letzte Nacht passiert ist zu tun«, versicherte Stiles nochmals.
»Das mein ich auch gar nicht«, entgegnete der Sheriff und legte die Akte zur Seite. »Also habt ihr noch nichts zu sagen«, murmelte er leise. Sein Blick blieb kurz an Dereks Schal haften. Der Werwolf wiederstand dem Drang den Sitz zu überprüfen.
»Ich fand es gar nicht so kalt heute«, ließ der Sheriff verlauten. »Aber gut, kommen wir zum wichtigen Teil«, verkündete er, »du musst morgen aufs Revier und eine Aussage machen, Derek. Aber jetzt erzählst du mir erstmal, was du von dem Angriff von letzter Nacht hältst.«
Während Derek erzählte, beobachtete Stiles seinen Vater. Irgendwas an ihm war komisch. Waren das grade versteckte Andeutungen gewesen? Wusste er, was zwischen ihm und Derek im Wald passiert war? Nein, das konnte er unmöglich wissen.

Nachdem der Sheriff unmissverständlich klar gemacht hatte, dass sie gemeinsam zu Abend essen würden, verschwanden Stiles und Derek nach oben. John legte sich auf die Couch und erlaubte sich für einpaar Stunden die Augen zu schließen. Stiles schmiss sich oben nicht weniger erschöpft aufs Bett.
»Bleibst du bis zum Essen hier?«, fragte er Derek. Der nickte kurz und setzte sich zögernd neben ihn.
»Okay, dann machs dir gemütlich, dich erwartet ein stundenlanges, langweiliges Fernsehprogramm. Und bevor du auf andere Ideen kommst: Ich werd mich keinen Zentimeter mehr rühren, ich hab nämlich keine Sekunde geschlafen.«
Während Stiles durchs Programm schaltete, legte Derek sich neben ihn. Er fühlte sich heute genauso komisch wie gestern, in Gegenwart seines Betas.
»Heute ist Sonntag. Du musst sowieso nicht trainieren«, erinnerte er.
»Stimmt« Stiles nickte, starrte aber weiter auf den Fernseher. »Hier, das gucken wir«, beschloss er und legte die Fernbedienung an die Seite. Egal wie nervös Derek ihn werden ließ, jetzt wo er bei ihm war, war alles gut.
Stiles legte sich gemütlich hin, schaffte es aber nicht lange dem Film zu folgen. Seine Augen wurden immer schwerer und er dämmerte immer weiter in den Schlaf.
Derek spürte irgendwann nur noch, wie sich ein warmer Körper an seinen schmiegte. Er zwang sich die Augen zu öffnen und sah auf seinen schlafenden Beta. Ihm ging jetzt nicht weniger durch den Kopf, aber hier, neben Stiles, hatte er keine Chance. Der Schlaf übermannte ihn. So dachte er auch nicht weiter nach, sondern zog ihn näher an sich und schloss wieder die Augen.
Als er die Augen das nächste Mal öffnete, waren Stiles' Lippen so unglaublich nah. Die Vernunft ignorierend überbrückte den kleinen Abstand. Stiles wurde langsam wach und erwiderte den Kuss immer intensiver. Derek spürte, wie sein Glied immer stärker pulsierte und sich mit Blut füllte. Innerhalb von Sekunden war er hart. Und das ohne das Stiles ihn anfasste. Das kannte er so nicht. Er suchte nach Stiles Hand und legte sie auf die ordentliche Ausbuchtung seiner Hose. Um seine Reaktion zu sehen, öffnete der die Augen. Stiles grinste in den Kuss, erwiederte seinen Blick schließlich und begann die Beule zu massieren. Derek stöhnte rau auf. Er wollte es so sehr, dass er selbst begann, seine Hose zu öffnen. Er zog sie soweit runter, dass seine Erektion freigelegt war und griff wieder nach Stiles' Hand. Sie zitterte, aber für Derek war es bloß Unsicherheit. Er legte sie um sein zuckendes Glied, fuhr einpaar mal mit Stiles zusammen auf und ab, ehe er ihn los ließ. Sein ganzer Unterkörper zog sich lustvoll zusammen. Er stöhnte in den Kuss, zog Stiles noch näher und eroberte seinen Mundraum. Noch nie war er so erregt gewesen. Es traten so viele Lusttropfen hervor, dass er geschemidig durch Stiles' Hand glitt. Immer und immer wieder, bis Stiles seinen Griff lockerte und langsamer wurde. Derek drängte sich ihm sofort entgegen, löste sich von seinen Lippen und hauchte eine leises »Bitte« dagegen. Stiles grinste wieder, umfasste ihn stärker und trieb Derek zu einem heftigen Orgasmus. Der Alpha entlud sich laut stöhnend zwischen ihnen, stieß solange in Stiles Hand, bis die Eichel zu gereizt war, um noch Weiteres auzuhalten. Dann rollte er sich auf den Rücken. Sein Herz raste plötzlich immer schneller und er riss die Augen auf. Nun sah er einen schlafenden Stiles neben sich. Er spürte die Nässe in seinen Shorts und konnte es nicht so wirklich glauben. Es war nur ein Traum gewesen. Es war gut, dass es nur ein Traum gewesen war, aber musste es ausgerechnet Stiles sein?
Er krabbelte vorsichtig aus dem Bett und lief ins Bad, ein bisschen überfordert sah er an sich herab. Dann säuberte er alles, so gut es ging, aber dieses feuchte Gefühl blieb. Nun ein bisschen Strafe musste sein, vor allem, weil es sich immer noch gut anfühlte. Derek hatte das alles ganz anders in Erinnerung. Vielleicht sollte er doch endlich mal wieder Sex haben. Dieses Gefühl von grade, hätte er jedenfalls ganz gern nochmal.
Als er zurück zu Stiles ging, lag dieser wach auf den Bett. Er lächelte Derek an, aber irgendwas stimmte nicht.
»Ich dachte du wärst gegangen«, erklärte der Beta.
»Hab ich einen Grund aus deinem Bett zu flüchten?« Derek lachte unsicher. Hoffentlich hatte Stiles nichts mitbekommen.
»Naja, du sagtest zwar, dass sich nichts zwischen uns ändert... aber der Kuss...«
»Vergiss ihn einfach«, sagte Derek schnell. »Erinner dich an irgendeinen anderen.«
Stiles verzog das Gesicht und nickte halbherzig.
»Das war dein erster Kuss?«, fragte Derek leicht schockiert. »Du bist echt ein Spätzünder«, entfuhr es ihm darauf unbedacht.
Stiles schaubte auf, griff nach dem nächsten Kissen und schleuderte es Derek entgegen.
»Manchmal hasse ich dich für deine Art«, knurrte er. Er hatte da nie viele Gedanken dran verschwendet, aber nun war es ihm unangenehm. Denn jetzt wusste Derek, dass er eine absolute Jungfrau war und seine einzige Erfahrung sich darauf beschränkte, sich einen runterzuholen. Er hielt ihn nun sicher für totalen Trottel.
»Okay, schon gut«, sagte Derek beschwichtigend. Stiles Puls raste schon wieder beängstigend schnell. »Falls es dich beruhigt, davon hat man dir absolut nichts angemerkt.«
Er ließ sich peinlich berührt neben Stiles nieder und sah ihn an.
»Danke...« Stiles wusste nicht, was er sonst sagen sollte. Er schaffte es ja kaum, Derek anzusehen.
»Bitte« Derek ballte seine Hände und sah auf sie hinab. Machte natürlich Sinn Komplimente für einen Kuss zu verteilen, der besser nie stattgefunden hätte.

Bis zum Abendessen, hatten Stiles und Derek sich wieder gefasst. Derek hatte zwar ein schlechtes Gewissen wegen seines Traumes, aber das war im Grunde alles ganz logisch. Er hatte gut drei Jahre in selbst auferlegter Enthaltsamkeit gelebt. Stiles zu küssen, hatte ihn erregt, natürlich musste sein Kopf das irgendwie verarbeiten. Und überhaupt war es leichter, sich das alles mit Stiles vorzustellen. Er vertraute ihm, die Überwindung, sich auf ihn einzulassen wäre am geringsten. Zumindest von diesem Standpunkt aus. Denn alles andere hinderte ihn daran. Stiles war auf ihn angewiesen, minderjährig und Jungfrau. Derek konnte ihn nicht einfach für ein bisschen Spaß benutzen und dann wieder so tun, als sei nichts gewesen. Das würde alles kaputt machen und dafür war er ihm zu wichtig.
»Hey Derek«, Stiles fuchtelte wild mit den Händen vor seinem Gesicht herum, bis Derek sie wegschlug. »Was willst du trinken? Ich fragte dich kein 6. Mal.«
»Bier«, antwortete Derek und schnappte sich zwei Flaschen aus dem Kühlschrank. Eine reichte er John und setzte sich zu ihm, an den Esstisch. Sekunden später kam Stiles mit einer großen Auflaufform zum Tisch. Makkaroni mit Tomatensoße und Fleischbällchen. Stiles hatte es vorhin Makkaroni-Massaker getauft. Derek hob bei dem Gedanken daran die Augenbrauen. Stiles war wirklich zu jung für ihn, manchmal merkte man das ganz deutlich. Aber darüber brauchte er nicht mehr nachdenken.
Ob wohl die Unschuld aus seinen Augen weichen würde, wenn er das erstes Mal Sex hatte?
»Großer Gott«, murmelte Derek. Er musste damit aufhören.
»Was? Schmeckts nicht?«, fragte Stiles. Bevor Derek antwortete, probierte er selbst. Alles war in Ordnung.
»Doch, doch...« Derek stocherte in seinem Essen herum und steckte sich schnell etwas in den Mund, als er Stiles bösen Blick auffing.
Es blieb erstaunlich still beim Essen. John stand die Müdigkeit noch ins Gesicht geschrieben und Stiles wirkte abwesend. Der Schal, den Derek immer noch trug, kratzte über seine Haut. Von Sekunde zu Sekunde wurde dieses Beisammensein unangenehmer. Vor einpaar Wochen noch, liebte Derek nichts mehr, als die Ruhe, die seine Einsamkeit mit sich gebracht hatte und nun konnte er sie nicht mehr ausstehen. Sie gab ihm zu viel Spielraum zum nachdenken. Er kam sich vor, als hätte er was falsch gemacht, dabei konnte es doch niemand wissen. Würde er seine Gedanken in die Tat umsetzen, nun dann würde er ziemlich genau wissen, was er falsch gemacht hatte.
»Ich denke es ist Zeit ins Bett zu gehen. Die Nacht steckt uns allen noch in den Knochen.« Der Sheriff erhob sich schwerfällig. »Gute Nacht, Jungs. Bis morgen früh.«
Stiles und Derek blickten John hinterher. Müde erklomm er die knarrende Holztreppe.
»Das heißt dann wohl, wir räumen den Tisch ab«, seufzte Stiles und stand auf. Seine Motivation hielt sich in Grenzen.
»Eigentlich heißt es, du räumst den Tisch ab, ich bin zu Gast«, stellte Derek klar. Trotzdem erhob er sich und stapelte die Teller.
»In welchem Universum fällt deine Anwesenheit noch unter Gast?«, fragte Stiles und nahm die Teller. Derek zog eine Grimasse und folgte ihm mit dem restlichen Geschirr, dann ließ er das Spülwasser ein.
»Ich glaub dein Vater hat sich ein bisschen Ruhe verdient. Er arbeitet zu viel.«
Stiles hielt inne und betrachtete Derek einen Moment. »Man könnte meinen, du magst meinen Dad.«
Derek ließ sich nicht beirren und wusch den ersten Teller ab. Stiles Blick bohrte sich jedoch erwartungsvoll in seine Haut.
»Ich muss dich enttäuschen«, sagte er irgendwann. »Du bist nicht der einzige Stilinski, an dem mir was liegt.«
Stiles blieb dicht vor ihm stehen und lächelte verhalten. »Ich denke, ich werd irgendwann drüber hinwegkommen.« Dann musste er lachen und steckte Derek gradezu damit an. Der Alpha ließ seine Hand über den Rücken des Jüngeren gleiten und ließ sie letztendlich auf der Taillie ruhen. Im gleichen Moment bereute er es. Er sollte diesen Körperkontakt nicht suchen, das war nicht gut für ihn.
»Hilfst du mir, bitte?« Derek deutete auf die abgewaschenen Teller. Stiles, grade noch von dieser halben Umarmung verzaubert, starrte den Alpha erstaunt an. Dann schnappte er sich das blau-karierte Geschirrtuch und trocknete ab.
»Gewöhn dir das bloß nicht an«, sagte Stiles. »Ich glaub deinem Bitte kann ich kein Nein entgegensetzen.«
Derek dachte an seinem Traum zurück. Da war Stiles seinem Bitte auch unverzüglich nachgekommen. Kopfschüttelnd spülte er die letzten Sachen ab. Das musste dringend aufhören!
Als sie fertig waren, lehnte Stiles sich erschöpft über die Küchenzeile. Derek hatte gemerkt, wie müde er war. Die ganze Zeit hatte er schon gegähnt. Er ließ seinen Blick über den Körper seines Betas schweifen und musste einmal mehr eingestehen, dass Stiles dieses ganze Werwolfdasein stand. Seine Schultern waren ein ganzes Stück breiter geworden und die angespannten Muskeln zeichneten sich deutlich unter seinem Tshirt ab. Als Stiles seinen Kopf zu ihm drehte, erstarrte Derek ertappt.
»Gehen wir schlafen?«, fragte Stiles.
Eigentlich hatte Derek nicht vorgehabt, die Nacht bei ihm zu verbringen. Doch so wie er ihn ansah, brachte er es nicht übers Herz, ihm das zu sagen. Selbst für John schien dieser Zustand schon zur Gewohnheit geworden zu sein. Also folgte er Stiles nach oben, zog seine Hose aus und legte sich ins Bett. Sein ganzer Körper vibrierte, als sich die Matratze hinabsenkte und der Beta zu ihm kam. Wäre er das nicht – sein Beta, wäre er einpaar Jahre älter, dann würde Derek sich vermutlich nicht zurückhalten. Aber die Situation war anders, sonst läge er auch nicht neben ihm. Sie würden sich nicht mal kennen.


Reborn - Mit dieser Entscheidung musst du lebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt