Am nächsten Morgen erwachte Stiles allein. Aus irgendeinem Grund hatte er das nicht erwartet. Niedergeschlagen schob er die Decke zur Seite und rollte aus dem Bett. Er ging kurz in sich, dann hörte er einen schnellen Herzschlag. Unsicher tapste er hinaus und rieb sich über die Augen. Derek war trainierte auf dem staubigen Boden, vor der Veranda. Er machte einen Liegestütz nach dem anderen, ohne aufzusehen und was noch viel schlimmer war, ohne Tshirt. Stiles tat sich wirklich schwer damit, nicht auf den feucht glänzenden Rücken zu starren. Derek schnaufte und schien völlig außer Atem. Er tat das wohl schon eine ganze Weile.
»Hast du wieder nichts zum Anziehen?«, fragte Stiles halbernst.
Dereks Kopf zuckte leicht, aber er ignorierte ihn weiter. Dabei wollte Stiles unbedingt seine Aufmerksamkeit. Er wollte in seine Augen sehen, um zu wissen, ob er sauer war.
»Hast du überhaupt geschlafen?«, fragte er weiter.
»Ja« Derek schien nicht begeistert von Stiles' Anwesenheit. Die patzige Antwort, ließ Stiles noch unsicherer werden. Er hatte keinesfalls vorgehabt, Derek zu verärgern.
»Tut mir leid, wegen heute Nacht«, sagte Stiles leise. »Ich wollte dir sicher nicht zu sehr auf die Pelle rücken. Ich wollte einfach nur ...« Stiles schüttelte den Kopf. Derek sah ihn ja nicht mal an, wozu also die Entschuldigung?
Als er sich umdrehte, um reinzugehen, sah er aus dem Augenwinkel, wie Derek aufstand. »Ich habe sehr gut geschlafen... Danke«, sagte Derek und lief an seinem Beta vorbei, ohne ihn anzusehen. Stiles zog irritiert die Stirn kraus. Dieser leicht aggresive Unterton, passte ihm nicht.
»Was ist dann?«, fragte Stiles und lief hinterher.
»Ich bin es nunmal nicht gewohnt in den Armen von irgendjemandem aufzuwachen«, entgegnete Derek.
»Ich bin nicht irgendjemand!«, stellte Stiles gekränkt klar. »Außerdem wach ich fast jeden Morgen in deinen auf.«
»Ja genau, du in meinen.« Das war etwas anderes, zumindest fühlte es sich beim Aufwachen anders an, wenn man jemanden im Arm hielt oder gehalten wurde.
»Und das ist jetzt das Problem?«, wollte Stiles wissen. Er klebte an Derek und ließ nicht mal eine handbreit Platz. Die Ohren gespitzt, um eine Lüge zu erkennen. Den Geruch konnte Derek leider verbergen.
»Nein«, antwortete Derek. »Und wenn ich der Meinung wäre, dass ich mein Problem mit dir besprechen müsste, würde ich das tun.«
Das war mehr, als ein Wink mit dem Zaunpfahl. Stiles bließ beleidigt die Wangen auf und blieb stehen. Hauptsache er hatte keine Geheimnisse und rannte mit jedem Problemchen zu Derek. Das war doch nicht fair.
»Du bist ein grießgrämiger, grantiger Alpha«, sagte Stiles beleidigt. »Falls jemand mal zu dir sagt, du sollst dich mit nur drei Worten beschreiben, das sind sie. Meinetwegen ersetzt du Alpha durch Idiot, dass ist dann noch treffender.«
Derek presste die Lippen aufeinander. Langsam drehte er sich zu Stiles um und taxierte ihn mit seinem Blick. Wie konnte er bloß so unverschämt sein? Derek war sein Alpha, dass musste ihm doch einen gewissen Grundrespekt einbringen. Stiles schien diese Tatsache völlig zu ignorieren. Kurz vergaß Derek sogar, warum er derart angespannt war. Ruppig griff er nach der kleinen grünen Flasche auf dem Tisch und trat vor Stiles.
»Hier, Frühstück«, ranzte er ihn an.
»Du weißt hoffentlich, dass ich das nicht als Frühstück anerkenne«, sagte Stiles. »Und auch, dass ich das selber kann...« Trotzdem öffnete er den Mund.
»Deaton sagte zwei Tropfen und bevor du auf komische Ideen kommst, geh ich lieber auf Nummer sicher.« Derek träufelte die Flüssigkeit auf Stiles' Zunge und sah zu, wie seine Lippen sich wieder schlossen. Ein leichter Schauer zog sich über seinen Rücken, als er an die letzte Nacht dachte. Für einen winzigen Augenblick, hatten seine Lippen, die von Stiles berührt. Sofort verbannte Derek diesen Gedanken aus seinem Kopf.
»Weißt du eigentlich, dass wir auch gut mit der Hälfte von dem, was du von dir gibst, über den Tag kommen würden?«, ging er ihn plötzlich an.
Stiles starrte ihn mit aufgerissenem Mund an. Er wollte etwas entgegnen, irgendwas Beleidigendes, aber ein Teil von ihm war viel zu getroffen. Der schlagfertige Teil jedoch, scharrte mit den Hufen. Daher grinste er selbstsicher und beugte sich ein Stück vor. Ganz dicht vor Dereks Gesicht. »Weißt du, du hast einfach noch nicht die richitge Technik gefunden, mich zum Schweigen zu bringen.«
Derek schluckte mehrmals. Natürlich hatte er direkt eine Methode vor Augen, der er selbst nicht ganz abgeneigt war. Ob Stiles darauf hinaus wollte? Bevor er jedoch versuchen konnte, aus ihm schlau zu werden, ließ der Jüngere ihn stehen. Obwohl Stiles darauf brannte herauszufinden, ob der Kuss real gewesen war, verließ er en Raum. Ansonsten wäre seine Ansage nur halb so wirkungsvoll.
Dieses ständige Auf und Ab mit Derek zehrte an Stiles' Nerven. Irgendewas stand nun zwischen ihnen und er wusste nicht, was es genau war. Zu allem Überfluss spürte er nun auch noch den herannahenden Vollmond. Mit jeder Minute wurde sein Einfluss stärker und ließ Stiles' Emotionen hochkochen. Er gab sich die größte Mühe, nicht wütend zu werden. Dabei war er es, vor allem auf sich selbst. Er hätte Derek einfach einen kräftigen Tritt geben sollen, damit er aufwacht und es dabei belassen sollen, anstatt sich um ihn zu kümmern. Dann wären sie nun nicht in dieser Situation und würden sich auch nicht aus dem Weg gehen.
Als Stiles es kaum noch aushielt, suchte er nach Derek. Sein Alpha riss grade die letzten Überbleibsel der Veranda ab und hielt kurz inne, als er Stiles bemerkte. Ohne aufzublicken setzte er sein Tun fort. Bestimmt zehn Minuten blieb Stiles unbeachtet.
»Gehts dir nicht gut?«, erbarmte sich Derek irgendwann.
»Ich weiß es nicht«, antwortete Stiles.
»Du kannst mir helfen, das powert dich etwas aus.« Derek richtete sich auf und sah Stiles endlich an. »Sobald der Abend hereinbricht, treffen wir Vorkehrungen für die Nacht.«
Stiles nickte knapp, dann lief er zu Derek hinunter.
»Das ganze alte Holz kommt weg«, erklärte er. »Übermorgen kommt eine Lieferung, ich werde die Veranda komplett neu aufbauen.«
Stiles nickte erneut, dann begann er auch schon Brett für Brett abzureißen, während Derek es neben dem Haus stapelte. So vergingen einige schweigsame Stunden. Aber Stiles innerer Wolf schien beruhigt, seit er in Dereks unmittelbarer Nähe war. Einige Male warf Stiles einen verstohlenen Blick auf Dereks nackten Oberkörper, bis er selbst den Sinn dabei erkannte. Sein Shirt klebte mittlerweile schweißnass an ihm, kurzerhand tat er es Derek gleich und zog es aus.
»Zum Glück hab ich Wechselsachen hier«, sagte er und rieb sich mit dem Shirt den restlichen Schweiß weg. Derek blieb regungslos stehen und starrte Stiles an. Herr im Himmel, lass das ein Traum sein! Wie sollten sie den Vollmond bloß hinter sich bringen, ohne das Stiles' Jungfräulichkeit darunter leiden würde? Nun konnte er Stiles' Reaktion auf seinen nackten Oberkörper auch verstehen. Zu gerne würde er ihm jetzt sagen, er sollte augenblicklich was drüber ziehen. Aber es war Stiles und er würde solange nach dem Warum fragen, bis Derek antwortete.
»Wir machen eine Pause«, verkündete Derek kurzerhand.
»Was?«, fragte Stiles überrascht. »Ich hab mich grade ausgezogen.«
»Ja, das seh ich«, grummelte Derek und lief mit den letzten Brettern neben das Haus. »Und bevor du noch mehr ausziehst, weil dir der Schweiß den Arsch runter läuft, machen wir eine Pause.«
»Du denkst, ich würde hier blank ziehen?«, fragte Stiles entsetzt. »Du hast einen Knall!«
Er ließ sich nicht beirren und machte weiter. Derek durfte halb nackt rumrennen, tat er es, war es ein Grund zur Flucht. Einfach Großartig!
»Mach du deine Pause, ich mach weiter«, sagte Stiles verärgert.
»Du weißt schon, dass ich der Alpha bin und die Anweisungen gebe?« Derek starrte ihn erwartungsvoll an. Dabei rechnete er nicht wirklich damit, dass Stiles einlenkte.
»Du machst mir höchstens Vorschläge und auf diesen geh ich nicht ein«, hielt Stiles dagegen.
Derek beobachtete ihn einen Moment. Er war aufgewühlt; ob es ihn anstrengte, sich immer gegen ihn aufzulehnen? Vermutlich. So über seinen Instinkten zu stehen, verlangte viel Selbstbeherrschung. Das war schon fast wieder beeindruckend.
»Als was siehst du mich eigentlich?«, fragte Derek nachdenklich.
Stiles blieb wie angewurzelt stehen, zuckte mit den Schultern und blickte sich kurz um. »Keine Ahnung!«
Schnaufend entfernte sich Derek, unter Stiles kritischem Blick. Warum war Derek so versessen darauf, dass er sich ihm unterordnete? Es klappte doch so eigentlich ganz gut zwischen ihnen.
Die restlichen Stunden bis zum Vollmond versuchte Derek Stiles wieder aus dem Weg zu gehen. Er fühlte sich heute nicht wohl in seiner Gegenwart. Irgendwas machte es mit ihm, er fühlte sich seltam. Und das schlimmste war, er hatte das Gefühl einfach nur nachgeben zu müssen und alles wäre gut. Er wollte am liebsten nicht mehr von diesen großen, braunen, erwatungsvollen Augen angesehen werden. Nie wieder.
Wahrscheinlich war er selber schuld, dass Stiles sich ihm nicht unterordnete. In seinem Zustand machte er keinen all zu starken Eindruck. Die halbe Zeit sah er Stiles vermutlich nicht mal als Beta an, eher als Freund. Warum er dann zwischendurch drauf bestand, dass sie die Rangordnung einhielten? Reiner Selbstschutz. Es war wie eine Mauer, die er versuchte hochzuziehen. Nur war Stiles leider eine erbarmungslose Abrisskugel, die alles wieder zerstörte. Mit einem Lächeln, einem Blick.
Er sollte Stiles später so weit von sich fernhalten wie es ging. Nur zur Sicherheit.
Während Stiles weiterhin draußen beschäftigt war, begann Derek zu kochen. Er schnippelte Gemüse und warf alles zusammen in einen großen Topf. Er hatte sich eine elektische Herdplatte besorgt, die nur an Strom angeschlossen werden musste. Darauf ließ sich nichts Großartiges zubereiten, aber für heute würde es ausreichen. Als Derek so da stand und in dem großen Topf herum rührte, verfiel er wieder seinen Gedanken. Vielleicht wurde es langsam doch Zeit für eine Frau in seinem Leben. Immerhin stand er grade am Herd und kochte für jemanden. Als Alpha war das sicher nicht seine Aufgabe. War er überhaupt ein richtiger Alpha? Sein Rudel bestand aus einem aufmüpfigen Beta. Dann war es halt als Mann war es nicht seine Aufgabe zu kochen!
»Steinzeit denken...«, seufzte Derek. Er versorgte sich seit Jahren selbst und war von niemandem abhängig. Warum war es ihm plötzlich so wichtig, ein Alpha zu sein, zu dem jeder aufblickte? Oder der Mann zu sein, den man erwartete, wenn man ihn sah?
»Hey, du...« Stiles steckte den Kopf in die Küche und sah Derek an. Er war immer noch sauer, aber Derek stellte lächelnd fest, dass Stiles seinen Ärger nicht über das Essen stellte.
»Hunger?«, fragte Derek.
»Naja, vielleicht ein bisschen«, antwortete Stiles.
»Dann deck schonmal den Tisch.«
Tisch war eine wirklich nette Bezeichnung für das, was Derek da zusammengebastelt hatte. Wie das meiste in diesem Haus, war es nur provisorisch. Die beiden Stühle die sie hatten, waren noch von früher. Sie hatten den Brand überlebt. Das Esszimmer glich noch immer einer Ruine. Überall lag Schutt, Derek hatte erst vor einpaar Tagen dafür gesorgt, dass der Raum Licht hatte. Allerdings hatte er es nicht richtig angeschlossen. Als Stiles den Lichtschalter drückte, sprang ein kleiner Funke über und die Birne war hinüber. Ängstlich blickte er in die Küche, aber Derek sagte nichts. Er hatte es nicht mitbekommen, also nahm Stiles den Kerzenständer und stellte ihn auf den Tisch. Dazu packte er die beiden Schüsseln und stellte das Besteck auf den Tisch. Drei Löffel, drei Gabeln und ein Messer, zusammengepackt in einem Becher, mehr besaß Derek nicht. Er hatte grade die Kerzen angezündet, als Derek mit dem Topf zu ihm kam.
»Ich dachte, zur Feier des Tages halten wir es etwas romantischer?«, erklärte Stiles zögerlich, als er Dereks Blick auffing. Der Ältere zog kurz die Augenbrauen zusammen, dann atemte er geräuschvoll aus.
»Du hast den falschen Lichtschalter gedrückt, hab ich recht?« Er hatte es ihm doch eigentlich oft genug gesagt, er hatte den richtigen sogar angezeichnet, damit Stiles sich das merkte. Der Jüngere scharrte mit einem Fuß auf dem Boden herum, wirbelte dabei etwas Staub auf und blickte unschuldig auf. »Tut mir Leid.«
Augenverdrehend stellte Derek den Topf auf den Tisch. Er wackelte und Derek sah besorgt zu den Kerzen. Er mochte kein Feuer. Kerzen waren grade noch am Rand des Ertäglichen, aber nicht wenn der Tisch wackelte. Als Stiles den besorgten Blick bemerkte, hob ein Stück Holz vom Boden auf und klemmte es unter das Tischbein. Dann rüttelte er vorsichtig daran. »Siehst du? Bombenfest!«, sagte er.
Derek lächlete und setzte sich. Er rührte mit der Suppenkelle nochmal durch den Topf, dann füllte er sich und Stiles etwas auf.
»Wow, Suppe«, sagte Stiles und setzte sich. »Soll ich mich jetzt freuen, dass ich dir die Mühe wert bin, dass du kochst oder mir Sorgen machen, weil ich dir dann doch nicht so viel Mühe wert bin?«
»Das ist eher sowas wie eine Familientradition«, sagte Derek und begann zu essen. Stiles blickte ihn jedoch fragend an, also ließ er den Löffel wieder sinken. »Meine Mutter hat das früher für uns an Vollmond gekocht und sie hatte es von ihrer Mutter. Es gehörte irgendwie dazu«, erklärte Derek.
»Okay«, Stiles rührte unsicher in seiner Suppe herum. »Dann danke, dass du es bei mir weiterführst.« Er kam sich blöd vor, aber irgendwie bedeutete es ihm auch viel.
»Du bist Familie«, kam es Derek voreilig über die Lippen. Stiles sah ihn sofort wieder an und Dereks Herz begann zu rasen. »Also du bist Teil meines Rudels und Rudel ist Familie«, setzte Derek nach. Das das Rudel nur aus Stiles bestand, ließ er mal außer Acht.
Stiles lächelte leicht, dann begann er zu essen. Derek beobachtete ihn. Der Kerzenschein warf Schatten auf Stiles Gesicht. Es ließ ihn geheimnisvoll wirken. Die Ruhe und Selbstverständlichkeit, mit der sie zusammen am Tisch saßen und aßen, ließ in Derek wieder dieses vertraute Gefühl von hochkommen und wenn er sich so umsah, dann war hier kein Platz für eine Frau - und das lag nicht daran, dass es nur zwei Stühle gab. Eine Frau, eine andere Person, würde einem Eindringling gleichkommen. Stiles und er, dass war alles was Derek brauchte. Gegen John hatte er auch keine Einwände, sie hatten sich in den letzten Wochen angenähert. Derek mochte ihn. Er vertaute ihm.
»Schmeckt gut«, sagte Stiles. Dabei war es nicht wirklich das, was er sagen wollte. »Wie gehts gleich weiter?«
»Wir gehen in den Wald«, erklärte Derek. »Dort ist es ruhig und wir sind allein.« Sein eigentliches Vorhaben behielt er noch für sich. Das musste er Stiles später in Ruhe erklären.
Zwei Stunden später, war es soweit. Stiles hatte nichts gesagt, aber Derek spürte, wie sein Beta zunehmend unruhiger wurde. Er schaffte es keine Minute still zu sitzen oder zu stehen. Er redete kein Wort und machte ständig was mit seinen Händen, was wiederum Derek nervös werden ließ.
»Was hast du da in der Tasche?«, fragte Stiles.
»Siehst du gleich.«
Angespannt verstärkte Derek seinen Griff. Er hoffte inständig, Stiles würde einsichtig sein. Vielleicht würde gar nichts weiter passieren, abgesehen von Stiles' Unruhe, aber falls doch... Derek wollte ihn nicht verletzten oder angreifen. Er war nicht mal sicher, ob er das könnte. Wenn Stiles ihn irgendwie ablenkte und sich davon stahl, hätte Derek ein großes Problem. Wenn Stiles nicht auf ihn reagieren würde und er ihn anders in Zaum halten musste – ein Szenario, welches Derek tunlichst vermeiden wollte.
An einer lichteren Stelle des Waldes blieben sie stehen. Der Mond erhellte alles und die Bäume hier waren stark genug, einen Werwolf in Ketten, aufzuhalten.
»Okay, hör zu«, Derek ließ die Tasche zu Boden sinken und holte die Kette heraus. Stiles Augen weiteten sich schockiert. »Ich denke für uns beide wäre es besser, wenn wir dich einfach fesseln und warten, bis alles vorbei ist.« Derek trat näher an ihn heran und sortierte die einzelnen Glieder der Kette. »So muss ich dir nicht weh tun und du kannst auch niemandem weh tun.«
Stiles holte tief Luft, versuchte den Kloß in seinem Hals herunter zu schlucken. Das hatte er nicht erwartet. Derek traute ihm so wenig zu, dass er so eine Sicherheit brauchte? Niemand von ihnen wusste, was passieren würde, aber musste man vom Schlimmsten ausgehen?
»Du kettest mich also an einen Baum?«, fragte Stiles mit belegter Stimme. »Wie ein Tier?«
Derek lief es einkalt den Rücken runter, er sah Stiles nicht an, aber er wusste, dass er verletzt war. »Glaub mir, es ist am Besten so«, sagte Derek und begann Stiles' Handgelenk mit der Kette zu umwickeln.
»Du weißt, was das Beste für mich ist... Hast du oft genug gesagt«, murmelte Stiles abwesend. Er leistete keinen Wiederstand, aber er fühlte sich furchtbar.
Derek blickte immer wieder zur Kette und dem Gesicht des Jüngeren. Sollte er das wirklich tun? Wenn er ganz ehrlich war, dann war seine größte Sorge, dass er selbst schwach wurde und Stiles zu nahe kam. Aber sollte er deswegen Stiles' Vertrauen aufs Spiel setzen? Ein Blick genügte, um zusehen, dass er alles zerstören würde, was sich zwischen ihnen entwicklet hatte. Er seufzte, dann nahm er das andere Ende der Kette und wickelte es um sein eigenes Handgelenk. Stiles sah irritiert auf.
»Ich will nicht das Risiko eingehen, dass du abhaust und ich dich aufhalten muss«, sagte Derek.
»Und wenn ich dir weh tue?«, fragte Stiles besorgt.
»Darüber mach ich mit keine Sorgen«, erklärte der Alpha. »Vielleicht machen wir uns auch viel zu viele Gedanken.«
Stiles schluckte, an Derek statt einen Baum gekettet zu sein, war nicht wirklich besser. Schließlich war da dieses kleine Problem, dass sein Wolf diesmal weniger Interesse an Menschen zeigte, sondern viel mehr an Derek. Oh, er hätte den Baum nehmen sollen.
Er folgte Derek, blieb ihm schließlich nichts anderes übrig, und lief tiefer in den Wald. Trotz der dichter werdenden Baumkronen hatte Stiles das Gefühl, der Mond schien allein auf ihn herab. Sein Nacken kribbelte, als würde sich das Licht immer tiefer in seine Haut brennen.
»Erzähl mir was«, sagte Derek plötzlich. Er wollte ihn ablenken. Stiles Herzschlag erhöhte sich mit jedem Schritt, er nahm den leichten Geruch nach Schweiß wahr und der Mond stand noch nichtmal ganz oben am Himmel. Sie hatten noch eine lange Nacht vor sich.
»Was denn?«, fragte Stiles mit trockenem Mund.
»Irgendwas... Was beschäftigt dich? Was macht ihr in der Schule? Was machst du, wenn du nicht gezwungen bist, deine Zeit mit mir zu verbringen?« Derek lächelte ihn aufmunternd an, aber Stiles zuckte nur hilflos mit den Schultern. Ihm wurde immer wärmer, er hatte das Gefühl, die Luft wurde dicker. Unwohl zog er am Kragen seines Tshirts. Als Derek ihn an der Schulter berührte, war es als würde er verbrennen. Sein Herz begann zu rasen, er spürte den Wolf stärker werden und seine Sinne richteten sich noch stärker auf Derek aus.
Stiles hechelte, zog stärker am Kragen seines Tshirts und lief schnell los.
»Hey, rede mit mir«, sagte Derek und lief ihm eilig hinterher.
»Kann ich nicht«, sagte Stiles knapp. »Ich hab keine Ahnung, mein Kopf ist leer...« Er lief schneller, versuchte stets so viel Abstand wie möglich zwischen sich und Derek zu haben, aber es half nicht. Er roch ihn so stark, als würde er verschwitzt vor ihm stehen. Sein Finger kribbelten, er wollte ihn berühren. Stiles ballte die Händen zu Fäusten. Entschlossen dem Drang nicht nachzugeben. Dann spürte er das Kribbeln in seinen Lippen. Verzweifelt biss er drauf. Als er dann plötzlich ein verdächtiges Ziehen in seinen Lenden spürte blieb er wie erstarrt stehen.
»Mach mich hier irgendwo fest und verschwinde«, knurrte er.
Mit einem unguten Gefühl schloss Derek zu ihm auf. Stiles wirkte wie ein gehetztes Tier. Sein Herz raste vor lauter Anstrengung. Derek nahm seine Erregung wahr. Nun war klar, dass Stiles heute keinen Menschen angreifen würde, seinen Wolf lüstete es nach was anderem.
»Derek, jetzt mach schon!«, forderte Stiles wütend.
»Es ist okay«, sagte Derek ruhig und schloss zu Stiles auf.
»Gar nichts ist okay«, wehrte Stiles ab. »Du hast keine Ahnung.«
»Doch hab ich.« Derek griff nach seinem Arm und Stiles verspannte sich sofort noch mehr. »Ich kann es riechen und...« Derek hielt kurz inne und suchte nach einer Möglichkeit, Stiles zu sagen, was er wusste, ohne ihn bloßzustellen. »Ich weiß es schon länger und es ist nichts dabei, okay? Dann findest du mich halt irgendwie attraktiv, aber das ändert nichts. Das du jetzt so reagierst ist nur-«
»Wenn du jetzt Körperreaktion sagst, kratz ich dir die Augen aus!«, fuhr Stiles dazwischen.
»Es liegt nur daran, dass ich grade hier bin«, sprach Drerek weiter. »Es liegt am Vollmond. Ich weiß es, du weißt es. Egal was passiert, ich werd nicht zu viel reininterpretieren und du auch nicht. Es wird nichts zwischen uns ändern.«
Stiles war hin und hergesissen. Einerseits war er erleichtert, weil Derek so darüber dachte und auf der anderen Seite war er verzweifelt, weil Derek es falsch verstanden hatte. Er fand ihn nicht nur attraktiv. Dann drängte sich eine ganz andere Frage in sein Bewusstsein. »Seit wann weißt du es?«, fragte er.
»Keine Ahnung, einpaar Tage«, sagte Derek schnell. »Ich hab versucht, nichts von deinen Emotionen wahrzunehmen. Manchmal hat es nicht geklappt, aber ich brauchte auch keine Werwolfsfähigkeiten. Ich hab gemerkt, dass du immer wieder nervös geworden bist und wie reagiert hast.«
Stiles wich zurück, sein Blick wurde gehetzter und seine Augen leuchteten immer wieder golden.
»Stiles, es ist nichts dabei«, versuchte Derek ihn zu beruhigen.
»Für dich vielleicht nicht.« Stiles wollte einfach nur noch weg. Weit, weit weg von Derek. Doch dummerweise kam der Alpha immer näher. Stiles stöhnte gequält auf, als er ihn auch noch von hinten umarmte.
»Wenn das so schlimm wäre, hätte ich dich längst weggeschickt. Aber ich weiß, dass es nichts zu bedeuten hat. Neben mir findest du noch eine Menge anderer Leute agttraktiv, von denen du nichts willst, oder?«
Stiles nickte und hoffte das sein Herz einfach schon viel zu schnell schlug, um die Lüge nicht zu erkennen.
»Und ich weiß auch, das der Vollmond einen zu seltsamen Dingen bringt, glaub mir... Sachen die man sonst niemals tun würde.«
»Ja klar... du Meister der Selbstbeherrschung kannst da bestimmt ein Lied von singen«, entgegnete Stiles sarkastisch.
»Ich musste auch erst lernen mich zu beherrschen«, sagte Derek. „Mit 15 hatte ich eine Freundin, sie hieß Paige. Obwohl ich mich zu der Zeit schon gut unter Kontrolle hatte, gab es da eine Nacht... einen Vollmond, an dem ich unbedingt zu ihr wollte. Mir war so entsetzlich heiß, dass ich mir alle Klamotten vom Leib gerissen hab und nackt in ihrem Vorgarten stand. Ihr Vater kam raus...« Derek schluckte und erwartete nun eigentlich einen dummen Kommentar von Stiles, doch er schien nur aufmerksam zuzuhören.
»Er war nicht begeistert, wie du dir vorstellen kannst. Meine Mutter kam, mit Anziehsachen und hat ihm dann versucht zu erklären, dass ich manchmal schlafwandel. Keine Ahnung ob er es geglaubt hat, aber er hat es natürlich seiner Frau erzählt und die hat es ihrer Freundin erzählt, die es wiederum ihrer Tochter erzählte, damit sie sich ja von mir fernhielt und innerhalb weniger Tage wusste es die ganze Schule.«
Nun musste Stiles lachen. Die Vorstellung war einfach zu komisch. Durch die Reaktion etwas ermutigt, fuhr Derek fort. »Und dann gabs da diese Frau, sie war einpaar Jahre älter und eine Jägerin. Trotzdem war sie ziemlich hübsch, ich fand sie attraktiv, obwohl ich sie verabscheute«, erklärte Derek. „An Vollmond ging es mir dann ähnlich wie dir jetzt... meine Mutter musste mich an Armen und Beinen festketten, um mich in Zaum zu halten und ich schrie sie die halbe Nacht an, dass ich zu dieser Jägerin muss, dass ich es brauche...« Derek schüttelte kurz den Kopf. »Am nächsten Morgen konnte ich meiner Mutter nicht mehr in die Augen gucken.«
Stiles drehte den Kopf leicht in Dereks Richtung und sah ihm in die Augen. Er war nun zwar nicht weniger erregt oder auf Derek fixiert, aber doch ruhiger.
»Falls du mir das erzählst, damit ich mich besser fühle, klappt es«, sagte Stiles.
»Andernfalls hätte ich dir das niemals erzählt«, entgegnete Derek. Nicht in 100 Jahren, niemals. Er ließ seine Arme locker an Stiles hinabgleiten und hielt ihn. Auch wenn Stiles' Verlangen anstieg, so entspannte es ihn und Derek kam seinem eigenen Wolf damit etwas entgegen. Viel anders wie Stiles ging es ihn nämlich auch nicht. Sagen würde er es ihm nicht, das würde die Sache dann doch kompliziert machen. Wenn sie beide einander wollten und ihnen doch eigentlich nichts im Weg stand.
Stiles stand mit geschlossenen Augen da und genoss Dereks Berührung. Er lehnte sich gegen ihn, ließ den Kopf zur Seite fallen und streifte mit seiner Nase über Dereks Hals. Er roch so gut. Wie in Trance drehte er sich weiter zu ihm, fuhr mit den Fingern über seine Wange und über den Bart. Er fühlte sich auch verdammt gut an. Mit der Hand in Dereks Nacken löste sich Stiles von ihm und blickte ihn an. Derek sagte, es würde nichts zwischen ihnen ändern. Er sagte, er verstand es. Es war nicht schlimm. Warum dann nicht einfach diesem Verlangen ein bisschen nachgeben? Nur ein klitzekleines Bisschen, um zu wissen wie er schmeckt. Um zu wissen, wie es sich anfühlt, wenn ihre Lippen aufeinender trafen. Nur einen kurzen Moment Schwäche zeigen. Wenn Derek doch sagte, es würde nichts ändern. Aber wenn sich nichts änderte, was hatte er dann davon?
Jede Faser in Dereks Körper war bis zum Äußersten angespannt. Er wusste, worüber Stiles nachdachte. Er wusste, was er wollte. Mehr noch, er hatte es beabsichtigt mit all seinen Berührungen. Er hätte Stiles den Abstand geben können, den er gebraucht hätte, um sich wenigstens noch ein bisschen zusammenzureißen, aber genau das wollte Derek nicht. Er wollte nicht, dass Stiles sich zusammenriss. Er wollte, das er schwach wurde, denn er selbst durfte es nicht. Die Anspannung stieg, mit jedem Milimeter, den Stiles sich näherte. Dereks Herz raste, er hielt die Luft an, als er Stiles Atem auf seinen Lippen spürte.
Dann riss Stiles den Kopf rum.
»Hast du das gehört?«, fragte er nervös.
»Was?« Derek brauchte einen Moment, wieder in die Realität zurückzufinden. Er war so auf Stiles konzentriert gewesen, dass er nichts anderes mehr wahrgenommen hatte.
»Ein anderer Herzschlag«, sagte Stiles.
Derek hörte genauer hin und nahm nur wenige Sekunden später den fremden Geruch wahr. »Es ist der andere Werwolf«, sagte er und lief dem Geruch entgegen. Der Herzschlag wurde lauter und schneller. Derek vernahm raschelndes Laub und knackende Äste, unmittelbar vor ihnen. Er versuchte jemanden zu erkennen, doch ein dicker Baum versperrte ihm den Weg. Dann schoss Stiles plötzlich knurrend und halb verwandelt an ihm vorbei. Ein paar Meter, dann wurde Derek an seinem Arm hinterhergerissen. An die Kette hatte er gar nicht mehr gedacht.
Der fremde Werwolf floh, aber Stiles' innerer Wolf hatte die Fährte. Im Zickzack lief er durch den Wald, wich Bäumen und Wurzeln aus und achtete gar nicht mehr auf seinen Alpha, der mit größter Mühe versuchte ihm zu folgen, ohne irgendwo hängen zu bleiben.
»Stiles, Stop!«, rief er. Sein Beta reagierte nicht und lief weiter. Fast schon blind folgte er der Spur und lief gradewegs in den Teil des Waldes, den Derek mied. Dort gab es noch alte Jägerfallen, die nicht entschärft waren. Wenn Stiles eine von ihnen auslöste, könnte es wirklich gefährlich werden. Nicht für jedes Kraut, mit dem die Jäger ihre Waffen präparierten fand sich rechtzeitig ein Gegenmittel.
Derek lief schneller, versuchte aufzuholen und dabei die Kette aufzurollen, damit sie sich nicht verfing und sich hinter ihm verhakte, aber es war gar nicht so einfach. Er konnte Stiles Bewegungen nicht voraussehen und da er sich so sehr auf ihn konzentrierte, fiel es ihm schwer auch die Umgebung und vor allem den Boden im Blick zu haben. So würde er ihn nicht rechtzeitig einholen.
Derek war kurz davor dem nächsten Baum auszuweichen, als ihm die rettende Idee kam. Er lief auf der anderen Seite an dem Baum vorbei, ließ das Stück der Kette, dass er bereits aufgewickelt hatte fallen und rannte so schnell er konnte. Die Kette spannte sich, sein Arm wurde nach hinten gerissen und er hörte einen dumpfen Aufprall, dicht gefolgt von lautem Fluchen.
»Kannst du nicht aufpassen?«, knurrte Stiles.
Als Derek sich nicht in Bewegung setzte, lief Stiles zurück und umrundete den Baum. Stück für Stück nahm er die Kette auf, wie Derek es zuvor versucht hatte.
»Du kannst nicht einfach so in diesen Teil des Waldes laufen«, sagte Derek.
»Ach und warum?«
»Weil es dort noch alte Fallen von Jägern gibt«, erklärte Derek und packte Stiles' Arm.
»Wir müssen trotzdem hinterher.« Stiles versuchte sich loszureißen, doch Dereks Griff wurde fester. Er schien wohl absolut dagegen.
»Er ist weg, Stiles. Wir werden ihn auch finden, ohne das wir unser Leben riskieren.«
Stiles schüttelte den Kopf. »Ich kann ihn wieder aufspüren«, sagte er entschlossen und riss sich los. Bevor er wirklich loslaufen konnte, zog Derek ihn an der Kette wieder zurück, sodass er erneut unsanft auf dem Boden landete. Stiles funkelte ihn wütend an. Ehe er sich aufrichten konnte, sprang Derek auf ihn und stieß ihn wieder zu Boden.
»Hör auf, ich sagte nein!« Dereks Augen flammten rot auf. Nicht, dass es großen Einfluss hätte. Stiles hörte auf ihn wenn er wollte, nicht wenn er sollte. Und scheinbar wollte er nicht, denn er begann unter Derek zu zappeln und versuchte, sich zu befreien. Er konnte Stiles aber nicht weiter laufen lassen. Er war bereit so ziemlich alles zu tun, um ihn davon abzuhalten und es gab eine Sache, die auf jeden Fall wirken würde. Egal, ob Stiles nun auf ihn hören wollte oder nicht.
Stiles aggresiver Blick wurde schlagartig unsicherer, als Derek seinen Kopf senkte. Es war wie ein Dejavu. Wieder sah es so aus, als wollte Derek ihn küssen. Wieder war es keine Hoffnung, sondern eine ernsthafte Erwartung, dass es passieren würde. Ein nervöses Kribbeln vereinahmte ihn, dann erinnerte er sich daran, wie es beim letzten Mal geendet hatte. Derek hatte ihn eiskalt liegen lassen. Stiles begann zu zittern, vor lauter Anspannung. Nochmal würde er nicht auf Dereks zweifelhaftes Verhalten reinfallen. Er wehrte sich stärker, schlug sogar auf den Alpha ein.
Als Dereks Lippen seine tätsächlich berührten, fiel Stiles in eine Schockstarre. Vergessen war der andere Werwolf und jeder Befreiungsversuch.
»Was tust du da?«, fragte Stiles mit dünner Stimme.
»Dich ablenken.«
»Aber eigentlich wollte ich mich genau davon ablenken«, entgegnete Stiles.
Derek strich ihm zaghaft über die Wange und küsste ihn erneut. Sein Herz schlug so laut, sein Blut rauschte. Werwolf, Mensch, Jäger – er würde sie nun alle überhören. Selbst Stiles, wenn er jetzt noch vorhatte etwas zu sagen.
Stiles konnte es kaum glauben. Dereks Lippen, auf seinen. Dereks Zunge, die sich langsam vorarbeitete. Der Bart kratzte über seine Haut. Seine Lippen waren so warm und weich. Stiles seufzte in den Kuss und zog Derek näher. Er hatte gesagt, es sei okay. Jetzt hatte Stiles eh keine Wahl mehr.
Er intensivierte den Kuss, drängte die andere Zunge zurück und forderte sie so heraus. Dereks Achtsamkeit schwand rapide. Stiles spürte es, es wäre nun ein leichtes, sich einfach loszureißen und zu verschwinden. Noch dazu wäre es die perfekte Ausrede, wenn er einfach behaupten würde, Dereks Ablenkung als eigene genutzt zu haben.
Mit einem kräftigen Stoß brachte er Derek zu Boden und setzte sich rittlinks auf ihn. Er war noch nicht ganz sicher, ob er in den Wald laufen sollte. Derek hatte gesagt es sei gefährlich und abgesehen davon, wann würde er nochmal dieseGelegenheit bekommen?
»Stiles«, Derek schüttelte den Kopf. Er hatte den Plan durchschaut, obwohl er nicht mehr mit einem Fluchtversuch gerechnet hatte. Er sah jedoch auch, dass Stiles zögerte.
In den Wald rennen und sich vermutlich verletzen oder Derek küssen? Stiles war hin und er gerissen. Auch wenn er mehr zur zweiten Option tendierte. Vor allem, weil es äußerst erregend war, Derek unter sich zu haben. Soll Derek sich doch selbst um das Werwolf Problem kümmern, entschied Stiles und lockerte seinen Griff. Seine Lippen trafen hart und verlangend auf Dereks. Der Alpha stöhnte überrascht auf. Und er hatte, warum auch immer, keine Chance. Diesmal behielt Stiles die Oberhand. Der Jüngere hauchte ihm einen letzten Kuss in den Mundwinkel, dann wanderte er zu seinem Ohr. Er leckte über die Ohrmuschel, biss vorsichtig in sein Ohrläppchen und inhalierte tief. Derek wusste, dass sein Geruch sich änderte. Das, was Stiles tat, ließ sein Blut gradewegs in tiefere Regionen fließen. Er machte den Hals lang, als Stiles sich hinab küsste und immer wieder festsaugte. Das ging zu weit, sie mussten aufhören. Allein der Gedanke entlockte Derek einen gequälten Laut. Das es so ausatete hatte er nicht geplant. Und es war vermutlich moralisch höchst verweflich, dass es das mit Stiles tat, während er doch eigentlich für ihn verantwortlich war und auf ihn aufpassen sollte.
Stiles machte unbeirrt weiter und ließ sich gar nicht erst von Dereks Zweifeln ablenken. Er ignorierte Dereks Einwände und rutschte mit dem Becken über Dereks Erektion. Der Alpha verstummte augenblicklich und zog Stiles wieder zu sich, um ihn zu Küssen. Innerlich verzweifelte er immer mehr, weil das Verlangen soviel stärker war, als die Vernunft.
Nichtmal das Klingeln von Stiles' Handy brachte sie dazu, aufzuhören. Nachdem es verstummte, folgte wenige Sekunden später ein zweiter Versuch, dann der Dritte.
»Willst du nicht rangehen?«, fragte Derek.
»Sicher nicht jetzt«, antwortete Stiles und fiel wieder über Derek her. Nichts auf der Welt konnte wichtiger sein, als das.
Nach dem siebten Versuch, griff Derek selbst in Stiles' Hosentasche und zog das Handy hervor. Es warf einen Blick auf das Display und löste sich von Stiles.
»Es ist dein Vater«, sagte er.
»Egal.«
Bevor Stiles ihn wieder vereinahmen konnte, schob Derek ihn von sich. »Wenn er dich jetzt, so oft anruft, dann wird es wichtig sein«, redete er ihm ins Gewissen. Das Handy klingelte erneut und Stiles seufzte frustriert auf. »Ja, Dad?«
»Stiles, ist Derek bei dir?«, fragte sein Vater aufgeregt. Stiles blickte überrascht vor sich, er saß noch immer auf seinem Alpha.
»Ja natürlich«, antwortete er. »Wieso fragst du?«
»Hast du irgendwas angestellt Stiles?«
Stiles blickte ertappt zu Derek. Seine Wangen röteten sich leicht und für einen Moment, wusste er nichts zu sagen.
»Stiles?«, drängte sein Vater.
»Nein ich hab nichts angestellt, wieso?« Stiles wollte endlich wissen, was los war. Das war kein Kontrollanruf oder dergleichen.
»Ich stehe an der Waldgrenze zur Stadt«, erklärte der Sheriff. »Wir haben drei Leichen und Dereks Handy gefunden.« Stiles riss den Kopf erschrocken in Dereks Richtung. Der Alpha tastete seine Taschen ab, dann schüttelte er kaum merklich mit dem Kopf.
»Könnt ihr herkommen?«, fragte John. »Ich denke, Derek sollte sich das ansehen.«
»Wir machen uns auf den Weg«, sagte Stiles und legte auf. Dann beobachtete er Derek einen Moment und biss sich auf die Lippe. »Klingt als hätten wir ein Problem.«
»Es klingt nicht nur so.« Derek schob Stiles von sich herunter und stand auf. Dann zog er den Jüngeren ebenfalls auf die Beine, löste die Kette von ihren Handgelenken und lief mit ihm zur Waldgrenze. So schnell konnte man also für seine Fehler bestraft werden.
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Reborn - Mit dieser Entscheidung musst du leben
FanfictionAU! - Als John den bevorstehenden Verlust seines Sohnes nicht hinnehmen will, trifft er eine folgenschwere Entscheidung: Er bittet Derek, einen Alpha-Werwolf, um einen Gefallen. Ohne wirklich darüber nachzudenken, ob er in Stiles' Interesse handelt...