Kapitel 27

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Knurrend schlurfte Herbstpfote hinter Ginsterstreif durch das Heidekraut.

Distelkralle hatte sie zur Strafe gezwungen, einen Tag lang dem Heiler behilflich zu sein.

Ich habe das ganze Kräutersuchen satt. Ihr Mentor hatte sie eigentlich zu den Ältesten schicken wollen,

aber Ginsterstreif hatte sie davor verschont, mit dem Vorwand, dass er ihre Hilfe bräuchte.

Ich weiß ja nicht, ob ihm dafür dankbar sein kann. Hätte ich mich um die Ältesten gekümmert,

dann hätte mir Flockenblatt bestimmt eine Geschichte aus alten Zeiten erzählt.

Ginsterstreifs Miauen riss Herbstpfote aus ihren Gedanken: "Wir brauchen Gänsefingerkraut",meinte er,

"das ist eine farnartige Pflanze mit kleinen gelben Blüten. Sie sieht der Butterblume ähnlich."

Herbstpfote nickte verbissen und versuchte sich ihren Frust über das Blumenpflücken nicht anmerken zu lassen.

Ich bin eine Krieger-Schülerin und keine Heilerkatze. Sie ließ den Blick über die Weide schweifen, auf der Suche nach den gelben Blütenblättern.

Doch die rote Schülerin musste erst eine Weile laufen, bis sie das erhoffte Kraut entdeckte.

Dessen Blätter leuchteten in einem kräftigen Gelb, sodass die Blütenblätter wie die Kopie einer Butterblume aussahen.

Herbstpfote marschierte zu ihm und biss vorsichtig ein paar Stängel ab. Das Gänsefingerkraut schmeckte leicht sauer und sie bemühte sich,

so wenig Saft wie möglich zu schlucken. Als ihr Maul voll war, lief Herbstpfote wieder zu Ginsterstreif zurück und nuschelte: "Ist das das richtige Kraut?"

Ginsterstreif warf einen kurzen Blick darauf, dann nickte er. Na großartig. Und kannst du mich jetzt bitte entlassen?

Doch Ginsterstreif setzte seinen Weg durch die Heide fort. Widerwillig folgte Herbstpfote ihm.

Die Heidesträucher waren so hoch, dass sie unter ihnen hindurchkriechen musste.

Verärgert versuchte sie die dünnen Zweige zu ignorieren, die bei jedem Schritt gegen ihre Schnauze peitschten.

Wieso muss Ginsterstreif auch die umständlichsten Pfade wählen? Als die Sträucher endlich so weit abflachten,

dass Herbstpfotes Kopf wieder frei war, sah sie sich um. Nur ein paar Schwanzlängen vor ihr befand sich der Fluss.

Ginsterstreif brummte zufrieden und zwängte sich vollends ins Freie. Er trabte kurz am Flussufer entlang und blieb dann stehen.

Herbstpfote schlenderte hinter ihm her, legte die Blätter in ihrem Maul ab und sah ihn fragend an. "Nach was suchst du?"

Der Heiler tippte mit der Pfote auf eine Pflanze mit feinen, helllilafarbenen Blättern. "Das hier ist Wasserminze. Ich habe nur noch wenige Blätter von ihr übrig."

Mit diesen Worten beugte er sich hinab und riss geschickt die Stängel ab. Auch Herbstpfote hob das Gänsefingerkraut wieder auf.

"Es wird Zeit, zum Lager zurückzukehren",nuschelte Ginsterstreif mit vollem Maul und trat endlich den Rückweg an.

"Ich danke dir",murmelte Herbstpfote so leise, dass sie hoffte er würde sie nicht hören.

***

Kaum waren die Beiden im Lager angekommen, ertönte Adlersterns Ruf: "Alle Katzen die alt genug sind, ihre Beute selbst zu erlegen, bitte ich, sich zu einem Clantreffen zu versammeln."

Herbstpfote zuckte überrascht mit den Ohren und setzte sich unter den Clanfelsen.

Blütensee befahl Nebeljunges, Nesseljunges und Schleierjunges in der Kinderstube zu bleiben und gesellte sich zu ihr.

Aus dem Kriegerbau erschienen die Köpfe von Weizenschnee, Lichtbeere und Lilienglanz, die gleich darauf zur Versammlung eilten.

Ihnen folgten dutzend weitere Katzen, bis sich der Clan, ausschließlich die derzeitigen Patrouillen, versammelt hatten.

"Was gibt es, Adlerstern?",krächzte Falkenwind. Der Anführer wartete bis seine Clan Kameraden das Geflüster eingestellt hatten, bevor er seine Rede fortfuhr.

"Distelkralle komm zu mir und erzähle dem Clan von deiner Idee!",miaute er gelassen. Distelkralle? Beim Sternenclan, was hat er nun schon wieder vor?
,fragte sich Herbstpfote verächtlich.

Der schwarz-weiße Krieger sprang zielsicher auf den Clanfelsen und musterte die Katzen unter ihm mit seinen üblichen, herabschätzenden Blick.

"Ich war jagen",begann er, "und da habe ich diese räudigen Laubclan Flohpelze gesehen. Sie haben ein Kaninchen gejagt.

Ich finde diese jämmerlichen Kreaturen sollten sich zurück in den Wald verkriechen und uns nicht die Beute stehlen."

Adlerstern verkrampfte sich leicht. "Sie sind nicht in unser Territorium eingedrungen",fügte er hinzu.

Distelkralle kniff die Augen zusammen. "Aber im unser Zukünftiges",knurrte er und wandte sich wieder an den Clan.

"Es wird Zeit dass wir handeln. Die Wiesen gehören uns! Stellt euch nur vor, die Blattleere kommt und wir müssen wegen diesen wählerischen Fuchsherzen hungern.

Sie haben mehr als genug Beute im Wald also sollen sie uns unsere Kaninchen lassen."

Herbstpfote stockte der Atem. Ist er verrückt? Der Laubclan hat ein Recht auf sein Territorium!

Viele Katzen murmelten bestätigend. "Und was sollen wir tun?",fragte Farnschatten.

Distelkralle wirbelte zu ihm herum. "Ist das nicht klar? Wir werden die Grenze verschieben und dem Laubclan anschließend eine Lektion erteilen.

Wir dürfen die Blattleere nicht erst auf uns zukommen lassen bevor wir angreifen denn dann werden wir zu schwach sein, um zu kämpfen."

Adlerstern legte den Kopf schief." Du könntest recht haben",pflichtete er ihm nachdenklich bei. Der Clan jaulte zustimmend.

"Nun gut", willigte ihr Anführer ein. "Wir werden heute Nacht das Lager überfallen!"

Warrior Cats - Herbstbrises SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt