Kapitel 73

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Das Licht der Morgendämmerung weckte Herbstbrise schon früh. Sie war zwar müde, aber zugegebener Maßen trotzdem froh,

dass sie nicht später erwachte. Je früher ich den Weg zu meinen Jungen fortsetze, desto schneller werde ich bei ihnen sein.

Also weckte sie rasch ihre Reisegefährten mit einem sanften Stupser und wartete im friedlichen Schein der Sonne auf sie.

Alle Katzen sahen so aus, als hätten sie diese Nacht kaum ein Auge zugemacht, was eigentlich nicht anders hätte sein können,

auf dem schutzlosen Gebiet, wo sie sich gerade befanden. Herbstbrise selbst hatte gefühlt jede zweite Sekunde nach einem Feind gehorcht

oder nach drohender Gefahr geschnüffelt. Diese Nacht hatte sie aber Glück gehabt und wurde auf keinste Weise böse überrascht.

Düsterfrost tappte schläfrig aus dem Versteck der vereinzelt stehenden Bäume, gefolgt von Mondstrahl.

Nach einer Weile gesellten sich auch noch Finkenblatt und Salbeiherz zu ihnen. Herbstbrise blinzelte froh, endlich aufbrechen zu können, in den Himmel und trabte los,

wobei sie den anderen deutete, ihr zu folgen. Während sie also in entspannter Athmosphäre dahertrabten,

gesellte sich Finkenblatt zu Herbstbrise und fragte sie ein wenig über das Clanleben aus. Ihre erste Frage beruhte auf das Thema Gesetze.

"Kennst du eine Katze, die jemals das Gesetz der Krieger gebrochen hat?", wollte sie neugierig wissen. Herbstbrise schnippte kurz mit dem Schwanz.

"Sicher", schnurrte sie,"das Gesetz der Krieger bricht so ziemlich jede Katze mindestens einmal, wenn nicht sogar öfter. Das ist aber völlig natürlich und in Ordnung.

Du musst dann zwar mit einer kleinen Strafe rechnen, aber mehr passiert dir auch nicht.

Durch die Strafe lernst du das entsprechende Gesetz dann umso besser." Finkenblatts Augen blitzten kurz wissbegierig auf,

worauf die nächste Frage folgte. Sie befragte Herbstbrise noch eine ganze Weile lang, was diese aber nicht störte.

Sie beantwortete der grauen Tigerkätzin geduldig alles, was sie wissen wollte. Ihr wurde dabei klar, wie viel ihr der Himmelclan bedeutete.

Sie war seit Beginn ihres Lebens ein Teil von ihm und wurde schon von klein auf liebevoll von ihm versorgt.

Erst jetzt merkte Herbstbrise, wie egoistisch es von ihr war, sich ohne ein Wort davonzumachen, wohl wissend,

dass sich ihre Clan-Genossen um sie sorgten und sie vielleicht sogar bei ihrer Reise ums Leben kommen konnte.

Außerdem brachte sie auch Mondstrahl in Gefahr. Aber sie hat es so gewollt, rief sich Herbstbrise in Erinnerung,

ich hätte sie nicht davon abhalten können, mich zu begleiten. Aber tief in ihrem Herzen flüsterte eine fast unhörbare Stimme: "sicher?"

Herbstbrise schluckte den Klos, der tief in ihrem Hals festzuwachsen schien, beklommen hinunter

und starrte Finkenblatt nur wortlos an, die gerade das Maul öffnete, um die nächste Unklarheit auszusprechen.

Warrior Cats - Herbstbrises SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt