Kapitel 35

656 75 25
                                    

Verzweifelt schlug Herbstbrise um sich. Der Kater über ihr versuchte sie am Boden festzunagel, aber sie wand zu sehr unter ihm.

Doch er war stark und verpasste ihr einen üblen Schnitt in den Kopf. Herbstbrise kreischte auf vor Schmerz und stieß ihn mit voller Wucht von sich.

Blind vor Angst stolperte sie vorwärts und floh in Richtung Lager. Ihr graute zwar bei dem Gedanken, Schilfherz bei den grausamen Fuchsherzen alleine zu lassen,

aber sie hatte keine Wahl. Die Streuner waren eindeutig in der Mehrzahl und ohne Hilfe würden sie beide sterben.

Wenn es Herbstbrise jedoch schaffte, rechtzeitig Hilfe zu holen, dann bestand noch das winzige Fünkchen Hoffnung,

dass sie überlebten. Doch ihr Angreifer rappelte sich sofort wieder auf die Pfoten und verfolgte sie. Herbstbrise rannte um ihr Leben.

Weg... Nur weg von ihm. Sie wunderte sich selbst über ihre Schnelligkeit, doch der Kater hinter ihr war auch nicht gerade lahm.

Im Gegenteil: Er war nur noch ein paar Schnurrhaarlängen auf Abstand. Herbstbrise beschleunigte ihr Tempo, doch sie holte nicht auf.

Der Abstand zwischen ihr und ihrem Verfolger wurde immer kleiner. Krampfhaft versuchte sie ihn vom Weg abzuschneiden

und entspannte sich ein wenig, als sie die Felsen erreichte. Doch das war der schlimmste Fehler, den sie machen konnte,

denn dadurch würden auch ihre Schritte langsamer und ihr Angreifer sprang sie sofort an. Herbstbrise wurde von ihm umgeworfen

und schnappte entsetzt nach Luft, als sie auf den harten Boden prallte. Der Kater hielt sie so entschlossen fest, dass kein Schlag der Welt ihn mehr dazu bringen konnte,

loszulassen. Herbstbrise saß in der Falle und funkelte ihn böse an. Erst als der Mond seine Strahlen auf ihn warf konnte sie ihn besser erkennen.

Er sah bedrohlich aus - und dazu auch noch unheimlich schön. Er hatte ein spitz zulaufendes Gesicht mit einer dunklen Schnauze 

und leuchtend grünen Augen. Dicke, schwarze Linien zogen sich um sie und verliefen bis hin zu seiner Nase.
Unter seinem braun getigertem Fell waren deutlich Muskeln zu erkennen.

Herbstbrise konnte ihn nur anstarren. "Was glotzt du denn so?",fragte er spöttisch und ließ seine Muskeln spielen. "Hast du Angst vor mir?"

Herbstbrise hob trotzig das Kinn und zwang sich seinen Anblick zu ignorieren. "Niemals!",fauchte sie. Der fremde Kater beugte sich näher.

"Siehst aber so aus, Kleine",schnurrte er. Nun wurde es Herbstbrise wirklich zu viel. Sie schrie so laut sie konnte um Hilfe.

"Bist du zu schwach um dich selbst zu verteidigen?",höhnte der Kater. Seine Verachtung verletzte Herbstbrise zutiefst,

trotzdem hielt sie seinem Blick stand. Sie wollte nicht dass er bemerkte, wie sehr er sie getroffen hatte. Sie versuchte ihn mit dummen Fragen davon abzuhalten, erneut anzugreifen,

um an Zeit zu gewinnen. "Was ist der Grund zum Kampf?",wollte sie wissen. Der braun getigerte Kater kräuselte die Lippen,

sodass scharfe, weiße Zähne zum Vorschein kamen. "Du und dein... Freund seid in unser Gebiet eingedrungen",knurrte er.

Herbstbrise zuckte zusammen. Ihr fiel erst jetzt auf, dass sie und Schilfherz ohne es zu bemerken ihr Territorium verlassen hatten.

"Oh, das tut mir..." " Runter von ihr!" .Fauchend schubste Farnschatten den grünäugigen Kater von Herbstbrise runter und biss ihm ins Ohr.

Dieser wich vor ihm zurück." Sie ist in mein Territorium eingedrungen!",schnaubte er. Herbstbrise legte die Ohren an.

"Tu-t... mir leid",stotterte sie, dann wirbelte sie panisch herum. "Wir müssen Schilfherz helfen!",keuchte sie

,"er kämpft gegen drei Streuner." Als sie sich umsah, entdeckte sie Beerenmond, Silberwolke, Himmelschweif und Goldfleck hinter sich.

"Kommt!",drängte sie und preschte los. Sie hörte die Pfoten ihrer Clangefährten hinter sich herdonnern

und führte sie so schnell sie konnte zu Schilfherz zurück. Der lag schwach am Boden, Blut tropfte aus unzähligen Kratzern

und seine Augen starrten trüb vor sich her. Er war von den drei Streunern umkreist worden, die ihn feindselig anfauchten.

Der braun getigerte Kater fuhr die Krallen aus. "Runter von ihm!",blaffte er. Sofort zogen sich seine Gefährten von ihrem Opfer zurück,

wenn auch mit widerwillig aufblitzenden Augen. Eine dunkelrote Kätzin hatte ihr Fell zu doppelter Größe aufgeplustert und fauchte:

"Was soll das, Esche? Du hast doch selbst vorgeschlagen, diese Katzen anzugreifen." Esche legte die Ohren an.

"Aber sie sind nur ausversehen in unser Gebiet eingedrungen. Für diesen Fehler müssen wir ihnen nicht gleich den Pelz abreißen, Rubin."

Rubin schnaubte verächtlich. "Sollte mir recht sein. Keine Katze kann mir erzählen, dass sie unsere Duftmarkierungen nicht gerochen haben."

Herbstbrise peitschte mit dem Schwanz. "Das haben wir wirklich nicht!" Die rote Kätzin fuhr zu ihr herum. "Du dummes Stück Krähenfraß!

Wie kann man nur einen so schlechten Geruchssinn besitzen wie du?" Herbstbrise kniff die Augen zusammen.

Von diesem erbärmlichen Haufen Fell werde ich mich ganz sicher nicht beleidigen lassen.

Himmelschweif unterbrach den Streit. "Esche, es tut mir leid, dass meine Clan Kameraden bei euch eingedrungen sind. Das wird nicht nocheinmal geschehen."

Er half Schilfherz auf und wandte sich wieder an seine Clangefährten. "Wir sollten jetzt gehen." Doch als er gerade loslaufen wollte, versperrte Esche ihm den Weg.

"Wartet! Ich hätte da noch eine Frage..."

Warrior Cats - Herbstbrises SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt