Kapitel 97

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Das Dröhnen der Monster weckte Herbstbrise schon am frühen Morgen. Schwankend erhob sie sich und ließ den Blick über die Umgebung schweifen.

Sie befand sich inmitten des Zweibeinerorts. Es schienen Monde vergangen zu sein

, seitdem sie Nachtspritzer zurückgelassen hatte und noch immer nagte das Schuldgefühl an ihrem Herzen.

Die ewige Wanderung über die Felder und durch das Zweibeinerrevier hatte sie wohl kaum von dem Geschehenen abgelenkt.

Die Tage waren immer kälter geworden und nun segelten auch schon die ersten roten Blätter von den wenigen Bäumen, die die Zweibeiner besaßen.

Herbstbrise fühlte sich umweht von dem frischen Wind so wohl, dass sie fast die vielen Zweibeinergebäude um sich herum vergaß.

Sie hatte sich sogar schon ein paar mal dabei erwischt, wie sie bunten Blättern hinterher gejagt war, mit der Vorstellung, sie wären eine saftige Maus.

Denn Beute war das, was den fünf Katzen hier am meisten fehlte. Sie litten an Hunger, denn bis auf Abfälle und ein Haufen aggressiver Ratten gab es nichts zu fressen.

Herbstbrise musste mit Unbehagen feststellen, dass sie immer mehr abmargerte. Ihre Rippen stachen unter ihrem Pelz hervor.

Mit so wenig wärmenden Speck am Leib machte die Kälte Herbstbrise noch mehr zu schaffen.

Sie wollte gar nicht erst wissen, wie es ihr in der Blattleere ergehen würde. "Lasst uns aufbrechen" ,erklang Hagelbruchs Miauen,

das sogar das Gebrüll der Monster übertönte. Seufzend schüttelte Herbstbrise den Schlaf ab und trabte zu dem weißen Kater.

Neben ihm saßen bereits Blaubeerfluss und Mondstrahl. Alle drei waren aufbruchsbereit. Rabenschein noch dazu.

Also trabten die fünf Katzen los. Herbstbrise und Mondstrahl wussten noch, wo sie vor mehreren Jahren entlanggewandert waren, also liefen sie denselben Weg wieder zurück.

Jede Ecke, jede Biegung kam Herbstbrise vertraut vor, so als wäre sie erst gestern dort vorbeigelaufen.

Während sie über die steinernen Straßen schritt, dachte sie über den Himmelclan nach. Was wenn der Dämmerclan ihn vor ihr erreichte?

Konnte sie ihre Clangefährten dann gar nicht mehr retten? Vielleicht würde sie auch beim Lager eintreffen und die Dämmerclan Katzen dort vorfinden.

Es konnte schließlich sein, dass sie den Himmelclan bereits schon aus seinem Territorium vertrieben hatten.

Herbstbrise zitterte am ganzen Leib, bei dieser Vorstellung. Was dann mit ihr geschah, wollte sie nicht erfahren.

Und ihren Clan würde sie in diesem Fall bestimmt auch nie wieder finden. Ich muss trotzdem zu unserem Territorium. Vielleicht habe ich auch Glück

und der Himmelclan ist noch da. Außerdem befanden sich in dessen Nähe noch drei weitere Clans, die ihm bestimmt helfen würden, falls es zu einem Kampf käme.

Doch der Dämmerclan war riesig. Er bestand aus unzähligen Katzen. Sie könnten die Feinde mit Leichtigkeit zusammentreiben

Warrior Cats - Herbstbrises SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt