12. Kapitel

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12.Kapitel

Mein Handywecker rüttelte mich aus dem Schlaf. Murrend schaltete ich ihn aus und brauchte erst einmal kurz um mich zu orientieren und herauszufinden wo ich war bevor mir der letzte Tag wieder einfiel. Ich sog ein letztes Mal Rhydians betörenden Duft ein der überall im Raum hing bevor ich in den Klamotten vom Vortag sein Zimmer verließ
„Morgen" sagte Josh und sah mir verschlafen entgegen. Seine blonden Haare waren verwuschelt und standen in alle Richtungen ab, was ihn Jahre jünger wirken ließ.
„Guten Morgen" erwiderte ich.
„Hey kannst du mir einen Gefallen tun und mich kurz vor meinem Haus absetzten?" fragte ich ihn.
„Klar kein Problem" er grinste mich an.
„Danke."

Nach einem Toast mit Nutella. OMG ich liebe Nutella! Und einer großen Tasse Kaffee saßen wir im Auto und fuhren schnell zu meinem Haus.
Josh bot mir an mich mit zu Schule zu nehmen, doch ich verneinte.
Ich huschte in unser leeres Haus, da Maria und Nicolas wie gewohnt schon bei der Arbeit waren und schnappte mir schnell meinen Rucksack bevor ich zum Schuppen ging und mein Rad herausschob.
Ich war schon etwas spät dran weshalb ich mich wirklich beeilen musste.
Als ich an Julia und meinem Treffpunkt vorbei fuhr schmerzte es etwas in meiner Brust.

Julia und ich hatten fast den ganzen Tag zusammen Unterricht, doch sie sprach kein Wort mit mir.
Ich hätte ihr gern gesagt was Josh von ihr denkt, doch, wenn sie nichts mehr mit mir zu tun haben wollte, dann war das wohl so.
„Hey Prinzessin" hörte ich Jason sagen als ich gerade auf den Weg zum nächsten Klassenraum war.
„Hey. Und mein Name ist nicht Prinzessin." Sagte ich eiskalt und würdigte ihn keines Blickes
„Siana, es tut mir leid was im Schwimmbad passiert ist." Fing er an, doch ich blockte ab.
„Ich muss in den Unterricht und zwar jetzt, das solltest du auch in Erwägung ziehen, nur mal so als Tipp." Ohne eine Miene zu verziehen lief ich einfach an ihm vorbei. Er würde bei mir erst wieder eine Chance bekommen, wenn ihm klar war das man mich sicher nicht besitzen kann.
Ich sah mich in den Gängen um und musterte jeden der mir auf dem Weg in mein Klassenzimmer entgegenkam, um vielleicht unter ihnen ein paar verführerische dunkle Augen zu finden. Moment? Wieso tat ich das?


„Hii Siana, hier sind die Termine für die Proben!" überrumpelte mich Rachel und steckte mir einen Zettel zu.
„Hey Rachel" sagte ich und lächelte sie an, wie ich es schon bei Josh getan hatte.
„Also die erste Probe ist heute nach der 8. Stunde also 15:15Uhr, sei bitte pünktlich" sagte sie fröhlich und ich konnte ihre gerade noch ein okay zurufen da sie schon wieder davonlief.

Nach einem quälend langen Schultag machte ich mich auf den Weg zu Raum 0.13 als mich wie so oft an diesem Tag jemand aufhielt
„Gehst du wieder nach Hause?" fragte mich Josh
„Nein, aber ich muss nicht noch eine Nacht bei dir bleiben" entgegnete ich.
„Hast du denn eine neue Bleibe?"
„Noch nicht aber das passt schon." Sagte ich und wollte gerade weitergehen als er sagte
„Du kannst dir ein paar Sachen mitnehmen, Kleidung und was du sonst noch brauchst, wir haben genug Platz." dann kam er auf mich zu und drückte mir einen Schlüssel in die Hand. „Fürs Haus, wir sehen uns heut Abend." Josh lächelte mich an und ich versuchte ihm ebenfalls ein Lächeln zu schenken bevor ich mich bedankte und Raum 0.13 betrat.

Der Raum war ein wenig umgestaltet und ich war recht irritiert.
Überall standen Kleiderstangen herum mit den Kostümen und Vorhänge die provisorisch aufgehängt waren sollten wahrscheinlich als Umkleidekabinen dienen.
„Siana! Habe ich nicht gesagt du sollst pünktlich sein? Es ist schon drei Minuten nach 15:15Uhr! Los schnell wir müssen die Anproben heute durchbekommen!" Ich konnte gar nichts erwidern als Rachel mich schon in eine Umkleide schob und mir ein altrosafarbenes Kleid in die Hand drückte.
Als ich hineinschlüpfte plapperte Rachel auf der anderen Seite des Vorhangs einfach weiter
„Also ich habe die Größe einmal grob geschätzt das hier ist die erste Anprobe und es kann sofort geändert werden, sei bitte nicht beleidigt, wenn es zu groß oder klein ist!"
„Nein, schon gut es passt" sagte ich um sie zu stoppen. Denn das tat es auch, zwar nicht wie angegossen, aber es ging.
Das Kleid war schön, keine Frage, aber eher unspektakulär, so wie die anderen die folgten.
Ein blaues, ein beiges, ein dunkelgrünes...
Immer wieder steckte ein Mädchen aus dem Näh-club (Ja, unsere Schule hatte einen Näh-club) mit kleinen Nadeln etwas ab, wenn es nicht richtig saß.
Als auch Jason auftauchte konnte man fast schon die Spannung sehen die zwischen uns in der Luft hing. Wir hatten uns mit einem schlichten Hey begrüßt, nachdem Rachel ihn für seine Verspätung angeschnauzt hatte.
Jedoch brach die Stimmung auf, nachdem Jason sein erstes Outfit präsentierte.
Es waren diese genialen Plunderhosen, Beige und rot gestreift, zu allem Überfluss mit orangenen Strumpfhosen darunter.
„Bin ich nicht sexy?" fragte er drehte sich einmal um 180° und lachte über sich selbst.
„Echt zum Anbeißen" rutschte es mir heraus und als ich bemerkte was ich da gerade gesagt hatte sah ich verlegen auf den Boden und die Luft lud sich wieder wie elektrisch auf.
„Ich ähm, hol mal die anderen Sachen" sagte Rachel, der die seltsame Stimmung nicht entgangen war und lies uns somit mehr oder weniger allein.
„Das ist doch Scheiße so Siana. Können wir aufhören alles zu verkomplizieren und einfach das Vergessen was war? Ich habe Scheiße gebaut, das weiß ich jetzt, du bist nicht so wie diese anderen Tussen." Sagte er und sah mich wehmütig an. Eigentlich hatte er ja Recht. Es nervte mich auch ein bisschen, dass es so anstrengend war mit ihm in einem Raum zu stehen. Also, warum nicht vergeben und vergessen, mittlerweile ist doch sowieso nichts mehr von Wert in meinem Leben, und wenn doch wird es mir wieder weggenommen. So wie Miss Elliner.
Warum also all dieses drum herum, dass mit Jason wird nie eine ernste Beziehung werden, das wissen wir beide. Also kann ich mir doch ein bisschen Spaß gönnen oder?
„Ich habe keine Lust darauf das es zwischen uns so blöd ist. Also, ich bin dafür das zu vergessen, wenn du mir etwas versprichst..." sagte ich etwas zu kalt als beabsichtigt
„Gut, was soll ich versprechen?" fragte er und strahlte mich an. Wow, hatte ich ihn im Ernst wieder so schnell am Haken. Das konnte ja ein Spaß werden. Dachte ich sarkastisch
„1. Keine schwülstigen Entschuldigungen mehr 2. Keine Gefühlsduselei, damit meine ich keine ernsthafte Beziehung und 3. Ich bin keines deiner Betthäschen!" So. Das musste raus. Entweder er machte mit, oder eben nicht.
„Na gut Siana Evans, versprochen" sagte er und lächelte mich an. Ich brachte auch ein Lächeln zustande und er strahlte umso mehr. Dann drehte ich mich um und verschwand in meiner provisorischen Umkleide um mir das weiße Kleid abzustreifen, dass ich als letztes anprobiert hatte.
„JASON! HIER!" rief Rachel ihn zu sich wie ein Hund und ich schmunzelte als ich hörte wie er aufstöhnte.
Als ich mit der Anprobe durch war setzte ich mich an einen der Tische die noch im Raum standen und ging mein Skript noch einmal durch, welches ich in meinem Rucksack verstaut hatte.
Ich war schon immer gut darin Dinge auswendig zu lernen also hatte ich meinen Text schon echt gut drin.
„Na? Klappt alles?" fragte mich Jason und lies sich ebenfalls mit einem Skript bewaffnet neben mir nieder.
„Klar, bei dir?" gab ich zurück ohne meinen Blick vom Skript abzuwenden
„Immer doch. Hey, hast du Lust mal alles durchzusprechen?"
„Na gut, leg los. 1. Szene" sagte ich und sah ihn das erste Mal an, woraufhin er wieder so lächelte wie ein kleiner Welpe den man gleich mit nach Hause nehmen würde.

Ich stand vor unserem Haus und meine Hand zitterte als ich versuchte die Haustüre mit meinem Schlüssel zu öffnen.
Als es klick machte und ich die Tür aufzog, versuchte ich so leise wie möglich zu sein, ich wollte unter keinen Umständen zu viel Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Was eigentlich ziemlich blöd war, da nur Maria Zuhause war und Nicolas lange Arbeitete und ich ganz sicher nicht eine Tasche packen konnte ohne dass sie es bemerkte.
Maria sah mich überrascht an als ich plötzlich vor ihr auftauchte.
„Siana! Wo zur Hölle warst du ich habe versucht dich zu erreichen!" Stieß sie aus
„Ich war in der Schule, wo denn sonst?" sagte ich emotionslos
„Ja das habe ich mir gedacht, als ich gesehen habe das dein Rucksack weg ist... aber die Nacht, warst du bei Julia?"
„Nein, ich habe bei einem Freund übernachtet" Ich erkannte, dass sie irritiert war.
Ich hatte ja eigentlich nie was mit Jungs am Hut, dachte sie jedenfalls. Ich war ja auch schon immer die liebe brave Siana Evans, der man ja nicht zu viel erzählte, da man sie nicht in den Erwachsenen Kram mit herein ziehen wolle... So war es doch, oder?
Eine leise Wut grub sich in mein Herz, von dem ich mittlerweile das Gefühl hatte es sei gebrochen. Ich, ich war gebrochen.
Es war alles einfach zu viel. Zu viele falsche Lächeln, zu viele Informationen über eine ganz andere Welt. Miss Elliner, die mich besser kannte als ich selbst es tat. Miss Elliner die Tot war... die nie wiederkommen würde.
„Bleibst du denn jetzt?" fragte sie
„Nein, ich hole nur ein paar Sachen." Mit diesen Worten rauschte ich an ihr vorbei, die Wendeltreppe nach oben, direkt in mein Zimmer, in das sie mir natürlich folgte.
„Siana, wirklich es tut mir unendlich leid. Ich hatte keine Ahnung von all dem" Ich wurde hellhörig. Von all dem? Wusste sie etwa das mit meinen Eltern und wer Miss Elliner wirklich war?
„Was meinst du?" fragte ich mit zittriger Stimme
„Na dass ich es dir nicht gesagt habe, weil ich dachte du weißt es schon. Ich dachte das, weil du dich so zurückgezogen hast, ich wollte es einfach nicht ansprechen, weil es dich vielleicht noch viel mehr belasten würde."
Schweigen.
Ich wusste einfach nicht was ich sagen sollte also packte ich einfach willkürlich ein paar Sachen in die Tasche, die ich unter meinem Bett hervorgeholt hatte.
„Siana. Bitte glaub mir doch!" flehte sie als ich meine Kosmetiktäschchen aus meinem Badezimmer holte und in die Tasche stopfte.
„Das tue ich ja auch" sagte ich seufzend.
„Dann bleibst du hier?" Hoffnung spiegelte sich in Marias Augen.
„Ich... ich brauche einfach etwas Abstand im Moment. Nur noch diese Nacht, es muss einfach sein. Ich verlange nicht das du das verstehst" Ich packte meine Tasche an den Trageriemen und trug sie die Wendeltreppe wieder hinunter.
„Pass bitte auf dich auf Siana." Sagte sie noch als ich durch die Haustüre verschwand.
Puh. Das war es also. Eine Nacht noch. Eine Nacht, das reichte aus.
Ich hasste Maria und Nicolas nicht deswegen. Es war einfach die Wut die mich dazu trieb auszureißen. Eine Wut, die allmählich verpufft war und die sich heute Nacht verflüchtigen würde. Sie wollten ja nicht Lügen. Maria und Nicolas waren zwar nicht meine Eltern, doch sie liebten mich und wollten nur das Beste, sie haben mich großgezogen. So war das einfach.
Ich packte meine Tasche in den kleinen Korb auf meinem Rad, wo sie gut reinpasste. Ich hatte ja nicht allzu viel dabei, es ging ja nur um eine Nacht.

Ich klingelte lieber als den Schlüssel zu benutzen den Josh mir gegeben hatte.
Strahlend hatte er mir die Tür geöffnet und erzählte dann er hätte ein Date mit Julia.
Nachdem wir etwas gegessen hatten war ich auch schon in Rhydians Zimmer verschwunden, es war schon spät und morgen war wieder Schule.
Als ich mich, dieses Mal mit meinen Pyjama, in Rhydians Bett legte, umfing mich sofort wieder sein betörender Duft.
Meine Gedanken schweiften zu Miss Elliner. Ich hatte Zuhause das Testament in einer Mappe vorsichtig verstaut samt dem Brief, den ich aber umgedreht hatte, sodass Maria nicht merkte was ich da tatsächlich in den Händen trug.
Jetzt ruhten diese zwei wichtigen Papiere in meinem Rucksack.
Langsam driftete ich in die Welt der Träume, mit so viel Trauer auf dem Herzen, dass ich das Gefühl hatte von innen zerrissen zu werden.

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Nochmals sorry dass solange nichts von mir kam♥

Ich könnte morgen vielleicht noch ein Kapitel schaffen, kann aber für nichts garantieren:S

Ich hoffe das hält euch nicht ab meine Geschichte zu lesen!:D

Über Votes und Kommis würde ich mich echt richtig freuen, also lasst doch was da bevor ihr euch weiter auf Watti rumtreibt:)♥

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SummernightsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt