16. Kapitel
Als ich aufwachte spürte ich sofort, dass etwas komisch war. Ich hatte noch immer mein Kleid und auch die Feinstrumpfhosen an und lag noch immer eingerollt auf meinem Bett.
Doch ich war nicht allein
„Wie sollen wir das denn anstellen?" fragte eine männliche Stimme.
„Ich weiß es nicht aber wir müssen uns beeilen! Ich habe sie mit dem Mädchen gesehen! Mit dem Mädchen!" eine weitere männliche Stimme, doch ich kannte keine von Beiden.
Wer waren diese Leute nur? Von was sprachen sie? Und vor allem: Was machten sie in meinem Zimmer?
Ich wagte meine Augen einen Spalt weit zu öffnen. Mein Zimmer war fast dunkel, nur durch meine geöffnete Tür drang etwas Licht aus dem Gang und durch die Schlitze in meinem Rollo leichte Sonnenstrahlen.
Zwei kräftige Silhouetten standen mit dem Rücken zu mir. Ich linste auf meine Uhr und versuchte mich nicht zu sehr zu bewegen. 5:00 Uhr.
Was machten zwei fremde Männer um 5:00 Uhr in meinem Zimmer? Waren es Einbrecher? Wollten sie mich töten?
„Außerdem hast du doch den Bericht gelesen! Sie singt! Das ist ein schlechtes Zeichen" sagte die Zweite Stimme.
Sprachen sie etwa von mir und Maeva? Waren das vielleicht die Leute von denen Maeva gesprochen hatte? Die Bösen in diesem Spiel?
Panik packte mich. Ich musste irgendetwas tun. Wenn ich schnell genug war könnte ich die Tür erreichen und Maria und Nicolas alarmieren, dass es Einbrecher sind.
Das Überraschungsmoment wäre hier auf meiner Seite. Ich rüstete mich aufzuspringen, doch als ich mich gerade aufsetzte, spürte ich etwas Hartes gegen meinen Kopf knallen und es ertönte ein lauter Rums. Die Dunkelheit empfing mich und sackte zusammen.
„Siana, wach auf es ist schon spät" weckte mich Marias Stimme. Entsetzt führ ich hoch. Mein Kopf tat weh und pochte wie noch was.
„Sind sie weg??" stieß ich aus und sah mich hektisch um. Doch nichts ließ ahnen das heute jemand hier in meinem Zimmer gestanden hatte
„Wer ist weg? Siana es ist spät! Steh auf, ich will nicht das du zu spät zur Schule kommst."
„Da war heute Morgen um 5 Uhr jemand in meinem Zimmer und hat mich niedergeschlagen! Maria im Ernst!" sagte ich entsetzt
„Was für ein Quatsch! Das hast du bestimmt nur geträumt" sagte sie abwertend
„Ich habe das nicht geträumt! Man hat mich niedergeschlagen! Da waren Leute hier! HIER! In meinem Zimmer!!!" beharrte ich
„Wenn jemand hier gewesen wäre hätten wir es gemerkt, bestimmt. Das war ein schwieriger Tag gestern für dich mit der Beerdigung, meine Liebe. Aber du musst jetzt wirklich zur Schule. Ich bin auch schon spät, wir sehen uns heute Nachmittag." Sagte Maria schnell runtergeleiert, stand auf und verließ einfach so den Raum. Sie rief mir an der Tür noch ein Tschüss zu bis sie verschwand.
War ich jetzt völlig verrückt? Ich hatte in letzter Zeit ja oft realistische Träume, aber das?
„Hey Prinzessin!" vernahm ich Jasons Stimme an meinem Ohr
„Hey" sagte ich und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen
„Ich wollte eigentlich gestern, du weißt schon nach der Beerdigung zu dir aber naja. Deine Eltern ähm Pflegeeltern haben gesagt du schläfst" traurig sah er mich an.
„Ja, ja ich habe ein bisschen Ruhe gebraucht." Sagte ich während wir ins Schulhaus gingen.
„Bist du denn fit für heute Abend?" fragte er und stupste mich in den Bauch. Ich überlegte und in meinem Kopf ratterte es. Heute Abend? Ach stimmt! Das Musical!
„Ähm ja klar, alles gut" faselte ich.
„Heute sind nochmal Proben vor der ersten Vorstellung, also sei pünktlich oder Rachel macht Hackfleisch aus dir" er lachte und nahm plötzlich meine Hand,
„aber das könnte ich nie zulassen" sagte er dann, für meinen Geschmack etwas zu ernst.
„Ähm, ja ich ähm, bin pünktlich" sagte ich schnell, befreite meine Hand und sauste in mein Klassenzimmer.
Was sollte das denn? Hatte ich es ihm nicht klargemacht? Keine Gefühlsduselei!
Ich setzte mich auf meinen Platz und packte meine Sachen aus. Kurze Zeit später kamen Julia und Josh lachend eingetrudelt und konnten gar nicht aufhören sich anzutatschen. Andauernd strich er ihr über den Arm oder sie nahm seine Hand. So verblendet. Kam es mir in den Sinn.
„Also langsam wird das Ganze echt mysteriös!" hörte ich Eines der Mädchen am Nebentisch tuscheln
„Ja! Finde ich auch! Tyler war sonst immer so zuverlässig, da ist es nur verständlich das seine Eltern die Polizei informiert haben." Sagte eine Andere.
„Moment was? Polizei?" rutschte es mir heraus und die Mädchen schauten mich irritiert an
„Ähm ja, hast du das nicht mitbekommen? Tyler Bennet wird seit zwei Tagen vermisst, und es gibt so Gerüchte naja..." Mir lief es kalt den Rücken runter. Tyler! Gesucht von der Polizei!
„Was denn für Gerüchte?" hakte ich nach und die Tratsch Tanten sahen mich an als käme ich von einem anderen Planeten.
„Na die Gerüchte!" sagte wieder die Erste und rollte mit den Augen „Erst ist Rhydian plötzlich nicht mehr auf der Schule und keinen scheint das zu kümmern und Tyler fehlt zwei Tage und die machen ein Großaufgebot der Polizei. Also in meinen Augen sehr komisch" fügte sie hinzu bevor sich die Mädchen wieder umdrehten und ihr gewohntes Tratschen fortführten.
Mein Kopf lief auf Hochtouren. Was wenn sie mich verdächtigen? Fragte ich mich andauernd. Aber das wäre Quatsch, sie haben keinerlei Gründe dafür! Ich hatte so gut wie nichts mit Tyler zu tun.
Der Tag zog an mir vorbei doch ich hatte das Gefühl nicht mehr wirklich dabei zu sein. Jason stahl sich ein paar Küsse bei den Proben und auch außerhalb davon, aber ich spürte sie kaum Die Sache mit Tyler schockte einfach so und alles andere auch. Es war zu verrückt. Ich fragte mich ebenfalls andauernd ob ich mir die zwei Männer in meinem Zimmer doch nur eingebildet hatte.
Wie ging das nur? Dass sich ein Leben so rasant verändern konnte? Wie war das möglich?
„Bereit für die große Show?" fragte mich Jason der in seinen Pluderhosen neben mir hinter dem roten Vorhang unseres Schultheaters stand
„Natürlich Romeo" säuselte ich. Und ich war auch wirklich bereit. Mein Text saß, auch wenn ich nicht unbedingt so viel dafür getan hatte, meine Kleider passten und ich war kein Stück nervös.
Wir ernteten Rauschenden Applaus, die Menge lauschte immer gebannt meiner Stimme und war dann für kurze Zeit wie in Trance. Das war anfangs wirklich ein komisches Gefühl, doch keines Falls ein schlechtes. Ich entspannte mich auf der Bühne. Die anderen waren total nervös, das merkte man. Sogar Mildred, die nur einen Baum spielte war aufgeregter als ich.
Ich sang und sang und genoss die Aufmerksamkeit einfach. Diese Sirenen Singerei war schon etwas Cooles, nicht auszudenken was man damit alles tun könnte...
Nun, was soll ich sagen, die Tage zogen sich dahin, die Zeit auf der Bühne gab mir eine Auszeit von all den schlimmen Dingen die auf der Welt passierten.
Doch ich fühlte mich grausam als ich sah wie Frau und Herr Bennet überall diese Blätter auf hingen auf denen oben ganz dick und fett VERMISST! Stand und darunter ein Bild von dem lächelnden Tyler war.
Am dritten Tag verschloss ich meine Augen davor. Und am vierten erwischte ich mich dabei wie ich eines abriss und schnell in meine Tasche stopfte.
Nun war es Mittwoch, der 14. Mai 2014. 18:50 Uhr. In zehn Minuten begann die Letzte Vorstellung und ich war ernsthaft traurig darum.
Alles verlief wie immer perfekt, die Leute waren begeistert und es ging gerade auf das Ende zu als ich eine zu bekannte Gestalt hinter der letzten Reihe stehen sah.
Mein Herz machte seit langem einmal wieder einen Sprung und ich konnte gar nicht fassen das er hier war. Dass es ihm gut ging! Rhydians Gesicht umspielte ein trauriges Lächeln und seine dunklen Augen glitzerten, das konnte ich auch aus dieser Entfernung deutlich sehen. Es tat mir im Herzen weh mich abzuwenden um meine Rolle zu Ende zu spielen und als dann alle glücklich applaudierten ließ ich meinen Blick abermals zur letzten Reihe gleiten. Doch der Platz, an dem er gerade noch gestanden hatte, war leer. Einfach, leer. Hatte ich es mir eingebildet? Nein, ich könnte es mir niemals so realistisch einbilden. Dieses Lächeln, diese Augen... Sowas bildete man sich nicht einfach ein. Vielleicht bildet man sich fremde Leute in seinen Schlafzimmern ein, aber kein Rhydian-Lächeln! Auch wenn es ein trauriges Lächeln war.
Als der Vorhang sich schloss rannte ich sofort los
„Siana! Wo willst du hin?" rief mir Jason irritiert hinterher, doch ich hatte keine Zeit, weder ihm zu antworten, noch mich umzuziehen. Also rannte ich in dem schwarzen Kleid, das ich am Ende immer trug, nach draußen und sah mich hektisch um. Nichts. Kein Rhydian.
War ich jetzt offiziell verrückt?
Die Menschen strömten aus dem Gebäude, doch kein Rhydian. Ich sah mich um und musterte fast jeden einzelnen, doch keiner hatte diese verwuschelten Haare, dieses Lächeln, diese Augen...
„Siana, was sollte das denn?" fragte mich Jason als ich zurück hinter die Bühne kam
„Ich habe frische Luft gebraucht" sagte ich leichthin und machte die Tür hinter mir zu. Ich hatte meine eigene, wenn auch kleine Umkleidekabine mit einer Kleiderstange für meine unterschiedlichen Outfits und einem Sitz und natürlich Spiegel mit einer Ablage für Make Up und solchen Kram.
Ich hatte gedacht Jason mit meiner Ausrede abgespeist zu haben und zog mir schon das Kleid über den Kopf als sich die Tür öffnete und er wieder vor mir stand
„Ähm... hallo?? Ich zieh mich grade um!?" sagte ich gespielt schockiert und hängte mein
Kleid auf.
Ehrlich gesagt störte es mich gerade recht wenig, dass Jason mich im BH sah, viel weniger als Bikini war das doch auch nicht und nun ja, Jason und ich wir hatten ja auch dieses Freundschaft Plus Ding am Laufen.
Er sah mich jedoch von oben bis unten an und schluckte erstmal
„Du bist so schön" sagte er perplex. Oh wow! Hatte er noch nie ein Mädchen in Unterwäsche gesehen? Der große Womanizer war wohl doch nur eine große Lüge gewesen oder wie?
„Wars das?" fragte ich genervt worauf er mich überrascht ansah. Okay, das war wirklich ein wenig hart.
„Nein, Wars nicht. Was war grade nur los mit dir?" fragte er nun wieder bei Sinnen
„Ich sagte doch ich habe frische Luft gebraucht" wiederholte ich mich und zog meine Hot Pants an, das verfolgte Jason wieder mit gierigem Blick.
„Willst du ein Foto? Das hält länger." Sagte ich um seine Aufmerksamkeit wieder auf meinen Kopf zu lenken.
„Jetzt mal im ernst Sia, was ist nur los mit dir?" fragte er und strich mir über die Wange
„Falls du es nicht gemerkt hast, stand mir Miss Elliner sehr nahe" also eine Lüge war es nicht, auch keine richtige Ausrede, nur eben die Halbwahrheit, ein kleines Stückchen Wahrheit das ich so platzierte das es im Kontext etwas Anderes ergab. Das war doch eigentlich keine Lüge, oder?
„Es tut mir so leid." Sagte er dann betreten.
„Das muss es nicht. War ja schließlich nicht deine Schuld" sagte ich und versuchte eines meiner falschen Lächeln auf mein Gesicht zu zwingen.
„Ich bin für dich da Siana" sagte er dann und umarmte mich.
Ich ließ es kurz zu ehe ich mich von ihm löste
„Ich komm schon klar." Sagte ich und ließ es so unbekümmert wie möglich klingen
„Okay, alles klar." Sagte er ein bisschen enttäuscht, doch als ich ihm einen langen Kuss schenkte war er wieder am Lächeln.
„Weißt du, da ist diese Party bei Melinda Hoverst, zum Ende des Musicals, kommst du mit?"
Party? Ablenkung? Immer her damit.
„Na klar!" sagte ich und lächelte.
So fand ich mich eine halbe Stunde später auf der Houseparty von Melinda Wie-auch-immer wieder, mit einem Plastikbecher in einer Hand der mit allem möglichen Schnick-Schnack gefüllt war, wenigstens schmeckte es.
Ich schüttete den Rest herunter und setze mich mit Jason auf die Couch. Um uns herum tummelten sich die Leute und tanzten zur lauten Musik, es kamen immer wieder Welche her die mich für das Musical lobten und beteuerten wie toll ich singen konnte.
Ich war wirklich froh das Jason mich zu dieser Party mitgenommen hatte und ich nicht mehr so viel an Rhydian denken musste. Außerdem ließ er sich nicht volllaufen wie man es sonst von ihm kannte und ich hatte sogar Angst er würde es für mich tun.
„Heeey Jason! Willst du tanzen?" fragte Sabrina die gerade an gestöckelt kam.
Ach komm schon? Musste sie denn unbedingt hier sein? Und dann auch noch Jason zum Tanzen aufzufordern? Ich dachte sie hätte aus unserer letzten Konfrontation gelernt, doch anscheinend musste ich mich noch einmal wiederholen.
„Nein, der ist beschäftigt" antwortete ich schnell für ihn
„Ach ja? Mit was denn?" fragte sie dümmlich was einen wirklich dazu bringt ihr am liebsten ins Gesicht zu schlangen... am besten mit was Schwerem... einem Eisenhammer oder so, viel hässlicher konnte ihr übergeschminktes Gesicht ja sowieso nicht werden oder?
„Damit" sagte ich, drehte Jasons lächelndes Gesicht zu mir und legte meine Lippen auf seine. Ich küsste ihn innig bis Sabrina endlich abhaute.
„Die kann ganz schön nerven" sagte Jason nach dem Kuss, der noch andauerte, lange nachdem Sabrina endlich weg war.
„Ja und wie" erwiderte ich.
Ganz Gentlemen, wie Jason plötzlich war, begleitete er mich nach Hause und wir küssten uns vor meiner Haustüre, ehe ich in mein Haus hineinschlüpfte und die Tür hinter mir schloss.
Ich hatte Maria und Nicolas versprochen nicht allzu lange zu bleiben, da ja am nächsten Tag Schule war, doch es war jetzt eben doch schon 3 Uhr und ich hätte schon Zuhause sein sollen.
Ich versuchte niemanden zu wecken als ich die Wendeltreppe nach oben stieg und die Stellen, an denen die Dielen quietschten, umging.
Erleichtert atmete ich aus als ich in meinem Bett lag und mich langsam die Dunkelheit umfing. Ich sickerte in einen erholsamen und Traumlosen Schlaf.*********************
So hier ist jetzt noch Kapitel 16:D
Ich habs zwar nicht genau am gleichen Tag geupdatet, aber naja hier ist es ja jetzt:)
Es ist eher so überleitend, denn das nächste Kapitel soll so alle Fragen klären.
Also was mit Rhydian los ist und wer die Leute in ihrem Zimmer waren bla bla bla:D
Also dann bis zum nääächsten Kapitel♥
Lasst mir doch ein Vote da das ich weiß obs euch gefällt! Würde mich soo mega freuen!:*♥
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Summernights
FantasySiana lebt in der Kleinstadt Cornville, in der eigentlich nie wirklich was passierte, und wenn doch, konnte man das auf dem Blog ihrer besten Freundin Julia lesen. Doch als die zwei Jungen, Josh und Rhydian auftauchen, wird Sianas Leben total durc...