14. Kapitel

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14. Kapitel

„Zum Moonlight Lake??" fragte ich entgeistert
„Was willst du denn da?"
„Wenn ich es dir verrate, dann ist es keine Überraschung mehr!" erwiderte siezuckersüß auf meine Frage.
„Na los! Komm", sagte sie und packte mich am Arm. Erbarmungslos schleifte siemich in den Wald hinein.
Wir kamen am Moonlight Lake an, doch waren nicht alleine. Schnell zog ich Maevazurück in die schützende Dunkelheit des Waldes. Es saß ein Junge am See, mitdem Rücken zu uns.
„Da ist jemand!" Flüsterte ich „Was wenn er dich sieht??"
„Keine Sorge, wir kennen uns schon" sagte sie in normaler Lautstärke und hatteein gefährliches Lächeln aufgesetzt. Selbstbewusst schritt sie auf den Jungenzu und ich folgte ihr verdattert.
Als er sich umdrehte stockte mein Atem.
„Tyler?" fragte ich entsetzt den Jungen, der einen ganz glasigen Blick draufhatteund uns verträumt ansah.
„Hallo Siana" fiepte er aufgeregt. Tyler ging in meine Parallel Klasse, ichhatte nicht wirklich was mit ihm zu tun, wir hatten vielleicht einmal dreiWorte gewechselt in den letzten 5 Jahren.
„Er war das hübscheste was ich im Moment auftreiben konnte. Also, happybirthday!" flötete Maeva
„Moment mal? Er ist mein Geschenk?" fragte ich sie entsetzt.
„Ich dachte mir, ich gebe dir deine erste kleine Unterrichts Stunde in SachenEssen auftreiben." Unschuldig sah sie mich an. Tyler schaute zwischen uns hinund her und wirkte irgendwie abwesend.
„Sag mal hast du ihm Drogen gegeben?"
„Nö, habe nur ein bisschen für ihn gesungen" sagte sie zu mir ehe sie sich anTyler wandte „Nicht wahr mein Schöner?" gab sie in dieser hypnotischen Stimmevon sich. Langsam setzte sie sich neben ihn und fuhr ihm über die Wange. Einefeine rote Linie folgte ihren Fingerspitzen und augenblicklich stieg der süßeDuft seines Blutes zu mir auf und ich setze mich rasch neben ihn um so viel vondem Geruch wie möglich in mich aufzunehmen.
„Probiere mal" flüsterte Maeva gierig.
„Nein, ich meine ich bin vegetarierin!" stieß ich aus und versuchte den süßenDuft des Blutes zu ignorieren.
„Ach komm schon Siana, nur ein kleines bisschen!" drängte mich Maeva „Es istdeine Natur und du willst das mehr als alles andere."
Ich überlegte kurz, aber was sollte dagegensprechen? Ich meine doch, nur malprobieren...

Ich drehte seinen Kopf zu mir und sah ihm in seine verträumten Augen bevor ichmeine Lippen auf die Schnittwunde legte und mit meiner Zunge darüberfuhr.
Ich spürte das warme Blut auf meiner Zunge. Es war unglaublich und ich wollteeinfach nur mehr.
„Mach nur, er wird keinen Schmerz spüren." Sagte Maeva und so legte ichmeine Lippen auf seine Kehle und biss wie in Trance kräftig zu.
Das Blut strömte nun in Massen in meinen Mund und rann meinen Hals hinab. Ichkonnte nicht mehr klar denken, wie besessen sog ich alles in mich auf.
Tyler stöhnte aufgeregt, doch er verstummte bald in einem erstickten Gurgeln.
Als ich von ihm abließ, sackte er nach hinten zusammen und lag leblos auf demBoden.
Gierig leckte ich mir das Blut von den Lippen.
Maevas Lachen brachte mich in das hier und jetzt zurück.
„Wow, reife Leistung!" kicherte sie.
Ich sah auf Tyler hinab. Seine Brust weder hob, noch senkte sich, sein Blickwar starr und vernebelt. Er war tot. Ich hatte diesem Jungen den Tot gebracht.
Eigentlich müsste ich mich jetzt doch unglaublich schuldig fühlen, aber ich tates nicht.
Ich fühlte mich gut. Sehr gut.
„Du hättest mir ja ruhig auch was übriglassen können, also echt!" sagte Maevaund stupste den leblosen Tyler an.
„Tut mir leid" sagte ich kleinlaut. Okay, zugegeben ein bisschen schuldigfühlte ich mich ja, aber in keinen großen Maßen. Ich hatte immer noch denGeschmack seines Blutes auf meinen Lippen und fühlte mich seit langer Zeitwieder ein bisschen wohler als sonst.
„Ach, kein Problem, ich meine, es war ja ein Geschenk" sagte sie und grinstemich an
„Und... wo tun wir ihn jetzt hin?" fragte ich und sah auf meine letzte Mahlzeit.
„Das lass mal meine Sorge sein... Steh auf und komm her" sagte die und entferntesich ein paar Schritte vom toten Tyler.
Ich gehorchte ihren Anweisungen und trat neben sie. Sie zog eine kleineGlasphiole aus den Falten ihres schwarzen Tuchs, was ihr als Kleid diente.
Es war eine schwarze Flüssigkeit die blau schimmerte als sie die Flasche in dieNachmittagssonne hielt.
„Was ist das?" fragte ich mit dem Blick auf die schimmernde Flüssigkeit.
„Das, meine Liebe, ist mein kleiner Zaubertrank" sagte sie und träufelte einpaar Tropfen verteilt auf Tylers Körper.
„Und was macht das jetzt?" fragte ich sie als sich nichts tat
„Es verwischt Spuren" erwiderte sie nüchtern und zog eine Streichholzpackungaus ihrem Kleid/ Tuch. Wo hatte sie denn das plötzlich her? Ich habe mich jaauch schon gefragt wie sie ihren Zaubertrank in dem Hauch von nichts versteckenkonnte, aber jetzt auch noch Streichhölzer? War sie etwa Mary Poppins Tochteroder so?
Sie zündete ein Streichholz an und schmiss es auf Tyler der augenblicklichenFeuer fing. Und zwar so augenblicklich das ich vor Schreck ein paar Meter von derStichflamme zurücksprang.
Und so schnell wie das Feuer gekommen war, verschwand es auch schon wieder.
„Oh mein Gott" sagte ich mit dem Blick auf das gerichtet, was die heißenFlammen hinterlassen hatten.
„Du kannst auch Maeva sagen" kicherte diese und kniete sich neben Tyler der nunein Haufen Asche war. In wenigen Sekunden, da war er einfach zu Asche geworden.
„Praktisch oder?" fragte sie und begann die Asche in den See zu schaufeln
„Ähm, ja schon irgendwie" sagte ich immer noch perplex
„Willst du mir vielleicht mal helfen oder so? Du siehst aus wie bestellt undnicht abgeholt"

Als die Asche im See gelandet war und von den Strömungen umhergetragen wurde,saßen Maeva und ich stumm nebeneinander.
Ich hatte gerade einen Jungen aus meiner Parallelklasse getötet und ich fühltemich wie neu geboren.
„Tut gut so ein Energieschub oder? Ich dachte mir das könntest du geradebrauchen"
„Ja, aber sag mal, fühlst du dich denn nie schuldig?"
„Nein, nie. Fühlst du dich denn schuldig, wenn du einen Hähnchenschlägel verdrückst?"
„Ich bin Vegetarierin" gab ich erneut nüchtern zurück und Maeva brach diesesMal in einem melodischen Lachen aus.
„Tja, Schätzchen, so wies aussieht jetzt nicht mehr!" lachte sie immer noch.
Als sie sich wieder beruhigt hatte saßen wir ein paar Minuten da bis ich wiedereine Frage hatte. Ich hatte so viele Fragen!
„Und, warum esst ihr, naja also warum essen wir keine Tiere wie alle anderen?"
„Weil es ums Blut geht. Weißt du das Menschenblut ist das einzige was wirklichden Hunger stillen kann... wenn man will kann man danach noch ein bisschen amFleisch knabbern aber brauchen tun wir das nicht."
„Warum denken die Leute das Sirenen Märchen sind?" fragte ich interessiert nach
„Das war nicht immer so. Früher haben wir unsere Spezies ausgelebt, doch dieMenschen versuchten uns auszurotten und es war einfach viel zu anstrengend... Nunja dann haben wir uns zurückgezogen und den Menschen eingebläut es hätte unsnie gegeben. Die Menschen sind dumm und es war ein Kinderspiel sieauszutricksen."
„Wie meinst du das, die Menschen sind dumm?"
„Sie sind noch nicht im Geringsten so weit wie wir. Meinen kleinen Zaubertrankhätte ein Mensch niemals mixen können." Lachte sie. Hm. Sollte ich mich jetztgekränkt fühlen? Zu wem gehörte ich denn jetzt eigentlich?
„Was ist das mit den Menschen und den Sirenen? Wo sind die Unterschiede, außernatürlich dem Essen?"
„Weißt du, früher, da waren wir alle gleich. Lebten nahe am Meer, da man dortessen finden konnte und all das, doch ein Teil der Menschheit beschloss immerweiter ins Land vorzudringen, was wirklich bescheuert war und so haben wir unsin verschiedene Richtungen entwickelt und ich kann dir sagen das wir eindeutigdie überlegenere sind."
Sie nahm meine Hand und spreizte meine Finger auseinander, bevor sie weitersprach „Sieh mal, diese Haut da, zwischen den Fingern. Wäre sie größer dann..."sie ließ mich den Satz beenden, was ich auch tat. „Dann wären es Schwimmhäute"
„Bingo." „Und noch was,... Affen haben dasnicht. Warum also wir und die Menschen und Sirenen?"
„Das ist irgendwie gruselig" sagte ich dann und betrachtete meine Finger.
„Dann warte erst mal bis du eine Nixe oder Meerjungfrau zu Gesicht bekommst!"sie lachte herzlich und schien sich sichtlich über meine Fragen zu amüsieren.
„Was die gibt's?" fragte ich entgeistert „Ich dachte Sirenen, Nixen,Meerjungfrauen,... das wäre alles das gleiche!" stieß ich aus
„Oh wow, ich sehe ich muss dir noch viel beibringen. Also, Sirenen, das sindwir, menschenfressende, singende, und einfach wunderschöne Wesen die inUnterwasserwelten leben die von Luft umgeben sind"
„Von Luft umgeben? Wie eine Luftblase mit einer Stadt drin?" fragte ichirritiert
„Jahaaa und jetzt lass mich ausreden und heb dir deine Fragen für danach auf"erwiderte sie gespielt genervt
„'tschuldigung" sagte ich kleinlaut
„So, und Nixen, also Nixen sind echt blöde Viecher. Sie sind im Grunde wie wir,nur mit Kiemen und Schwimmhäuten und in hässlicher. Naja, das mit dem hässlichsein ist individuell, soll auch welche geben die so schön sind wie wir, abergut. Außerdem tauchen sie immer auf wenn du gerade etwas erbeutet hast undversuchen dir dein Essen streitig zu machen, weil sie es nicht auf die Reihebekommen selbst jagen zu gehen." Sie stoppte kurz um Luft zu holen „Und zumSchluss noch die Meerjungfrauen und natürlich Meermänner" schnaufte sie undsetzte noch einmal an
„Das sind die aus all euren Geschichten, diese halb-Mensch, halb Fisch-Geschichteund mit dem singen und Haare kämmen. Also naja, die Menschen haben da viel durcheinandergewirbelt.Meerjungfrauen sind harmlos und verfügen auch nicht über außergewöhnlichhypnotische Stimmen. Meistens sind sie nicht die Hellsten, aber extremselbstüberzeugt. Also ich denke das sind mal ein paar wichtige Infos"
Ok, das war einfach nur, wow.
„Das ist echt verrückt" sagte ich nach ein paar Minuten Stille.
„Kann mir vorstellen das es alles ein bisschen viel ist, aber du kommst dochnoch mit oder?" fragte sie und sah mich hoffnungsvoll an.
„Ja, ja ich komme mit." Sagte ich bestimmt und stand auf. „Aber jetzt geh ichnach Hause, ich muss das alles erstmal verarbeiten" sagte ich gerade heraus.
„Na gut, wir sehen uns, Siana Evans" sie lächelte mich warm an und ich drehtemich ohne ein Wort zu sagen um und ging auf den Wald zu. Als ich die erstenSchritte hinein getan hatte wandte ich mich noch einmal zu Maeva um und musste feststellen,dass sie weg war. Wohin war sie denn so schnell verschwunden?

Ich seufzte erleichtert auf als ich meine Zimmertür hinter mir verschlossen hatte.Ich hatte Nicolas und Maria gesagt ich hätte keinen Hunger, damit war ich inmeinem Zimmer verschwunden.
Zusammengerollt lag ich nun am Fußende meines Bettes und begriff was ich geradegetan hatte.
Tyler war tot, und ich habe ihn umgebracht. Ich war nicht mehr in meinemBlutrausch, jetzt war mir klar, was ich getan hatte.
Zu was ich fähig war. Zu was ich fähig bin.
Werden sie ihn suchen? Werden sie mich verdächtigen? Oh mein Gott ich habeeinen Mitschüler getötet.

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