17. Kapitel
In der Schule nahm alles wieder seinen Lauf und es passierte einfach nichts. Es schien mir wie eine Auszeit, die letzten drei Wochen waren so viel gewesen und jetzt auf einmal sollte alles wieder normal sein? Na gut, normal war noch immer nichts, die Polizei suchte fieberhaft nach Tyler und umso weniger nach Rhydian.
Vorsichtshalber hatte ich keiner Menschenseele davon erzählt ihm beim Musical gesehen zu haben.
Die Männer in meinem Zimmer kamen mir immer mehr wie ein Traum vor, genauso wie alles das ich erlebt hatte, wären da nicht die VERMISST- Blätter die an jeder verdammten Straßenlaterne hingen und die Schule mit ihnen fast neu tapeziert wurde.
Es tat mir leid, natürlich tat es mir leid, doch ich spürte keine Reue. Vielleicht konnte ich ja gar nicht bereuen was solche Dinge anging. Sie alle ernährten sich doch von Menschenblut und machen sich nichts draus, ich bin eine von ihnen und damit muss ich mich abfinden.
Maeva würde ich ja am Sonntag wiedersehen, wenn sie ihren Courier hatte. Mit oder ohne Rhydian.
Ich war überrascht das mich Nicolas und Maria Zuhause empfingen als ich von der Schule kam, ernst und besorgt starrten sie mich an.
Ich beäugte sie mit zusammen gekniffenen Augen, nahm mir einen Apfel aus der Obstschale und biss hinein
„Ist was?" fragte ich als ich herunter geschluckt hatte
„Siana, wir machen uns Sorgen" sagte Nicolas und sah betreten zu Boden.
Ich seufzte genervt
„Ach kommt schon, was ist denn jetzt wieder das Problem?"
„Die Schule hat angerufen, deine Noten verschlechtern sich drastisch, du bist unglaublich verschlossen, wenn du einmal mit uns isst, sagst du kaum was, gerade ist jemand aus deinem engeren sozialen Umfeld gestorben und ein Mitschüler wird vermisst. Wir wissen das ist alles schwer für dich, aber bitte schließ uns nicht aus." Leierte Maria herunter.
„Mein engeres soziales Umfeld? Hast du das aus einen dieser Familien Ratgeber oder was?" fragte ich und biss noch einmal von meinem Apfel ab.
„Ich komm schon klar damit, glaubt mir, so einfach zwingt man mich nicht in die Knie." Brachte ich mit vollem Mund heraus ehe ich an ihnen vorbei in mein Zimmer stapfte.
Somit war das Thema auch schon beendet.
Sollen sie doch denken was sie wollen, ab Sonntag bin ich hier raus.
Samstagabend stapfte ich grübelnd durch mein Zimmer, wie sollte ich das denn Morgen genau anstellen?
Eins war klar: Keiner durfte von meiner Abreise wissen. Sollte ich eine Tasche packen? Würde ich sie denn mitnehmen können? Wie sah es mit Handy oder anderem Elektronischem Zeugs aus? Nun ja, Wasser und Elektronik vertragen sich ja nicht so gut.
Ich lief in meinem Zimmer so lange auf und ab bis ich zu einer annehmbaren Lösung kam. Die Tasche gepackt unter dem Bett versteckt schlief ich dann nach mehreren Stunden in denen ich mich von einer auf die andere Seite drehte endlich ein.
Ich würde die Tasche lassen wo sie war. Als erstes würde ich bei Rhydians Haus vorbeischauen, wenn er immer noch nicht da war, wieder nach Hause gehen, meine Tasche holen und aus dem Haus schaffen. Dann zum abgelegenen Strandteil gehen und auf Maeva warten. Ganz einfach. Wird schon alles gut gehen. Hoffentlich.
Entsetzt stellte ich am nächsten Morgen fest das ich meinen Wecker verschlafen hatte! Schon 11:00 Uhr war es!
Wie vom Blitz getroffen sprang ich auf und eilte in mein Badezimmer. Ich duschte mich in Überschallgeschwindigkeit, genauso wie ich meine Zähne putzte und mich schminkte.
Mit jedem Handgriff den ich tat und mit jeder Minute die verstrich wurde ich nervöser.
Alles hinter mir lassen für jemand den ich kaum kannte? Naja, Maeva hatte mir ein Bild meiner Eltern geschenkt und glaubhaft gemacht ich sei kein Mensch.
Egal, jetzt gab es kein Zurück mehr.
Mit wackligen Schritten trat ich die Wendeltreppe nach unten ins Wohnzimmer und nuschelte ein Guten Morgen in die Küche in der Maria und Nicolas sich zu schaffen machten ehe ich in unseren Eingangsbereich trat
„Wo willst du denn hin?" fragte Nicolas und beäugte mich misstrauisch
„Ich, ähm ich, also ich treffe mich mit Julia." Log ich
„Willst du denn vorher nichts essen?"
„Kein Hunger." Wich ich aus, Nicolas nickte und ging zurück zu Maria in die Küche. Puh, das war knapp.
Ich wandte mich der Tür zu und wollte gerade die Türklinke herunterdrücken als es klingelte.
Ich öffnete die Tür und schreckte auf als dort zwei Männer in Uniformen standen die aussahen wie Polizisten.
Oh Gott sie sind bestimmt wegen Tyler hier! Kam es mir als erstes in den Sinn. Aber das konnte gar nicht sein. Tyler, oder was von ihm übrig war, schwamm pulverisiert im Moonlight Lake herum und es gab keine Verbindung zwischen uns.
Die zwei Männer trugen wie gesagt Uniformen, sie waren dunkelblau, fast schwarz. Außerdem hatten sie beide einen Gürtel umgeschnallt mit allerlei Zeugs dran wie ein Elektroschocker, Schlagstock und... Ach du liebe Güte! War das eine Pistole?
„Siana Evans?" fragte der eine streng und ich war mir sicher diese Stimme zu kennen, wusste nur nicht woher.
„Ja? Was kann ich für sie tun?" fragte ich mit versucht fester Stimme
„Können wir für einen Augenblick hereinkommen?"
„Ähm, ich weiß nicht ich..." stammelte ich, doch wurde unterbrochen.
„Ah, Officer, kommen sie doch herein." Ertönte Nicolas hinter mir und ich starrte ihn perplex an.
„Ich ähm, kann ich gehen Nicolas? Julia wartet schon." Sagte ich und wandte mich erneut zu Tür, in der Hoffnung gehen zu dürfen und nichts damit zu tun zu haben weswegen dieser Officer und sein Kumpel da hier waren
„Wir brauchen dich noch einen Moment hier, Siana." Peng, und jemand hatte die Hoffnung erschossen. Toll.
Keine zwei Minuten später saßen wir alle im Wohnzimmer, Maria, Nicolas und ich auf der Couch, der Officer auf dem Sessel und stehend hinter ihm sein stummer Goldfischfreund.
Goldfischfreund einfach nur, weil er mich so anglubschte und nichts sagte, wie Goldfische eben.
„Wer sind die?" flüsterte ich Maria zu
„Mein Name ist Officer Dave Franco, das ist mein Kollege Kevin Hunter." Sagte der Officer und der Goldfischfreund nickte.
„Wir sind von der S.F.F.O.A."
„Von der S.F. was?" rutschte es mir plump raus.
„Der S.F.F.O.A." wiederholte er
„Und was genau ist das?" fragte ich dann etwas höflicher.
„S.F.F.O.A. Spezialeinheit für Fremdartige Ozeanische Aktivitäten." Fremdartige Ozeanische Aktivitäten? Das klang mir gefährlich sehr nach Maeva und mir. Scheiße. Jetzt bloß nicht durchdrehen. Ganz ruhig, nicht ausrasten.
„Ich ähm, okay und was haben wir damit zu tun?" fragte ich und spielte dumm.
„Ihre Leiblichen Eltern gehören einer fremdartigen Spezies an, Siana. Wir müssen sie bitten uns nun zu begleiten. Es ist zu ihrem Besten, wir haben sie lange genug ein normales Leben leben lassen, doch nun wird die Lage zunehmend komplizierter." Sie wollen mich mitnehmen?
„Was? NEIN! Maria, Nicolas, sagt doch was! Das kann nicht sein!" stieß ich entsetzt aus. Maria sah betrübt zu Boden.
„Es tut mir leid Siana, du solltest besser mit ihnen mit gehen" sagte Nicolas kleinlaut
„Ihr wusstet es! Ihr wusstet schon immer, dass das passieren wird?!" schrie ich schon fast und sprang auf. Ach du meine Güte! Jetzt ergab es alles einen Sinn! Sie wollten immer das ich mehr mit Freunden unternahm, dass ich Normal rüberkam!
„Bitte verzeih uns, aber es ist nun mal so." wimmerte Maria.
„Ihr habt mich verraten! Ihr wusstet alles, ALLES! Und nie habt ihr mir was erzählt?"
„Bitte beruhige dich Siana." Sagte Nicolas.
„Beruhigen? Wie könnte ich!"
„Bitte kommen sie jetzt mit, Siana" sagte Officer Voll-Arsch.
„Ach, und was, wenn nicht?" fragte ich provokant.
Goldfischfreund verlies den Raum und einige Minuten verstrichen. Maria hörte nicht auf mich weinend anzubetteln ihr zu verzeihen, Officer Bla-Bla starrte mich böse an und ich starrte genauso böse zurück, bis ich eine bekannte Stimme vernahm.
„Hey lass mich los du blöder Scheißkerl... Halt HEY! Nimm die Hand da weg du Perverser!" schimpfte Maeva.
Goldfischfreund hatte sie an den Armen gepackt und schleppte sie ins Zimmer.
Sie hatten Maeva!
„Oh Gott Maeva! Ist alles in Ordnung mit dir?" fragte ich entgeistert und wollte zu ihr stürmen doch Officer Scheiß-Kerl stellte sich mir in den Weg
„Na sieh mal einer an, ihr kennt euch" sagte er triumphierend
„Lasst sie los! Sofort!" rief ich.
„Komm mit uns und ihr wird nichts passieren"
Ich wechselte einen Blick mit Maeva, kaum merklich schüttelte sie den Kopf
„Du musst singen!" stieß sie dann aus.
„Das brauchst du gar nicht zu versuchen. Wir sind immun gegen euer Teufelsgekreische" lachte der Officer.
Er war so ein Scheißkerl.
„Vielleicht gegen mich, aber nicht gegen die Prinzessin!" rief Maeva lachte diabolisch und versuchte sich zu befreien, doch der Goldfischfreund lies ihr keine Chance.
Ich war innerlich überfordert, was sollte ich jetzt tun? Sollte ich wirklich singen?
Fragend sah ich zu Maeva.
Sie nickte aufmunternd und sah dann weg, ich folgte ihrem Blick und erkannte, dass er auf den Gürtel des Goldfischfreundes gerichtet war. Ich nickte um ihr zu zeigen, dass ich verstand.
„Na los Mädchen gib auf, du hast keine Chance." Blöder Officer
„May it be an evening star
Shines down upon you
May it be when darkness falls
Your heart will be true
You walk a lonely road
Oh! How far you are from home"
Und schon war es passiert. Der Goldfischfreund ließ Maeva los und lauschte gebannt meinem Gesang, genau wie Officer Dave und auch Maria verstummte mit ihrem Gejammer.
Maeva nickte mir anerkennend zu als ich zur zweiten Strophe übersprang.
„Mornie utúlie
Believe and you will find your way
Mornie alantie
A promise lives within you now"
Geschickt entfernte Maeva den Elektroschocker aus dem Gürtel des Goldfischfreundes ohne das er es merkte. Sie legte den Elektroschocker an seinen Hals und drückte ab, ich verstummte als Maeva auch den Officer-Horst auf den Boden gebracht hatte.
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Summernights
FantasySiana lebt in der Kleinstadt Cornville, in der eigentlich nie wirklich was passierte, und wenn doch, konnte man das auf dem Blog ihrer besten Freundin Julia lesen. Doch als die zwei Jungen, Josh und Rhydian auftauchen, wird Sianas Leben total durc...