15. Kapitel

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15. Kapitel
Ich saß in einem Gericht. Vor mir der Richter in einer Kutte, alles war schwarz weiß und als ich mich umsah erkannte ich das die anderen im Gericht gekleidet waren wie in diesen alten Schwarz weiß Filmen. Genau wie ich, ich trug ein gestreiftes Kleid und meine Haare waren nur noch schulterlang
„Haben sie es getan?" herrschte mich der Richter an
„Was getan?" fragte ich kleinlaut
„Haben sie Tyler Bennet umgebracht?" schrie er mir entgegen, ich zuckte zusammen
„Nein! Nein ich war es nicht!" stieß ich aus
„Geben sie es zu! Sie haben ihn getötet!"
„Nein ich war es nicht!" rief ich. Ein Raunen ging durch die Reihen und alle sahen mich abfällig an, als wären sie davon überzeugt ich hätte es getan
„Seht mich nicht so an! Ich war's nicht" schrie ich und alles begann sich zu drehen
„Gib es zu, du warst es!" „Mörderin" „Schuldig" „Du hast es getan" all diese Aussagen schwirrten in meinem Kopf
„Nein!" schrie ich immer wieder „Ich war es nicht, bitte glaubt mir!"


„Siana, wach auf" dröhnte Marias Stimme wie durch Watte an mein Ohr
„Ich war es nicht!" krächzte ich „Ich hab's nicht getan, lasst mich in Ruhe"
„Beruhige dich, es war nur ein Traum" versuchte mich Maria zu beruhigen
Ich schlug meine Augen auf und alles war wieder in Farbe. Meine Nachttischlampe tauchte mein Zimmer in ein warmes Licht und Maria saß an meinem Bett, hinter ihr stand Nicolas und legte ihr eine Hand auf die Schulter
„Alles ist gut, wir sind ja da" sagte Nicolas beschwichtigend
„Was ist passiert?" fragte ich, obwohl ich mich noch genau an meinen Traum erinnern konnte
„Wir haben schreie gehört, und als wir in dein Zimmer gekommen sind hast du immer wieder gesagt du hättest es nicht getan. Siana, was hast du nicht getan? Was hast du denn geträumt?" fragte Maria und wollte mir mit der Hand über den Kopf streichen, doch ich zuckte zurück
„Ich weiß es nicht mehr" log ich
„Nun ja, es ist 4:30 Uhr, wir sollten alle wieder zurück in unsere Betten" sagte Nicolas und ging mit Maria zur Tür
„Schlaf gut" sagte Maria noch ehe sie Nicolas aus der Tür folgte
„Ihr auch" nuschelte ich in mein Kissen ehe die Tränen mich überwältigten. Der arme Tyler.
Ich lag noch lange wach ehe ich mit Tränen überströmtem Gesicht einschlief.

Verwundert sah ich am Morgen in den Spiegel und sah in das Gesicht, von dem ich mir sicher sein sollte das es meines war, das war ich aber nicht.
Ich hatte eine übermüdete Siana erwartet, mit rot verheulten Augen und Augenringen so tief wie der Mariannen Graben. Aber nein, meine Haut war ebenmäßig und Porentief rein, ohne auch nur den Ansatz eines Augenrings. Meine Augen strahlten lebendiger als je zu vor und ich kam nicht darum herum mich zu fragen ob das etwas mit Tylers Blut zu tun hatte.
Auch, wenn meine seelische Verfassung im Moment überhaupt nicht mit meinem Äußeren zusammen passte.

Während die Lehrer so vor sich hin redeten, fragte ich mich immer und immer wieder eine Sache. Waren die Menschen wirklich so dumm? Ich meine sie konnten denken und all das. War ich denn nicht genauso dumm? Ich bin ja bei ihnen aufgewachsen. Eigentlich fühle ich mich ja noch immer wie eine von ihnen...
In der Pause trottete ich gelangweilt über den Schulhof an ein paar verliebten Pärchen vorbei die es nicht lassen konnten sich fast gegenseitig aufzufressen.
Diese Blicke erinnerten mich an Maevas Opfer bei unserer ersten Begegnung und unweigerlich auch an Tyler Bennet. Beide hatten diesen vernebelten Blick.
Meinte Maeva vielleicht das mit dumm? Dass die Liebe Menschen dumm machte?
Ich dachte nach. War ich schon einmal dumm vor Liebe gewesen? Ich hatte den einen oder anderen Freund gehabt und es war immer ein Desaster, wenn ich Schluss machen musste, da sie sehr anhänglich waren. Aber war ich jemals so gewesen? So verblendet?
Ich war noch nie in meinem Leben wirklich richtig verliebt gewesen, es gab ein paar Jungen die ich gut fand, dazu gehörte jetzt auch Jason, aber, verliebt? Nein, nicht wirklich.
Vielleicht kann ich ja gar nicht lieben? Fragte ich mich verbittert, bis Rhydians Gesicht vor meinem inneren Auge auftauchte. Sein schönes, perfektes Gesicht mit diesen unglaublichen Augen...
Aber stopp! Verliebt? Nein, das durfte nicht sein! Rhydian fühlte nichts für mich, das hatte er unweigerlich klargestellt und ich kannte ihn ja kaum um ihn zu lieben!

Als ich nach Hause kam, konnte ich die dicke Luft fast sehen.
Nicolas in schwarzem Anzug, Maria mit schwarzem Kleid.
„Ich hab dir schon was raus gelegt" sagte Maria betreten
Ohne ein Wort zu sagen lief ich die Wendeltreppe in mein kleines Zimmer nach oben.
Ein schlichtes schwarzes Kleid und Feinstrumpfhosen lagen auf meinem Bett, daneben auf dem Boden ebenso schlichte schwarze Pumps.
Ich atmete tief durch. Miss Elliners Beerdigung.

Ich schlüpfte in den weichen Stoff meines Kleides und Maria half mir den Reisverschluss am Rücken zu schließen. Ich stand fertig angezogen vor meinem Spiegel und Maria, die hinter mir stand, hatte Tränen in den Augen
„Du bist so wunderschön" sagte sie mit tränenerstickter Stimme
Ich wusste nicht was ich erwidern sollte, also wand ich mich einfach um und schloss sie in meine Arme.

Ich hatte ehrlich gesagt mit weniger Leuten gerechnet als am Ende da waren.
Fast das ganze Dorf war in schwarz gekleidet um von Miss Elliner Abschied zu nehmen
„Ist es nicht schön, dass so viele gekommen sind?" fragte mich Maria die immer noch Tränen in den Augen hatte.
Ich nickte, doch war nicht einverstanden. Nein, das war einfach nur lächerlich was die Leute hier abzogen. Kaum jemand hier hatte je ein paar Euro für Miss Elliners Vasen oder Windspiele springen lassen.
Kaum jemand der Anwesenden hatten sich je wirklich mit ihr unterhalten, aber Hauptsache ein paar Fake Tränen herauspressen, dass es ja so aussah als würden wir sie alle vermissen.
Das perfekte kleine Cornville nimmt in einer perfekten kleinen Feier Abschied von einer geliebten Bewohnerin.
Ich trauerte im Moment nicht, es war heiße Wut die in mir aufkochte. All diese falschen trauernden Gesichter hatten so einen bitteren Beigeschmack.

Ich ließ den Gottesdienst über mich ergehen und versuchte den Worten des Pfarrers so wenige wie mögliche Aufmerksamkeiten zu schenken.
Doch als er fragte ob noch jemand etwas sagen wollte wurde ich hellhörig.
„Ja, ich" sagte ich fest, stand auf und ging auf dem Mittelgang nach vorn zum Altar.
Ich spürte die Blicke in meinem Rücken als die Absätze meiner Schuhe auf dem Marmorboden klackerten und neben leisem Getuschel das einzige Geräusch war dass, das Kirchenschiff ausfüllte.
Ich stellte mich aufrecht an das Mikrofon und begann zu sprechen. Ich hatte mir keine Rede auf ein Blatt Papier geschrieben. Ich fing einfach an zu sprechen.
„Miss Elliner war eine wunderbare Frau, das steht außer Frage. Ich habe viel Zeit bei den Lavendel Feldern verbracht und diese kennen und lieben gelernt. Auch wenn ich sie wahrscheinlich nie so werde lieben können wie Miss Elliner es tat.
Sie hatte ein so reines Herz wie nur wenige Menschen die ich in meinem bisherigen Leben kennengelernt hatte. Nicht viele von euch, die heute hier sind haben je ihren kleinen Laden besucht, so will ich ihn für euch beschreiben.
Wenn man hereinkam, begrüßten dich ihre Windspiele aus Muscheln und der Lavendelduft, der einfach immer in der Luft hing.
Oft hatte sie frische Lavendel Muffins oder Kekse auf den Tresen stehen die sich auch einfach verschenkte. Sie dachte nicht daran mit ihren Sachen groß Kasse zu machen. Ihr reichte ihr bescheidenes Leben, auch wenn ich immer hoffte es würden sich ein paar mehr Leute dazu bequemen ihren wundervollen Laden zu besuchen.
Nun ja, dieser Laden gehört jetzt mir." Als ich das sagte ging ein Raunen durch die Reihen
„Und ich werde alles so lassen wie es ist. Ich denke Miss Elliner hätte es so gewollt.
Mit ihr hat diese Stadt etwas von ihrer Schönheit verloren und niemand wird das je wieder ändern können.
Für mich ist und bleibt sie ein wichtiger Bestandteil in meinem Leben. Miss Elliner hat viel, sehr viel, für mich getan. Vielleicht mehr als ihr euch vorstellen könnt.
Zum Abschluss würde ich gerne ihr Lieblingslied auf dem Klavier spielen und dazu singen, wenn das okay ist."
Ohne auf eine Antwort von jemandem zu warten ging ich zu dem kleinen Klavier das neben dem Altar stand und begann zu spielen-
Ich ließ die Musik den Raum erfüllen und erinnerte mich daran wie Miss Elliner mir einmal die alten Notenblätter gegeben hatte und ich immer fleißig geübt hatte bis ich dieses Lied vorwärts und rückwärts spielen konnte.
Dann setzte ich zum Singen an, wie immer war nun jede Aufmerksamkeit bei mir
„You'll remember me when the west wind moves
Upon the fields of barley
You'll forget the sun in his jealous sky
As we walk in fields of gold"


Ich sang weiter und weiter und wie jedes Mal erfüllte mich dieses unglaubliche Gefühl, das wie eine Droge war.
„I never made promises lightly
And there have been some that I've broken
But I swear in the days still left
We'll walk in fields of gold
We'll walk in fields of gold"


Sang ich nun meinen Lieblingsteil und endete schließlich mit:

„You'll remember me when the west wind moves
Upon the fields of barley
You can tell the sun in his jealous sky
When we walked in fields of gold
When we walked in fields of gold
When we walked in fields of gold"

Ich erhob mich, ging zum Mikrofon und sagte: "Danke für ihre Aufmerksamkeit" bevor ich, von den Blicken verfolgt die Kirche von Cornville verließ.
Wahrscheinlich würden sie sich die nächsten Tage die Mäuler über mich zerreißen, doch das war mich völlig egal.
Nach den ersten zwei Metern, die ich von der Kirche entfernt war zog ich meine Pumps aus und lief einfach so nach Hause. Dabei ruinierte ich mir meine Seidenstumpfhose, was mich aber ebenfalls nicht wirklich störte.

Erschöpft lies ich mich Zuhause angekommen auf mein Bett fallen und rollte mich auf der Decke am Fußende zusammen.
Warum musste mein Leben eigentlich so durcheinander gewirbelt werden? Ich wollte das alles gar nicht.


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Heyo ihr Leser:D

Hiiier ist nun auch Kapitel 15. Hat zuuu lange gedauert!:00 Es tut mir leid aber ich habe die letzten Wochen in einem Musical mitgewirkt und hatte nicht wirklich viel Zeit weil ich mich eben mit französischem Text rumschlagen musste:D

Aber jetzt ist es ja da und ich bin soooo in Schreiblaune dass ich vielleicht heute noch Kapitel 16 raushaue:D

Also, bitte nicht vergessen zu voten! Würde mich wirklich meega freuen♥♥

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SummernightsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt