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Teil 2

Als der nächste Samstag gekommen war, fand wie versprochen eine der vielen Partys statt, auf denen eine Person niemals fehlen durfte: Zue. Mit anderen Worten gesagt: ich.
Ich liebe es, im Mittelpunkt zu stehen, aber noch mehr liebe ich es, Aufmerksamkeit zu bekommen.

So wie heute.

"Hey, Zue, Claire hat dich den Rest der Woche noch ziemlich schockiert angeguckt, nachdem du das mit der Party gesagt hast!", "Zue, lass mal ein Selfie machen!", "Zue, komm mit, ich spendiere dir ein Bier!", "Nein, Zue, setz dich zu uns an den Tisch, wir geben dir einen Sekt aus!"

Alle liebten mich. Alle. Und ich hasste sie. Tief in mir hasste ich alle Menschen, insbesondere mich. Wahrscheinlich war ich deshalb auch so zum Kotzen. Aber es gefiel mir, und was mir gefiel, fanden auch alle anderen gut.

Alle bis auf Claire.

Ich entschied, mich zu keinem der Leute zu gesellen, sondern einfach ein bisschen vor mich hin zu vegetieren. "Sorry, Leute, ich sitz schon bei Mike und so" gab ich vor und warf die blonden Haare zurück, die mir bis unter die Brüste reichten.

Sie sahen zwar alle enttäuscht aus, wussten aber, dass sie keine Schoßhündchen mehr sein durften, wenn sie etwas dagegen sagen würden. Also schlenderte ich um die Ecke und an Mikes Tisch vorbei, setzte mich aber nicht zu ihnen. Hier konnten mich die anderen Mädels nicht sehen, also erholte ich mich kurz und dachte nach. Ich wusste, dass ich eine unglaublich wichtige Rolle bei den Partys spielte, und doch überkam mich das Gefühl, dass es vielleicht mal wieder ganz lustig wäre, Sonntag morgens nicht verkatert und noch halb besoffen irgendwo am Straßenrand zwischen mehreren Kotzpfützen aufzuwachen und sich Sorgen machen zu müssen, ob man jetzt schwanger war.

Ach was, red keine Scheiße! Das Feiern ist das beste und einzig Gute in deinem Leben!, widersprach mein sogenanntes "Gewissen". Das traurigste an der Sache war, dass es damit auch noch Recht hatte. Claire zu ärgern und mit den anderen rumzuhängen war schon auch mal ganz witzig, aber auf Dauer nervte es eigentlich nur. Ich machte das bloß, weil ich wochenends von allen meinen Alkohol umsonst haben wollte, und wie ich dieses Ziel erreichte, war mir scheißegal.

Ich beschloss also, zu den anderen zurückzugehen und mich wieder mal volllaufen zu lassen. "Wer will mit Zue was trinken?", fragte ich in die Runde und sofort kamen alle auf mich zugerannt, um mir die besten Tropfen des Tages vorzustellen. Ich entschied mich erst einmal für etwas Sanftes: zwei Wein mit meinen Besten
Matthew und Eliza, danach vier Erdbeer-Cocktails mit Mona und Jaro und gegen 23 Uhr kamen dann die harten Getränke mit Leuten, die ich nicht ausstehen konnte.

Als ich um Mitternacht weitere zehn Liköre verschiedener Art und drei kleine Gläser Whisky getrunken hatte, war ich so besoffen, dass ich mich kaum mehr auf den Beinen halten konnte, doch das störte mich nicht im Geringsten.
"Leute, hört mal alle her: wir machen jetzt das berühmte Lagerfeuer, das jeden Monat veranstaltet wird, um das Ganze nochmal zu toppen!", verkündete Katrin, die auch bei der Sache mit Claire dabei gewesen war. Ich schrie und pfiff zusammen mit der Masse, die sich inzwischen verdreifacht hatte.

"Da Zue diese Woche etwas Besonderes zu feiern hat, ich denke, ihr wisst alle, wovon ich rede, darf sie heute das große Feuer entzünden!", schrie eine andere, Tina, die sich ein Mikrofon nehmen musste, damit man sie über das Getöse der Menschen hinweg überhaupt noch hören konnte.

Ja, ja, ja!

Das Feuer anzuzünden ist so ziemlich das Geilste, was ich jemals machen wollte. Auch wenn ich es natürlich jeden Monat wieder mache. Wer sollte es auch sonst tun? Ich war hübsch, ich war fies, ich war eine Bitch...

Strahlend und wankend nahm ich die XXL-Wunderkerze entgegen und hielt sie an den großen Haufen Holz, der aus Ästen, Möbeln und allem Möglichem bestand. Die vielen Leute um mich herum jubelten und kreischten vor Freude, während ich da stand und sie anglotzte.

Ich glaube, so gut war es schon lange nicht mehr!

Und genau in dem Moment geschah es.