,,Okay, verstehe schon, du spielst dich hier auf, dabei bist du selbst noch Jungfrau." Er lachte und das Peinlichste daran war, dass er Recht hatte. Mit mir wollte jetzt sowieso keiner mehr schlafen, so wie ich aussehen musste. Ich war perfekt, hatte eine Model-Figur, da ich akribisch auf meine Ernährung geachtet hatte, um keinen Kilo zuzunehmen, ich hatte lange, gesunde Haare, die jetzt kurz geschnitten worden waren, da ich sie im Feuer gelassen hatten. Ich hatte meine Träume, mein Aussehen und mein ganzes Leben im Feuer zurückgelassen. Es würde nie wieder werden, wie es war. Es würde besser werden, aber das wäre mir niemals genug. Mein Aussehen war alles, ich hatte mir mein ganzes Umfeld mühsam aufgebaut und jetzt war alles dahin, alles verbrannt. Ich kniff die Augen zusammen und blinzelte, um die Tränen zu verstecken, die mich bloßstellen würden und zusätzliche Schmerzen herbeiführen würden, da die Wunden in meinem Gesicht noch frisch waren. "Also, wer war's, oder hast du Schiss?", fragte er erneut. "Spiel dich nicht so auf", gab ich zurück und wieder lachte er. ,,Halt dein Maul", forderte ich ihn zum Schweigen auf, doch er schwieg nicht, er machte es immer schlimmer, indem er weiter redete. ,,Was ist los? DU hast doch angefangen damit", stichelte er weiter und ich versuchte zu schweigen, damit er es mir gleich tat, doch dies bewirkte überhaupt nichts bei ihm. "Entweder du hast noch nie, oder du warst zu voll, um dich daran zu erinnern", sagte er selbstsicher. ,,Entweder du hältst die Fresse, oder..."
...Oder ich poliere sie dir, hahaha... Kann ich ja nicht.
,,Oder was?" Auch der dumme Wichser hatte festgestellt, dass ich ihm mit nichts drohen konnte, da ich nichts gegen ihn zu verwenden hatte und ihm auch keine reinhauen konnte. ,,Geh!", forderte ich ihn energisch auf, aber er blieb. ,,Mir gefällt's hier aber grad so, die Atmosphäre ist so toll und..." Wäre ich nicht sauer gewesen, hätte ich vermutlich gelacht über seinen schlechten Witz. Stattdessen konnte ich mich nun nicht mehr zurückhalten und fing an zu heulen wie eine Lusche. Sofort brannte das Salzwasser höllisch in meinen Wunden, was meine seelischen Schmerzen nicht gerade linderte.
Marco sah mich entsetzt an: "Hey, was ist los?! Das war doch nicht böse gemeint, man!" Ich aber war nicht mehr zu stoppen: "Jetzt halt endlich die Fresse, du scheiß Wichser, und Verpiss dich aus meinem Zimmer!", schrie ich ihn an, sodass er zusammenzuckte und sein Blick noch entgeisterter wurde. "Was... Zue, was ist los mit dir? Ich habe doch nur ein bisschen Spaß gemacht! Wo ist dein Problem? Wenn es dir nicht passt, dann sag's!" Er wirkte verletzt, doch das war mir egal. Ich musste an Claire denken. Sie hatte ich auch verletzt.
Ich mache alles kaputt...
"Ja, ich hab ein fucking Problem damit, wenn du mich so siehst, okay? Ich kann nicht so sein, wie du mich haben willst, ich bin nicht der Mensch, den du von Anfang an in mir gesehen hast! Ich bin weder das schüchterne Mädchen, das nie sein Maul aufkriegt, noch bin ich die Nutte, die die ganze Stadt durchfickt - ich wäre sie gerne, aber der Unfall hat mein Leben zerstört, verfickte Scheiße! Kein einziger von meinen behinderten Freunden ist mich besuchen gekommen in der ganzen Zeit! Kein einziger!", schrie ich. "Aber was ist mit Claire?", fragte Marco. "HALT DIE FRESSE! Claire ist nicht meine Freundin, ich hasse sie! Meine Freunde sind die, die daran Schuld sind, dass Claire jetzt eine Patientin ist und nicht nur Besucherin!"
Ich heulte mir die Seele aus dem Leib, es wurde immer peinlicher. "Wie jetzt? Willst du damit sagen, dass du es toll findest, Menschen wegen ihres Aussehens fertigzumachen?" Er schien sehr aufgebracht. "Wie kannst du nur! Claire hat dir nichts getan, sie ist ein ganz normales, nettes Mädchen! Und was gibt dir das Recht dazu, sie so zu mobben? Sag's mir, Zue, WAS?! Soll ich dir die Wahrheit sagen? Ja? Du weißt es selbst nicht! Du hast selbst keine Ahnung, warum du das tust, warum du so asozial bist! Und wenn du so weitermachst, wirst du das Opfer werden, denn du bist nicht mehr die hübsche Blonde, um die sich alle reißen! Du hast dich seit dem Unfall kein einziges Mal im Spiegel angesehen, oder? Nein, natürlich nicht. Sonst würdest du dich auch nicht so aufführen. Dann wüsstest du nämlich, wie hässlich du bist!"
Ich konnte es nicht ertragen. Seine Worte verletzten mich mehr als tausend Messer in meinem Herzen, gerade, dass sie aus seinem Mund kamen, machte es noch hundert Mal schlimmer. Die Schmerzen wurden unerträglich. Es rannen immer mehr Tränen über mein Gesicht und fraßen sich in das rohe Fleisch meiner Wunden, wodurch noch mehr Tränen meine Augen verließen. Ein schmerzhafter Teufelskreis.
"VERPISS DICH! ICH WILL DICH NIE WIEDER SEHEN!", schrie ich atemlos. Am liebsten hätte ich um mich geschlagen, hätte auf ihn eingedroschen wie meine Freundinnen auf Claire, hätte ihn hochkant aus dem Fenster geworfen. Aber das konnte ich ja nicht, weil meine verfickten Muskeln zu blöd dazu waren.
"Und ich habe gedacht, das könnte was werden mit uns", brachte Marco plötzlich kühl, gar abweisend heraus. "Von wegen ich soll dich nicht so sehen. Für mich war es schlimmer als Folter, dass ein damals so nettes Mädchen mich im Rollstuhl gesehen hat, es war demütigend. Aber hey, meine Wunden sind geheilt. Deine wird man immer sehen." Und damit verließ er endlich mein Zimmer.
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The inner beauty #GlamBookAward19 #JungleAward19 #firebirdaward2019 #iceSplinter
RomanceZue ist hübsch, beliebt und selbstbewusst; sie wird zu jeder Party eingeladen und genau das wird ihr zum Verhängnis. Sie muss sich auf niemanden festlegen, da sie ständig die Wahl unter Tausenden, die gerne mit ihr befreundet sein würden, hat. Clai...