Teil 4

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Nachdem ich erfahren hatte, dass das Krankenhaus derzeit überfüllt war deshalb ein Typ, der auch Verbrennungen hatte, neben mir im Zimmer war, und mir noch dazu versichert wurde, dass alsbald meine Familie über mein Erwachen verständigt werden würde, ließen sie mich allein, in der Hoffnung, mein Zimmernachbar würde mich bespaßen.

"Heißt das jetzt ja oder nein?", zog er mich auf. Gott, wie mich dieser Typ nervte! Ein Mal Blinzeln hieß Ja, zwei Mal Nein. Was war daran so schwer? Der Krankenpfleger hatte es ihm extra noch erklärt.

Ich versuchte, ihn böse anzusehen, was aber irgendwie nicht funktionierte ohne Muskeln. Zum Glück schien er es trotzdem zu kapieren. Endlich. "Also schön, ich höre auf. Soll ich dir ein bisschen was über mich erzählen?", fragte er. Nein, du Spast, ich will einfach nur schlafen!, dachte ich. Und doch siegte meine Neugier über das Leben des jungen Mannes, der neben meinem Bett in seinem Rollstuhl saß. Ich blinzelte ein Mal. "Okay. Hm, wo soll ich anfangen... Also ich heiße Marco. Ich bin Neunzehn und mache grade ein Germanistik-Studium, weil ich Deutschlehrer an Grundschulen werden will. Und... Vorgestern wollte ich mir einen Kaffee machen und habe ihn versehentlich über meine Beine geschüttet. Deshalb auch der... Stuhl." Er konnte das Wort nicht aussprechen. Aber irgendwie konnte ich das auch verstehen, ich könnte das auch nicht. Also, wenn ich sprechen könnte.

Um mein nicht vorhandenes Mitleid auszudrücken - ich musste mich immerhin daran erinnern, wer ich war: die Schulbitch, die nur die Coolsten glücklich machte - blinzelte ich erneut. Der Mann war irgendwie ganz anders, als ich mir diese Sorte Mensch vorgestellt hatte. Witziger. Netter.

"Und wie alt bist du, Zue?", fragte er, um die unangenehme Stille zu brechen.

Wie...?

Ich dachte nach. Und wenn ich die Zahl blinzelte? Das würde doch noch möglich sein.

Ich schloss meine Augen sechzehn Mal hintereinander und öffnete sie wieder.

"Sechzehn?", fragte er. Ich bejahte. "Cool", grinste er. Ich hätte auch gerne gelächelt. Aber das ging ja nicht.

Genau in diesem Moment klopfte es zaghaft und kaum hörbar an die Tür. Marco sah mich kurz fragend an, worauf ich ihm bedeutete, aufzumachen. Bestimmt eine von meinen Freunden! Sie haben mich nicht vergessen!, freute ich mich.

Marco rollte zur Tür und wer dahinter stand überraschte mich so sehr, dass mir vermutlich mit Muskeln die Kinnlade runtergefallen wäre. War das echt... Claire?!

The inner beauty #GlamBookAward19 #JungleAward19 #firebirdaward2019 #iceSplinterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt