All der Schmerz und Kummer, den Ren je verspürt hatte, bündelten sich in diesem Moment zu einem scheinbar endlosen Leid. Er hatte diesen Mann und alle anderen, einfache Handwerker, getötet. Er schüttelte seinen Kopf wild hin und her. Tränen flogen durch die Bewegung von seinem Gesicht, seine Haare waren schweißnass von der Anstrengung. Er blickte zum Falken. Es waren nur wenige Minuten vergangen. Er musste handeln. Er rannte zum Schiff, koppelte die Tankvorrichtung ab, blickte sich noch einmal kurz um. Niemand war in Sicht. Anschließend betätigte er den Schalter des Hangar-Tors. Dieser befand sich einige, hundert Meter entfernt. Doch ihm gelang es mit einem kurzen, machtvollen Nicken.
„Rey!", rief er schmerzvoll. „Du musst die Luke öffnen, von innen! Rey, kannst Du mich hören?" Der Falken hatte ganz schön was abbekommen, die Rampe ließ sich nicht mehr von außen öffnen. Er selbst konnte nichts tun. Er brauchte Sichtkontakt mit den jeweiligen Objekt, welches er bewegen wollte. Er schlug seine Faust mehrere Male gegen das Metall: „Rey, Rey!"
Sie lag immer noch am selben Fleck. Ihr Schmerz verschlimmerte sich von Sekunde zu Sekunde. Ihr wurde schwindelig. Das viele Blut. Die Luft um sie herum war durchzogen mit einem eisernen Geruch. Ihr wurde schlagartig schlecht. Auf einmal vernahm sie seine Stimme. Sie blickte aufgeregt hin und her, sah ihn aber nirgends. Sie konnte kaum noch ihre Augen offen halten. Sie verstand ihn nicht, da war nur ein Rauschen. Sie verstand kein einziges Wort. Sie sehnte sich nach ihm. Jetzt, da sie dachte, dass sie wirklich sterben würde, wollte sie nur noch bei ihm sein.
Draußen schrie Kylo immer noch ihren Namen. Seine Sorge stieg ins Unermessliche. Er schloss die Augen, konzentrierte seine ganze Kraft auf einen Punkt. Er sah sie vor sich, ihre Augen, jeden Millimeter ihres Gesichtes. Seine Stirn lag in Falten, seine Brauen zitterten:
Rey, ich bitte dich, öffne die Rampe. Ich bin gleich bei dir. Bitte!
Mit einem Mal hörte sie seine Worte. Sie waren in ihrem Kopf, sie verstand ihn klar und deutlich. Mit einem Ruck setzte sie sich auf. Ihre Hand war ausgestreckt, es kostete sie so viel Kraft. Sie streckte ihre Finger nach dem Schalter aus, er schien Kilometer weit entfernt zu sein. Dann gab sie sich einen letzten Schub und betätigte den Schalter. Die Rampe bewegte sich. Rey's schmerzender Körper vibrierte. Das Licht schien in ihre Augen.
Ren rannte ihr entgegen. Ihr tränennasses Gesicht glänzte im Schein der Lichter. Das Blut floss langsam die Rampe hinunter. Seine Augen weiteten sich, als er es bemerkte. Er packte sie mit seinen Händen, hob sie hoch und trug sie ins Innere des Schiffes. Schnell, aber sorgsam legte er sie wieder in die kleine Koje. Rey war benommen, dennoch hob sie langsam ihre Hand und berührte sein Gesicht. Sie fuhr mit den Fingerspitzen über die lange Narbe, die sie ihm verpasst hatte. Damals auf der Starkiller Basis.
Rey's Augen flackerten auf: „Ben, du musst mich zu Leia bringen!" „Shhh shhh ....", gab er besorgt von sich und wischte ihr die Tränen vom Gesicht. Seine Eigenen musste er unterdrücken: „Ich bringe dich erst einmal hier raus. Bitte bleib bei Bewusstsein." Er sprang auf, schloss in Windeseile die Rampe und rannte zum Cockpit. Während er lief rief er R2 zu: „Sei bei ihr, kümmere dich. Ich fliege uns hier raus!" Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, waren sie bereits in der Luft. Er steuerte auf die Dunkelheit des Weltalls zu und beschleunigte. Lichtgeschwindigkeit konnten sie sich immer noch nicht erlauben, doch seine Flugkünste waren beinahe damit vergleichbar. Seine Hände zitterten, als er die Schalter, Hebel und Knöpfe betätigte. Dabei blickt er für einen kurzen Moment auf seine Finger– sie waren blutverschmiert. Vor Schreck verlor er kurz das Gleichgewicht, hatte sich dann aber wieder gefangen. Er versicherte sich noch einmal, dass das Schiff die richtige Richtung behielt und eilte dann wieder zu Rey.
Er kniete sich vor sie, drückte ein Laken auf ihre Wunde und sprach aufgeregt mit ihr: „Rey, ich bin wieder da. Wir fliegen. Hörst du mich?" Sie war noch bei Bewusstsein, ein Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie sein Gesicht sah: „Bitte bringe mich zum Widerstand. Ich glaube, ich werde sonst ..." Ren wollte es nicht hören und unterbrach sie, auch wenn es ihm endlosen Kummer bereitete: „Ich kann nicht zum Widerstand! Ich werde niemals gut sein. Ich werde niemals ... Ich kann nicht." „R2 hat die Koordinaten des Rebellen-Camps. Ben, bitte ..." konnte sie noch sagen, bevor ihren Augen zufielen. Er schüttelte sie aufgeregt, hielt seine Hände fest auf ihrer Wunde. Er blickte auf sie herab, sein Körper zitterte vor Angst, die Augen feuerrot durch die vielen Tränen, die er in den letzten Momenten vergossen hatte.
Langsam blickte er nach oben, er hatte einen Entschluss gefasst. „R2! Die Koordinaten, gib sie mir!", schrie er aufgebracht in Richtung des Droiden. R2D2 tat, wie ihm befohlen wurde. Ren stand im Cockpit, gab die Daten ein. Die Tasten leuchteten blutrot. Er aktivierte die Lichtgeschwindigkeit und einen kurzen Moment später war der Millennium Falken blitzartig verschwunden.
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Balance / Reylo Fanfiction / deutsch
Science FictionWer wird am Ende neben Rey stehen? Kylo Ren oder Ben Solo? Nach dem ausweglosen Kampf auf dem Salzplaneten Crait waren die helle und die dunkle Seite wieder voneinander getrennt. Rey, der letzte Jedi, war auf der Flucht und Kylo Ren war der neue Obe...