Kapitel 21

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Langsam öffnete Leia die metallene Tür. Das Knirschen der rostigen Scharniere versetzte seinem Körper einen langen Stich. Er war nicht zu sehen. So sehr hatte er sich in der dunklen Ecke verkrochen. Leia spürte, er würde nicht zu ihr herauskommen.

In diesem Moment war die Zelle das einzige, was ihm Schutz bieten konnte – die Dunkelheit, die er kannte. Er zitterte immer noch am ganzen Leib. Seine Augen waren fest geschlossen. Er wollte sie nicht sehen. Es reichte, dass er ihren Geist wahrnehmen konnte. Ihre Gefühle überragten sie, sie flossen nur so aus ihr heraus, direkt in seine Seele – die Trauer, die Enttäuschung, die Wut – all das, was er vergessen wollte, kochte nun wieder ihn ihm.

Leia ging behutsam in den Raum hinein. Ihr Herz schlug wie verrückt. Ebenso wild flogen ihre Gedanken umher. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie erblickte seine Beine. Sah, dass er in der Ecke kauerte, sie konnte nun auch die Umrisse seiner Schultern erkennen. Sie näherte sich noch ein Stück. Langsam und vorsichtig hob sie ihre Hand - so als würde sie versuchen, einem wild gewordenen Tier näher zu kommen. Sie überlegte es sich sofort anders und ließ die Hand wieder fallen.

„Ben ...", sagte sie leise, „... ich habe endlich den Mut gefunden, dich zu sehen ..." Sie sprach voller Sanftmut und Güte. Auch wenn sie in ihrem Herzen so viel Wut und Enttäuschung für ihn empfand, so empfand sie auch bedingungslose Mutterliebe. Sie wollte ihn das unbedingt spüren lassen – mehr als alles andere. Doch der Kummer war unendlich groß.

Für Kylo war es die Hölle – vor ihm stand seine Mutter, die Theater spielte, die in ihrem tiefsten Inneren nur Hass und Wut für ihn empfand. Er wusste, sie würde ihm nie verzeihen, so wie er sich selbst niemals verzeihen würde. Er schüttelte seinen Kopf. Sprechen konnte er nicht, seine Kehle war staubtrocken.

„Wir müssen darüber reden, was passiert ist ...", flüsterte Leia, „Ich weiß, wie du dich fühlst... ich kann es spüren."

Er öffnete seine Augen, starr und gläsern blickte er auf seine Mutter. Die Tränen waren bereit, zu fließen. Ihm wurde bewusst, würde er es zulassen, würde er niemals wieder aufhören.

Leia kämpfte, sie wollte ihn nicht aufgeben: „Ich weiß auch, wie schwer es für dich sein muss ..."

In dieser Sekunde hatte er sich entschieden, er würde damit Schluss machen - sofort. Er musste diesem Schmerz ein Ende bereiten. Er sprang urplötzlich auf, lief geradewegs auf Sie zu. Seine Stimme war dunkel und traurig, voller Missgunst: „Du weißt gar nichts ..." Er stand nur wenige Meter von ihr entfernt, seine Augen waren starr. Sie flackerten vor Wut und Hass. Das Feuer der dunklen Seite hatte seinen Körper vollkommen vereinnahmt.

Sie schrak zurück, mit ihrer Hand versuchte sie sich ihren Weg rückwärts aus der Zelle zu leiten. Ihr Herz blieb beinahe stehen. Die Augen ihres Sohnes waren voller Trauer. So kannte sie ihn nicht. Sie hatte unbeschreibliche Angst.

Er ging immer weiter auf sie zu – ganz langsam. „Ich könnte dich mit meinen bloßen Händen ...", stotterte er. Automatisch hob er seine Hand. Er konnte nicht weitersprechen. Der Blick seiner Mutter gab seinem Leid den letzten Rest. Er war wie versteinert.

...

Den ganzen Morgen hatte Rey müde aus dem Fenster gestarrt. Die Nebelschwaden hatten etwas Beruhigendes. Sie musste ihre Gedanken ordnen, das, was am Tag zu vor passiert war - ihre Gefühle verstehen. Die frische Luft und der mit Wolken bedeckte Himmel gaben ihr die nötige Ruhe dafür. Ihre Augen wanderten sanft über die einzelnen, kleinen Striche am Horizont. Der Wald, der den Stützpunkt umgab, gab ihr ein sicheres Gefühl. Sie fühlte sich geborgen an diesem Ort.

Sie dachte an Ben, diesen Moment zwischen ihnen - den Moment, der so plötzlich vorüber war.

Seine Augen hatten mich durchdrungen, vollkommen. Er sah in meine Seele... es war unbeschreiblich...

Balance / Reylo Fanfiction / deutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt