Kapitel 20

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Der Morgen war kühler als sonst. Leia öffnete ihre Augen und bemerkte sofort die Veränderung in der Luft. Es war angenehm, nicht so erdrückend. Der Planet Kuat hatte ein sonderbares Klima. Aller paar Tage änderte sich die Wetterlage von einem vernebelten Regenklima zu einer trockenen Hitze.

Barfuß lief sie zu dem kleinen Fenster in ihrer Kabine. Sie blickte hinaus auf den Nebel, der über dem Boden hing. Ihr war klar, nicht nur das Wetter hatte sich verändert, auch die Dunkelheit in ihrem Sohn hatte sich gewandelt. Sie hatte es bereits am Tag zuvor gespürt. Darüber hinaus war ihr auch klar, was der Grund war. Rey war es.

Wie sie über ihn sprach ... als würden sie sich Jahre kennen ...

Und dabei war sie es, die ihn seit Jahren kannte und dennoch konnte sie zum ihm keine Verbindung aufbauen. Auch Han konnte es nicht. Er musste mit seinem Leben dafür bezahlen. Das Loch in ihrem Herzen schien sich wieder für einen Moment auszuweiten - die Leere, die Han hinterlassen hatte. Ihr Herz hatte viele Löcher – viele Kleine und mehrere Große. Ben Solo war ihr letzter überlebender Verwandter, ihr Eigen, Fleisch und Blut. Sie hatte in ihrem Leben bereits so viel verloren – ihren Heimatplaneten, ihre Familie, Han, Luke

...ihn kann ich nicht auch noch verlieren...

Sie hatte ihn bisher noch nicht besucht, geschweige denn gesehen. Sie konnte es nicht. 7 Jahre war es her, dass sie ihm das letzte Mal in die Augen gesehen hatte.

Langsam und behutsam kämmte sie ihr Haar. Ihre Gedanken waren dabei bei ihm. Sie konzentrierte sich auf seinen Geist, seine Seele. Sicherlich hatte er stark darunter zu leiden – in dieser Zelle eingesperrt zu sein, in der Hand der Rebellion. Doch sie spürte es nicht. Sie spürte keine Wut und auch keinen Hass. Da waren lediglich Trauer, unendliche Reue und noch etwas Anderes.

Etwas, was sie nicht deuten konnte. Sie schloss ihre Augen, ganz automatisch band sie ihre Haare zu einem Zopf – dabei versuchte sie dieses dritte Gefühl zu deuten. Es erschien ihr als ein blauer Schimmer, der ihren Sohn umgab. Ein Schein, der direkt aus seiner Brust herausströmte.

Vielleicht ist es jetzt an der Zeit...

Dachte sie sich. Die nächsten Tage gäbe es jedenfalls keine Hitze, die die Gemüter zum Kochen bringen könnte. Sie musste sich so oder so mit ihm auseinandersetzen. Sie hatten keine Zeit mehr. Es musste entschieden werden, wie es weitergeht. Er schien soweit zu sein. Sie war es.

...

Hux ging auf und ab. Seine Nervosität war deutlich zu spüren. Vor ihm lag eine wichtige Aufgabe – er musste seine Gefolgsleute davon überzeugen, ein besserer Anführer als Kylo Ren zu sein, ein besserer Anführer als Snoke. Sie brauchten Befehle, eine neue Richtung. Der eine Anführer wurde ermordet, der andere Anführer beging Verrat und nun war er an der Reihe ... Seine Chancen standen gut, dachte er sich. Schließlich hatte er viele Jahre neben diesen Offizieren und Generälen gedient. Er war einer von ihnen. Er war kein machthungriger Abkömmling von Darth Vader, der nur mit Furcht und Angst regieren konnte. Er konnte führen, dessen war er sich bewusst.

Die Schleuse öffnete sich. Ein silberner Protokolldroide kam herein: „General, Oberster Anführer, wir können beginnen." Der Droide gestikulierte ihm, dass er ihm den Vortritt erwies. Hux musterte ihn und seine Bewegung. Stur und stolz lief er vorneweg. Er war so schnell, dass der Droide Schwierigkeiten hatte zu folgen.

Das würde was anderes sein, dachte er sich. Jetzt würde er keinem Haufen blinder Sturmtruppler Befehle ins Gesicht brüllen – nein – jetzt lag es an ihm, die oberste Elite zu überzeugen. Er betrat den Versammlungsraum. Vor ihm ein langer Tisch.

Balance / Reylo Fanfiction / deutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt