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"Warum bist du so lange nicht zu Besuch gekommen?", fragte Yara Marnie aus großen Augen, als diese gerade mit den Händen einen kleinen Haufen Sand festklopfte. 

Die drei saßen nebeneinander auf dem Holzbrett, das dazu da war, dass man sich nicht in den Sand setzen musste, wenn man etwas darin bauen wollte.

"Ist es wegen Zayn?", fuhr Mina fort, die etwas ähnliches wie Marnie baute. Ihr schwarzen Haare hatte Marnie ihr zuvor genauso wie ihrer Schwester und sich selbst nach hinten gebunden, daher war deutlich zu sehen, wie ihre braunen Augen Marnie neugierig anschauten.

Statt es auszusprechen nickte Marnie ein wenig beschämt und schaute auf den Sand an ihren Fingern herab.

"Weißt du, Mama sagt, dass er im Himmel ist und dass wir deswegen nicht traurig sein dürfen", versuchte das kleine Mädchen Marnie weiterhin aufzumuntern.

"Ich bin nicht mehr traurig", log Marnie halb, wurde aber sofort ertappt, als man den brüchigen Ton ihrer Stimme heraushören konnte. 

Yara schürzte die Lippen, baute dann aber stumm weiter an ihrer Sandburg, die sie später gemeinsam miteinander verbinden wollten. "Erzählt doch mal, backt ihr immer noch so gerne?", wechselte Marnie da das Thema und nahm sich noch mehr Sand, den sie nutzte, um einen kleinen Turm hervorzuheben.

Diese Frage lenkte die Zwillinge komplett ab, brachte sie vom Thema ab. "Wir haben vorgestern mit Mama Apfelkuchen gebacken", erzählte Yara sofort mit strahlenden Augen, die Marnie dazu brachten, leicht zu lachen.

"Hat er denn geschmeckt?", fragte die Rothaarige darauf und beide konnten nur nicken. "Nächstes Mal musst du auch helfen kommen", flehte Mina sofort, womit sie Marnie dazu brachte, sich auf die Unterlippe zu beißen.

War denn in dieser Familie niemand sauer, dass sie sich so lange nicht gemeldet hatte?

"Vielleicht sollte ich das", lächelte Marnie ehrlich und schaute kurz auf die Sandburgen der Mädchen, die sich deutlich voneinander unterschieden. Während Yuras sehr einfach gehalten war und nur aus würfelformigen Elementen bestand, hatte Mina viele kleine, runde Türme gebaut. Marnies war ungefähr ein Mittelmaß aus beiden.

"Können wir jetzt alles zusammen machen?", fragte Yara mit großen Augen, worauf auch Mina unruhig wurde. Marnie nickte schmunzelnd und deutete den Zwillingen, sich die Hände mit Sand zu beladen und den kleinen Zwischenraum zwischen den Burgen zu verbinden.

"Ihr könnt das viel besser als ich", lobte Marnie die beiden und schaute ihnen dabei zu, wie sie jeweils konzentriert versuchten, einen schönen Übergang zu schaffen.

Die drei blieben noch eine ganze Weile auf dem Spielplatz. Yara und Mina rutschten abwechselnd, wobei Marnie sie immer unten sicher auffing, oder sie schaukelten zusammen. Im großen und ganzen konnte Marnie behaupten, dass das der schönste Mittag seit langem für sie gewesen war. Sie hatte die ganze Zeit über gelöst lachen können und vielleicht lag das daran, dass sie von den Zwillingen so sehr an sein erinnert wurde.

Auch wenn der schon längst keinen Einfluss mehr auf sie ausübte, war ihnen anzumerken, dass er es einmal getan hatte. Die kleinsten Gesten ähnelten auf eine individuelle Art denen von ihm, und das war etwas, das sie wirklich glücklich stimmte.

Als sie die beiden überglücklichen Mädchen wieder nach Hause brachte, liefen diese sofort ihrem Vater Anwar in die Arme, um ihm vollkommen durcheinander von ihrem Tag mit Marnie zu erzählen.

"Hallo Anwar", grüßte Marnie Zayns Vater ein wenig nervös, worauf der von seinen Töchtern aufschaute, und sich erhob, weil er zuvor auf die Knie gegangen war.

"Marnie", lächelte er das typische Malik-Lächeln und torkelte schon beinahe auf Marnie zu, um diese in eine feste Umarmung zu schließen.

"Wie geht es dir Mädchen?", fragte er in die Umarmung hinein und drückte die Verlobte seines Sohnes vorsichtig an sich. Auch er hatte sie schon als einen Teil der Familie angesehen, als die ganze Situation so unglaublich schwer geworden war.

The Lone Trooper (h.s.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt