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"Entschuldigung, ich wollte nicht stören", ratterte Marnie sofort herunter und konnte erst jetzt gerade so Harrys überraschten Gesichtsausdruck erahnen. Bevor dieser aber etwas sagen konnte, sprach die Braunhaarige Frau mit einem Marnie nur zu gut bekannten Lächeln auf den Lippen: "Sie stören nicht."

Marnie öffnete gerade ihren Mund überfordert, als die Person auf Harrys Schoß auch zu Wort kam, zwar eher als heimlich beabsichtigt in Harrys Ohr gesprochen, aber definitiv lauter herausgekommen: "Wer ist das Hazza?"

"Das ist Schwester Marnie, sie kümmert sich um mich", beantwortete Harry die Frage mit einer fast ungekannt weichen Stimme, um dann dem kleinen Mädchen, das halb auf seinem Schoß saß, eine Locke aus dem Gesicht zu streichen.

Ohne es zu wollen, dachte Marnie für sich, dass das wohl eines der süßesten Kinder war, das sie je gesehen hatte. Die glänzenden Locken des kleinen Mädchens, waren zurückgeflechtet, während das Kleid, das es trug, in Anbetracht der Tatsache, dass es seinen Bruder so fest drückte, ein Stück nach oben rutschte.

"Wenn das so ist, muss ich mich bei Ihnen bedanken", sagte nun wieder die Frau, die auf dem Stuhl saß, der üblicherweise bei dem Tisch stand, jetzt aber knapp neben Harrys Bett stand. Kaum dass sie gesprochen hatte, stand sie auf, um ihre langen, glatten, braunen Haare hinter ihr Ohr zu streichen und mit ihrem warmherzigen Lächeln ihre Hand nach Marnie auszustrecken.

"Anne Styles", stellte sie sich vor, als sie Marnies Hand schüttelte. "Marnie DeWitt Bukater", entgegnete sie ein wenig zurückhaltend und Harry konnte praktisch sehen, wie seine Mutter Marnie dazu brachte, ihre Mauern nach oben zu ziehen.

"Sind Sie Irin?", erkundigte Anne sich nach etwas, auf das Harry noch nie gekommen war. Natürlich sollte ihr Nachname einen diese Vermutung haben lassen.

"Ähm- Nicht richtig, nur mein Großvater", stammelte sie und für Harry klärte sich die Frage, warum ihre Stimme und ihre Satzmelodie ihn so faszinierte. Wenn er so genauer darüber nachdachte, konnte er tatsächlich etwas annähernd irisches darin wiedererkennen. Natürlich kein schwerer Akzent, wie er es bei Soldaten erkannte, sondern eher unterschwellig. Marnie zum Beispiel sprach Englisch mit irischem Sprachfluss.

"Man hört es", lächelte Anne und setzte sich wieder hin.

Marnies Blick huschte kurz zur Seite und sie sah, wie Harrys kleine Schwester ihm etwas ins Ohr flüsterte - dieses Mal tatsächlich wirklich leise. "Natürlich kannst du das", sagte er laut genug, um Annes Blick ebenfalls in ihre Richtung zu ziehen und drückte tatsächlich vor Marnies Augen einen liebevollen Kuss auf die Wange seiner kleinen Schwester.

"Ich bin Drew", erklang die Stimme des kleinen Mädchens, das ein Abbild von Harry war, und erinnerte Marnie zwangsläufig an Yara und Mina.

"Freut mich, ich bin Marnie", entgegnete sie und machte einen Schritt auf das Bett zu, um auch dem kleinen Mädchen ihre Hand entgegenzuhalten. Sie spürte wie die kleine Hand ihre fasste und lächelte unwillkürlich. Kinder waren für Marnie die besseren Erwachsenen und dieser Fakt wurde auch Harry bewusst, als er sah, wie Marnie Drew mit einem respektvollem Glanz hinter ihren Augen ansah.

Als sie die zierliche Hand losließ, machte sie unbeirrt einen Schritt nach hinten, um zu meinen: "Ähm- Ich glaube Sie haben eine Menge zu besprechen, ich kann nachher wieder kommen." Marnie musste sich auf die Zunge beißen, um bei dem Anblick, den Harry mit seiner kleinen Schwester mit ihm auf dem Bett machte, nicht laut aufzuseufzen. Alleine an dem Strahlen in den großen, grünen Augen der beiden, konnte sie sehen, wie sehr sie sich lieb hatten.

Das kleine Mädchen musste so glücklich sein, seinen großen Bruder nach all der Zeit wiederzusehen und diese Freude, die wohl auch Harrys Mutter empfinden musste, wollte sie nicht stören, weswegen sie mit einem letzten Nicken das Zimmer verließ. 

The Lone Trooper (h.s.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt