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Marnie biss sich auf die Unterlippe, als sie spüren konnte, wie Harry sein Gesicht noch mehr an ihren Oberkörper drückte, und sie konnte nicht widerstehen und strich weiter durch seine dichten Haare, die fast ihr Kinn streiften.

Sie lag schon eine Weile so da, fuhr mit ihren Fingern so durch seine Haare, wie sie es schon eine ganze Weile gewollt hatte. Dabei konnte sie nicht glauben, dass dieser Mann echt war.

Die nussbraunen Haare wurden inzwischen von den ersten Morgensonnenstrahlen so beschienen, dass sie fast golden glänzten, während seine Züge in vollkommener Entspannung so entglitten, dass sein leises Atmen durch seinen leicht geöffneten Mund zu hören war.

Als Marnie seine dunkelroten, herzförmigen Lippen so sah, wollte sie sie am liebsten gleich wieder küssen, doch so lange er ruhig schlief, wollte sie ihn dabei nicht stören.

Erst als es eine ganze Weile später zaghaft an der Tür klopfte, hielt Marnie in ihrer Bewegung Inne.

Als sie sich dann vorsichtig öffnete, musste sie aber über das kleine Abbild von Harry schmunzeln.

"Morgen, Drew", flüsterte Marnie leise, während Harry immer noch tief und fest zu schlafen schien.

"Hallo", brachte das Mädchen etwas schüchtern hervor und schaute auf sein gemustertes Nachthemd herunter.

"Komm ruhig her", ermutige Marnie sie und deutete auf den Platz zwischen ihr, Harry und der Wand, von dem Drew nicht herunterfallen könnte.

Auch wenn sie Harrys kleine Schwester nun erst zum dritten Mal sah, hatte sie kein Problem, Kontakt mit dem kleinen Mädchen einzugehen, denn sie war gewissermaßen wie Harry.

Drews großen Augen wirkten erst ungläubig, doch als Marnie noch einmal nickte, tapste sie leise auf Harrys Bett zu, um leise über dessen Gesicht zu kichern und anschließend über ihn und Marnie zu klettern.

"Ist deine Mum schon wach?", wollte Marnie von Drew wissen und gab auch ihr ein Stück von der Decke, die nun drei Menschen bedeckte.

"Nein", gestand sie verlegen, "Aber ich wollte zu euch."

"Na dann." Marnie konnte nicht anders, als erneut während ihrer Zeit hier in Holmes Chapel in eines dieser seltenen, breiten, freudestrahlenden Lächeln auszubrechen, die ein jeder nicht allzu oft hatte. Im nächsten Moment deutete sie dem kleinen Lockenkopf, sich ruhig ebenfalls mit dem Kopf auf ihre Brust zu legen, denn sie hatte im Gefühl, dass Drew Harry am liebsten so nahe wie möglich war.

Wenn auch zuerst etwas zaghaft, leistete Drew diesem Angebot folge und legte ihren Kopf fast direkt neben Harrys, sodass sie ihm wieder ins Gesicht schauen konnte, weil er es wieder ein wenig mehr zur Wand gerichtet hatte.

Das zuckersüße Kichern von Harrys kleiner Schwester ließ Marnies Herz automatisch aufblühen und auch dann schien Harry von der zusätzlichen Präsenz Notiz zu nehmen.

"Guten Morgen, kleine Ente", sagte er mit einer so rauen Stimme, wie Marnie sie noch nie von ihm gehört hatte, und schlug mühselig seine Augen auf, um direkt in Drews zu schauen. Er lehnte sich nach vorne, um seine kleine Schwester auf die Wange zu küssen, doch der konstante Herzschlag unter seinem rechten Ohr erinnerte ihn an Marnie, und er hob seinen Kopf an, um auch ihr einen guten Morgen zu wünschen: "Guten Morgen, Marnie."

Die Rothaarige errötete tatsächlich leicht bei dem Blick, den er ihr schenkte und als er knapp einen Kuss auf ihre Lippen setzte, begann der Tag schon perfekt für sie.

Sie spürte wie er nun nicht mehr länger unterbewusst seinen Arm um sie verengte und kurz seine Wange auf ihrer Brust ablegte.

"Seid ihr schon lange wach?", fragte er Marnie und seine kleine Schwester, die zeitgleich mit den Schultern zuckten.

The Lone Trooper (h.s.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt