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Zwei Tage.

Zwei Tage lang hatte Harry Marnie nicht in seiner Nähe gehabt und er begann sich zu fragen, ob sie diese Sache rückblickend doch noch so sehr bereute, dass sie ihm nicht unter die Augen treten konnte.

War es ihr jetzt erst klar geworden, dass sie sich doch nicht für ihn interessierte?

Gerade stellte er sich diese Frage erneut, als die Tür sich öffnete und Schwester Elisabeth sein Zimmer betrat, um ihm beim Aufstehen zu helfen.

"Guten Morgen", grüßte Lissy, die von der Tatsache, dass Marnie Harry fast verängstigt aus dem Weg ging, nicht besonders viel mitbekam, ihn, um im nächsten Moment schon vor seinem Bett zu stehen.

Als sie ihm seine Krücken gab, sodass er wie gestern versuchen konnte, sich eigenständig in seinen Rollstuhl zu hieven, hatte er keine Motivation sie auch nur auf den Boden aufzusetzen.

Stattdessen fragte er sich, warum Marnie nicht diejenige war, die neben seinem Bett stand, dass nicht ihre blauen Augen ihn anstrahlten, sondern die braunen ihn designiert anschauten.

"Harry?", fragte Lissy nach einigen Momenten und runzelte die Stirn, als der Braunhaarige ihr die Krücken wieder entgegenhielt, sodass sie sie bei Seite stellen könnte.

"Alles in Ordnung?", erkundigte sie sich, als keine Antwort seinerseits folgte.

An seiner gerunzelten Stirn konnte sogar sie erkennen, dass in seinem Kopf etwas vorging, an dem er selbst nicht schlauer wurde, und sie hoffte, dass er ihr irgendeine Antwort gab.

Nicht, weil sie sich so sehr für ihn interessierte, sondern weil sie wusste, dass Marnie es tat. Die Rothaarige würde sicherlich wissen wollen, was mit ihm los war und daher nahm sie sich dieser Sache an.

Harry presste die Zähne aufeinander. "Warum geht Schwester Marnie mir aus dem Weg?", wagte er zu fragen und Lissy wusste nicht wie ihr geschah, als er sie so aus seinen grünen Augen anschaute, die nicht wie damals mit einem Hauch von Arroganz und Grimmigkeit funkelten, sondern denen eines kleinen, traurigen Jungen glichen.

"Das tut sie?", stellte Lissy eher vor den Kopf geschlagen die Gegenfrage und war versucht, sofort loszugehen und die Rothaarige zu suchen, um sie herzubringen. Sie fasste nicht, dass Marnie dieser Sache anscheinend wieder aus dem Weg lief, als wüsste sie nicht, dass sie es sowieso bereuen würde.

"Nach meiner Zwischenuntersuchung habe ich sie nicht mehr gesprochen", meinte er und schaute kurz auf sein Bein herunter, dann aber wieder nach oben, um die Schwester, die scheinbar noch zierlicher als Marnie war, so anzusehen.

"Wer hat die Zwischenuntersuchung denn gemacht?"

"Doktor Ackles." Lissy konnte an Harrys Ton erkennen, dass dieser von dem Arzt genauso viel hielt wie sie es noch tat - also nicht sonderlich viel. Fast musste sie über diesen Umstand grinsen, doch ließ sie sich lieber durch den Sinn gehen, was in Marnies Kopf vorging.

Sicherlich war ihr die Sache mit Doktor Ackles nach wie vor mehr als unangenehm, doch fühlte sie sich so schlecht, dass sie Harry nicht mehr unter die Augen treten wollte?

"Vielleicht bilden Sie sich das nur ein", winkte die Blonde das Thema ab, spielte aber nicht nur mit dem Gedanken, so bald wie möglich zu Marnie zu gehen, um sie über diese Sache auszufragen.

Harry biss sich auf die Zunge und nickte knapp.

Vielleicht war es ja tatsächlich so.

Nur weil sie sich geküsst hatten, musste es Marnie nicht gleich so viel bedeuten wie ihm.

~*~

"Was glaubst du, bewirkst du damit, dass du ihm aus dem Weg gehst?", war das erste, was Lissy sagte, als sie den kleinen Vorratsraum betrat, in dem Marnie gerade Medikamente am Sortieren war.

The Lone Trooper (h.s.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt