47

231 18 3
                                    

Marnie war gerade bei der Hälfte der Strecke, immer noch mit beschämt gesenktem Kopf, als sie die Präsenz eines Automobils neben sich spüren konnte. Sie rieb über ihre roten Augen, um nachzusehen und die heruntergefahrene Fensterscheibe direkt in Jensens Gesicht zu sehen.

"Tschüss", sagte sie halbherzig und schlang lieber ihre Arme um sich selbst, statt diesem Mann noch eine einzige Sekunde ihrer Zeit zu schenken.

"Es tut mir leid, ich habe überreagiert", stammelte er und strich sich durch seine Haare, während er kurz zu Marnie herüber sah.

"Leck mich", konterte sie und ging einen Schritt weiter vom Straßenrand weg, um durch die Wiese zu stampfen.

Was Jensen zu ihr gesagt hatte, war unverzeihlich und sie würde sich nicht von einer einfachen Entschuldigung besänftigen lassen. Er hatte sie verspottet und beleidigt, und das würde sie sich nicht gefallen lassen.

"Fuck", zischte er und schlug leicht auf sein Lenkrad, doch versuchte sich zusammenzureißen, um es sich nicht noch mehr zu verderben, als er es schon getan hatte.

"Bitte Marnie, ich kann dich nach Hause fahren. Du musst nicht alleine durchs Dunkle gehen, nur weil ich ein Arschloch bin."

Sie biss sich auf die Unterlippe.

"Weißt du was?"

Marnie blieb stehen und schaute Jensen tatsächlich durch das geöffnete Fenster in die Augen. Sie sammelte jeglichen Mut in sich zusammen bevor sie sprach.

"Meine Eltern wissen von dieser Sache zwischen uns. Ich will ihnen keinen Grund geben, es zu melden", übertrieb sie ein wenig, doch erreichte trotzdem, dass seine dunklen Augen sie erschrocken ansahen.

"Wie bitte?" Er räusperte sich und war mit seinem Auto vollends zum Stillstand gekommen, als er die Rothaarige drängend anschaute.

"Sie haben uns in deinem Auto gesehen", sagte sie knapp. "Meine Mutter hat alles bemerkt", deutete sie an, dass Lilian sowohl die dunklen Flecken auf Marnies Hals als auch ihren teils seltsamen Gang bemerkt hatte.

Jensen rutschte das Herz in die Hose, als er bedenken musste, dass ihn das seinen Job kosten konnte.

"Deswegen hat sie dafür gesorgt, dass ich am Wochenende zu Harry kann, um mein Leben in Ordnung zu bringen. Wenn du einen Funken Anstand besitzt, dann gönnst du mir das."

Als er das hörte, rutschte ihm mehr als nur sein Herz in die Hose, denn dadurch könnte aufgedeckt werden, was er getan hatte, um die beiden schnellst möglich von einander zu trennen. Fände Marnie dies heraus, würde sie ihn verfluchen, und täte der Soldat es, würde er ihn vermutlich umbringen.

Doch jetzt konnte er nicht panisch werden, denn das verriete ihn sofort.

"Warum kann nicht alles bleiben wie es ist, Marnie? Ich kann versuchen mich zu ändern, und dich ausführen - oder was auch immer du willst. Nur bitte fahr nicht zu ihm." Jensen wollte die Autotür öffnen, doch Marnie legte ihre Hand von außen darauf und schüttelte den Kopf.

"Nein. Ich brauche niemanden, der mich Schlampe nennt und grob behandelt. Tschüss Jensen", beendete sie das ganze und ging wieder los, um endlich nach Hause zu kommen. Sie wollte nur noch in ihr Bert und diesen Tag zum Ende kommen lassen.

Jensen wusste nicht mehr, was er sagen sollte, das Marnie hätte umstimmen konnte, und nickte nur stumm, um sie in Ruhe zu lassen. Heute Abend hatte er sich genug bewiesen, dass er nicht dazu im Stande war, Marnie auf Dauer bei sich zu halten. Insgeheim wusste er ja auch, dass er all das mit der falschen Intention angefangen hatte.

Nur wusste er nicht, was er noch tun konnte, um sich zu retten.

~*~

"Sie sind wach", hörte Zayn eine Stimme und ihm wurde erst nach einigen Momenten klar, dass er seine müden Augen gerade wohl irgendwie geöffnet hielt.

The Lone Trooper (h.s.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt