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"Was ist denn hier passiert?", entfuhr es Marnie, als sie an ihrem ersten Arbeitstag der nächsten Woche wieder im Hospital war, und ausnahmsweise nicht mehr über andere Menschen stolperte, stattdessen eine eher mäßige Zahl von Schwestern und Patienten sehen konnte.

"Am Wochenende ist eine ganze Chose entlassen worden", erklärte schnell ihre Kollegin Ruth, die auch mit ihr gemeinsam abends nach Hause gegangen war.

"Kommen dann welche nach?" Marnie fasste nicht, dass sie den Aufenthaltsraum einmal so leer sehen würde. Der einzige, den sie noch kannte, war Liam.

"Ja Ende der Woche wieder." Ruth nickte und richtete kurz ihren Rock, um sich dann zu entschuldigen, da jemand nach ihr verlangte.

Ohne groß zu überlegen wollte Marnie den Tag so anfangen wie immer - indem sie bei Harry vorbeischaute. Also ging sie kurzerhand die große Treppe nach oben, freute sich schon, dass sie die nächsten Tage vielleicht etwas mehr Zeit mit ihm verbringen konnte, da es so viel weniger Patienten waren, um die man sich kümmern musste.

"Hallo", begrüßte Marnie Lissy, die komplett gedankenverloren über der Theke stand, auf der sie die Pillen zurecht legte.

"Marnie", zuckte die Blonde auf eine Art zusammen, die Marnie zeitgleich die Stirn runzeln und ein unangenehmes Gefühl in der Magengrube verspüren ließ.

"Was ist los?" Marnie machte einen Schritt in den kleinen Raum rein, fühlte förmlich, wie die Luft dünner wurde. Warum konnte sie sich nicht erklären - noch nicht.

"Marnie, es tut mir so leid", flüsterte Lissy nur und schaute die Rothaarige mit sanfteren Augen denn je an, als sie auf sie zu ging.

"Ich konnte es nicht verhindern", murmelte sie leise und in ihre braunen Augen stiegen die Tränen, weil sie sich so schlecht fühlte. Wäre sie nur früher dagewesen und hätte sie sich nicht mit James getroffen, wäre das alles nicht passiert.

"Worum geht es?" Marnie wusste überhaupt nichts mit der Situation anzufangen, stand nur absolut ratlos da, als Lissy ihre Arme fest um sie legte.

"Harry, e-er, er ist weg", schnitten vier Worte ein Loch in Marnies Brust, aus dem im nächsten Moment ihr am Boden zerstörtes Herz klaffte.

"N-nein. Nei- Er hätte es mir gesagt", stammelte sie und stieß die weinende Lissy mit einem mal von sich, schaute ihr eindringlich in die Augen, als warte sie darauf, dass sie das als den schlechtesten Scherz aller Zeiten enttarnte.

Doch das tat sie nicht.

"Es tut mir leid", wiederholte Lissy und spürte wie ihre Schultern sackten.

Marnie aber reagierte nicht mehr auf ihre Worte, sondern ging zielstrebig in die Richtung von Harrys Zimmer.

Es konnte nicht wahr sein.

Lissy log.

Harry würde nicht.

Doch als sie ängstlich und ohne anzuklopfen die Tür aufstieß, stiegen ihr mit einem Mal die Tränen in die Augen.

"Nein."

Sie ging in die Richtung des Bettes, das komplett abgezogen war und dessen Matratze fehlte.

"Nein."

Mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck riss sie grob die Türen des großen Kleiderschranks auf, um auch diesen leer vorzufinden.

Je mehr sie die Luft dieses nun geisterhaften Zimmers einatmete, desto übler wurde ihr und sie glaubte tatsächlich, sich übergeben zu müssen, als ihr die Decke auf den Kopf fiel.

The Lone Trooper (h.s.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt