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"Mum?"

Es war eine ganze Weile vergangen, bis Marnie sich mit einem nervös wippendem Fuß so vor ihrer Mutter befand, die gerade draußen im Garten versuchte, die letzten Sonnenstrahlen aufzufangen.

In der zwischenzeit hatten sie und Harry sich heimlich öfter geküsst und miteinander gelacht als sie überhaupt noch zählen konnte. Doch von all dem hatte niemand außer Lissy, Louis und James erfahren.

Bis sie es heute ihrer Mutter erzählen wollte, weil ihr Vater wieder jemandem aushalf und daher weg war.

"Ist etwas passiert?" Lil zog die große Sonnenbrille aus ihrem Gesicht, um ihre Tochter mit zugekniffenen Augen anzusehen.

Natürlich war auch ihr Marnies positiver Wandel von dem verunsicherten, traurigen, kleinen Mädchen zu einer oft strahlenden jungen Frau aufgefallen. Nur hatte sie es noch nicht so recht verknüpfen und mit einem Mann - in dem Fall Harry in Verbindung bringen können.

"Nein, ich wollte dir nur etwas sagen", schluckte ihre Tochter, die nervös ihre zittrigen Hände miteinander verschränkt hielt.

Als ihre Mutter sie lediglich abwartend anschaute, gab Marnie sich einen Ruck und sagte laut: "Ich glaube, ich habe mich in jemanden verliebt Mutter."

Auf ihre Worte hin stand Lilian gleich auf beiden Beinen, schaute ihre Tochter aus strahlenden Augen an, während sie ihre Sonnenbrille fast euphorisch auf den Boden werfen wollte.

"Oh Marnie", seufzte sie und machte einige Schritte auf sie zu, um sie ungefragt fest in ihre Arme zu ziehen.

Marnie lachte einmal leicht überfordert auf, um dann gefragt zu werden: "Wer ist es? Sag schon, ein Arzt?"

Bei dem Wort Arzt drehte ihr sich schon beinahe der Magen um und für einen Moment stand sie wie paralysiert da.

Mit Jensen hatte sie nach wie vor nicht gesprochen, seit sie wütend aus seinem Büro gestürmt war.

Und noch wusste sie nicht, dass das ihr größter Fehler gewesen war, der sie ihr Glück kosten würde.

"N-Nein.." Sie schüttelte etwas verunsichert den Kopf und biss sich auf die Unterlippe. Lilian ließ ihre Arme zwar um Marnie gelegt, wich dann aber zurück, um ihr in die Augen zu sehen.

"E-Er war in Frankreich", sagte sie nur wage und es fiel Lil wie Schuppen vor die Augen.

Deswegen hatte Marnie sich nie über die Arbeit beschwert.

Sie hatte sich in einen Soldaten dort verliebt.

Einen Moment bekam sie keine Antwort von ihrer Mutter und sie überlegte schon, wie schnell sie wohl ihre Taschen packen konnte, als diese ihren Mund öffnete, um erst nach einigen Sekunden etwas hervor zu bringen: "So lange du wieder glücklich bist, Marnie."

Doch auch Lilian wusste, wie es um diese Situation stand. Der Soldat in dem Hospital würde irgendwann wieder nach Hause müssen, und demnach wo sein Zuhause war, könnte Marnie nicht dort hin. Käme es zu dieser Situation, wäre sie wieder am Boden zerstört.

Sie wusste wie Marnie war; dass Marnie nicht voreilig mit Worten wie 'Liebe' um sich warf oder generell nur von Gefühlen sprach. Dass sie es also bei diesem Mann tat musste wirklich etwas zu heißen haben.

"Wie heißt er denn?", schlug Lilian etwas vor und umarmte ihre Tochter noch ein weiteres Mal, bevor sie ihr deutete, sich hinzusetzen und es ihr gleich tat. Lilian war trotz ihrer Sorge um Marnie doch noch neugierig, wer es ihrer Tochter anscheinend so angetan hatte.

"Er heißt Harry", war das einzige, was Marnie so recht in Worte zu fassen wusste. Nicht dass sie nicht mehr über ihn wusste; das war ganz und gar nicht so. Sie wusste lediglich nicht, was genau sie davon ihrer Mutter erzählen sollte.

The Lone Trooper (h.s.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt