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Als die Bedienung zurückkam stellten wir das Lachen ein und schauten ihr nur mit unschuldigen Blicken zu wie sie die Getränke vor uns stellte. Als sie wieder zurück war sagte Niek völlig ernst zu mir: "Wir brauchen Klebeband."  Verwirrt schaute ich ihn an. "Sonst fallen ihre Dinger da raus." erklärte er in sachlichen Ton. Schon wieder begann ich zu grinsen.

Wir saßen noch etwa eine Stunde in dem Cafe. Irgendwann hatten wir bezahlt und uns einfach auf das Sofa gesetzt. Dort hatten wir dann wieder über Gott und die Welt geredet. Okay, vielleicht auch nur über Frau Broll und unsere Abschlussfahrt die nächstes Jahr anstand. Frau Broll war unsere Klassenlehrerin. Manchmal hatte sie etwas Stimmungsschwankungen, jedoch war sie echt cool.

Auf dem Weg zur Bushaltestelle regnete es immernoch. Für das was ich jetzt machen würde, würden mich Marcel und die Menschen, die ebenfalls den breiten Gehweg entlang liefen, für verrückt halten. Aber das war mir herzlichst egal. Kurz holte ich Anlauf und sprang dann in die riesige Pfütze am Gehwegrand. Das Wasser spritze blitzschnell in feinen Tropfen nach außen und machte so auch meine Hose klatschnass. Allerdings fuhr ich sowieso gleich nach Hause deswegen war meine Hose kein Problem.

Einige Leute um mich herum starrten mich etwas verwundert an. Manche zeigten auf die Hose. Ein altes Pärchen das gerade dabei war die Straße zu überqueren lächelte mich an. Ich schaute zu Niek und unsere Blicke trafen sich. Sekundenlang schauten wir uns in die Augen. Er lächelte. Irgendwann brach er den Blickkontakt ab indem er auf mich zu ging und mich einfach kurz küsste. Ohne Zunge und ohne Rummachen. Nur ganz kurz zwei Sekunden auf den Mund. Das hatte er noch nie getan. Normalerweise war er jedesmal auf mehr aus gewesen. Doch das war mir in diesem Moment nicht aufgefallen. Ich hatte einfach nur seine Nähe genossen. Und vielleicht ein bisschen auch, dass ich ihm nicht peinlich war.

Gemeinsam liefen wir noch zur Halte und verabschiedeten uns indem wir uns umarmten. Nach der Pfütze hatten wir kein einziges Wort mehr geredet. Niek schien irgendwie etwas neben sich zu sein. Gerade als er sich umdrehen und gehen wollte, fragte ich ihm deshalb:"Hey, alles okay?" Er lächelte mich kurz verunsichert an. "Ja, passt. Alles okay."meinte er. "Dann bis Montag oder so." Kopfschüttelnd sah ich ihm hinterher. Ich sah wie er mit dem Fuß gegen die Gehwegkante trat und sich schließlich eine Kippe anzündete. Ich nahm den Geruch der Zigarette, der bis hier zu mir hin reichte, nur entfernt war. Irgendwie machte ich mir Sorgen um ihn. Allerdings hatte er gesagt das alles okay war. Also vertraute ich ihm einfach mal.

Ich stieg in den Bus ein und musste unwillkürlich an unser erstes Treffen denken. Als wir durch sämtliche Läden gestöbert waren und das erste Mal so richtig miteinander zu tun hatten. Am Ende hatten wir uns umarmt und ich war wie gerade in den Bus eingestiegen. Ich hatte Musik gehört und mich nach hinten gelegt. Also ziemlich genau wie dieses Mal. Genauso wie beim ersten Mal wanderten meine Gedanken sofort wieder zu dem Jungen mit den kastanienbraunen Haaren.

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