.:Kapitel 17:.

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►TYSON POV


So viele Jahre sind vergangen, indem er zu einem stattlichen jungen Mann gereift ist, doch trotzdem sehe ich niemanden anderes vor mir, als immer noch den kleinen Jungen, der ohne Licht nicht schlafen konnte, der zu schüchtern war, um Nachschlag zu verlangen und der Angst vor Spinnen hatte, aber wenn ich eine getötet habe noch stunden lang hinter ihr her geheult hat, dass sie wegen ihm tot ist.

Ja, es besteht kein Zweifel. Er ist es wirklich. Mein kleiner Bruder, Jerome.

Bedrückende Stille herrscht um uns herum im Raum, als wir uns weiterhin stumm in die Augen schauen. Keiner Fähig ein Wort heraus zu bekommen, bis Mr. Lennings sich langsam zu meinem Bruder dreht und den Schritt für uns wagt.

"Jerome? Ihr seid euch schon bekannt?"

Langsam löst er sich aus der Starre und versucht die Situation mit einem nervösen Lächeln zu retten, den er sogleich aufsetzt. "Entschuldigung. Ich habe Sie wohl verwechselt. Ich bin Jerome Fields."

Die Verleugnung versetzt mir einen scharfen Stich in die Brust, doch ich überspiele den Schmerz. Denn mich gibt es schon lange nicht mehr in seinem Leben. Ich hatte nicht mal das Recht wütend oder traurig zu sein.

"Aber er hat dich Jerome genannt?", beharrt er hartnäckig ohne jeden Hintergedanken. Mein kleiner Bruder lächelt zwar noch, aber sein Blick ist wie ein eisiger Hauch, der einem die Haare am Nacken aufstellen lässt, als er sich an seinen älteren Kollegen wendet.

"Ich sagte doch gerade, es wäre eine Verwechslung gewesen, Stu",

Unsicher irren die Hände von Mr. Lennings zu seinem Gesicht und schieben seine Brille die Nase hoch, während er Jerome mit einem nicken zustimmt.

"Nun denn – das Baby...", beginnt er immer noch etwas verwirrt.

"Setzen wir uns doch", schlägt Dante vor und pflanzt sich auch gleich auf die Ledercouch. Die beiden tauschen miteinander fragliche Blicke aus, wahrscheinlich wegen der Manieren unseres Dons und nehmen danach Platz auf der Couch gegenüber.

"Tyson!" Dantes Stimme holt mich aus meinen Gedanken und ich drehe meinen Kopf zu ihm. Er deutet mir mit einer drängenden Kopfbewegung, dass ich mich neben ihn setzen soll, was ich auch schließlich tue. In der nächsten halben Stunde schildern wir die Situation von Izaiha.

Natürlich wurden die Pikanten Sachen ausgelassen. Wir beschrieben sie als eine verzweifelte Mutter, die ihr Baby bei ihrem reichen Boss abgeladen hat und in ihrem Heimatland verunglückt ist. Wir spielen die überraschten, als sie uns erzählen, was wir schon längst wissen, nämlich, dass er keinen registrierten Vater hat und es schwierig wird ihn auffindbar zu machen. Wir waren schon dabei, aber es scheint aussichtslos.

Izaiha versucht nach den Dokumenten zu greifen, die Dante raschelnd vom Tisch nimmt und ich halte ihn sachte zurück. Mit einem amüsierten lächeln beginne ich mit seinem Mickey-Maus-Lätzchen etwas Sabber von seinem Mundwinkel zu wischen, die durch seine eifrig produzierten Spuckblasen immer wieder aufs Neue entstehen.

Plötzlich fühle ich mich beobachtet und treffe auf Jeromes durchdringlichen Blick, den er sofort ertappt abwendet und krallt sich dabei die Hände fest in die Stoffhose. Enttäuscht presse ich die Lippen aufeinander und nehme meine Krawatte aus Izaihas Mund.

"Er wurde also vor kurzem erst ein Jahr alt", murmelt Dante und klingt dabei etwas zu überrascht. Ich verstehe, auch gleich wieso, als ich über den Kopf des Kleinen hinweg, ein Blick auf das Dokument werfe und Izaihas Geburtsdatum zu sehen bekomme. Der 2. Mai - Dantes Geburtstag. Sie wurden am selben Tag geboren. Dante mustert ihn zwar kurz, aber in seinem Blick steckten vielen Emotionen.

2. Straight but claimed by my best friend (manxman)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt