Ohne Titel Teil31

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Doch ich wusste: genau das war es. Ich zog mir eine Leggins an und einen Hoddie von Hannes, dann legte ich mich zu ihm und schlief auch relativ schnell ein. Jedoch kam mir noch ein letzter Gedanke. Dass Tinus an seinem Geburtstag jedes Mal daran erinnert wird, dass seine Freundin mit ihm Schluss gemacht hat!
Ich wachte nach einer traumlosen Nacht auf und war immer noch müde, aber als mir Martinus einfiel drehte ich mich um, aber er lag nicht mehr neben mir. Ich fühlte nach dem Bett, doch es war bereits komplett abgekühlt, was wohl hieß er war schon eine Weile weg. Sofort saß ich kerzengerade im Bett und war hellwach. Ich stand auf und rannte im Zimmer rum, in der Hoffnung eine Nachricht von ihm oder ähnliches zu finden, doch nichts. Dann kam mir die Idee auf dem Balkon zu schauen, ob ich ihn irgendwo sehen konnte, doch als ich raustrat machte mein Herz einen Satz. Aber nicht vor Schreck, sondern vor Freude, denn er lag in meiner Hängematte und hörte Musik über Kopfhörer. Er hatte seine Augen geschlossen und sein Atem ging regelmäßig, weshalb ich annahm, dass er schlief. Es war Mitte Februar, also viel zu kalt um ihn hier so liegen zu lassen, weshalb ich ihn vorsichtig weckte. Seine Hand und sein Gesicht waren bereits eiskalt. Er blinzelte mich an und brummte genervt.
„Tinus, es ist zu kalt hier, komm bitte mit rein.", flehte ich schon fast. „Nein, ich brauche das jetzt.", sagte er nur leicht trotzig. Wir kann man nur so stur sein?! „Dann rutsch aber!", sagte ich entschlossen. Ich holte noch schnell die Kuscheldecke und setzte mich dann neben ihn. Ich legte die Decke über uns beide und kuschelte mich an ihn ran, um ihn aufzuwärmen. Plötzlich fing er an zu reden: „Ich verstehe das einfach nicht..." „manche Menschen muss man nicht verstehen..", antwortete ich darauf. „Ja, aber lag es an mir oder nur daran, dass sie berühmt werden wollte? Ich mein, lag ihr überhaupt was an mir?", fragte er mit Selbstzweifel in der Stimme. Ich sah zu ihm hoch. „Weißt du Tinus, es gibt Menschen, die sind einfach von Natur aus darauf bedacht für sich immer das Beste zu haben, dabei ist es ihnen egal, ob sie Freunde auf dem Weg nach oben verlieren, ob sie sich selbst nicht mehr treu sind oder ob sie andere verletzten. Und es lag ganz sicher nicht an dir, denn du bist der liebevollste und mitfühlendste Mensch, den ich kenne und dich kann einfach keiner ersetzen. Du bist perfekt so wie du bist. Zu dir kann man kommen, wenn man ein Problem hat, du hörst aufmerksam zu und hast immer eine Idee, wie man besagte Probleme lösen kann. Und selbst wenn man nicht reden will und/oder kann, dann bist du da. Du hälst einen dann einfach und 'rettest einem vorm Ertrinken'. Mit dir kann man ernst sein und aber auch rumalbern und sich komplett bescheuert benehmen, du hast keine Vorurteile gegenüber anderen Menschen. Du verurteilst einen nicht gleich, weil man mal einen Fehler macht. Du bist einfach der Beste!"
„Aber nicht gut genug..."
„Man Tinus, sie hat dich verarscht, nicht du sie. Sie hat dir was vorgespielt, nicht du ihr. Sie hat so getan als liebe sie dich, während sie dir wirklich wichtig war. Sie hat dein Herz gebrochen, nicht du ihres. Sie hätte dich für jeden anderen Jungen fallen gelassen, nicht du sie. Du bist gut genug, wenn sie das nicht erkennt ist das ihre Schuld!"
Er sah nun zu mir runter und ihm lief stumm eine Träne über die Wange. Ich schlang meine Arme um ihn und er fing wieder stärker an zu weinen. So saßen wir noch eine Weile da, bis mir langsam kalt wurde und ich anfing zu zittern. Als er das bemerkte stand er auf und ging rein, zu mir machte er eine Handbewegung, die mir andeutete, dass wir reingingen. Ich nahm die Decke und lief ihm hinterher, hinter mir schloss ich die Balkontür und lief dann weiter nach unten in die Küche, wo schon Tilly und Hannes saßen. Hannes stand auf und ging sofort raus, als ich die Küche betrat. Ich sah zu Tilly. „Er ist sauer und enttäuscht, dass du ihm nichts erzählt hast. Also dass Leah dich gemobbt hat und so...", erklärte sie mir und sah mich mitleidig an. Ich nickte und lief wieder weg. Tinus setzte sich zu Tilly an den Tisch.
Ich lief den Flur entlang, die Treppe hoch und blieb vor Hannes Zimmertür stehen. Ich öffnete sie leise und vorsichtig. Er stand vor seinem Fenster und blickte raus, die Arme hatte er vor der Brust verschränkt und allgemein sah er angespannt aus. Ich schloss die Tür, aber diesmal etwas geräuschvoller, damit er mich wahrnahm. Er drehte sich jedoch nicht um. „Warum hast du nichts gesagt?" „Weil ich niemanden belasten wollte." „Ich bin dein Zwilling!" „Aber du hast eigene Probleme!" „Aber ich hab trotzdem immer Zeit für dich und helfe dir immer. Egal bei was. Aber wenn du mir nichts sagst, kann ich dich vor nichts und niemandem beschützen!" „Es tut mir so leid, aber ich hatte Angst! Sie hat gesagt, wenn ich es jemandem sage, wird alles schlimmer! Außerdem wurde ich ja immer gemobbt, ich dachte, ich kann damit umgehen...aber ich habe mich unterschätzt.", schluchzte ich bereits. „Du wurdest vorher schon gemobbt????", schrie er nun. Ich nickte nur und mir liefen Tränen über die Wangen. „Ist sonst noch irgendwas, was du mir nicht gesagt hast?", zischte er zwischen seinen Zähnen hervor. „Nein, nichts." Meine Worte waren nun nicht mehr als ein Hauchen. Er sah mich verletzt an und ging dann schnellen Schrittes aus dem Zimmer. Ich folgte ihm nach ein paar Sekunden. Mit dem Handrücken wischte ich mir die Tränen weg und trocknete meine Wangen, bevor ich die Küche betrat. Mein Bruder saß zähneknirschend und mit angespannten Kiefern am Tisch und tötete mit seinen Blicken das Brötchen, welches vor ihm lag. „Ich hab dir auch schon mal ein Brot geschmiert." Tilly deutete auf meinen Teller. Ich nickte und lächelte ihr dankbar zu. Tinus hatte offenbar nichts gegessen, denn sein Teller war unbenutzt. Er hatte nur ein Glas Milch in der Hand, was aber auch schon halb leer war. „Wo ist eigentlich Sammy?", fiel mir gerade ein, da sie ja nicht hier war. „Die hat bei Mac gepennt.", klärte Tils mich auf. Ich nickte und biss dann einen kleinen Happen meines Brötchens ab und kaute darauf rum. Eigentlich hatte ich keinen Hunger, aber ich aß trotzdem brav alles auf. Während ich da so saß und kaute beschloss ich heute mit Charlie zu reden. Als wir die Küche aufgeräumt hatten und der Abwasch erledigt war zog ich meine Schuhe an und meine Jacke. Als ich am Ferienhaus angekommen war klingelte ich. Charlie machte mir auf und sah mich nur entgeistert an. „Müsstest du nicht bei Martinus sein?", fragte er schnippisch. Uhh kleine Zicke heut oder was? „Nein, der überlebt gerade seinen Liebeskummer mal alleine. Danke der Nachfrage!", konterte ich. Er sah überrascht aus. „Liebeskummer?" „Ja Liebeskummer, hättest du gestern gefragt und wärst nicht einfach abgehauen hätten es dir alle erklärt." Er trat zu Seite und ließ mich ein. Ich zog meine Schuhe und meine Jacke wieder aus, eigentlich hatte ich sie mir komplett umsonst angezogen. Aber naja. Er lief ins Wohnzimmer und ich folgte ihm einfach mal. „Also, was ist jetzt passiert?", wollte er wissen. Ich erzählte ihm, was im Wald passiert war, was Leah getan hatte und wie es Tinus jetzt ging. Das kleine Detail mit meinem Arm ließ ich allerdings aus. „..Und jetzt braucht er mich eben als seine beste Freundin.", schloss ich meinen Bericht. Er nickte: „Hm, schon kacke gelaufen, aber ich hab kein Bock drauf, dass du jetzt dauernd Zeit mit ihm und nicht mit mir verbringst." Jetzt sah ich ihn entgeistert an. „Mein bester Freund braucht mich, ich helf ihm durch eine schwere Zeit und mein Freund unterstützt das nicht mal. Danke für nichts, Charlie!", fauchte ich. Ich drehte mich auf dem Absatz um und zog mich schnell an, dann rannte ich einfach die Straße runter. Ich war so wütend auf ihn! Ich lief nicht nach Hause. Ich lief zu unseren Nachbarn. Auf mein Klingeln hin machte mir Mac die Tür auf und sah mich fragend an. „Wo ist Sammy?", fragte ich etwas außer Atem. „Die ist im Wohnzimmer, wieso? Was los?" „Charlie ist los und ich brauche den Rat meiner besten Freundin.", mit diesen Worten schob ich ihn sanft beiseite und lief ins Haus. Ich zog meine Schuhe aus und rannte gleich zu ihr. Ich erklärte ihr alles. „Ich würde ihn einfach ignorieren. Tinus hat Vorrang, wenn er das nicht versteht. Pech für ihn!", sagte sie und sah mich mit einem Funkeln in den Augen an. Ich nickte leicht und sie nahm mich in den Arm. Mac kam jetzt auch ins Wohnzimmer und sah uns an. Er verstand den Mädchenkram eben nicht. Da fiel mir was wichtigen ein: „Was läuft da eigentlich zwischen euch?" Ich wackelte mit den Augenbrauen und sah zwischen den beiden hin und her. „Nichts, falls du fragst, sie hat hier auf dem Sofa geschlafen.", sagte Mac nur kühl und ging dann weg. Ich war etwas verwirrt und sah meine beste Freundin fragend an. Sie zuckte mit den Schultern. „Heute Nacht pennst wieder bei mir, ok?" Sie nickte und zusammen gingen wir nach drüben. Wir hatten die Haustür noch in der Hand als Tilly schon auf mich zukam und anfing zu reden: „Bitte sprich mit Hannes, er hat ganz schlechte Laune, er will nicht mal mich sehen! Er hat sich in seinem Zimmer eingeschlossen!" sie war den Tränen nahe, also nahm ich sie in den Arm und versprach ihr gleich mit ihm zu reden. Sie und Sammy gingen in mein Zimmer, ich würde mit Hannes reden und dann nachkommen. Ich lief also die Treppe hoch und klopfte an seiner Tür... da abgeschlossen war konnte ich nicht reingehen.
„Tilly geh weg!"
„Ich bin nicht Tilly."
„Toll, Maddie. Und was willst du?"
„Reden. Mach auf!"
„Warum? Du sagst mir ja eh nicht alles."
„Jetzt lass mich doch erstmal rein.."
Ich hörte Schritte und kurz darauf schwang die Tür auf und ich huschte hinein und schloss sie gleich wieder. Er saß auf seinem Bett und ich setzte mich neben ihn, sah aber nur auf meine Hände. Ich spürte seinen Blick auf mir ruhen und dann nahm ich wahr, wie er mich in den Arm nahm. „Warum hast du nie was gesagt?" „Ich hatte halt Angst. Die haben mir damals auch immer gedroht!" „Aber du hast dich nicht jedes Mal geritzt, oder?" „Nein, das war das erste Mal. Und Marcus und Martinus haben mich auch davon abgehalten es nochmal zu tun!" „Dann muss ich ihnen ja ewig dankbar sein", grinste er. „Warum haben sie mir nichts gesagt?" „Weil ich gesagt habe, dass du und Charlie nichts wissen müsst.", sagte ich. „Versprich mir, dass du ab jetzt immer zu mir kommst, wenn etwas ist und dass du mir alles erzählst?", fragte er besorgt. „Versprochen. Ich komme immer zu dir. Du aber auch zu mir, ja?", versprach ich. „Klar!"
„Achso und Tilly hat sich voll Sorgen gemacht, vielleicht sprichst du nochmal kurz mit ihr.", fiel mir wieder ein und ich zwinkerte ihm zu. Ich löste mich langsam aus der Umarmung und kuschelte mich in sein Bett. „Was wird das jetzt, wenn man fragen darf?", fragte er amüsiert. „Na, mal kurz entspannen und mit meinem Bruder kuscheln!" Er verstand und legte sich zu mir, sodass ich mich an ihn lehnen konnte. Nach zehn Minuten hatte ich plötzlich Hunger. „Hannes?" „Hm?" „Ich hab Hunger." „Maddie, du hast immer Hunger!", lachte er. „Machst du mir was zu essen?" Er seufzte, stand aber auf und ging raus. Ich blieb einfach faul liegen und schmuste mit der Decke. Wieso hatte er so geile Bettwäsche und ich nicht? Nach ca. 10 Minuten kam er mit einem Apfel wieder, der in kleine Stücken geschnitten war. „Ich rede jetzt mit Tilly, bleib du ruhig hier und fühl dich wohl.", grinste er. „Hä ja klar, was soll ich auch sonst machen?", sagte ich mit einem frechen Lächeln im Gesicht. Er schüttelte lachend seinen Kopf und ging dann wieder, während ich mich in seine Decke wickelte und meinen Apfel aß. Nebenbei suchtete ich mein Handy, als plötzlich die Tür auf ging. „Hannes?", fragte jemand. Ich konnte die Person nicht sehen, weil die Decke über meinem Kopf hing. (Wie ein Umhang, nur mit über den Kopf gezogen), aber es klang nach Marcus. Ich schob die Decke zur Seite und sah ihn an. Es war wirklich Mac. „Ach du bist hier.", sagte er. „Ja, kannst aber auch mit mir reden." „Woher weißt du, dass ich reden will?" „Das seh ich dir an." Er nickte und kam nun ganz rein, er setzte sich an die Bettkante. Er sah ein wenig verzweifelt aus...

So, erst Tinus...jetzt Mac, was hat er wohl auf dem Herzen?
Maddie hat wiedermal bewiesen, wie faul sie doch wirklich ist. Kommt das jemandem bekannt vor?

AußenseiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt