Letzter Abend

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Ich zog ihn mit mir mit in die Küche und er maulte die ganze Zeit auf den 3 Metern rum, dass er gerade so bequem saß und ich alles zerstört hätte. Ich grinste nur amüsiert und verdrehte meine Augen gespielt genervt. Ich stellte ihn an die Spüle und drückte ihm Paprika, Karotten und noch anderes Gemüse in die Hand mit den Worten: „Du wäscht das jetzt ab und schneidest alles in mundgerechte Stücken, ja?" Er nickte und gab sich wirklich Mühe sich nicht zu blamieren, aber irgendwie schaffte er das nicht so ganz...
Ich weiß nicht, wie er das geschafft hatte, aber als er fertig war mit abspülen war sein komplettes T-Shirt vorne nass und er sah aus, als hätte er einen Hund gebadet, der keinen Bock auf ein Bad hatte und nicht nur Gemüse abgewaschen. Er sah mich leicht beschämt an und ich lief nur kopfschüttelnd in mein Zimmer und holte ihm ein T-Shirt, eins von ihm, was ich noch dort hatte. Er nahm es entgegen und sah mich dankbar an. Sein nasses Shirt hing ich über die Heizung, danach machte ich mich daran den Reis zu kochen. Als der auf dem Herd stand widmete ich mich der Putenbrust, waschen, schneiden und anbraten. Marcus hatte sich dreimal geschnitten und hatte jetzt jede Menge Pflaster um die Finger gewickelt und fluchte leise vor sich hin, was mich die ganze Zeit zum Lächeln brachte. Als der Reis fertig war tat ich ihn mit in die Pfanne zum Fleisch, damit er auch ein wenig angebraten wird und eigentlich käme jetzt das Gemüse mit rein, aber er war noch nicht fertig, also nahm ich mir mein Messer, mit dem ich auch das Fleisch geschnitten hatte und beendete seine Arbeit in weniger als drei Minuten, was mir einen erstaunten und bewundernden Blick von Marcus einbrachte. Ich schmiss alles in die Pfanne und ließ es „von der Flamme küssen", dann machte ich alles in eine große Schüssel und Marcus nahm Teller und Besteck, so liefen wir wieder ins Wohnzimmer und servierten das Essen.
Ich füllte zwei Teller auf und brachte sie zu den Mädchen nach oben in mein Zimmer. Sie sahen beide etwas müde aus.
„Bringst du uns nach dem Essen ins Bett?", gähnte Emma und Brooke brummte nur ein 'bitte' mit vollem Mund. „Klar bringe ich euch ins Bett. Wollt ihr morgen mit zum Flughafen?" Sie nickten beide und ich ging wieder nach unten. Ich nahm mir mein Handy und fragte Anne, ob Emma heute hier schlafen darf. Sie hatte nichts dagegen und meinte sie würden uns morgen früh um halb zehn abholen und zum Flughafen bringen.
Ich ging zu den anderen und musste feststellen, dass sie fast alles von dem riesigen Topf Gemüsereis aufgegessen hatten. Ich nahm mir einfach den Rest und als ich fertig war lief ich wieder nach oben und brachte die Mädels ins Bett. Ich las ihnen noch Schneewittchen vor und dann waren sie auch schon eingeschlafen. Ich betrachtete sie noch eine Weile, wie sie da lagen, so unschuldig und ehrlich. Sie hatten es noch einfach, keine Probleme mit den Eltern und der Behinderung von Liebe.

Ich rannte in mein Zimmer und zog mein Sofa aus, wir wollten heute alle dort schlafen. Ich legte noch zusätzliche Decken drauf und Kissen, bevor ich zurück ging und mich neben Marcus auf die Couch fallen ließ. Ich saß auch auf und nicht vor dem Sofa. Innerlich applaudierte ich mir zu diesem Kunststück. „Und, was machen wir jetzt?", fragte Tilly und sah und abwartend an. „Film gucken und dann oben hinlegen und Gruppenkuscheln?", schlug Sammy vor und ich, sowie Tilly quietschten auf, während uns die Jungs eher verständnislos anschauten. „Damenwahl beim Film!", brüllte ich und wir drei stürmten zum DVD-Regal.

Wir stritten eine halbe Ewigkeit ob wir Baywatch oder Jurassic Shark schauen wollten. Marcus kam von hinten an gestolpert und riss mir Jurassic Shark aus der Hand. Damit war uns die Entscheidung abgenommen. Wir sahen uns Zac Efron nochmal auf dem Cover an und legten dann die DVD seufzend ins Regal zurück. Ich legte die Disc ein und machte noch schnell Popcorn und pflanzte mich dann zwischen Marcus und Hannes. Ich fand den Film ziemlich langweilig, während Samantha sich in Martinus Pullover verkrochen hat (so ran gekuschelt.) und Tilly Hannes fast den Arm zerquetschte. Ich saß da und überlegte, was ich als nächstes essen könnte, weil das Popcorn hatten Mac und ich bereits aufgegessen. Ich stand auf und holte die restliche Packung Trioladeneis aus dem Gefrierfach und setzte mich wieder hin. Mac sah mich an und ich hielt ihm nur grinsend einen Löffel hin.

Neben ihm kann man einfach nicht mit Essen sitzen, ohne das er was abhaben will...
Ich zuckte heftig zusammen, als Martinus, Hannes, Tilly und Sammy alle aufschrien. Ich spürte, dass Mac neben mir in seiner Bewegung erstarrte und mich geschockt ansah. Wir beide waren so auf unser Eis fixiert, dass wir nicht mehr auf den Film geachtet hatten und jetzt eben eine gruslige Stelle kam, bei der die Mädchen geschrien hatten und auf diese besagten Schreie hin hatten sich die Jungs erschreckt. Klar, wer zuckt nicht zusammen, wenn jemand 10cm von deinem Ohr beginnt zu schreien, als ob er stirbt?
Ich begann leise zu lachen und widmete meine volle Aufmerksamkeit wieder meinem Essen zu und bekam somit auch nicht das Ende des Films mit, aber ich kannte ihn ja schon...ist ja schließlich Meiner. Hannes schaltete alles aus und wir gingen nach oben in mein Zimmer. Marcus huschte mal ins Bad und zog sich seine Schlafsachen an, nach ihm gingen Martinus und am Ende ich. Hannes und Tilly hatten sich in Hannes' Bad umgezogen und Samantha hatte ja schon alles an.

Dann legten wir uns alle auf das Sofa von mir und lauschte unserem Atem, wir wollten eigentlich noch reden, aber langsam wurden die Geräusche immer regelmäßiger, bis nur noch ich und Samantha wach waren. Zwischen uns lag Marcus, der im Schlaf niedlich grinste und immer wieder einen Kussmund zog. Wir grinsten uns an und gaben uns über seiner Brust die Hand und hielten uns fest, während ich ihr in die Augen starrte. Ich wusste, ich würde sie vermissen und sobald sie dieses Flugzeug bestiegen hatte würden wir uns für eine unbestimmte Zeit nicht sehen würden. Nur über das Internet, aber da kann man sich auch nicht in den Arm nehmen oder vertraute Infos sagen, weil irgendwer sieht/liest/hört/... es immer. Unsere Arme wurden schwer, also legten wir sie auf Mac ab, den das nicht weiter störte. Irgendwann legte ich mich auf die Seite und wechselte die Hand und Sammy tat es mir gleich, dann schliefen auch wir endlich ein. Ich hatte einen sehr seltsamen Traum in dem ich eine CIA Agentin war und meine Aufgabe war es Leute heimlich verschwinden zu lassen, im Auftrag der Regierung. Oder anders gesagt, ich musste Verräter umbringen. Das war extrem komisch, aber seltsamer war es als wir alle aufwachten, denn ich hatte mein linkes Bein über Mac gelegt und auf meinem Bei lag noch Samanthas rechtes Bein und wir umarmten beide Marcus von der Seite und hielten uns immer noch an den Händen.

Martinus stand vor dem Bett und machte in aller Seelenruhe ein Foto von uns. Als er fertig war grinste er mich vielsagend an und ich funkelte ihn genervt an und ließ mich wieder in mein Kissen fallen. Ich sah aus dem Augenwinkel, dass Marcus zufrieden lächelt und immer noch schlief. Ich weckte ihn „sanft" auf, indem ich ihm ins Ohr brüllte. Er fuhr hoch und da Sammy und ich halb auf ihm lagen wurden wir wohl oder übel mitgerissen...
Ich knallte mit meinem Gesicht an seine Schulter und meine Hüfte knackte laut. Sammy verzog ihr Gesicht genauso vor Schmerz und ich würde mir in Zukunft genau überlegen, wie ich jemanden wecke, auf dem ich liege. Ich ließ los und nahm mir mein Handy. Keine Nachrichten. Toll, danke Charlie, dass du dich mal meldest oder so...
Tilly und ich gingen zu den Mädchen und weckten sie vorsichtig, machten sie dann zurecht und gingen alle nach unten in die Küche, wo sich Hannes um das Frühstück kümmerte. Nach dem Essen zogen wir uns alle an und liefen bedrückt auf die Straße. Sammy zog ihren Koffer traurig hinter sich her und kurz darauf kamen Anne und Erik um uns zum Flughafen zu bringen. Die Fahrt verlief ruhig, keiner sagte etwas und ich hörte über Kopfhörer Macs Playlist an. Ich hatte mein Handy vergessen und er brauchte es nicht, da hat er mir seine Musik geliehen. Wir parkten am Flughafen und stiegen alle aus...


AußenseiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt