Kapitel 3

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Durch die Proben in den darauf folgenden Tagen, ging es mir immer besser und besser und ich vergaß Peter immer mehr. Ich hatte alle Fotos, die mich an ihn erinnerten von meinem Handy gelöscht und mich bei Mechi ausgeheult und ihr alles anvertraut, was mich belastete. Es war echt schön sie zu haben. Sie war einfach immer schon und wird auch immer, die beste Freundin der Welt sein.
Bei der Show in Wien, war eine super tolle Stimmung in der Halle und ich vergaß einfach alles, was mich in den letzten Tagen bedrückt hatte und gab mich voll und ganz der Musik hin. Das erste Mal seit Tagen fühlte ich mich frei, lachte von ganzem Herzen und war wirklich glücklich. Bei ‚Supercreativa' ließ ich meinen ganzen Hass auf Peter mit einfließen und es tat richtig gut, all diese Energie mal loszuwerden. Das war allerdings auch das erste und letzte Mal, wo ich an diesem Abend an ihn dachte. Bei ‚Soy mi mejor momento' begann ich ein wenig zu weinen und dann kam Jorge auf die Bühne. Er hatte ein strahlendes Lächeln auf den Lippen und ich musste mich zusammenreißen nicht loszulachen. „Ich liebe dich" sagte er auf deutsch. Oh man, das klang echt komisch. „Ich liebe dich, León" erwiderte ich und grinste, als wir uns näher kamen. „Nicht lachen" formte Jorge mit den Lippen und ich riss mich zusammen. Dann lagen seine Lippen kurz auf meinen und schon ging das Licht aus und wir verschwanden zusammen hinter der Bühne, als die Fans kreischten, wie die Verrückten. Sie waren auch verrückt. Verrückt nach Leonetta, beziehungsweise Jortini, aber sie mussten damit klar kommen, dass die Realität anders aussah.
Nach dem Konzert gingen wir zurück zum Hotel und schlossen noch am Abend was zusammen zu machen. So trafen wir uns dann um halb elf bei Diego, Facu und Samu auf dem Zimmer und spielten Flaschendrehen. Bis jetzt mochte ich das Spiel nie so wirklich, aber jetzt machte es mir irgendwie richtig Spaß, was eventuell daran liegen könnte, dass Diego eine Flasche Wodka aufgemacht hatte und wir alle schon davon getrunken hatten. Das war zwar eigentlich nicht meine Art, aber das war mir jetzt in dem Moment einfach mal egal. Diego drehte die Flasche und sie hielt bei mir an. Er überlegte kurz und meinte dann: „Morgen beim Konzert, wirst du Jorge richtig küssen und mit richtig, meine ich nicht nur so ein bisschen die Lippen aufeinander zu legen, sondern richtig, so als ob ihr wirklich zusammen wärt und euch küssen wolltet." Ich sah ihn mit einem Ist-das-dein-Ernst-Blick an und Jorge, der zwei Plätze von mir entfernt saß, sah Diego mit einem sehr ähnlichen Blick, wie meinem an. „Ach kommt schon Leute, lasst mir, beziehungsweise uns, doch den Spaß" sagte Diego fast schon bettelnd und ich stimmte Augen rollend zu. Jorge nickte ebenfalls, dass er einverstanden war, meinte aber warnend zu Diego: „Wenn meine Freundin das in den falschen Hals kriegt und sie übermorgen um fünf Uhr in Paris ist, wenn wir dort landen, dann kannst du die Schreierei über dich ergehen lassen." „Geht klar, dass ist es mir so was von wert" meinte Diego leise und ich bin mir nicht sicher, ob wir das hören sollten, oder nicht und er nur mit sich selbst gesprochen hat.
Ich wollte das alles nicht, ich wollte nicht, dass Jorge wegen so einem Mist mit Stephie Stress kriegt und deshalb beschloss ich am Abend, nachdem wir alle wieder in unsere eigenen Zimmer gegangen waren, noch zu ihm zu gehen, um mit ihm zu reden. Ich klopfte bei Rugge und ihm und nur wenige Sekunden später hörte ich: „Komm rein, Tinita." Ich ging rein und meinte: „Woher wusstet ihr, dass ich es bin?" „Aus zwei Gründen: 1. Du klopfst immer so zaghaft und 2. Es war mir klar, dass du noch mit mir reden willst, wegen dem, was Diego gesagt hat" meinte Jorge und ich sah ihn überrascht an. Wieso wusste er schon wieder, warum ich hier war. Er durchschaute mich einfach immer sofort. „Ich geh dann mal" meinte Rugge lächelnd und verließ das Zimmer. Vermutlich ging er jetzt zu Cande oder Diego.
Ich setzte mich zu Jorge auf's Bett und wollte anfangen zu sprechen, als er sagte: „Mach dir keinen Kopf wegen der Sache, okay? Stephie wird damit leben müssen, es ist nur ein lächerliches Spiel und wenn sie meint, dass sie wegen so was ausrasten muss, dann ist das ihr Problem und nicht unseres." Ich nickte nur und er fragte: „Ist es denn okay für dich, wenn wir das morgen machen? Denn sonst können wir Diego und das dumme Spiel auch einfach vergessen und machen es wie immer machen." Er sah mich leicht besorgt und abwartend an, als ich eine Zeit lang nichts sagte. Doch dann meinte ich: „Nein, ist schon okay. Es ist ein Spiel und hat nichts zu bedeuten, dass kriegen wir schon irgendwie hin, oder?" Jorge nickte. „Wir dürfen nur nicht lachen, wenn es soweit ist" meinte er und ich lachte leicht.
Rugge kam wieder und meinte erstaunt: „Du bist ja immer noch hier?" Ich lachte kurz und wollte gehen, als Jorge mich aufhielt: „Warte noch kurz, Tini. Vielleicht sollten wir das kurz proben. Rugge kann uns ja dann sagen, ob es okay war oder nicht." Ich sah Jorge ungläubig an, dass war doch jetzt bitte nicht sein ernst, oder? „Jorge ich weiß nicht" sagte ich halb lachend, halb verzweifelt. Wie soll ich ihn denn bitte vor Rugge küssen, dass würde nicht funktionieren, ich müsste wahrscheinlich die ganze Zeit lachen, aber er schien es wirklich ernst zu meinen, dass er diesen Kuss proben wollte. Ich seufzte kurz auf und sagte: „Okay, lass uns den Kuss proben. Rugge, du musst uns sagen, ob das gut ist oder nicht, aber ich möchte, dass das hier niemals jemand erfährt." Die Jungs nickten beide und Jorge kam mit langsamen Schritten auf mich zu. Er legte eine Hand an meine Taille, wie immer und kam mir näher, aber wir mussten bei lachen und er brach ab. Als wir uns beruhigt hatten, versuchten wir es noch mal, aber es funktionierte wieder nicht. „Okay, stellt euch einfach vor, ihr wärt wirklich León und Violetta, dass ihr euch aus ganzem Herzen lieben würdet und dass ihr diesen Kuss wollt" meinte Rugge, als wir es auch beim dritten Mal nicht hinbekamen. Ich nickte und schloss kurz die Augen. Ich versuchte mir vorzustellen, ich sei Violetta und dann öffnete ich die Augen wieder und Jorge machte das Gleiche. Er legte seine Hand wieder an meine Taille und kam mir näher. Nur noch wenige Millimeter trennten unsere Lippen und dann lagen seine Lippen auf meinen. Bis jetzt war alles wie immer, doch dann fing er plötzlich an, seine Lippen sanft auf meinen zu bewegen und ich machte es ihm einfach nach. Der Kuss wurde intensiver.
In mir breitete sich eine angenehme Wärme aus, als seine Lippen immer weiter meine liebkosten. Es war irgendwie ein schönes Gefühl. Dann löste er sich langsam wieder von mir und ich schlug die Augen auf. Er sah mich leicht verwirrt an, was ich nicht ganz verstand, aber bevor einer von uns was sagen konnte, meinte Ruggero: „Das war echt perfekt. Man konnte richtig die Liebe zwischen euch beiden spüren...äh ich meine zwischen León und Violetta." Ich nickte nur kurz, sah dann noch mal in Jorge's verwirrtes Gesicht und ging dann. „Nacht Jungs" sagte ich noch und verschwand auf dem Flur. Ich ging zurück in mein Zimmer und sah, dass Mechi schon schlief. Ich hätte jetzt liebend gerne mit ihr über das gesprochen, was gerade passiert war, weil ich einfach jemanden brauchte, dem ich das anvertrauen konnte, aber ich beschloss sie schlafen zu lassen und machte mich ebenfalls bettfertig.

Jortini - Yo Te Amo A Ti *{abgeschlossen}*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt