Kapitel 18

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Die Tür war angelehnt und ich hörte ein leises Schluchzen. Langsam betrat ich mit Mechi das Zimmer. Stephie saß heulend auf dem Bett und von Jorge war keine Spur zu sehen. „Wo ist er?" fragte Mechi Stephie kalt. Sie sah mit verheulten Augen zu uns auf und rief: „Weiß ich doch nicht, frag doch Martina! Schließlich ist er ihr Freund." „Er ist nicht mehr mein Freund" sagte ich und es kostete mich außerordentlich viel Kraft diesen Satz über de Lippen zu bringen. „Wenn das so ist..." hörte ich hinter mir und erstarrte zu einem Eisblock.
Ich drehte mich ganz langsam um und dort stand Jorge. Er hatte Tränen in den Augen. Ich konnte ihn so nicht sehen, es zerriss mir das Herz und deshalb machte unsicher einen Schritt auf ihn zu. Er rührte sich nicht, machte keinerlei Anstalten zu fliehen und so ging ich schnell auf ihn zu und schloss ihn fest in die Arme. Doch er erwiderte die Umarmung nicht, er stand einfach stocksteif da und ich löste mich wieder von ihm. Er sah mich verletzt an und ich sagte leise und mit Tränen in den Augen: „Verstehe" Dann lief ich raus und hörte, wie mir jemand folgt, vermutlich Mechi. Ich lief in ihr Zimmer und warf mich heulend auf ihr Bett. Die Blondine kletterte neben mir aufs Bett und schloss mich fest in die Arme. „Shhh Tini, beruhige dich. Das wird schon alles wieder. Wenn ich ihn ansehe, sehe ich nichts als Liebe zu dir und bei dir ist es genauso. Ihr liebt euch so sehr, ich habe so etwas starkes noch nie gesehen. Ihr könnt einfach nicht ohne einander. Ihr braucht euch und werdet wieder zueinander finden, da bin ich mir sicher" sagte Mechi und ich nickte nur. Hoffentlich hatte sie Recht.
Ich war wohl eingeschlafen, denn am nächsten Morgen wurde ich von den ersten Sonnenstrahlen geweckt und machte mich langsam fertig. Mechi hatte noch ein paar Sachen aus meinem Zimmer geholt und meinte, dass Jorge Stephie rausgeschmissen hätte und einfach nur an die Wand gestarrt hätte, als sie ein paar Sachen für mich zusammen gesucht hat. Er wollte auch schon den ganzen Tag nicht aus seinem Zimmer kommen. Nur gut, dass er heute keine Szenen zu drehen hatte, denn sonst wäre Juan wahrscheinlich ausgerastet. Ich war zwar eigentlich auch nicht in der Stimmung das Zimmer zu verlassen, aber ich musste vor die Kamera, damit es keinen Ärger gab.
In den nächsten zwei Tagen tauchten immer mehr Medienberichte auf, was mit mir los sei. Man hatte mich mehrfach am Set weinen sehen und auch meine Bilder auf Insta wirkten nicht besonders glücklich. Ich beschloss, dass ich die Trennung von Peter und mir als Vorwand nehmen wollte und bat Juan einen Presstermin zu machen.
Tag später war ich dann zusammen mit Mechi und Jorge auf dem Weg zu einer Pressekonferenz. So war das eigentlich nicht geplant gewesen. Ich wollte alleine dorthin, aber Juan meinte, dass wir gleich ein bissen was über die Dreharbeiten erzählen könnten um ein bisschen Spannung aufzubauen.
Im Auto herrschte eine drückende Stille, bis Mechi die Schnauze voll hatte und meinte: „Ich werde jetzt laut Musik hören und ihr zwei...klärt das!" Sie setzte ihr Kopfhörer auf und Jorge und ich schwiegen uns weiter an. Bis ich es nicht mehr aushielt. „Jorge" sagte ich leise. Er drehte seinen Kopf zu mir und ich sah, wie traurig er war. „Können wir über die Sache reden?" fragte ich vorsichtig und schluckte den riesigen Kloß in meinem Hals runter, als er langsam nickte. „Wieso hast du es zugelassen, dass sie dich küsst?" platzte es aus mir heraus. Er sah traurig auf seine Hände und antwortete: „Ich wollte sie wegstoßen, aber dann habe ich gemerkt, dass sie mich fester packte und konnte mich einfach nicht mehr lösen, keine Ahnung, sie hat mich vollkommen überrumpelt...aber bitte glaub mir...ich liebe sie nicht. Ich habe den Kuss nicht erwidert und sobald ich die Tür hinter dir hab zuschlagen hören, hab ich sie von mir weggeschubst und dich gesucht, aber nicht gefunden, ich bin fast verzweifelt und dann kam ich zurück und du hast gesagt, dass...dass...wir nicht mehr zusammen sind und..." er stockte und ich sah, dass sich Tränen in seinen Augen angesammelt hatten. Mechi hatte Recht gehabt. Er liebt mich wirklich. Viel mehr, als ich mir jemals hätte vorstellen können. Ich meine...er weinte fast wegen mir. Ich hielt es nicht länger aus und schlang meine Arme um seinen Hals.
Zu meiner großen Erleichterung erwiderte er die Umarmung sofort und zog mich auf seinen Schoß. „Ich hoffe du kannst mir verzeihen" murmelte Jorge neben meinem Ohr. Ich löste mich aus der Umarmung und sah ihm in die Augen. Böser Fehler, da ich mich sofort in ihnen verlor. Ich konnte einfach nicht länger böse auf ihn sein, da mein Herz sich entschied ihm zu verzeihen, auch wenn mein Kopf sagte ich sollte es lieber nicht tun, doch ich hörte auf mein Herz, weil ich meine Gefühle einfach nicht abstellen konnte. „Ich verzeihe dir" sagte ich leise und ein kleines Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, dass allerdings sofort wieder verschwand, als ich weiter sprach: „Aber ich möchte, dass so was nicht noch mal passiert. Wenn du sie wirklich nicht mehr liebst, dann mach bitte mit ihr Schluss, dass muss ja auch keiner wissen, aber..." „Tinita, hör mir zu" unterbrach mich Jorge. Ich sah ihn an und er begann zu lächeln, bevor er sagte: „Ich hab schon längst mit ihr Schluss gemacht. Sie ist schon wieder in Mexico. Sie meinte, dass sie mich liebt und mich genau deshalb gehen lässt, sie könnte verstehen, weshalb ich mich von ihr abgewendet habe, nachdem wir so lange getrennt waren und sie hat auch verstanden, dass sie niemandem etwas von uns beiden erzählen darf. Allerdings habe ich ihr auch die Sache erzählt, die mir mein Manager an den Kopf geworfen hat und sie meinte, dass sie bereit wäre sich ab und zu mit mir in der Öffentlichkeit zu zeigen, damit weiterhin alle denken, dass wir immer noch zusammen sind, aber sobald wir alleine sind, bist du, mein Schatz, die einzige Frau in meinem Leben. Ich liebe dich, Tinita." Ich konnte dazu nichts sagen und legte einfach meine Lippen auf seine. Er erwiderte den Kuss sofort leidenschaftlich und seufzte leicht auf, als ich meine Hände in seinen Haaren verkrallte. Als wir uns lösten, sahen wir uns tief in die Augen und ich sagte: „Ich liebe dich auch, Jorgito."
„Na geht doch" stöhnte Mechi genervt und begann zu lachen. Jorge und ich sahen sie lächelnd an und ich sagte: „Danke Mechi, du bist die Beste." „Ich weiß" erwiderte sie selbstgefällig und wir begannen alle drei zu lachen. Dann hielten wir an und wurden von einem Bodyguard durch die Menge an Fans begleitet, die sich vor dem Hotel versammelt hatte, wo die Pressekonferenz stattfand. Drinnen wurden wir sofort in einen Saal gebracht, wo schon sehr viele Reporter und Kamerateams auf uns warteten und schon ging es los. Es kamen hunderte Fragen zum Film, von denen wir die Hälfte nicht beantworten konnten, weil wir sonst zu viel verraten würde und die Spannung raus wäre. Nach etwa eineinhalb Stunden kam dann die Frage, warum ich im Moment so traurig sei. Ich musste mir ein Lächeln verkneifen, da ich ja jetzt gar nicht mehr traurig war. Mechi verschluckte sich an ihrem Getränk, weil sie lachen musste und Jorge griff unter dem Tisch nach meiner Hand, sodass man es nicht sah. Dann antwortete ich gespielt traurig: „Peter und ich...wir haben uns...getrennt." Ein Raunen ging durch die Menge. „Es hat einfach nicht mehr funktioniert, weil wir solange voneinander getrennt waren und wir haben uns auseinander gelebt. Ich beantworte zu diesem Thema keine weiteren Fragen" sagte ich und Jorge drückte leicht meine Hand. Juan mischte sich dann in das Geschehen ein und beendete die Pressekonferenz. Wir fuhren dann sofort zurück zum Hotel.
Im Auto fing Mechi an zu lachen und meinte: „Wie gut ihr zwei doch lügen könnt." Jorge und ich begannen ebenfalls zu lachen und als wir dann beim Hotel waren, schickte Juan uns sofort zum Dreh.
Ich musste heute mit Jorge drehen, wie wir uns wieder versöhnen. Das heißt...ein Kuss. Das war das erste Mal, dass wir nur einen Kuss drehten und Juan kam zu uns und sagte: „Also...ich will, dass das Ganze echt aussieht, wie auch schon die Sex Szene. Ich will nicht so was sehen, wie beim Dreh von Violetta, wo ihr so brav wart und eure Lippen sich kaum berührt haben, allerdings will ich auch nicht, dass ihr übertreibt. Zeigt mir Leidenschaft und damit meine ich echte Leidenschaft. Fühlt es...sollte euch ja nicht so schwerfallen."
Ich merkte, wie ich rot wurde und Jorge lachte. „Rot steht dir" meinte er und ich wurde noch roter. Er nahm mein Kinn zwischen zwei Finger und zwang mich ihn anzusehen. „Hab ich dir eigentlich schon mal gesagt, wie glücklich ich bin dich zu haben? Ich liebe dich, Tinita" sagte er. Mein Herz schlug sofort schneller und ich hatte das Gefühl, als wollte es mir aus der Brust und direkt in seine Hände springen. „Ich liebe dich auch, Jorgito" erwiderte ich und küsste ihn leidenschaftlich. Was ich nicht gemerkt hatte...wir wurden gefilmt. Plötzlich rief jemand: „Und CUT! Das war zwar nicht so geplant, aber das passte gerade einfach so gut und so wirkte es auch echt." Ich sah geschockt zu Juan und er grinste mich nur an. Dann meinte er: „Wir werden jetzt noch die Szene drehen, wo León Violetta rettet." Jorge und ich nickten und wir gingen zum Hafen. Dort war schon alles vorbereitet, von einer Szene von Mechi und Ridder und wir konnten sofort anfangen zu drehen.
Ich stand dort auf einem Steg und plötzlich schubste Jorge mich zur Seite, wie es im Drehbuch stand und ich hörte nur noch ein lautes Platschen. „CUT!" schrie Juan. Jorge, der jetzt im Wasser war, tauchte wieder auf und Juan erklärte uns, wie es jetzt weiter ging. „Das ist die erste Begegnung von Violetta und León in Italien und Violetta ist leicht geschockt, von dem beinahe Unglück und der Rettung in letzter Sekunde, also Tini...sein verwirrt. Gleichzeitig ist sie froh, dass sie León gefunden hat, nachdem sie erfahren hat, dass er hier ist und nach ihr sucht. Der Rest steht im Drehbuch" sagte Juan und Jorge und ich nickte. „Und AKTION!"
Jorge tauchte kurz ab, um dann wieder aufzutauchen und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Ich sah ihn geschockt an. „León?" hauchte ich und er sah zu mir auf. Ich beugte mich zu ihm herab und Jorge sah mir tief in die Augen. „Wie hast du mich gefunden?" sagte ich meinen Text. Er zog sich an dem Steg hoch und war mir jetzt ziemlich nah. Dann sagte er: „Ich bin einfach meinem Herzen gefolgt." Ich legte meine Hände in seinen Nacken und zog ihn zu mir ran. „Violetta, bitte glaub mir, dieser Artikel...die Sache mit Melanie...das war nicht echt, sie hat das ganze inszeniert, um dir das Herz zu brechen. Ich könnte dir so was niemals antun. Ich liebe dich" sagte Jorge das, was im Drehbuch stand. Ich biss mir auf die Lippe und sein Blick blieb genau dort hängen. „Ich glaube dir...und...ich liebe dich auch, León" erwiderte ich und dann lagen seine Lippen auf meinen, genauso, wie es auch geplant gewesen ist. „CUT!" rief Juan und wir lösten uns grinsend voneinander. „Wir sind fertig für heute, ihr könnt von mir aus gehen, wenn ihr wollt" sagte Juan zu Jorge und mir und wir nickten und er verabschiedete sich von uns und ging zusammen mit dem Kamerateam zurück zu Hotel. „Hilfst du mir hier raus?" fragte Jorge, der immer noch im Wasser war und streckte mir seine Hand entgegen. Ich ergriff sie und wollte ihm raus helfen, aber er grinste mich an und eine Sekunde später lag ich im Wasser. Verdammt, war das kalt! Ich tauchte wieder auf und schnappte nach Luft. „Verdammt, Jorge, das ist schweinekalt!" rief ich und wollte wieder auf den Steg klettern, aber Jorge packte mich an der Hüfte und zog mich zurück ins Wasser. Er drehte mich in seinen Arme um und zog mich fest an ihn. Es war irgendwie eklig, mit den nassen Klamotten und der Kälte, aber ich konnte mich einfach nicht gegen ihn währen, weil es einfach zu schön war, in seinen Armen zu liegen und ich müsste einfach anfangen zu lächeln.
Dennoch war mir verdammt kalt und ich begann zu zittern, was Jorge sofort merkte. „Ist dir kalt?" fragte er und ich nickte. „Ich weiß wie dir wieder warm wird" murmelte er und grinste mich dreckig an. „Wie denn?" fragte ich, doch da lagen schon seine Lippen auf meinen. Er hatte Recht. Sofort breitete sich in meinem Innern eine angenehme Wärme aus und ich hörte auf zu zittern und genoss das Gefühl von seinen Lippen auf meinen. Der Kuss wurde immer leidenschaftlicher und ich schlang meine Arme fest um seinen Hals, während ich meine Beine um seine Hüpfte schlang und er seine Arme um meine Taille. Kein Blatt Papier hätte noch zwischen uns gepasst. Zum Glück war das Wasser hier nicht so tief und Jorge konnte stehen, denn sonst wären wir wahrscheinlich untergegangen, doch selbst das hätte mich im Moment nicht mal ein winziges bisschen interessiert. Mir war gerade einfach alles egal.
Dann spürte ich seine Zunge an meiner Unterlippe, wie sie sanft um Einlass bat und ich öffnete leicht meine Lippen für ihn. Als unsere Zungen sich trafen stöhnten wir beide leise auf. Das Ganze ging noch ein paar Minuten so weiter, bis wir uns aus Luftmangel lösen mussten. Jorge lehnte seine Stirn gegen meine und wir sahen uns tief in die Augen. Ich begann wieder zu zittern, aufgrund der Kälte und Jorge grinste mich an. Dann packte er mich und hob mich mit Leichtigkeit auf den Steg. Ich sah ihn geschockt an. Er war ja so stark. Er lachte hingegen nur und kletterte selbst auf den Steg. Dann zog er mich auf die Beine und legte einen Arm um meine Taille, als wir uns triefend nass auf den Weg zurück zum Hotel machten.

Jortini - Yo Te Amo A Ti *{abgeschlossen}*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt