Kapitel 11

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Als wir unser Zimmer fast am Ende des Ganges gefunden hatten, hielt Jorge mich auf rein zu gehen und meinte: „Mechi, kannst du mir einen Gefallen tun und Tinis Koffer mit rein nehmen, ich muss sie kurz entführen." Mechi grinste und verschwand mit meinem Koffer in unserm Zimmer. „Was hast du vor?" fragte ich Jorge verwirrt. „Rugge etwas mitteilen" antwortete er lächelnd und ich sah ihn fragend an. Er nahm aber einfach nur meine Hand und zog mich in das Zimmer, gegenüber von meinem, was vermutlich seins war.
Sofort kam Ruggero auf uns zu und schloss Jorge erfreut in die Arme. „Hey man, schön dich zu sehen. Alles gut?" fragte Rugge und sah Jorge durchdringend an. Er wusste also mittlerweile auch über die Sache mit Stephie Bescheid, das konnte ich an seinem Blick sehen. „Ja, alles gut" sagte Jorge und deutete dann auf mich, bevor er sagte: „Sogar mehr als gut." Ruggero sah ihn fragend an und Jorge und ich lächelten beide. „Was willst du mir jetzt sagen, Bro?" fragte Ruggero. Jorge legt einen Arm um mich und zog mich an sich. Er gab mir einen kurzen Kuss und ich biss mir auf die Lippe, als wir uns lösten. Jorge lächelte mich liebevoll an und dann sahen wir zu Rugge, der uns mit offenem Mund anstarrte. „Moment, wartet...WAS?!" meinte Rugge vollkommen perplex. „Seit ihr...seit ihr...?" stotterte Rugge rum. Jorge und ich lachten und Jorge sagte: „Ja, wir sind zusammen...aber nur heimlich, also kein Wort, wir werden es den anderen vom Cast sagen, aber sonst darf es niemand wissen, auch Stephie nicht, das erklär ich dir später."
Rugge umarmte Jorge kurz und dann auch mich und freute sich total für uns, vor allem, nachdem er mit Mechi so oft versucht hatte uns zusammen zu bringen. Irgendwann ging ich dann in mein Zimmer rüber und warf mich nach dem relativ langen Tag erschöpft auf's Bett. Mechi kam auf dem Bad und grinste mich dreckig an. Ich wusste, was dieser Blick zu bedeuten hatte, beziehungsweise konnte ich es mir denken und sagte mit weit aufgerissenen Augen: „Nein! Es ist nichts passiert." Sie sah mich enttäuscht an und ich lachte mit hochgezogenen Augenbrauen. „Denkst du wirklich, dass wir...miteinander...?" fragte ich stotternd. „Ähm jaaa!" sagte Mechi nur lachend. Sie ging zu ihrem Koffer und nahm was zum anziehen heraus, da sie nur ein Handtuch um den Körper gewickelt hatte. „Kann ich dir was anvertrauen?" fragte ich leise. Sie drehte sich sofort zu mir um und setzte sich auf mein Bett und sah mich abwartend an. Okay. „Ich...ich hab noch nie...nie..." stotterte ich vor mich hin und sah auf meine Hände. „Was, echt nicht?" fragte sie geschockt. Ich schüttelte den Kopf. „Wow" gab sie von sich. „Ja, wow! Ich meine...ich bin 18 und...aber es hat sich nie richtig angefühlt, als Peter und ich...naja kurz davor waren" gab ich leise von mir. Mechi nahm mich in die Arme und fragte: „Hast du Angst davor?" Ich nickte. „Wovor hast du Angst?" fragte sie. „Naja, dass...es weh tut" ich ließ es mehr nach einer Frage klingen. Mechi sah mich an und sagte ganz ernst: „Es tut nur ein bisschen weh und der Schmerz geht auch ganz schnell vorbei und dann ist es das Schönste, was du jemals gefühlt hast, das verspreche ich dir." War ihr dieses Gespräch eigentlich nicht im geringsten peinlich? Mir nämlich schon und ich wünschte mir nur noch im Erdboden zu versinken.
Am nächsten Morgen wurde ich von einem sanften Kuss geweckt. Ich merkte sofort, dass es Jorge war und erwiderte den Kuss. Nach ein paar Sekunden löste er sich allerdings von mir und meinte: „Du musst aufstehen, wir haben gleich Probe." Ich stöhnte genervt und streckte meine Hände aus. Jorge lachte und half mir in einer flüssigen Bewegung auf die Beine. Zum Dank küsste ich ihn noch einmal und ging duschen. Als ich aus dem Bad kam, saß er auf meinem Bett und spielte mit seinem Handy rum. „Fertig?" fragte er und ich nickte. Er stand auf, nahm meine Hand und zog mich zum Aufzug. Wir waren alleine in dem Aufzug und er hielt immer noch meine Hand. Ich konnte nicht anders, als zu ihm zu sehen und musste feststellen, dass er mich ebenfalls ansah. Eine Sekunde später, lagen seine Lippen auf meinen und er drückte mich mit dem Rücken gegen den kalten Stahl der Aufzugwände. Ich erwiderte den Kuss leidenschaftlich, bis die Aufzugtüren auf gingen und Jorge sich ruckartig von mir löste. Wir waren in der Lobby und er grinste mich noch kurz an, bevor er mich einfach so sprachlos zurück ließ.
Ich versuchte mich wieder zu sammeln und stieg aus dem Aufzug. Als ich beim Frühstück ankam, waren alle anderen schon am essen und ich setzte mich neben Alba und begrüßte sie fröhlich, da ich sie noch nicht gesehen hatte, seitdem ich hier war. Nach dem Frühstück schloss ich dann auch alle anderen kurz in die Arme und schon machten wir uns auf den Weg zur Mercedes-Benz-Arena. Als ich den Namen gehört hatte, bevor die Tour los ging, hatte ich zu Mechi geguckt und einen Lachkrampf bekommen, wo ich nicht die Einzige war und einen ihrer Killerblicke abbekommen, bevor sie selbst lachen musste.
Die Probe verlief ganz gut, auch wenn wir manche Songs zweimal durchgehen mussten, nach der langen Pause.
Dann kam Abrazame y verás an die Reihe. „Jorge, Tini!" schrie jemand nach mir und ich lief zurück zur Bühne. Jorge war schon da und lächelte mich an. Ich lächelte zurück und wir gingen auf unsere Plätze. Die Musik setzte ein, allerdings relative leise, damit man die Anweisungen von Sergio noch verstehen konnte, die er uns gab, während wir den Song durchgingen. Als Jorge mich beim Refrain das erste mal berührte, vergaß ich fast weiter zu tanzen. Er brachte mich vollkommen aus dem Konzept und seinem selbstgefälligen Grinsen nach zu urteilen, schien er das auch genau zu wissen. „Bring ich dich raus?" fragte er mit rauer Stimme, als er mich wie in der Choreo vorgesehen in die Arme schloss und wir uns langsam im Kreis drehten. „Ja" gab ich ehrlich zu. Seine Lippen streiften meine Wange, als er sich aus der Umarmung löste und ich bekam eine Gänsehaut. „Das tut mir echt leid, Tinita" murmelte er und tanzte einfach weiter. Ich starrte ihn für eine Sekunde an und machte dann weiter, als sei nichts gewesen. Die letzten Takte der Musik ertönten und wir liefen im Kreis umeinander herum. Ich sollte ihn ansehen, aber um ehrlich zu sein hätte ich auch gar nicht anders gekonnt, als ihn anzusehen.
Er legte seine Hände an meine Taille und ich meine auf seine Brust. Die Musik verstummte und er starrte mir in die Augen. Braun traf Grün. Ich verschränkte meine Finger in seinem Nacken und zog ihn an mich und küsste ihn. Er lächelte leicht in den Kuss hinein, hörte dann aber damit auf und erwiderte den Kuss leidenschaftlich. Ich hörte von irgendwoher schnelle Schritte und mehrere Leute, die nach Luft schnappten. Dann fingen auf einmal ziemlich viele Leute an zu kreischen, zu pfeifen und zu klatschen. Ich löste mich überrascht von Jorge, der mich angrinste und wandte mich dann unseren Freunden zu. Die uns allesamt fassungslos, aber super glücklich anstarrten. Die stürmten alle auf die Bühne, bis auf Mechi und Rugge und umarmten Jorge und mich stürmisch. Sie freuten sich wirklich für uns und das machte mich unheimlich glücklich.
Bevor die Probe weiterging, erklärten Jorge und ich unsere Situation und alle hörten aufmerksam zu, auch die Bühnen Crew. Sie schworen uns alle, dass sie nichts verraten würden und wünschen uns Glück. Dann machten wir mit der Probe weiter.
Am Abend fiel ich erschöpft ins Bett und schlief relativ schnell ein.
Am nächsten Tag war dann die Show. Ich freute mich schon auf die deutschen Fans. Als wir in München gespielt hatten, war die Stimmung in der Halle einfach unglaublich gewesen. Dieses mal war es genauso. Sie sangen alle mit und schrien sehr, sehr laut, bei dem Leonetta Kuss. Ich wollte mich für diesen Kuss am liebsten Ohrfeigen, weil ich meine Hand ein wenig um Jorge's Hals gelegt hatte und wusste, dass das wieder eine Menge Jortini Bilder geben würde. Jorge meinte aber, dass es schon nicht so schlimm werden würde. „Außerdem gefällt mir das sehr, wenn du das machst" hauchte er mir ins Ohr, als wir am Abend zusammen in seinem Bett lagen und darüber redeten. Ich bekam sofort eine Gänsehaut, als ich seine raue Stimme hörte. Rugge war nicht da, wofür ich ihm nicht dankbar war, weil ich Angst hatte, dass Jorge jetzt wo wir alleine waren vielleicht auf schräge Gedanken kommt. Jorge legte zwei Finger unter mein Kinn und drehte meinen Kopf zu ihm. Seine Augen glitzerten ein bissen und ich begann leicht zu zittern, aufgrund der enormen Spannung, die zwischen uns herrschte. Dann legte er endlich seine Lippen auf meine. Es war fast eine Erlösung seine Lippen zu spüren. Ich vergrub meine Hände in seinen Haaren und er zog mich auf ihn. Der Kuss wurde leidenschaftlicher und ich spürte, wie seine Hände unter mein Top fuhren. Ich stöhnte leise auf, löste mich aber von ihm. „Ich kann nicht" sagte ich leise und ging von ihm runter. Ich legte mich wieder neben ihn und drehte mich von ihm weg. Jorge reagierte nicht sofort auf das, was ich gerade getan hatte, sondern brauchte erstmal eine Sekunde, um das zu verarbeiten. Dann rutschte er näher an mich ran und schloss mich vorsichtig in seine Arme.
„Tini...denkst du wirklich, dass ich jetzt sauer auf dich bin, oder so was?" fragte Jorge leise. Ich atmete einmal tief durch. Ja, genau das dachte ich, aber das konnte ich ja schlecht sagen. „Denkst du wirklich, ich würde dich zu etwas drängen, zu dem du noch nicht bereit bist?" fragte Jorge weiter. Ich drehte mich langsam in seinen Armen um und sah ihm in die Augen. Er wirkte vollkommen ernst und vielleicht sogar ein wenig verletzt. „Nein" antwortete ich ernst. „Es ist nur...ach ich weiß auch nicht..." sagte ich. Jorge lächelte und sagte: „Es wäre dein erstes Mal und du hast ein bisschen Angst, hab ich recht?" Ich sah ihm nicht in die Augen, als ich schüchtern nickte. Er legte zwei Finger unter mein Kinn und hob es an, sodass ich mal wieder gezwungen war ihn anzusehen. Direkt in seine wunderschönen grünen Augen zu sehen, in denen ich mich wie jedes mal verlor. „Es ist okay. Ich kann warten. Für dich würde ich sogar tausend Jahre warten" sagte Jorge sanft und ich lächelte leicht und biss mir auf die Lippe. „Ich..." setzte ich an, wurde aber von ihm unterbrochen: „Shhh" Schon lagen seine Lippen auf meinen. Ganz sanft, ganz vorsichtig, einfach wundervoll.
Am nächsten Morgen wachte ich mit dem Kopf auf Jorge's Brust auf. Ich lächelte glücklich und machte die Augen auf. „Morgen, Tinita" sagte Rugge grinsend, der auf seinem Bett saß und Jorge und mich anscheinend beim schlafen fotografiert hatte, denn er hielt seine Handy vor sich hoch und es war direkt auf uns gerichtet. Ich hob den Kopf von Jorge's Brust, wodurch er wach wurde. Ich drehte meinen Kopf zu ihm und sagte: „Morgen, Jorgito. Dein bester Freund hat uns fotografiert." Jorge setzte sich auf und ging zu Rugge. „Gib mir das Handy!" forderte Jorge und streckte die Hand nach Rugge's Handy aus, der ihn frech angrinste aufsprang und aus dem Zimmer rannte.
Jorge rannte ihm sofort hinterher und schrie: „Ruggero Pasquarelli, gib mir sofort das scheiß Handy! Dieses Bild darf verdammt noch mal nicht an die Öffentlichkeit kommen!" Ich sprang ebenfalls auf dem Bett und rannte Rugge und Jorge nach. Ich war immer schon verdammt schnell gewesen, auch wenn man mir es vielleicht nicht ansah und holte die Jungs schnell ein. Ich zog an Jorge vorbei und sprang auf Rugge drauf, der daraufhin auf den Boden flog. „Verdammt, Tini" gab er stöhnend von sich und stand langsam auf, wobei ich von ihm runter rollte. Er setzte sich auf die Knie und sah mich fassungslos an. Jorge war mittlerweile auch bei uns angekommen und wir begannen alle laut los zu lachen, als wir uns gegenseitig anstarrten. Rugge gab Jorge das Handy und Jorge musste lächeln, als der darauf sah. „Zeig mal bitte" sagte ich zu ihm und er hockte sich vor mir auf den Boden und drehte das Handy so dass ich das Bild von uns beiden sehen konnte. „Kannst du mir das schicken?" fragte ich und Jorge nickte grinsend. Er schickte mir und sich selbst das Bild und löschte es von Rugge's Handy, bevor er seinem besten Freund das Handy zurückgab. Dann packte Jorge mich unter den Armen und zog mich von Boden hoch auf die Beine, als wenn ich nichts wiegen würde. Ich starrte ihn nur an. Wie konnte er nur so stark sein?
Was ich dann erst bemerkte war, dass er mich ebenfalls anstarrte und ich merkte, dass ich noch meinen Pyjama trug, der aus einer sehr knappen Shorts und einem lockeren bauchfreien Top bestand. Ich spürte, wie ich rot wurde und Jorge lachte, als er es sah und schloss mich in die Arme. „Du siehst unglaublich heiß aus, weißt du das eigentlich. Ist mir diese Nacht gar nicht aufgefallen, sonst hätte ich wahrscheinlich kein Auge zubekommen" hauchte Jorge mir mit seiner sexy rauchigen Stimme ins Ohr und ich bekam sofort eine Gänsehaut. Ich war nur froh, dass Ruggero schon zurück ins Zimmer gegangen war und das nicht gehört hatte und mich jetzt nicht sah, da ich mit meiner Gesichtsfarbe wahrscheinlich jetzt eine Tomate blass aussehen ließ.
Jorge lachte ein wenig und zog mich dann zurück in sein Zimmer. Jorge suchte seine Sachen zusammen und ich setzte mich auf seinen Koffer, damit er zu ging, weil er mittlerweile ziemlich viele neue Sachen gekauft hatte, die kaum noch in den Koffer passten. Danach ging ich mich in meinem Zimmer umziehen und Jorge half mir beim Packen, weil wir schon ein bisschen spät dran waren. Wir beeilten uns nach unten zu kommen, wo schon alle auf uns warteten und uns dämlich angrinsten, als wir zu zweit und auch noch fast zu spät waren. Ich merkte, wie ich rot wurde, obwohl es dazu ja eigentlich keinen Grund gab, schließlich war nichts passiert!
Wenige Stunden später waren wir in Antwerpen. Belgien war echt schön, aber wir waren leider nur einen Tag hier, nicht mal. Wir waren genau 18 ein halb Stunden in Antwerpen, praktisch nur zur Show, wir waren nicht einmal in einem Hotel, bevor wir von dort nach Hamburg flogen. Ich hatte mich beim Konzert in Antwerpen leicht ablenken lassen, vor dem Kuss und statt ‚I love you too, León' nur ‚I love you too' gesagt, weshalb jetzt schon wieder hunderte Videos auf Insta geteilt wurden, von genau diesem Moment und dem anschließenden Kuss.
Ich war anscheinend im Flugzeug eingeschlafen, da ich mich am nächsten Morgen nicht erinnern konnte, wie ich ins Hotel gekommen war, dafür sah ich da direkt nachdem ich aufgewacht war ein Video von auf Twitter. Facu hatte mich getragen. Das war bestimmt so geplant gewesen, denn hätte Jorge mich getragen...ich wollte es mir gar nicht vorstellen, wie die Fans ausgerastet wären, die mitten in der Nacht vor dem Hotel auf uns gewartet hatten. Hätte mich Rugge oder Diego getragen, dann würde es jetzt wahrscheinlich Gerüchte geben, dass ich was mit einem von ihnen am laufen hatte, aber so...mit Facu, musste ich mir da keine Sorgen machen, weil die Fans genauso sehr Falba shippten, wie sie Jortini shippten, vielleicht war es bei Jortini noch ein bisschen schlimmer, aber nicht sonderlich viel und ich muss zugeben, dass ich die Vorstellung von Facu und Alba zusammen, auch wirklich mehr als süß finden würde, vor allem, weil man erahnen konnte, dass sie was füreinander empfanden, so wie sie sich verhielten.

Jortini - Yo Te Amo A Ti *{abgeschlossen}*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt