Kapitel 6

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Als ich aufwache, liege ich in meinem Bett. Sami hat sich an mich gekuschelt. Er schläft. Oh Gott, sieht der süß aus! Ich stehe auf und achte dabei darauf, dass er nicht davon aufwacht. Dann nehme ich mir etwas zum Anziehen und verschwinde im Bad, um mich umzuziehen. Während ich mich meiner Kleidung entledige, frage ich mich, was die vier gestern Abend noch gemacht haben. Vielleicht waren sie weg, vielleicht sind sie meinetwegen aber auch hier geblieben. Ich weiß es nicht. Schnell schlüpfe ich in mein T-Shirt und gehe wieder zurück in mein Zimmer. Sami schläft immer noch. Am liebsten würde ich mich wieder zu ihm legen und mich an ihn kuscheln. Warte, das klingt so, als würde ich auf ihn stehen! Schnell lasse ich den Gedanken verschwinden. Doch er taucht immer wieder auf. Wer weiß? Vielleicht liebe ich ihn ja wirklich. Aber nein, das kann unmöglich sein. Ich meine, ich kenne ihn seit nicht mal einem Tag! Und wieso hat er sich zu mir gelegt? Hat er sich etwa in mich verliebt? Oh Mann, das ist alles so verrückt! Ich muss unbedingt mit Bambi reden!

Ich gehe nach unten und sehe die SIM-Karte auf dem Esstisch liegen. Ein Zettel liegt dabei:

»Hey Eija, this is your new card for your mobile. I saved your number in my phone, Riku, Sami and Raul did so too. On the other side of this piece of paper are our numbers. Write us or call us, if your new card is in your mobile. wmg, Samu«

Ich setze mich hin, hole mein Handy heraus und stecke die neue Karte hinein. Dann schalte ich mein Handy an. Der PIN-Code steht auf dem Zettel. Ich gebe ihn ein und darf quasi passieren. Hat Samu eine Internetflat gekauft? Ich bekomme eine SMS:

»Hallo. Sie haben gerade sowohl ihre neue Nummer als auch ihre Internetflatrate bestätigt. Viel Spaß damit.«

Ich atme erleichtert auf.

Dann gehe ich auf WhatsApp und werde von Nachrichten überfüllt: Qualle, Bonnie, Randi, Jaki, Sarah, Alina. Alle fragen, wieso ich in Finnland bin. Alle sind Fans von Sunrise Avenue. Oh Mann, wenn die wüssten... Ich grinse, stehe auf - und schreie fast los.

»Oh Gosh, Sami!«

Er schaut schuldbewusst zu Boden.

»Sorry...«

»No, it's okay, I'm just... I didn't think about you would come downstairs, that's all«, beruhige ich ihn.

Er lächelt mich an, immer noch etwas schuldbewusst.

»Did you sleep well?«, fragt er mich.

Ich nicke und lächle. Automatisch muss ich daran denken, wie ich aufgewacht bin und er neben mir lag.

»Was it okay for you that I slept next to you?«, fragt er. Kann er Gedanken lesen?! Okay, nein, das ist nicht möglich. Erstens kann das niemand und zweitens müsste er dafür Deutsch können, um meine Gedanken zu lesen.

»Yeah, no problem. If you want, you can sleep next to me all the time.« Warte. Hab ich das grad gesagt? Hab ich das wirklich gesagt? Zurückspulen, bitte! Scheiße, das geht nicht! Naja, wird schon nicht so schlimm sein.

»If it's okay for you. But I don't have to, really.«

»Okay, let's say it like this: I don't have any problem with that«, erkläre ich es.

»Good morning you two. How was your night?« Wir fahren zusammen.

»Raul!«, rufen wir gleichzeitig.

»Let me get something straight: There's nothing between you, is there?«

Ich schaue Sami an. Er soll entscheiden. Ich weiß es nicht.

Er schüttelt den Kopf.

»No«, sagt er dann.

»Okay, good, the difference between your ages is very big, so...«

Raul geht in die Küche. Ich mache Anstalten, nach oben zu gehen.

»Where do you go?«, fragt Sami leise.

»I want to talk to you«, sage ich und gehe die Treppen hinauf. Sami folgt mir.

In meinem Zimmer drehe ich mich um und schaue ihn an. Aber nicht irgendwie wütend so nach dem Motto »Wie kannst du nur?!«, sondern eher... Wie kann man das beschreiben? Keine Ahnung, mehr oder weniger normal halt, als würde ich ihn eine stinknormale Frage stellen.

»What's up?«, fragt er besorgt.

»I just wanted to know what you think«, sage ich. Sami schaut mich fragend an.

»What do you mean?«

»Yeah, if you really think there's nothing more but friendship between you and me«, spucke ich meinen Gedanken aus.

»What would you say?«, fragt er.

»I don't know...«

»I think, I'd say yes. You know, I really like you. It's like a kind of fever. I miss you even if you're just in the next room. You know, I tried to sleep in my bed, but I had to think about you all the time, so I couldn't sleep. That's why I came to you and lay down next to you. So, I would say yes. But we don't have to tell them, if you don't want to.«

Ich weine fast los, so gerührt bin ich von dem, was Sami da gerade von sich gegeben hat.

»I don't care if the others know that or not«, antworte ich. Und dann kann ich mich nicht mehr halten. Ich mache einen Schritt auf ihn zu. Er kommt mir ebenfalls näher. Immer mehr beugt er seinen Kopf nach vorne, bis sein Lippen zärtlich meine berühren. Er zieht sich an mich und legt seine Arme um meine Hüfte. Ich nehme meine Hände und schlinge sie um seinen Hals, wo sie sich ineinander verknoten, als würden sie sagen: »Du darfst ihn auf keinen Fall verlassen!« Und genau das denke ich auch. Ich öffne die Augen und schaue kurz sein Gesicht an. Er hat seine Augen geschlossen und scheint es zu genießen. Genau wie ich. Also schließe ich die Augen wieder und gebe mich seinen Lippen auf meinen hin.

Ich weiß nicht, wie lange wir dort stehen, doch als wir uns voneinander lösen, stehen die anderen drei in meiner Zimmertür und starren uns an, alle mit offenem Mund.

»What?«, frage ich und schaue sie an, eine Augenbraue hochgezogen. »Never seen any boy kiss a girl?«

Wie auf Knopfdruck schließen sie ihre Münder und schauen schuldbewusst auf den Boden.

»A-actually... I j-just wanted t-to sa-ay, that br-reakfast is ready...«, sagt Samu.

»Oh, yeah, we're coming«, sage ich und nehme Samis Hand. Dann gehen wir an den anderen vorbei, die uns hinterherstarren.

»What?«, frage ich erneut. »Didn't you tell me breakfast is ready?«

LifesaverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt