Kapitel 23

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»And you really want to stay there for two weeks?«, fragt Sami skeptisch, als wir zu fünft am Flughafen stehen.

Ich nicke.

»I'll have to be there for my family.«

Jetzt nickt er.

»Okay. Don't do anything to take the pain away, okay? Promise me, please!«

»I won't do that. I'm not that kind of person.«

Ich lächle ihn aufmunternd an. Dann umarme ich die anderen drei.

»Bye bye Eija. Say hello to Bambi and Randi.«

»I'll do.«

Ich grinse. Dann wende ich mich erneut an Sami. Er beugt sich nach vorne, legt seine Hände an meine Hüfte und zieht mich an sich. Ich schließe die sowieso schon kleine Lücke zwischen unseren Lippen und die Augen. Schlinge meine Hände um seinen Hals. Sie verknoten sich ineinander. Ich erinnere mich an unseren ersten Kuss, als es ganz genau so war. Nur eben an einem anderen Ort und auch nicht zum Abschied.

Langsam und widerwillig löse ich mich von ihm. Eine Träne hat sich in mein Gesicht verirrt und findet langsam ihren Weg hinab.

»I'll miss you«, sagt er mit Tränen in den Augen.

»I'll miss you more«, erwidere ich und gebe ihm noch einen kurzen Kuss auf den Mund.

Ich nehme meine Reisetasche und gehe weg von den vier Finnen, bei denen ich lebe und die ich wirklich total gern hab.

Im Flugzeug angekommen, suche ich mir einen Platz. Einen bestimmten Platz. Den, auf dem ich gesessen habe, als ich nach Finnland geflogen bin. Ich finde ihn. Er ist noch nicht besetzt, also nehme ich dort Platz und schließe kurz die Augen. Dann hole ich meine Kopfhörer aus meiner Tasche und setze sie auf. Can't stop loving you von Phil Collins. Ich habe es schon am Tag der Beerdigung meiner Urgroßmutter gehört, es hat mich zwar traurig gemacht, aber auch beruhigt. Und jetzt höre ich es, während ich im Flugzeug nach Deutschland sitze, um übermorgen zur Beerdigung meiner Mutter zu gehen...

Ich kann an nichts anderes denken als daran, dass meine Mutter tatsächlich gestorben ist und dass ich bald meinen Vater und meine Schwester wiedersehen werde, seit ich von zu Hause abgehauen bin.

Erneut läuft mir eine Träne die Wange runter, gefolgt von mehreren anderen.

Ich schaue nach links. Die vier Plätze sind leer. Doch dann sehe ich sie wieder vor mir. Wie ich sie auf meinem Flug nach Finnland gesehen habe. Wie sie gelacht haben. Wie Sami aus dem Fenster geschaut hat, gedankenversunken... Er war schon damals unheimlich süß. Automatisch muss ich lächeln. Dann spüre ich seine Lippen wieder auf meinen. Obwohl er nicht da ist. Die Tränen werden mehr. Der Schmerz in meinem Herzen wird schlimmer. Es nimmt mir die Luft.

Ich hole meinen Block und mein Mäppchen aus der Tasche und fange an zu zeichnen. Einfach ein paar Striche auf das Blatt kritzeln, es ist eher eine Skizze, keine Zeichnung. Somit vertreibe ich mir die Zeit des Fluges. Doch ich nehme gar nicht wirklich wahr, was ich da überhaupt male.

Ich höre eine Durchsage, wahrscheinlich landen wir bald. Ich ziehe noch ein paar letzte Striche, dann packe ich mein Mäppchen wieder weg. Das Flugzeug landet und kommt langsam zum Stehen, als ich mir anschaue, was ich zu Papier gebracht habe. Prompt laufen mir wieder die Tränen in die Augen. Es ist Sami, den ich gezeichnet habe, mit seinem süßen Lächeln auf seinem Gesicht. Automatisch lächle ich. Dann packe ich auch meinen Block weg, stehe auf und verlasse das Flugzeug als Erste. Meine Reisetasche erkenne ich sofort und nehme sie vom Laufband. Dann verlasse ich den Raum - und kippe fast um, so sehr werde ich von Bambi und Randi begrüßt.

»Eija!«

»Oh Mann Leute, ich hab euch dick vermisst!!«

Ich drücke die beiden ganz fest an mich.

»Was denkst du, wie es mir ging?«, fragt Randi lachend. »Als du da mit Sunrise Avenue auf der Bühne gestanden und gesungen hast - das war schon hart für mich, nicht auf die Bühne zu springen. Zumal ich es gar nicht durfte...«

Ich grinse.

»Wo schläfst du eigentlich, während du hier bist?«, fragt Bambi.

»Wenn es geht, bei meiner Schwester und meinem Dad. Wenn nicht, dann weiß ich es nicht.«

»Du könntest doch bei uns schlafen«, schlägt Randi vor.

Ich nicke.

»Klingt gut!«

Ich ziehe meine Reisetasche aus dem Flughafengebäude und bewege mich zum Auto, mit dem ich zu meiner Unterbringung für diese zwei Wochen fahre.

LifesaverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt