6 ›› Groups

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Nach dem Frühstück, welches relativ laut verlaufen war, bat Mrs. Choi um unsere Aufmerksamkeit.

"Heute ist der erste richtige Tag und deshalb wollen wir gleich nach dem Essen mit dem Programm beginnen. Ihr könnt euch in Gruppen von vier bis fünf Leuten einteilen, dazu wird euch jeweils einer der Betreuer begleiten. Ihr werdet eine Art Schnitzeljagd mit Hindernissen überwinden müssen, für Probleme gibt es bei jeder Station eine Notlösung. Bevor ihr es vergessen solltet: Es geht hier nicht darum, wer am schnellsten oder am besten ist. Es geht darum, die Teamfähigkeit zu stärken und sich selbst zu Dingen zu überwinden, welche man sich vielleicht sonst nicht trauen würden. So, jetzt findet euch zu 5 Gruppen zusammen."

Nach ihren Worten wandelte sich das leise Getuschel direkt in laute Rufe und Stühlerücken um. "Was haltet ihr davon, dass dieser Tisch einfach eine Gruppe bildet?", fragte Yoongi, offensichtlich die anderen drei Leute gegenüber von uns und sie bestätigten gleichgültig. "Warte, wer hat gesagt, dass du-", doch weiter kam ich nicht, da Mrs. Choi wieder gereizt um Ruhe bat.

"Jetzt bekommt jede Gruppe noch ihren Betreuer zugeteilt, Mr.-"
"Ich werde mit dieser Gruppe gehen, Mrs. Choi!", unterbrach sie der Mann neben mir lautstark und ich rammte ihm mahnend meinen Ellenbogen in die Rippen. Da Mrs. Choi einige Sekunden später, nicht weniger gereizt als davor schon, mit der Einteilung fortfuhr, schloss ich daraus, dass sie es bejat hatte.

"Du bist unmöglich", wendete ich mich an Yoongi. "Seit wann sind wir denn beim Duzen, Park Jimin?", gab dieser grinsend zurück. "Schon immer, falls es dir nicht aufgefallen ist", zischte ich, den Lärm hinter uns geradeso übertönend. "Ich sage ja, das mit dem Respekt müssen wir noch üben."

Trotzig verschränkte ich die Arme und wartete, bis die Stimme der alten Dame endlich in denen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen unterging. Bekam ich etwa keine freie Minute mehr von Yoongi? Sollte ein Betreuer nicht froh sein, wenn er endlich Ruhe von den anstrengenden Menschen hatte?

Yoongi war mir ein echtes Rätsel, genauso wie wohl der folgende Tag ablaufen würde.

Schließlich durften wir den Speisesaal verlassen und unsere Jacken und Schuhe anziehen. Ich ließ mir wie immer Zeit, war nie einer der ersten, welcher irgendwo herausstürmte. Dass mein Betreuer auf mich wartete, war nicht mal mehr eine große Überraschung für mich. Und trotzdem war ich irgendwie froh, dass er es tat.

Als ich jedoch wie gewohnt nach seiner Hand greifen wollte, schlug er sie schnell weg. Erschrocken zuckte ich zurück. "Sag mal, sp-" Doch er hielt mir schnell eine Hand vor den Mund. "Sorry, aber wenn wir hier händchenhaltend rumhüpfen, bin ich den Job schneller los als du Pfirsich sagen kannst", zischte Yoongi und entfernte seine Hand langsam.

Mit geröteten Wangen sah ich auf den Boden. "Ich würde niemals mit dir Händchen halten! Das ist... nur zur Sicherheit", brummte ich und Yoongi legte stattdessen seine Hand auf meinen Rücken. "So würden auf jeden Fall nicht so viele Männer herumlaufen, die sich an Jüngeren vergreifen", meinte er und schob mich, nur leicht verstört aus dem Saal.

Ich wartete schweigend an der Tür, während die anderen sich anzogen oder dabei Hilfe bekamen und nach und nach in ihren Gruppen das Gebäude verließen.

"Hyuna, brauchst du Hilfe?", hörte ich Yoongi's Stimme heraus, als das laute Gerede allmählich abebbte. "Nein nein, ich kann selbst schieben, dafür sind wir doch hier", gab diese jedoch selbstsicher zurück und anscheinend kamen nun die übrigen Personen auf mich zu. "Jimin, wo ist dein Stock?", fragte Hyuna verwirrt, als sie vor mir stehen blieb, weshalb ich nur überfordert meinen Mund öffnete und unerklärliche Gesten machte. "Den... Den brauche ich nicht so... dringend, wir sollen hier schließlich lernen, a-alleine zu handeln", stotterte ich und fragte mich direkt im Anschluss, ob mein Satz der deutschen Grammatik entsprochen hatte. Doch noch bevor eine unangenehme Spannung entstehen konnte, brach unser Betreuer die Stille.

"So, Leute. Ich habe den ganzen Zettelkram und so. Wir fünf bilden eine Gruppe, das sollte jetzt jedem klar sein. Bevor wir jetzt aber viel reden, würde ich sagen, dass wir losgehen, ich habe keine Lust in der Nähe von Choi zu sein- die bringt mich bei allem, was ich nicht ganz richtig mache ja fast schon mit ihrem Blick um!" Die anderen lachten auf, wer außer Hyuna noch in meiner Gruppe war, wusste ich nur grob aufgrund der Stimmen, doch es interessierte mich auch nicht sehr. Ich schmunzelte nur über Yoongi's respektloses Verhalten.

Ich würde sowieso keinen Kontakt knüpfen wollen. Mit niemandem neuen-

"Ich und Jimin machen das Schlusslicht", meldete sich Yoongi zu Wort, als wir die Herberge verließen und in die nun etwas ertragbarere Kälte hinaustraten.

-ja, außer mit Min Yoongi vielleicht.

"Dir ist klar, dass du eigentlich nicht eine Person bevorzugen solltest?" fragte ich, als wir hinter den anderen einen Weg entlangliefen und Yoongi nach einiger Zeit wieder statt meinem Arm meine Hand nahm. "Das ist mir durchaus bewusst", gab er gleichgültig zurück. "Dann bist du nur so auf deine Kündigung aus, oder?" Amüsiert schnalzte der Schwarzhaarige mit der Zunge. "Es ist nicht alleine meine Schuld. Vielleicht bin ich nicht der einzige von uns, der etwas verbotenes macht. Oder ist", hing er murmelnd daran.

"Und wer, denkst du-"
"Ich rede nur von uns beiden, Jiminie", unterbrach er mich und bevor mich seine Aussagen noch weiter verwirren konnten, beließ ich es einfach dabei.

"Mr. Min, warum laufen wir eigentlich vorne, nur Sie wissen, wo es hin geht!", beschwerte sich auf einmal eine weibliche Stimme von weiter vorne. "Ich schau doch auch nicht auf die Karte", murrte Yoongi nur. "Jimin, haltet ihr etwa Händchen?", quietschte gleich darauf Eunji, von welcher Präsenz ich bis jetzt noch nicht einmal gewusst hatte, auf einmal, wodurch nun die Aufmerksamkeit auf uns lag.

Aber keine Sekunde später konnte ich hören, wie vermutlich der Umschlag mit der Karte und den andren Papieren, vor uns gegen etwas prallte. "Aua!", beschwerte sich eine mir unbekannte, ebenfalls weibliche Stimme. "Nicht reden und meckern, laufen!", knurrte Yoongi und endlich gaben sich die anderen widerwillig damit zufrieden.

"Können wir nächstes Mal bitte eine männlichere Gruppe machen?", flüsterte ich Yoongi flehend zu. "Warum?" Im Hintergrund konnte man das Getuschel und Gekichere von den zwei Mädchen hören. "Deshalb", seufzte ich genervt, doch mein Betreuer lachte nur auf. "Nein nein, ich glaube bei Mädchen bist du ganz gut aufgehoben."

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Ok dann ist die Story eben auch ganz leicht klischeehaft. Ups.

Don't Be Blind | Yoonmin | abgeschl. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt