32 ›› lights and shadows

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Wie lange ich in der Narkose gelegen hatte und wann ich wieder aufgewacht war, wusste ich nicht genau. Im Hintergrund spielten sich verschiedenste Geräusche ab, doch ich lag einfach nur day machte nicht die Antsalt, mich zu bewegen oder etwas tun zu müssen. Mein Kopf war wie leer gefegt und meine Sinne noch gedämpft.

"Herr Park?"

Erst als ich meinen Namen ein drittes Mal vernahm, drehte ich meinen Kopf leicht auf die Seite. "Ich muss Ihnen nur schnell Augentropfen verabreichen. Sie haben alles gut überstanden bis jetzt." Ich streckte mich und verzog mein Gesicht leicht, die Worte des mir fremden Mannes schienen anfangs noch keinen Sinn in meinem Kopf zu machen. Ich nuschelte etwas unverständliches, doch ihn schien es nicht zu beirren.

"Öffnen Sie Ihre Augen bitte leicht." Ich spürte eine Hand in meinem Gesicht und kurz darauf eine kühle Flüssigkeit an meinen Augen. Meine Reflexe waren jedoch auch noch nicht aktiviert genug, um wegzucken zu können, weshalb ich es über mich ergehen ließ. "Ruhen Sie sich noch eine Weile aus, Sie merken selbst, wann Sie bereit sind."

Grummelnd zog ich die Decke höher. Sie war weich und warm und ich fühlte mich gerade einfach nur zufrieden und so, als würde sich alles in einer zweiten Dimension abspielen. Und so dämmerte ich erneut weg...

[...]

Mein nächstes Erwachen fühlte sich anders an. Echter. Als ich mich langsam in meinen Körper hineingefunden hatte, spürte ich, dass mir irgendetwas in meinem Gesicht schwerer und komisch vorkam. Ich fasste mit meinen Händen an meinen Kopf und merkte, wie meine schweren Augenlider leicht zuckten. Ich erinnerte mich wieder, weshalb ich hier überhaupt lag und sofort begann mein Herz, etwas schneller zu schlagen.

"Jimin?"

Ich erkannte die Stimme sofort, es war nicht die eines unbedeutenden Arztes. Seine Stimme würde ich überall erkennen.

Vorsichtig drehte ich mich in die Richtung, aus welcher die Stimme kam und als ich meine Lider ganz leicht öffnete, erschrak ich für einen Moment und kniff sie sofort wieder fest zusammen. Sofort bahnten sich Tränen in meine Augen, welche eben beim Öffnen verschwommenes Licht, verschwommene Farben hatten erkennen können! "D-das... kann nicht sein", hauchte ich ungläubig.

Ich spürte, wie Yoongi mir beruhigend seine große, mir so vertraute Hand auf den Arm legte. "Öffne sie, Jimin, wenn du bereit bist." Nun kamen mir noch mehr Tränen und ich streckte die Arme nach Yoongi aus, welcher mich sofort in den Arm nahm. "Ich habe Angst", schniefte ich, während ich meinen Kopf in seiner Halsbeuge vergrub. "Das brauchst du nicht. Wirklich nicht. Es sei denn, ich bin dir dann zu hässlich-"
"Ich würde dich sowieso nicht loswerden", unterbrach ich ihn und lächelte leicht, als er mich von sich entfernte und mich vermutlich ansah. "Ich habe Angst, dass alles anders ist, als ich gedacht habe. Ich habe mich daran gewöhnt, nichts zu sehen", meinte ich nach einer Weile kleinlaut und mein Kiefer spannte sich an.

"Du brauchst vor nichts Angst zu haben, Jimin", wiederholte er seine Worte und strich mir sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht, "Das war es doch, was du so lange wolltest." Seine Stimme klang unverständnisvoll, verwirrt, vielleicht sogar ein wenig enttäuscht.
"Ich bin ja auch wirklich glücklich. Glaube ich. Nur... ich habe Angst, dass du dich dann nicht mehr so um mich kümmerst", gab ich flüsternd zu und senkte meinen Kopf, noch immer brannten meine Augen von den Tränen und dem Fakt, dass ich sie immernoch stark zusammenkniff.

"Niemals, Jimin. Ich liebe dich, du wirst mich so schnell nicht mehr los." Er legte eine Hand an meine Wange und hob meinen Kopf somit wieder an. Im nächsten Moment spürte ich seinen warmen Atem direkt an meinem Gesicht und schon lagen seine weichen Lippen auf meinen noch immer leicht zitternden. Wärme und Zuversicht breitete sich in mir aus. Langsam löste sich Yoongi von mir mit den Worten "Nur das wirst du vielleicht nicht mehr so intensiv spüren." Ich schluckte und wurde vermutlich rot, doch als er meine Hände fest in seine nahm, holte ich tief Luft und öffnete langsam meine Augen. Wieder sammelten sich Tränen in ihnen, die Farben wurden klarer und verbanden sich zu Objekten, zu Licht und Schatten. Ich musste einige Male blinzeln, vermitlich saßen wir dort minutenlang, doch die Anspannung und die Klärung meiner Sicht ließen uns wie gebannt dasitzen. Und schließlich ergaben sich die Farben zu einem schwarzhaarigen jungen Mann, welcher direkt vor mir saß und mir tief mit dunkelbraunen Augen in meine sah.

"Und?", hauchte er und lächelte leicht, was mich nur noch mehr um den Verstand brachte. Ich starrte ihn mindestens eine halbe Minute fassungslos an. Dann wischte er die Träne, welche sich stumm den Weg über meine Wange bahnte, weg und schaute dann wieder auf. Mit noch immer geschocktem leicht geöffneten Mund konnte ich meine Augen einfach nicht von seinen lassen.

Da saß er, der Junge, welchem ich vertraut und in welchen ich mich verliebt hatte, ohne ihn jemals gesehen zu haben. Jedes Mal hatte mein Verstand neue Details auf mein imaginäres Bild des jungen Mannes hinzugefügt. Doch niemals hätte ich bei seiner tiefen Stimme und beschützerischen Art so ein weiches, fast schon puppenartiges Gesicht erwartet.

"Warum zur Hölle hast du mir nie gesagt, dass du so schön bist?", brach ich schließlich hauchend die Stille. Seine Augen begannen zu funkeln und sein Lächeln wurde breiter. Ja, das Ansehen dieses Jungen raubte mir den Verstand. Ich hatte ihn mir in etwa so vorgestellt, doch niemals hätte ich geglaubt, dass seine Augen, sein Mund und die kleinere Nase so perfekt in ein Gesicht passen können.

"Bitte sprich, sonst glaube ich dir nicht, dass du es bist", brachte ich noch hervor, bevor die Tränen aus mir herausbrachen. "Ich bin es, Jimin. Min Yoongi, Rechtsanwalt und Multi-Millionär. Fast." Die mir so bekannte, tiefe Stimme bescherte mir zusammen mit seinem Aussehen eine Gänsehaut und ich begann, zu lächeln. Als ich dann auch erkannte, wie Yoongi's Augen langsam glasig wurden, fiel ich ihm um den Hals. Sein Geruch, es war er. Dieser Junge war nun ein Jahr an meiner Seite gewesen und doch war er mir auf dieser Ebene so fremd. Ich vernahm ein leises Lachen und nach einer Weile, nachdem ich mich durch sein Streichen über meinen Rücken beruhigt hatte, löste ich mich von ihm und rieb mir über die Augen.

Dann öffnete sich die Tür und ein großer Mann mit weißem Kittel trat herein. Ich musterte ihn und fing an zu strahlen. Das konnte doch nur ein Traum sein! "Ich kann ihn sehen", murmelte ich und blickte noch kurz zu Yoongi, welcher mich glücklich ansah. "Park Jimin?", kam es von dem weiß angezogenen Mann, welcher nun lächelnd auf das Bett zukam. "Ja, mir geht es gut", gab ich sofort zurück, ihm dankbar, mir das Licht geschenkt zu haben. "Das trifft sich gut, ich bekomme gerade einen Anruf", meinte Yoongi und erhob sich mit seinem brummenden Handy in der Hand. "Bis gleich", er zwinkerte mir lächelnd zu und verließ das Zimmer. Dann lag meine Aufmerksamkeit wieder bei dem Mann, welcher sich neben mich auf das Bett setzte.

"Es scheint alles gut gegangen zu sein. Ich bin Dr. Ling. Was können Sie sehen?", fragte er und sah mich abwartend an. "Es... funktioniert wie damals", gab ich glücklich zurück und schaute mich erneut im Raum um. "Was sehen Sie für Farben?", fragte er.

Ich schaute mich um, vorallem an den Blumen neben dem Bett blieb mein Blick hängen. Und an dem Fenster, welches durch einen nur halb transparenten Vorhang verhüllt war. "Ich glaube... alle", gab ich zurück und lächelte ihn wieder breit an. Er notierte sich ein paar Stichpunkte, ehe er den Kugelschreiber zurück an seine Brusttasche steckte und mich freundlich anlächelte. Anschließend verabreichte er mir ernuet Augentropfen, noch immer fühlten sich meine Augen geschwollen an. Es wirkte so surreal, doch trotzdem war ich mir sicher, längst aus der Narkose erwacht zu sein. "So weit scheint alles gut gelaufen zu sein. Ihr Partner hat die wichtigsten Dinge schon ausgefüllt, wir werden Sie noch für eine Nacht hier behalten." Bei jedem Punkt nickte ich und verabschiedete mich schließlich dankbar bei dem Arzt.

Als er das Zimmer verließ, kam gleich Yoongi durch die offene Tür gehuscht und ein Strahlen erschien auf meinem Gesicht. Die Schmetterlinge, welche sich alleine bei seiner Präsenz auslösten, flatterten auf. Er wirkte, als wäre er etwas neben der Kappe, was ich ihm bei all dem Stress und der Aufregung wirklich nicht übel nahm. "Es ist alles gut", besänftigte ich ihn und nun flog sein Blick auch auf mich, als hätte er mich gar nicht bemerkt. Dann erschien aber ein Lächeln auf dem blassen Gesicht und er setzte sich wieder neben mich.

Im Schneidersitz drehte ich mich zu meinem Freund und sah ihn abwartend an. "Wer war am Telefon?" Er schüttelte schnell den Kopf und ordnete seine Gedanken wieder, da er meinen Blick jetzt standhielt und mich warm anlächelte. "Ich bin froh, dass es dir gut geht", meinte er ernst nach einiger Zeit,in welcher wir uns nur angesehen hatten und ich die verschiedenen Brauntöne seiner Augen, den Glanz auf seinen Haaren und die Rottöne seiner Lippen genaustens studiert hatte.

Nickend wand ich mich wieder seinem Augenpaar zu, dann fiel mir etwas wichtiges ein.

"Wo ist Eomma? Ich muss sie sehen!", rief ich neugierig, doch da änderte sich plötzlich Yoongi's Miene.

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Don't Be Blind | Yoonmin | abgeschl. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt