4. Kapitel.

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Ich trete zu Hailey und Collin an den Tisch, an dem sie sitzen. Ruby und Liam, zwei meiner Mitstudenten mit dehnen ich mich besonders gut verstehe, sitzen ebenfalls an ihrem Tisch. Ich lasse mich nieder und atme einmal laut aus. Zu Laut.
,,Ist alles okay, Lacey? Du wirkst irgendwie besorgt", fragt Ruby mich. Ihr rötliches, kurzes Haar liegt sanft um ihr Gesicht und betont ihre schönen Konturen. Ich blinzel sie einmal an. ,,Nein, alles Gut. Mein Kopf raucht einfach noch von dem Unterrichtsstoff", lüge ich. Ich wollte nichts erklären müssen.

,,Soso, dir raucht also noch der Kopf?", fragt eine männliche Stimme direkt hinter mir. Ich brauche mich gar nicht umzudrehen, um zu wissen wer dort steht. Gänsehaut. Schon wieder. Jedes mal beim Klang seiner Stimme und ich hasse es. Er setzt sich neben mich, so dass unsere Schultern sich berühren. Ich beisse mir auf die Lippe und versuche angestrengt nicht von ihm abzuweichen. ,,Dann erzähl doch mal. Was war den am schwersten für dich?", fragt er. Ich starre ihn an. Er hat mich in eine ziemlich miese Situation gebracht. Jack weiss das ich lüge und wenn mir jetzt nich spontan etwas einfällt, würden alle wissen das ich sie angelogen habe. ,,Äh... ich...ich finde nicht, dass er das Thema besonders gut erklärt hat. Ich denke ich muss den gesamten Stoff noch eimal wiederholen", versuche ich es. Okay, gerettet.
,,Ich kann dir auch Nachhilfe geben, Hübsche". Dreißt. Absolut dreißt. Er hatte mich nicht nur Nachhilfe angeboten, von der er weiss das ich sie ablehnen würde, sondern mich auch noch vor allen Hübsche genannt, so dass jetzt übrigends alle entgeistert zwischen uns hin und her starren. ,,Kennt ihr euch?", fragt Hailey.

,,Nein"
,,Ja"

Wir haben gleichzeitig geantwortet. Er mit ,,Ja", ich mit ,,Nein". Und das hatte alles nur verschlimmert. Nun bekomme ich noch verwirrtere Blicke zugeworfen, als eh schon. ,,Also was jetzt? Ja oder Nein?", meldet Liam sich. ,,Nein", sage ich schnell, bevor Jack mir wieder zuvor kommen kann. Ich sehe aus dem Augenwinkel, wie er eine Augenbraue skeptisch hebt und mich dabei belustigt mustert. ,,Wir haben uns vorhin, am meinem Spint getroffen und ein wenig gequatscht. Nichts wichtiges", beende ich meine Aussage. Das entsprach größtenteils der Wahrheit. Naja, eigentlich ist es ja die Wahrheit. Was wir "gequatscht" haben, brauche ich ja nicht zu erwähnen.

,,Komisch... mir kommt es so vor, als würden wir uns seid Jahren kennen", wirft Jack in die Runde. Wenn dieser Kerl nicht gleich die Klappe hielt, würde ich mich vergessen, da bin ich mir ziemlich sicher. ,,Aber halt so, als ob wir uns schon ewig nicht mehr gesehen haben, verstehst du? So... drei Jahre vielleicht", fügt er noch hinzu. Okay, jetzt reicht es. Ich stehe auf und blinzel ihn an. ,,Jack, kommst du kurz? Mir fällt gerade ein, dass ich noch etwas im Spint vergessen habe", ich klimpere aufreizend mit den Wimpern und schenke ihm ein wunderbar, gezwungenes Lächeln. ,,Klar doch",antwortet er und folgt mir vom Tisch.
Ich zerre ihn um die nächste Ecke und in den nächsten Raum hinein, wo ich hoffe mit ihm ungestört sein zu können. Der Raum wirkt ein wenig wie ein Lagerraum. Wir sind umgeben von großen, staubigen Regalen gefüllt mit Büchern, Blättern, Mappen und dem ganzen restlichen, typischen Kram. Ich versichere mich, dass wir alleine sind, schließe dann die Tür und drehe mich wieder zu ihm um.

,,Was. Fällt. Dir. Eigentlich. Ein", zische ich. Ich zittere vor Wut, während meine Hände zu festen Fäusten geballt sind. Im Moment ist jede Angst, jedes kleine bisschen Ehrfurcht das ich noch vor ihm hatte, verschwunden.
,,Wieso den? Ich habe doch nichts gemacht", säuselt er. ,,Jack, du weisst genau, was du getan hast!" ,,Nein.. Oder doch ja, ich weiss es. Ich habe erwähnt dass das Ganze schon drei Jahre her ist. Ist doch so, oder? Drei Jahre, stimmts?" Während seiner Worte, kommt er mir langsam immer näher. ,,Ja, Jack du hast Recht. Es sind jetzt schon drei Jahre. Aber wenn du denkst, das ich mir in diesen drei Jahren nicht ein Leben aufgebaut habe, dann hast du dich getäuscht. Ich habe einen neuen Freundeskreis, ich gehe zur Uni und lebe mit meinem Freund Dean zusammen. Du kannst nicht einfach herkommen und alles was ich mir aufgebaut habe, wieder durcheinander würfeln!"
,,Aber wieso gibst du mir keine zweite Chance? Warum bist du so Nachtragend, Lacey?"
,,Weil ich dir eine zweite Chance gegeben habe, oder hast du das schon vergessen? Ich habe dir wieder vertraut und du hast es wieder gnadenlos ausgenutzt. Jack, ich weiss nicht warum du hier bist, oder wer du in den drei Jahren geworden bist. Ich kann nicht wissen ob es wieder weh tun wird oder ob ich diesemal glücklich bin. Aber ich weiss, das ich jetzt gerade, mit Dean, mit Hailey, mit Ruby und Liam glücklich bin und du Jack, bist nicht mit eingeplant." Seine Augen waren während ich gesprochen habe, glasig geworden. Sie scheinen nun fast Schwarz und blicken mich irgenwie... taurig an. Jack kommt langsam immer näher. ,,Du hast mich einfach vergessen, oder?" Er hebt langsam eine Hand und streicht über meine Wangen. Meine Haut beginnt dort, wo er mich berührt, zart zu kribbeln. ,,Du hast mich aus deinem Leben gestrichen... einfach so, stimmts?" Ich nicke. ,,Ja", flüster ich. Er stand nun ganz dich an mir dran. Langsam neigte er seinen Kopf zu mir runter. Was wurde das den jetzt? Er konnte mich doch nicht... er würde mich doch nicht...? ,,Jack", flüster ich und blicke tief in seine Augen. Diese Augen... Diese wunderschönen Augen... ,, Du hast Recht, ich habe dich vergessen". Seine Hand fällt langsam von meiner Wange. Er geht ein paar Schritte auf Abstand und wirft mir immernoch einen tief traurigen Blick zu. ,,Ich habe dich aber nicht vergessen, Lacey", flüstert er. Dann dreht er sich um, verschwindet aus dem Raum und lässt mich immernoch zitternd zurück. Die Tür knallt leise hinter ihm zu. Meine Haut kribbelt immernoch und mein Atem geht flach und schnell, während ich noch die Tür anstarrte, aus der er vor wenigen Sekunden noch getreten ist.

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Ich trete mit ein paar Büchern unter dem Arm wieder aus der Uni. Hailey und Ruby laufen direkt neben mir. Ich hatte seid dem Gespräch mit Jack in dem Lagerraum kein Wort mehr gesagt, weil ich so sehr in meine Gedanken vertieft war. ,,Lacey, ist alles okay bei dir? Du bist den ganzen Tag schon so komisch drauf", fragt Ruby. Ich nicke nur zur Antwort. Sprechen konnte ich nicht wirklich. ,,Ist irgendwas bei dem Gespräch mit Jack passiert?", bohrt Hailey weiter nach. Ich starre sie entsetzt an. Woher kann sie das wissen? Nein, eigentlich kann sie überhaupt nichts wissen... ,,Wie...wie meinst du das?", traue ich mich zu fragen. ,,Naja, ich habe diesen Jack seitdem nicht mehr gesehen, was ich übrigends überhaupt nicht schlimm finde, aber du sprichts kein einziges Wort mehr, seitdem du wiedergekommen bist. Du hast nur die ganze Zeit diesen komischen, nachdenklichen Blick drauf." Erleichtert lächel ich sie an. ,,Es ist alles gut. Du weisst doch, ich hatte eine anstrengende Nacht". Das scheint Hailey zu beruhigen und Ruby ebenfalls, den sie nicken beide nur. Aber sie haben Recht. Ich hatte Jack auch nicht mehr gesehen, was mich nicht wirklich wundert. Er war immer schon so gewesen. Er hatte es nie abgekonnt, wenn er eine Abfuhr bekommen hatte. Nur dieses Mal hat er auch noch gesagt bekommen, das er vergessen worden war und wenn ich seinen Blick richtig gedeutet habe, hatte ihn das verletzt. Nur am meißten Sorgen, machte ich mir über meine eigenen Gefühle. So nah war ich Jack lange nicht mehr gewesen. Und es hatte sich so angefühlt, als ob mein Körper sich danach sehnen würde in seiner Nähe zu sein. Als ob mein Körper ihn einfach noch nicht gehen lassen wollte. Aber das war falsch, Es war absolut falsch. Ich liebe Dean und nur ihn. Jack gehöhrt meiner Vergangenheit an und so sollte es auch bleiben, da bin ich mir ziemlich sicher.

Mein Blick trifft auf Dean, der lässig an seinem Wagen lehnt und durch die Gegend starrt. Bei seinem Anblick stiehlt sich ein Lächeln auf meine Lippen. Ich verabschiede mich von Ruby und Hailey und laufe auf ihn zu.
,,Hey", begrüße ich ihn und laufe in seine Arme. Er hält mich fest an sich gedrückt und vergräbt seinen Kopf in meinem Haar. ,,Hey",nuschelt er. ,,Ich habe dich heute Morgen gar nicht mehr küssen können", wirft er mir vor und nimmt mein Gesicht in seine beiden Hände. Ich sehe ihn entschuldigend an. ,,Tut mir leid, ich war schon so früh wach", erkläre ich. ,,Tu mir das nie wieder an", sagte er und ich fange an zu lächeln. ,,Du kannst mich ja jetzt küssen", flüster ich. ,,Mmh... verlockender Gedanke",flüstert er zurück und nimmt meine Lippen ins Visier. Ich kann nicht anders als ihn anstarren. Er schaffte es immer wieder mein Herz wie verrückt zum Schlagen zu bringen. Er beugt seinen Kopf zu mir runter. Ich schließe meine Augen und warte auf seine Lippen. ,,Vielleicht warte ich aber auch damit, bis ich dich wieder zu uns nach Hause gebracht habe", sagt er. Ich öffne meine Augen. Er ist nur noch wenige Zentimeter von meinem Mund entfährt. Trotzig blicke ich ihn an, doch er lacht nur und lässt mich los. Er hält mir die Autotür auf und macht eine einladene Bewegung mit der Hand. Ich verschrenke meine Arme und ziehe einen Schmollmund. ,,Na los, steig ein. ", grinst er und wirft mir aus seinen Augen ein belustigtes Funkeln zu. Ich steige ein, nicht ohne ihm noch einen beleidigten Blick zuzuwerfen.

Als wir losfahren, sehe ich noch einmal aus dem Fenster. Ich sehe wie Ruby sich gerade von Hailey und Collin verabschiedet, der wohl dazugetreten sein muss nachdem ich gegangen bin. Ich kann ein verliebtes Päärchen ausmachen, das glaubt hinter einem Baum unentdeckt knutschen zu können und ich sehe eine Gestallt, etwas abseits der anderen an einer Mauer lehnen. Als ich aus neugierde genauer hinsehe, kann ich die Person auch erkennen. Jack lehnt dort, lässig wie immer und sieht uns, während wir davon fahren, nach. Er hatte mich schon wieder beobachtet, ohne dass es mir aufgefallen war. Das Kribbeln von vorhin steigt wieder in meinen Bauch, doch ich versuche es vergeblich zu verdrängen. So durfte ich auf gar keinen Fall fühlen. Ich lebe mit Dean zusammen, ich bin glücklich. Dieser Mann hatte mir nur Leid angetan. Das Einzige was er hatte tun können, ist mir das Herz zu brechen und mich mit dem Alkohol in der Hand zurückzulassen. Das absolut letzte was ich fühlen durfte, das absolut absurdeste was ich jetzt gerade für ihn empfinden konnte, war ein Kribbeln im Bauch, wo ich doch noch einen Tag zuvor wegen ihm Albträume hatte und komplett ohne Fassung ins Bett gegangen war.

Nein, ich bin mir Sicher : Für Jack und mich durfte es solche Gefühle, dieses Kribbeln nie wieder geben...

My Destiny, Your Love, Our Secret...#SummerAward18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt