4.2/CARA

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4.2

Wie sich herausstellt, hat ihr Besuch hier tatsächlich etwas mit Blut zu tun, allerdings soll es ihr lediglich abgenommen werden. Fürs Erste werde ich also von Sezierungen und Folter verschont, geht es Cara durch den Kopf, während – zu ihrer großen Überraschung – Jona sie und Elias in ein separates Zimmer begleitet.

»Das sind Standard-Untersuchungen«, versucht auch Jona Caras Bedenken zu zerschlagen, da er scheinbar ihren ungläubigen Blick aufgefangen hat.

»Gewöhnlich beinhalten solche Routineuntersuchungen allerdings keine spitzen Gegenstände«, lässt sie ihre von Misstrauen geprägte Unsicherheit verlauten.

Jona schenkt ihr ein nichtssagendes Lächeln. »Im Normalfall bist du ja auch nicht auf Energielinien unterwegs, oder? Außerdem ist diese Blutuntersuchung noch nicht so ausgereift, daher kommt sie nicht häufig zum Einsatz.«

Cara presst ihre Lippen zusammen und drängt die Worte zurück in die stille Einsamkeit jenseits ihres redseligen Wesens, doch es fällt ihr zugegeben schwer, ihre Neugierde immer wieder unter Verschluss zu halten. Jona scheint ihr ihre Fragen jedoch vom Gesicht ablesen zu können, denn er führt seine Erklärungen weiter aus.

»Das System ist noch nicht wirklich ausgereift. Vor einigen Jahren hat ein Forschungsteam der Caley-Kolonie in den Steinhöhlen ihrer Breiten besondere Kristalle gefunden. Wie du weißt, hat sich das Volk von Élara aus mehreren Ursprüngen zusammengefunden, die man einzig und allein noch durch die Blutaura feststellen kann, sofern die Aura nicht schon zu sehr verwaschen ist. Es gibt drei Grundfarben: Rot, Blau und Violett, wobei zweitere kaum noch in einer Form existiert, die rein genug ist, um es wirklich als Blau bezeichnen zu können. Wie auch immer ... dieser Stein bewirkt eine kurzzeitige Intensivierung der Aura. Anhand der Stärke deiner Blutaura kann ich feststellen, ob du gesund bist oder in Behandlung musst, Cara.«

Eine Weile ist es still und er zieht mit vollkommener Konzentration die Nadel aus Caras Armvene. Ziemlich zu diesem Zeitpunkt meldet sich Elias mit den Worten, er hätte noch etwas zu erledigen und wäre bald wieder da.

Etwas befremdet verfolgt sie seinen schnellen, beinahe schon hektischen Abgang, und wendet sich Jona erst wieder zu, als dieser leise zu lachen anfängt. »Er kann kein Blut sehen«, erklärt er ihr, als sie ihn mit gerunzelter Stirn betrachtet. »Es wundert mich, dass er es so lange hier drinnen ausgehalten hat.«

Sie weiß nicht, wieso, aber der Umstand, dass Elias sich nicht mehr mit ihnen im Raum befindet, wirkt auf Cara, als würde eine große Last von ihr abfallen. Seine ständige Präsenz ist mittlerweile mehr als erdrückend, sie sind einfach zu unterschiedlich, um ungehemmt über Dinge zu reden, die sie beide interessieren.

»Warum sollte ich krank sein?« Ihre Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern, aber Jona muss sie gehört haben, denn er liefert sofort eine Erklärung.

»Zwar hatte ich noch mit keinem Patienten dieser Art zu tun, aber in meiner Ausbildung habe ich gelernt, dass Leute, die auf den Energielinien transportiert wurden, häufig Probleme haben. Wir nennen es spaßeshalber ›Überladung‹. Sie scheinen vollkommen aufgedreht, als wüssten sie nicht, wohin mit ihrer Energie, bis es schließlich zum kompletten Zusammenbruch kommt, bei dem die Körperfunktionen innerhalb weniger Minuten wegen wochenlanger Überanstrengung nacheinander einfach aussetzen. Meist kommt in diesen Fällen jede Hilfe bereits zu spät.«

»Ich fühle mich nicht im geringsten aufgedreht«, klärt Cara ihn auf.

Schulterzuckend meint er: »Jeder Patient ist anders, man weiß nie genau, wie zu viel Energie auf Menschen wirken kann. Außerdem würde ich deine zweitägige Bewusstlosigkeit nicht als normal betrachten.«

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