„Wir sehen uns dann"; meinte Nara und winkte noch einmal, wobei ihr schon wieder Tränen in die Augen stiegen. Wie viele Tränen man wohl an eine Person vergießen durfte? Hope würde das herausfinden.
Der Wagen fuhr weiter und obwohl sie einfach nur Löcher in die Gegend starrte, wusste sie genau, wo es hinging. Draculas Domizil.
Innere Kälte und stahldicke Schutzmauern schienen in dem Mädchen zu wachsen, je näher sie dem Anwesen kamen.
Sie hatte es noch nie von innen gesehen aber gleichzeitig wusste sie, wie und was es war.
Ihr neues Gefängnis.
Sie hatte keine einzige Träne seit Senis Tod vergossen und würde es auch niemals mehr tun. Dafür saß einfach alles zu tief. Sie hatte bei Trust schon zu viele vergossen.
Es war Prunkvoll gewesen.
Man hatte sie heim in den Elfenhain ihrer Ahnen gebracht. Naranja, Hope und Will waren die einzigen, denen es von den Elfen gestatten worden war, bei der Verabschiedung ihres irdischen Körpers anwesend zu sein. Hope hatte alles nur verschwommen mitbekommen, obwohl es wahrscheinlich eine einmalige und sehr ehrenvolle Gelegenheit war. Viele Würdenträger der Elfen waren anwesend und Sphénisques Eltern trugen ihre eigentlichen Gewänder. Alles war in Gelb- und Grüntönen gefasst. Sie kannte niemanden. Im Nachhinein glaubte sie, sich dran zu erinnern, dass sie von einigen ihrer Bekannten angesprochen worden war, darunter auch der Bote, den sie im Versteck des Drachen kennengelernt hatte.
Der Leichnam wurde zwischen bestimmten Bäumen aufgebahrt und nach Liedern und Klängen, die eine Ewigkeit dauerten, schienen sich Lichter aus den Pflanzen zu lösen und auf den Körper zu legen. Er erstrahlte in einem gleißend gelben Licht und dann löste sich die menschliche Hülle auf und teilte sich in kleine Funken auf, die bis in den Himmel aufstiegen und die Nacht erhellten.
Friedlich.
Man dachte, bei den Werwölfen wäre sie sicher oder das dachte sie. Alle hatten das geglaubt und deshalb hatte man ihr ihren Willen gelassen, aber dann war alles aus dem Ruder gelaufen und das Machtwort des Fürsten war gefallen.
Death kehrte mit seinem gesamten Domizil zurück in die Reihen des Fürsten und Hope damit ebenfalls.
Daran führte kein Weg vorbei. Dort konnte Warrior direkt ein Auge auf sie werfen und Dracula musste sich keine Gedanken machen, dass irgend etwas über das alles rauskam.
Wider Erwarten war die Eingangshalle warm. Wahrscheinlich wegen ihr. Trust hatte dafür gesorgt, dass sie hier keine Zeit hatte verbringen müssen. Das würde sich jetzt wohl ändern.
Hope wartete erst gar nicht ab, bis einer der Diener auftauchte und sie abholte. Sie ging schnurstracks in die Küche. Sie war einfach zu finden, da sie der am wenigstens nach Vampire riechenden Raum war. Außerdem hatte Hope Trust immer gebeten, ihr vom Domizil der Draculas zu erzählen. Und im Gegensatz zu Marrik hatte sie es immer aus Vampirischer Seite erzählt. Das Prunkvolle und edle. Marrik hatte es eher als düster und unheimlich beschrieben, so wie es ein Ainu sehen würde. Die Küche war kalt und das trübe Licht, das durch die Fenster schien, ließ sie nicht gerade freundlich erscheinen. Fröstelnd setzte sie Wasser auf, suchte sich einen Becher, stopfte Tee und Zucker rein und goss ihn mit dem kochenden Wasser auf. Das ganze Haus schien wie ausgestorben, was sich wahrscheinlich gegen Abend ändern würde, wenn die Herrschaften aus ihren Särgen kamen. Sie setzte sich auf einen der Hocker, nahm die Tasse in beide Hände. Sie waren eiskalt und die heiße Keramik brannte bevor sie die Haut wärmte. Hope ließ den Blick aus dem Fenster gleiten. Draußen war die Welt in grau.

DU LIEST GERADE
hope & trust I
FantasyIn einer Welt wo es Drachen, Elfen und Hexen gibt sollte der ganz normale Schultag für Hope, Senisque und Naranja doch zu bewältigen sein. Falsch gedacht, den eine Freundin möchte das sie von der Unterstufe in die Oberstufe wechseln, was deren Klas...