Das Feenarchiv

Daughter Of The Moon- Adriana Figueroa

DaughterOf The Moon- Adriana Figueroa

Xiaido rannte, so schnell es seine Kräfte zuließen. Er hatte keine Fähigkeiten, die seine Geschwindigkeit signifikant größer machte, außer einfach immer weiter Kollektiv in seine Beine zu leiten, um zu verhindern, dass sie müde wurden und es war in diesem Moment, in dem er zum ersten Mal verfluchte, dass seine Fähigkeiten so unheimlich spezialisiert waren.

Hilfe, er musste Hilfe holen!

Sinnaji retten!

Warum war er nur so unheimlich nutzlos? Weder Lala noch Rita hätten Probleme damit gehabt, aus dem Fenster zu springen und in die Stadt zu rennen, um Jemm oder Emily zu finden. Dennoch, Sinnaji brauchte Hilfe!

Er durfte nicht aufgeben!

Am Ende war nicht er es, der die Hilfe fand, sondern die Hilfe fand ihn, als er beim Verlassen des Hauptgebäudes fast mit Jemm und Sahra zusammenstieß.

„Was zur...", machte Jemm überrascht und verwirrt. „Was machst du denn hier, Xiaido?"

Sahra sah ihn misstrauisch an. „Das Suchermädchen sagte uns, dass Coco Berlin versucht, Sinnaji zu töten... und dass du dort die Stellung halst"

Xiaido atmete schwer aus und nickte panisch: „Ja! Ja! Sie kämpfen oben im Ratszimmer!"

Jemm packte Xiaido am Kragen und hob ihn auf Augenhöhe hoch. Es war ein seltsamer Moment dies zu bemerken, aber Xiaido realisierte erst jetzt, dass Jemm um einige Zentimeter wuchs, wenn sie in ihrer Feengottform war.

„Und warum bist du nicht dort?"; fragte sie.

Tränen stiegen in Xiaidos Augen auf. In all seiner Zeit bei Sinnaji hatte er nie geweint. Wenn er bei Sinnaji war, dann gab es harte und leichte Zeiten, aber er hatte nie wirklich einen Grund gehabt, traurig zu sein. Doch jetzt war er es. Der Gedanke daran, Sinnaji zu verlieren und am Ende mit nichts dazustehen, war angsteinflößend für ihn und einsam. Tränen brachen aus seinen Augenwinkeln hervor und er fing ungehemmt an, in Jemms Griff zu heulen.

„Er hat mir befohlen, Hilfe zu holen!", schrie er weinend. „Er sagte, meine Kräfte könnten nichts gegen Coco ausrichten und ich solle euch finden! Ich glaube jedoch nicht, dass er lange durchhält."

Jemm schnaubte nur und ließ Xiaido unsanft auf den Boden fallen. Lauren hatte schon zu viel Blut in dieser Schlacht gesehen, um ihre ruhige, beherrschte Persönlichkeit noch zuzulassen.

„Das System ist in die Stadt eingedrungen.", sagte Jemm schließlich. „Ich und meine Klone halten ihren Vormarsch auf, doch sie schlachten die Sucher ab, wo auch immer wir nicht sind. Dadurch, dass ich jetzt weg bin, ist auf der linken Flanke ein Loch. Mach' dich nützlich und schließe das."

Xiaido wurde durch die Wucht von Jemms Schubser auf seine Knie geworfen, doch er nickte gehorsam. Jemm und Sahra gingen an ihm vorbei, doch er hatte noch etwas auf der Seele. Vermutlich war es überflüssig, es zu sagen, doch er hatte das Gefühl, dass er Jemm und Sahra nicht einfach so gehenlassen konnte.

„Jemm, bitte...", keuchte er mit tränenverschmierten Augen hinter ihr her. „Rette Sinnaji..."

„Das habe ich wohl oder übel vor.", antwortete Jemm, deren schneeweiße Haut und Haare sich kaum von den weißen Wänden der Eingangshalle abhoben.

Zusammen mit Sahra betrat sie das Treppenhaus, das nach oben in den Ratssaal führte und nahm nun zwei Stockwerke mit einem Sprung. Sahra brauchte etwas länger, doch in weniger als einer Minute standen sie bereits vor den prächtigen Flügeltüren des Ratssaales. Die Zeit, die sie auf Sahra warten musste, verbrachte sie damit, ihr Kollektiv auszusenden und mit ihm das innere der Halle auszuspähen, doch was sie dort sah, verwirrte sie. Sinnajis Kollektiv war schwach und seltsam konzentriert und Cocos Kollektiv schien sich zu winden, als würde es mit einem unsichtbaren Gegner kämpfen. Außerdem hatte es die scheinbar warme Unschuld verloren, die ihr Kollektiv sonst ausgezeichnet hatte, sondern strahlte eine bösartige Feindseligkeit aus. Dennoch, es handelte sich ohne Zweifel um Coco.