Ich sitze über meinen Hausaufgaben in der großzügig eingerichteten Küche. Die Wohnung ist still.
Meine Eltern kommen erst Ende der Woche zurück. Oder Anfang nächster Woche. So genau weiß ich das eigentlich gar nicht. Ich habe auch ehrlich gesagt keine Ahnung, wo in der Welt sie gerade überhaupt sind.
Sie haben versprochen, meinen achtzehnten Geburtstag mit mir zu feiern. Das reicht mir.Ich bin eine gute Schülerin. Sehr gut sogar. Im Gegensatz zu vielen anderen meines Alters habe ich aber auch ein großes Ziel.
Und dieses verfolge ich schon, seitdem ich denken kann.
Es heißt, man sei dann besonders zielstrebig und motiviert, wenn man weiß, wofür man etwas tut.
Ich möchte Tierärztin werden. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeite ich sehr hart. Sehr gute Noten sind oberste Voraussetzung für einen Studienplatz.Normalerweise verbringe ich nach der Schule noch einige Zeit mit Isa. Meistens machen wir dann gemeinsam Hausaufgaben. Und oftmals erkläre ich ihr dann auch noch irgendwelche Sachen, die sie nicht ganz verstanden hat.
Ihr fällt die Schule wesentlich schwerer als mir.
Heute hat Isa aber Training. Deswegen können wir uns nicht treffen.Stattdessen hat sie mir beim Abschied mit entschuldigender Miene hinterher geschaut, als ich meine noch immer klammen Klamotten genommen und mich umgezogen habe, um ihr ihre Sachen wiederzugeben.
Der Tag war einfach nicht warm genug, um sie vollständig zu trocknen. Für die Heizung hingegen war es nicht kalt genug.Frierend bin ich nach der Schule nach Hause geeilt und habe mich in wesentlich wärmere Klamotten gepackt. Nur um mich anschließend noch zusätzlich in eine Decke zu kuscheln.
Für gewöhnlich gehen mir die Hausaufgaben schnell von der Hand. Gerade in den naturwissenschaftlichen Fächern wo alles nach Regeln verläuft und eine - für mich nachvollziehbare - innere Logik hat, scheint mir alles nur so zuzufliegen.
Was ich nicht so mag, sind die eher künstlerischen Fächer, bei denen jeder Lehrer andere Anforderungen stellt. Besonders ungeliebt ist Deutsch. Dem einen Lehrer ist das Beweis genug, dem anderen reicht das hinten und vorne nicht.
Dennoch schaffe ich es zumeist auch in diesen Fächern immer, mich zur Konzentration zu zwingen. Hilfreich ist dabei das Ziel in meinem Hinterkopf.
Heute aber schweifen meine Gedanken immer wieder ab. Auch nach der Schule hat sich das nicht gelegt. In Gedanken bin ich immer noch bei DEM Ereignis.So langsam frage ich mich auch schon, ob ich nicht vielleicht verrückt werde. Oder vielleicht habe ich mir das alles auch nur eingebildet und zerbreche mir nun unnötig den Kopf über gar nichts. Letztendlich wäre eine solch starke Einbildung aber ein Zeichen von Verrücktheit. Oder?
Mein Handy blinkt auf. Eine Nachricht von Isa erscheint auf dem Bildschirm. "Denk an dein Versprechen. Dein Achtzehnter wird fett gefeiert. Ich kann nicht zulassen, dass meine beste Freundin ungeküsst die Volljährigkeit erreicht."
Ungeküsst. Das Wort lässt mich innehalten und die Nachricht erneut lesen.
Bin ich das überhaupt noch?Ich fahre herum, als ich eine leichte Bewegung im Augenwinkel wahrnehme.
Aber es ist nur ein Vorhang der kaum merklich wackelt. Während ich mich innerlich über meine eigene Schreckhaftigkeit auslache, richte ich meine Konzentration wieder auf meine Aufgaben.
Doch das Ganze währt nicht lange. Schon nach wenigen Sekunden packt mich wieder Paranoia. Ich springe auf und eile zum Fenster. Der Griff ist nicht ganz herumgedreht. Als ich am Rahmen entlang fühle merke ich einen schwachen Lufthauch. Entnervt - und zugegebenermaßen auch etwas erleichtert - öffne ich das Fenster, um es diesmal richtig fest anzudrücken und den Griff ordentlich, bis zum Anschlag, zu drehen. Jetzt ist es richtig zu.
Ich gehe an meinen Platz zurück, um irgendwann mal noch irgendwas fertig zu bekommen. Müde lasse ich mich auf meinen Stuhl plumpsen. Aber die Ruhe, die mich sonst immer überfällt, wenn ich konzentriert arbeiten will, stellt sich einfach nicht ein.
Während ich noch innerlich mit mir darum ringe, irgendwie noch produktiv zu werden, dringt ein seltsames Geräusch an mein Ohr.
Verwundert stehe ich auf, um dem auf den Grund zu gehen. Es ist ein leises Summen. So tief, dass ich es im ganzen Körper spüren kann. Aber dennoch ist es so leise, dass ich nur eine Ahnung davon bekommen kann, dass es überhaupt existiert.
Suchend laufe ich umher. Aber die Quelle lässt sich nicht finden. Weder wird es an irgendeiner Stelle lauter noch an anderer leiser.
Ich horche sogar den Kühlschrank und die Heizungen ab. Aber das Summen kommt definitiv nicht von dort.Und dann - ganz plötzlich als wäre es nie da gewesen - ist es weg. Ich bemerke es erst, als ich an meinen Platz zurückkehre, weil ich aufgegeben habe. Es ist mir aber unmöglich, zu sagen, wann genau es aufgehört hat.
Abgespannt presse ich mir die Nasenwurzel.
Plötzlich fühle ich mich so unglaublich matt. Nach einem kurzen, abschätzigen Blick auf die Uhr beschließe ich, einfach ins Bett zu gehen. Zwar ist es noch etwas früh, aber heute kann ich wohl einfach nichts mehr aus mir herausholen.~
Bettfertig betrete ich mein Zimmer und schließe die Tür hinter mir ab. Ich weiß natürlich, dass das übertrieben ist. Aber ich fühle mich nicht sicher, wenn ich weiß, dass jeder einfach so hineinkommen kann.
Ich schließe prinzipiell immer ab.Der Tag hat mich vollkommen ausgelaugt. Ich weiß nur nicht, wieso eigentlich oder was genau davon.
Mein Zimmer ist wie der Rest der Wohnung sehr großzügig eingerichtet. Ich habe ein großes Bett und einen Schreibtisch mit Stuhl. An den Wänden aufgereiht finden sich Regale voller Bücher, die sich mit naturwissenschaftlichen Themen beschäftigen.
Und wie in jedem guten Mädchenzimmer darf auch der gigantische Kleiderschrank und der Ganzkörperspiegel nicht fehlen. Beides Geschenke meiner Eltern die ich so nie gewollt hätte.Erschöpft bis zum Geht-nicht-mehr möchte ich mich nur noch in meinem Bett zusammenrollen. Fast bin ich dort angekommen und wähne mich schon in seiner weichen Umarmung. Als ein plötzlicher Knall hinter mir, alles kaputt macht.
Erschrocken drehe ich mich um, um die Ursache zu finden. In meinem aufgeräumten Zimmer ist dies nicht schwer. Nur eine kleine Winzigkeit zerstört das Bild. Sie liegt neben meinem Bücherregal an der Tür.
Eigenartig. Noch niemals zuvor ist ein Buch aus meinem Regal gefallen. Schon gar kein so schweres. Schnell stelle ich es wieder an seinen Platz zurück. Dabei komme ich nicht umhin mich darüber zu wundern, wieso ich an der Stelle an der es eigentlich hätte stehen müssen, erst noch andere Bücher beiseite schieben muss. Die Bücher sind alle alphabetisch geordnet. Doch bei genauerer Untersuchung, finde ich auch keine Lücke dieser Größe an einer anderen Stelle im Regal.
Ich schüttele den Kopf, um mich wieder auf das zu besinnen, was ich eigentlich vorhatte.
Dann setze ich mein Vorhaben endlich in die Tat um und gehe ins Bett.
Kaum bin ich etwas zur Ruhe gekommen, ist das Geräusch wieder da.
Es beginnt an und ab zu schwellen. Manchmal ist es nur eine Ahnung. Dann wieder spüre ich es im ganzen Körper.
Aber verschwinden, tut es nicht.
Ich presse mir ein Kissen auf den Kopf, um es auszuschalten.
Nichts ändert sich, als wäre es in meinem Kopf. Das würde auch die ergebnislose Suche nach der Ursache erklären.
Ich nehme mir vor, morgen zum Arzt zu gehen, sollte das Geräusch dann noch immer da sein.Hundemüde wie ich bin, überkommt mich dennoch irgendwann der Schlaf.
Und während ich immer weiter abgleite, verändert sich das Geräusch.
Es wird zu Stimmen, die etwas rufen. Ich weiß nicht, was es ist oder wen sie rufen.
Aber die Verzweiflung, die durch sie hindurchklingt, geht mir durch Mark und Bein und gibt mir selbst im Traum noch ein beklemmendes Gefühl.~
So Leute,
Teil 4 seht ihr hier.
Wie immer freue ich mich über Feedback jeglicher Art.Also kommentiert. Und wenn es euch gefallen hat, wäre ich auch für Votes sehr dankbar.
Was meint ihr, ist mit Luna los?
Übrigens treffen wir im nächsten Luna-Teil alte Bekannte wieder.
Falls ihr versteht, was ich meine....Ich habe jetzt diese Woche nochmal drei Prüfungen. Deswegen hoffe ich, dass ich bis nächste Woche den nächsten Teil zusammen habe. Aber ich denke schon, dass ich das schaffe.
Bis nächste Woche dann und wünscht mir Glück
10.06.18
DU LIEST GERADE
Seelenfeuer #leuchtkugelaward18
FantasíaLuna ist siebzehn. Alles an ihrem Leben scheint völlig normal. Zumindest bis zu dem Punkt an dem ihr erster Kuss ihr Herz entflammt und bisher unbekannte Gefühle in ihr erwachsen lässt. Und eine seltsame Bitte alles infrage stellt, woran sie bishe...