7 (Lavandula)

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Die Hochzeitsvorbereitungen sind in vollem Gange. Der Termin ist längst fest und recht kurzfristig geplant. Ivy ist zwei Jahre älter als ich. Die meisten Mädchen in ihrem Alter sind längst verheiratet, hat sie mir erzählt. Anscheinend ist das in höheren Ständen völlig normal. Dank mir, hat sich das bei ihr verzögert.

Trotz der Vorbereitungen ist sie so oft bei mir, wie sie kann. Ich bin sogar ein fester Bestandteil ihrer Planung. Ivy bringt immer die Vorauswahl mit, die sie bereits getroffen hat. Ich helfe ihr dann bei der endgültigen Entscheidung für Speisen und Dekoration. Sogar über das Hochzeitskleid entscheiden wir gemeinsam.

Das Kleid ist wunderschön und in reinstem weiß. Es ist mit kleiner Schleppe und Schleier ausgestattet und mit vielen Stickereien und Perlen verziert. Mir wäre das insgesamt viel zu viel. Aber Ivy fühlt sich darin - laut eigener Aussage - wie eine Prinzessin. Und das würde ich ihr niemals nehmen wollen.

Und in dem Moment als sie vor Freude strahlend in ihrem Kleid vor mir steht, wirkt sie einfach nur schön. Damit macht ihre Aussage bei unserem Schachspiel aber nur noch weniger Sinn. Denn diese überschwängliche Freude allein lässt sie in Schönheit erstrahlen. Sie kommt aus ihrem Inneren. Aus ihrem Wesen, ihrer Seele.

Lachend hüpft sie durch den Raum und zeigt eine kindische Freude, die ich von meiner dreiundzwanzigjährigen, stillen Freundin kaum gewohnt bin.

Einmal mehr wird mir bewusst, welches Opfer sie für mich bringen musste. Ivy wollte immer eine Familie haben. Darin sieht sie die Erfüllung ihres Lebens. Und bald wird es für sie so weit sein.

Der Tag rückt immer näher. Ivys erste Begegnungen mit ihrem Verlobten verliefen gut. Sie scheinen sich gut zu verstehen. So wie sie ihn beschreibt, scheint er wirklich in Ordnung zu sein.

Dennoch wird die baldige Braut immer angespannter. "Ich wünschte, du könntest dabei sein."

Ich nehme ihre Hand. "Ich werde an dich denken und dir die Daumen drücken."

"Wozu willst du mir die Daumen drücken?", fragt sie verwundert. "Das ist eine Hochzeit, kein Schachturnier."

"Dabei würden dir auch alle Daumen der Welt nicht helfe.", sage ich nüchtern.

Da muss sie kichern und entspannt sich merklich sofort.

Dann wird sie auf einen Schlag wieder ernst. "Ich will wirklich, dass du dabei bist. Du bist meine beste Freundin."

"Du bist auch meine beste Freundin.", erkläre ich.

"Ich bin deine einzige.", korrigiert sie mich. Dann lacht sie wieder. Diesmal viel zu laut. "Wenigstens weiß ich, dass du mich nicht verlässt."

"Natürlich nicht.", entgegne ich. "Wir werden immer die besten Freunde bleiben."

~

"Lavandula.", reißt mich eine Stimme aus meinen Gedanken. Bis eben war ich noch mit einer historischen Abhandlung über eine düstere Zeit beschäftigt.
Das Herz wurde damals schon bewundert und verehrt, aber bekam keine Zeit und Freiraum, Kontrolle zu erlernen. Die Auswirkungen auf die Welt waren enorm. Niemand konnte vorhersehen, was der nächste Tag bringt oder welche Katastrophe das Land als nächstes ereilt.

Meine Mutter steht in der Tür.

"Was ist los?", frage ich leicht verwirrt. Meine Eltern haben den Hauptteil der Erziehung meinen Lehrern überlassen. Sie wollten sichergehen, dass ich letztendlich dazu in der Lage sein werde, meine Aufgabe ordentlich zu erfüllen. Dennoch habe ich ein gutes Verhältnis zu ihnen. Ich weiß, dass sie mich lieben und nur das Beste für mich wollen. Und sie wissen, dass es mir genauso geht.

Seelenfeuer #leuchtkugelaward18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt