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Die Blonde zieht ihn hinter sich her nach draußen.
Dort macht sie erst halt, sobald sie in einer dunklen, schmalen Gasse stehen, die einiges von der Veranstaltung entfernt ist. Er lässt sich einfach von ihr mitschleifen und leistet dabei kaum Widerstand. Ihr Anblick hat etwas vertrautes. Obwohl er nicht sagen kann, wer dieses Mädchen ist, hat er das Gefühl, dieser Diskussion nicht aus dem Weg gehen zu können.

Schon beim ersten Mal hat sie ihn einfach überfallen und mitgeschleift. Damals ist sie kurz danach einfach abgehauen und hat ihn allein stehen lassen. Diesmal wird er nicht zulassen, dass sie geht, bevor er genau weiß, wer sie ist.

"Wer bist du? Was willst du von mir?", fragt er deshalb sofort.

Die Blonde antwortet mit einem abfälligen Schnauben.

"Du bist auch letztes Mal plötzlich aufgetaucht und hast mich dann..."

"Hast du mich etwa immer noch nicht erkannt?!", unterbricht sie ihn einfach.

"Woher sollte ich dich kennen?"

"Kommt dir etwa nichts an mir bekannt vor? Gar nichts?" Ihr Tonfall lässt klare Missbilligung erkennen.

Er mustert sie verwirrt.

"Das ist peinlich!", faucht sie wütend.

"Ach ja? Für wen? Für dich?", kontert er.

Sie holt tief Luft, um sich zu beruhigen. "Erinnere ich dich nicht an irgendjemanden? Kommt bei meinem Anblick wirklich gar nichts in dir hoch?"

Einen Moment betrachtet er sie von oben bis unten. Langsam kommen in ihm Erinnerungen hoch, die er tief in sich begraben hatte.
Als ihm endlich bewusst wird, wer vor ihm steht, tritt er mit schreckgeweiteten Augen einen Schritt zurück, wobei er gegen die Wand hinter sich knallt.

~

"Was machst du hier?", fragt er erschüttert. "Wie kann es überhaupt sein, dass du...?"

"Spar's dir.", unterbricht sie ihn erneut unwirsch.

"Du dürftest gar nicht hier sein.", murmelt er. "Du müsstest eigentlich tot sein. Genau, wie alle anderen auch!" Den letzten Satz brüllt er fast schon heraus.

Sie geht gar nicht auf seinen Kommentar ein. Stattdessen kommt sie näher, bis sie direkt vor ihm steht. Und obwohl sie etwas kleiner ist als er, lässt ihr bedrohlicher Blick ihm das Blut in den Adern gefrieren. "Ich war die ganze Zeit da und habe dich beobachtet."

"Du müsstest tot sein.", flüstert er noch einmal.

"Aber ich bin es nicht.", flüstert sie genauso leise zurück.

"Warum hast du dich nie gezeigt?"

"In deiner Arroganz hast du mich nur nie bemerkt. Ich musste mir nichtmal Mühe geben, unerkannt zu bleiben. Du warst einfach felsenfest überzeugt, dass alle anderen tot sind. Ich war immer da, habe dich beobachtet und darauf gewartet, dass du mir zeigst, wer sie ist." Sie grinst. "Und dank dir, habe ich sie nun auch endlich gefunden."

"Was hast du vor? Bist du etwa immer noch...?"

Jetzt verdreht sie entnervt die Augen. "Du glaubst immer noch, dass du der geilste bist, oder?" Sie tritt einen Schritt zurück, lässt ihm Raum zum Atmen. "Damals nicht. Und heute euch nicht. Niemals, wenn du es genau wissen willst."

"Was willst du dann?"

"Ich will, dass du sie in Ruhe lässt. Halte dich von ihr fern. Halte dich aus ihrem Leben raus. Sie ist nicht dein Schicksal." Ein kurzer Ausdruck der Trauer huscht über ihr Gesicht. So schnell, dass er fast nicht zu sehen ist. Dann fährt sie mit tiefer Bitterkeit in der Stimme fort: " Sieh's endlich ein! Wir beide teilen dasselbe Schicksal."

"Nein!", zischt er wütend. Seine Nasenflügel beben vor unterdrücktem Zorn. Ihr letzter Kommentar hat ihn total aufgewühlt. "Ihre Seele ist zurück gekommen. Zu mir."

Sie gibt sich total gelassen. Von einer Sekunde auf die andere schaltet sie einfach um. "Das glaube ich keine Sekunde. Ich glaube eher, dass sie sich so lange vor dir versteckt hat, wie es ihr möglich war."

Er schüttelt den Kopf, woraufhin sie nur mit den Schultern zuckt. Noch immer wirkt sie aggressiv. "Ich warne dich. Halte dich von ihr fern!" Mit diesen Worten will sie sich umdrehen und gehen, doch er packt sie am Arm und hält sie zurück.

"Und was ist mit dir?" Sie versteift. "Was passiert dann mit dir?", fragt er noch einmal. "Dass du hier bist, hat einen Grund." Das blonde Mädchen versucht sich aus seinem Griff zu winden, doch er hält sie zu fest. "Ich bin gebunden. Deswegen bin ich hier." Er lässt seine Worte einen Moment im Raum stehen, während sie die Gegenwehr aufgibt. "Du musst also auch an etwas gebunden sein." Er läuft um sie herum, um ihr ins Gesicht zu sehen. "Willst du nicht auch endlich frei sein? Ich weiß zwar nicht wieso. Aber ich wette, du hängst hier genauso fest wie ich." Als sie mit ihrem Blick seinem ausweicht, weiß er, was sie verbirgt. "Ich wette, du bist an mich gebunden.", stellt er fest und sieht sich bestätigt, als sie bei diesen Worten zusammenzuckt und wieder in seine Augen sieht. "Was wäre, wenn ich uns beide befreien würde...?"

Einen Moment erstarrt sie vollkommen vor ihm. Doch plötzlich, als er schon nicht mehr damit rechnet, entreißt sie sich ihm. "Vergiss es!", brüllt sie. "Wenn du sie das nächste Mal siehst, wird sie dich hassen." Dann stapft sie davon und lässt den Kerl hinter sich. Dieser lässt sich müde wieder gegen die Wand hinter ihm fallen und sinkt daran zu Boden.

"Scheiße!", sagt er in die Dunkelheit um sich herum hinein. Und dann nochmal. "Scheiße. Scheiße. Scheiße."

~

So Leute,
Teil 11 ist mal aus einer etwas anderen Sicht.
Ich dachte, dass dies mal ganz interessant werden würde.
Wenn es euch gefallen hat, könnt ihr mir das durch ein Vote zeigen.
Über Kommentare freue ich mich natürlich auch.

Was haltet ihr von den beiden?

Wer ist Freund und wer ist Feind?

Habt ihr irgendwelche Theorien zu irgendwas? Lasst hören!

Übrigens noch ein Tipp zu dem letzten Teil:
Wenn euch jemand was ausgibt, den ihr nicht so gut kennt, nehmt entweder die Getränke direkt von der Bar oder nur verschlossene Flaschen an.
Denkt außerdem daran, eure Getränke keine Sekunde unbeaufsichtigt zu lassen.

So, das wärs für heute

22.07.18

Seelenfeuer #leuchtkugelaward18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt