16 (Lavandula)

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Sie führt mich in schnellem Schritt durch den Palast. Es geht durch schmale Flure und Gänge. Gefühlte unzählige Male biegen wir ab und einmal eilen wir sogar eine ziemlich steile Treppe hinauf. Schon nach wenigen Schritten habe ich vollkommen die Orientierung verloren.

Viele gestresste Menschen kommen uns entgegen, welche obwohl sie in Eile erscheinen, sie uns dennoch den Respekt erweisen, sich zu verneigen. Das Mädchen bedeutet ihnen, mit einer Handbewegung, sich wieder zu erheben, während wir vorbeilaufen. Ich vermute, wir befinden uns im Trakt des Dienstpersonals. Denn obwohl alles sauber und ordentlich ist, ist es dennoch sehr eng, schlecht beleuchtet und schmucklos. Außerdem kommen uns nur uniformierte Menschen entgegen.

Die Menschen nehmen sich keine Zeit, uns wirklich zu betrachten. Dennoch bin ich mir meines tropfenden Kleides und des verwischten Make ups nur allzu bewusst und fühle mich bei dem Gedanken an die Arbeit, die sie mit aufwischen haben werden, ziemlich unwohl.

Irgendwann gehen wir durch eine kleine Tür und landen in einem großen und ausgeschmückten Gang. Überall hängen Bilder an Wänden, befinden sich Kunstgegenstände oder auch Vasen voller blühender Blumen. Dieser Gang ist unübersehbar für höhere Bewohner des Palastes gedacht.

Das Mädchen öffnet eine prunkvolle weiße Tür, die mit goldenen Verzierungen versehen ist. "Hier wohne ich.", erklärt sie, als wir ihre Gemächer betreten.

Der Raum dahinter ist in denselben Farben, wie die Tür gehalten. Das Zimmer wird durch die großen Fenster, welche die gegenüberliegende Wand dominieren, mit Licht durchflutet. Die Möbel - hauptsächlich Regale voller Bücher - sind allesamt weiß und mit Gold verziert, welches im Licht regelrecht strahlt. Sogar der Flügel welches mitten im Raum steht, hat sich der Einrichtung angepasst.

An den Wänden rechts und links von mir sind Türen, welche in die restlichen Räume führen.

Das Mädchen ist schon zu einer Tür vorgegangen und wartet dort bereits geduldig auf mich. Im nächsten Raum wird mir klar, dass die Farben Gold und Weiß Farbschema der gesamten Wohnung sind. Wir befinden uns in ihrem Schlafzimmer mit rießigem Himmelbett, welches zum Schlafen einlädt. Dort geht sie auf eine weitere Tür zu, die zu einem begehbaren Kleiderschrank führt. Unschlüssig bleibe ich stehen und überlege, ob ich ihr in die Garderobe folgen soll.

"Miss Lavandula, kommen sie?", ruft sie mich, woraufhin ich geschwind zu ihr eile.

Zuerst fallen mir die prunkvollen Kleider auf, welche ausladende Röcke in auffälligen Farben haben und mit vielen kleinen Details beladen sind. Insgesamt erscheinen sie mir zu viel, zu schwer, zu auffällig. Exakt solch eines trägt sie heute auch.

"Was kann ich ihnen anbieten?", fragt sie mich. "Gefällt ihnen eines davon?"

Ich schaue mich um, wohlwissend, dass ich hier nichts finden werde, das wirklich meinem Geschmack entspricht. Doch dann fällt mein Blick auf eine Kleiderstange, welche relativ versteckt ist. Neugierig trete ich näher. Die Kleider dort haben sehr gedeckte Farben, keinerlei Verzierungen und sind insgesamt sehr einfach gehalten. Sie sehen genauso aus, wie die Kleider der einfachen Bevölkerung. Sie sehen denen ähnlich, die ich immer tragen würde, würde man mir die freie Wahl lassen, zu wählen.

Überrascht schaue ich sie an. Sie sieht nicht aus wie jemand, der in solcher Kleidung herumlaufen würde. In ihrer Robe schreitet sie mit einer Eleganz und Zielstrebigkeit, die nicht vermuten lässt, sie hätte jemals etwas anderes getragen. Es scheint viel mehr, als wäre sie bereits in höfischer Kleidung geboren und in hohen Schuhen zur Welt gekommen. Es ist einfach unmöglich, sie mir in einfacher Montur vorzustellen.

Seelenfeuer #leuchtkugelaward18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt