20 (Lava)

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Mein Erlebnis vor ein paar Tagen hat mich emotional komplett aufgewühlt. Letztendlich ist zwar der Besuch bei Ivy gescheitert, aber die Reise hat meinen Horizont erweitert, obwohl ich nur einen kurzen Blick hinter das Stadttor geworfen habe. Eisern versuche ich vor dem Rat durchzusetzen, was mir an Missständen aufgefallen ist. Der König hört mir meist nur stumm zu, ohne sich in irgendeiner Form zu äußern, während der Rat oftmals dagegenschießt und mich über die fehlenden Möglichkeiten aufklärt, die wir haben.

Aber ich bin stur. Endlich ist mein Ziel, die Welt zu verbessern, greifbar geworden und ich habe klare Wegweiser bekommen. Es gibt nun Fixpunkte, auf die ich mich konzentrieren kann.

Meine Eltern ziehen sich inzwischen immer mehr zurück, da ich selbst lernen muss, meine Ziele zu erreichen. Deswegen sind sie inzwischen immer seltener da. An ihrer Stelle steht dann Dahlia, welche mir nicht helfen kann, da sie in keiner richtigen Position steht. Letztendlich ist sie lediglich die Verlobte eines bereits verstorbenen Prinzen.

"Sie können nicht die alten Regeln einfach so komplett über den Haufen werfen.", diskutiert einer der Berater.

Ich halte dagegen: "Ich will nicht alles von heute auf morgen komplett verändern. Ich will in kleinen Schritten dafür Sorgen, dass es allen Menschen in unserem Reich besser geht."

"Die vorangegangen Generationen haben in derselben Ordnung gelebt. Warum sollten wir etwas verändern, was super funktioniert?"

"Weil sich die Welt verändert.", verkünde ich. Meine Stimme ist ruhig, genau wie mein Geist. Ich stehe in diesen Tagen immer wieder gefährlich nah an der Grenze, zu starke Gefühle zuzulassen. Doch das darf nicht passieren. Deswegen bewahre ich äußerlich wie innerlich absolute Ruhe. "Alles befindet sich im permanenten Wandel. Diese Strukturen sind einfach nicht mehr zeitgemäß."

"Ihr Idealismus kann unser aller Leben kosten und die Welt zerstören. Wie wollen sie sich gegenüber den ständigen Beschwerden dieser Menschen durchsetzen?", meint er abfällig, wobei er das "dieser Menschen" noch mal extra betont.

"Dieser Menschen?", frage ich geschockt. "Es sind Menschen wie du und ich. Wir sind ein Volk. Und als Machthaber müssen wir die Stimme aller Menschen sein.", argumentiere ich.

Dann schaue ich mit gespanntem Blick zum König. Dieser lauscht still unserem Disput. Die Entscheidung liegt an ihm, denn wir müssen eine Einheit bilden, um etwas zu verändern. Es reicht nicht, wenn einer ein Ziel umsetzen will. Wir müssen die Entscheidung gemeinsam treffen.

"Du möchtest also eine dritte Person an der Spitze haben, welche jährlich vom Volk neu bestimmt wird?", fragt er ruhig.

Ich nicke. "Über die Dauer dieser Amtszeit kann man gerne nochmal diskutieren... Aber ich halte es für eine gute Idee.", werfe ich zögerlich ein.

Er überlegt kurz, bevor er in die Hände klatscht und aufsteht. "Vertagen wir das Ganze.", schlägt er vor, wobei klar ist, dass dies kein richtiger Vorschlag ist. "Es ist schon spät."

Enttäuschung durchzuckt mich für einen Moment. Wir diskutieren schon seit einiger Zeit darüber und er hat sich noch immer nicht klar positioniert. Nach dem üblichen Tagesgeschäft bleibt oftmals kaum Zeit für meine Anliegen, bevor Müdigkeit alle Ohren taub werden lässt.

Unschlüssig bleibe ich im Raum stehen, während alle Berater hinauseilen. Zurück bleiben nur Dahlia, der König und ich. Ein kurzer Blick auf die Uhr verrät mir, dass es spät in der Nacht ist. Noch nie hat eine Sitzung so lang gedauert.

Seelenfeuer #leuchtkugelaward18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt