Kapitel 6 {hell}

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Song: 《 Pity Party 》 (Melanie Martinez🎉)

Vergangenheit 6 Jahre zuvor
Luna ist hier 16!

Müde stieg ich aus meinem Bett aus und richtete dabei meine zerzausten langen Haare. Über den Traum wollte ich nicht weiter nachdenken, da ich immerhin auch nichts Konkretes gesehen habe. Wahrscheinlich habe ich einfach zu viel hinein interpretiert so wie ich es gerne mal bei Lektüren mache. 'Das beste des Tages der Schultag steht dir noch bevor Luna!' Mein inneres Ich wollte sich wieder einmal über mich lustig machen.
Es war kein Geheimnis, dass Schule die Hölle für mich ist. Nicht wegen den Noten, sondern den Menschen. Alle in dieser Stadt hassen mich aus einem Grund, den ich nicht kenne. Sogar meine Mutter grüßt mich nicht einmal wenn sie mich sieht. Sofort nach der Geburt hat sie mich zu meinem Vater gebracht und bis heute keine einzige Minute mit mir verbracht. Ich sei der Grund wieso ihre Familie fast zerbrochen ist. Eine mütterliche Figur hatte ich deswegen noch nie. Das Positive aber ist, dass ich für mein Alter sehr selbstständig bin. Das war ich schon immer. Meine Stiefmutter war oft davon begeistert, dass sie praktisch nichts tun müsste. 'Bald würde er sie sowieso für eine Neue verlassen!' Viele habe ich schon kommen und gehen sehen.
Ich schaute auf die Uhr und musste entsetzt feststellen, dass ich verschlafen hatte. Schnell lief ich in das Badezimmer und machte mich fertig. Im Spiegel sah ich meine tiefen Augenringe. 'Irgendwann siehst du nur noch nach einem Zombie aus.' Danach rannte ich zurück in mein Zimmer und packte meine Bücher in meinen grünen Rucksack. Heute hatten wir fast nur Naturwissenschaftliche Fächer. 'Vielleicht wird der Tag doch nicht so scheiße?' Ich zog mir meinen Lieblings Pullover und eine schwarze Hose an.
Plötzlich hörte ich eine raue Stimme aus dem Flur. "Soll ich dich zur Schule fahren?" 'Was war heute nur los? Mein Vater oder besser gesagt 'Erzeuger' würde mich nie freiwillig zur Schule fahren? "Ich bin sofort fertig!", rief ich und nahm meinen Rucksack vom Boden. Etwas war anders und ich musste herausfinden was genau. Mein Vater war ein sehr komplizierter Mensch, der eigentlich niemals Interesse an dem Leben von anderen Menschen hatte. Also von meinem. 'Besser so, wenn der nur wüsste...' Hinter mir schloss ich unsere alte Holztür. Meine Stiefmutter war nirgends aufzufinden. 'Wollte er deswegen mit mir sprechen? Habe ich doch nicht mit meinen Gedanken übertrieben?'
Ich setzte mich auf den Beifahrersitz, während sich mein Vater mit jemanden am Handy unterhielt. “Ja ich muss jetzt auflegen, aber ich werde dich sofort zurückrufen. Es wird Zeit das wir das Klären!", sagte er zornig ins Handy und startete den Motor. Skeptisch schaute ich auf meine Nägel. 'Wieso trage ich eigentlich keinen Nagellack?'
"Also bis wie viel Uhr hast du heute Schule?", fragte mein Vater und riss mich dabei aus meinen Gedanken. "Wieso willst du das Wissen?", antwortete ich verwundert und drehte mich zu ihm. "Wieso darf ich das den als Vater nicht fragen?" Er zog eine Augenbraue hoch. "Nein darum geht es nicht. Es ist nur sehr untypisch für dich.", entgegnete ich und schaute zurück auf meine Nägel. Nur noch eine Kreuzung und ich wäre an der Schule angekommen. Die Zeit geht zu schnell vorbei. "Es ist wichtig, denn ich habe heute wichtige Termine. Ich möchte einfach sicher gehen, dass du zu Hause bist.", meinte er und bog in die Kreuzung ab. Er parkte das Auto und schaltete den lauten Motor aus. "Keine Sorge um 2 bin ich zu Hause.", rief ich ihm zu als ich die Tür öffnete und ausstieg. Vor mir lag das hässliche Gebäude meiner High School. Willkommen in der Hölle.
Ich schloss die Tür hinter mir zu. Meine warmen Finger berührten die kalte Klinke. Ein Schlag ging durch meinen Körper. 'Nicht mal ein Wiedersehen oder hab einen schönen Tag.'
Mit langsamen Schritten lief ich aus Gebäude zu und ignorierte dabei die Blicke der anderen. Ich spürte, wie sie sich durch meinen Rücken bohrten. 'Wieso bin ich nochmal die meistgehasste Person dieser Stadt?' Seufzend ging ich hinein.
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Wir hatten Chemie Unterricht und ich war praktisch die Einzige, die sich die ganze Zeit gemeldet hatte. Wie in jedem Kurs saß ich ganz vorne, um bloß nichts Wichtiges zu verpassen. Meine Ziele waren groß und war sehr zielstrebig sie auch zu erreichen. Aus der hinteren Reihe hörte man das übliche Gelächter. Traurig, dass ich die täglichen Mobbingattacken schon gewöhnt war. Innerlich bricht es einen, aber der Tag wird kommen an dem ich hier endlich weg bin. ´Ich will doch nur frei sein´
Der Lehrer beendete sein Tafelbild und wendete sich wieder der Klasse zu. "Wir haben dieses Jahr alle erforderlichen Themen besprochen. Trotzdem möchte ich, dass ihr einige Sonderthemen für das nächste Schuljahr vorbereitet und vorstellt. Da wir nur noch wenig Zeit habt sollt ihr das in Gruppen machen, die ich einteilen werde. Dabei versuche ich Schüler mit verschiedenen Leistungen zusammenzumischen. Bevor das Geschrei losgeht, meine Einteilung ist nicht verhandelbar, denn später arbeitet ihr auch nicht unbedingt mit euren Freunden zusammen." Geschockt schaute ich meinen alten Chemie Lehrer an. "Ich brauche keine Gruppe! Ich schaffe das auch sehr gut allein. Meine Noten sind ohne jegliche Ausnahme ausgezeichnet! Vielleicht sollten sie ihren Unterricht und ihre Methoden überdenken.", rief ich ihn zornig zu und stand auf. Woher kam diese Wut?
Alle schauten mich geschockt an, so ein freches Verhalten hatte ich noch nie gehabt. Aber was sollte ich auch tun? Mit mir wollte doch sowieso niemand zusammenarbeiten, also wieso sollte ich freiwillig meine Note verschlechtern. Mein Lehrer stand mit offenem Mund da und brauchte erst Mal ein paar Minuten zu realisieren, dass das hier real war. Unverändert stand ich wütend vor ihm. Die Schüler schauten gespannt zu. "Ich hätte niemals gedacht, dass ich das Mal sagen würde, aber...Luna Dolovan sie gehen jetzt zum Direktor!"
Meinen Aufstand wollte ich aber nicht beenden. Niemand sagte etwas. Noch nie war es derartig still im Klassenraum gewesen. "Das können sie nicht machen? Was wollen sie ohne mich machen? Ohne mich sinkt der gesamte Klassendurchschnitt!", sagte ich trotzig und verschränkte meine Arme. Ich wollte nicht schon wieder gegen jemanden verlieren. "Sie machen das sofort oder ich Stufe sie wegen unverschämten Benehmens herunter!" Langsam sah ich mein falsches Verhalten ein und kramte meine Sachen zusammen. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, ging ich stumpf aus dem Klassenzimmer.
Alle waren erstaunt und trauten sich immer noch nicht etwas zu sagen. Erst als ich aus dem Klassenzimmer raus war, realisierte ich was ich getan hatte. Ich hasste diesen Lehrer doch nicht, allerdings wurde mir auf einmal einfach alles zu viel. 'Heute ist die Welt wirklich auf den Kopf gestellt'
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Nachdem ich beim Direktor war, wollte ich noch einen kurzen Stopp bei der Bibliothek machen. Die Verwunderung saß immer noch tief in mir. Auch der Direktor war ebenfalls geschockt und verwundert. Zum Glück habe ich nur eine Abmahnung bekommen, weil es mein erster Verstoß an dieser Schule war. Endlich hatte ich mal Glück.
Ich sah mich zwischen den alten Büchern um. Niemand schien in der Bibliothek zu sein. Zufrieden genoss ich die wohltuende Ruhe und ging durch die Bücherreihen. Der einzige Ort der mich wirkliche glücklich und dankbar für mein Leben machte. 'Das Leben kann schön sein'
Auf einmal hörte ich Schritte von Absätzen hinter mir, wo bei ich vermutete, dass es sich um die Bibliothekarin handeln musste. Also schaute ich mir weiter die Bücher an. Als ich ein Buch herausnehmen wollte, stieß mich jemand brutal an meinen Kopf. Mit Schmerzen fiel ich auf den dreckigen Boden. Meine Sicht war vernebelt und alles schien sich zu drehen in meinen Kopf. Ich hörte weibliches Gekicher über mir, nur es fiel mir schwer die Stimmen zu zuordnen. "Für wie toll hältst du dich jetzt? Merkst du nicht, dass jeder dich hasst du kleine Schlampe? Jemand packte mich an meinem Arm und zerrte mich in die Ecke des Raumes. Ich trat um mich und erwischte dabei ein Bein einer Angreiferin. "Das ist dafür, dass wir wegen dir in eine Gruppe mit dir gesteckt wurden!", brüllte Madison und holte etwas aus ihrem Rucksack. Eigentlich hätte ich es sofort wissen müssen, dass sie das war mit ihren besten Hälfte Katy. Immer noch war alles um mich herum verschwommen. Derartig hilflos habe ich mich noch nie gefühlt. Mein Körper schmerzte, währen sich meine Augen mit Tränen füllten. Wieso war den keiner hier?
Nichtsdestotrotz versuchte ich alles, um mich zu befreien, aber es war aussichtslos. Etwas metallisches kam immer näher. "Weißt du ich war schon immer neidisch auf dein langes volles Haar. Wir sind uns doch beide einig das so eine Mistgeburt wie du, es nicht verdient hat. Da du von Natur aus schon hässlich bist!", lachte sie und stupste Katy an. Dann hielten mich beide fest und platzierten die Scherre neben meinen Kopf. Langsam verbesserte sich meine Sicht und meine Schmerzen, jedoch es war schon zu spät. Verzweifelt strampelte ich um mich herum, als sie anfingen meine Haare abzuschneiden. Hämisches Lachen umhüllte mich, folglich wollte ich ihnen nicht die Genugtuung geben mich weinen zu sehen. Nach einiger Zeit ließen sie von mir ab und ließen wie Dreck auf den Boden liegen. Um mich herum sah ich mein einst wunderschönes Haar. Ich fing an zu schluchzen und alles der letzten Jahre rauszulassen. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass sie mich noch nie gemobbt haben, aber das hier übertraf alles. Niemand hatte das hier verdient.
Danach passierte alles wie im Schnelldurchlauf, ich zog mir meine Kapuze über den Kopf und rannte aus dem Schulgebäude. 'War das gerade wirklich passiert?'
 
Als ich zu Hause angekommen war bemerkte ich auf einmal Blut an meiner Jacke. Im ganzen Stress habe ich anscheinend nicht gemerkt, dass ich eine blutende Wunde am Kopf hatte. Es fing wieder an zu schmerzen, aber wenigstens kann sich mein Vater freuen, denn ich bin früher zu Hause als erwartet. Fertig mit der Welt setzte ich mich in meine kühle Badewanne und machte das Wasser an. Die Jalousien waren unten und nur ein einziger Lichtstrahl fiel ins Badezimmer.
"Happy Birthday Luna"

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