Als ich die Kellertür hinter mir schloss, sah ich schon Jessica auf mich zu rennen. „Svetlana hat endlich angerufen!", schrie sie aufgeregt durch den Flur und kickte einen von meinen Sicherheitsleuten zur Seite. Diese Nachricht machte mich glücklich, weil ich schon Angst hatte, dass sie sauer auf uns war, da wir sie nicht mitnehmen konnten. "Du hattest Recht, meine Sorgen waren unbegründet. Es geht ihr anscheinend sehr gut mental. Zusätzlich ist der Streit mit ihren Eltern vorbei. Dich wird diese Nachricht nicht freuen, aber sie hat sich mit Eli versöhnt und jetzt fliegen sie zusammen in den Urlaub, um den Stress der letzten Wochen zu vergessen!", erzählte mir Jessica überglücklich und umarmte mich. Wir beide waren so stolz auf Svetlana, dass sie ihre Sucht unter Kontrolle hatte. Damals mussten wir sie zum Therapiegebäude begleiten, weil sie so Angst hatte sich ihrem Problem allein zu stellen.
Nichtsdestotrotz wünschte ich mir etwas Besseres für sie als Eli, der sie schon so oft verletzt hat und es sicher noch einmal tuen wird. Beim nächsten Mal würde sie ohne uns dastehen und ich war mir nicht sicher, ob sie das Schaffen würde.
"Irgendwie verändert sich alles Jessica, schau um uns herum! Wir werden allmählich erwachsen und jede von uns fängt an ihren eigenen Weg zu gehen." Plötzlich wurde ich sentimental, obwohl ich eigentlich ein solches Verhalten nicht von mir kannte. Svetlana war die emotionale unserer Gruppe. "Kein Kerl auf dieser Welt kann uns beide trennen!", lachte Jessi und klopfte mir auf die Schulter.
Hinter mir hörte ich wie die Sicherheitsleute in den Keller stürmten, um Bellamy zu behandeln. In den letzten Monaten nach unserem Collage Abschluss hat sich mein Leben ein weiteres Mal massiv geändert. Früher haben drei oft die lustigsten Abenteuer erlebt, ohne diesen ganzen Stress, der uns nun verfolgte. Wir waren nie getrennt unterwegs, allerdings nennt man diesen unumkehrbaren Prozess erwachsen werden und Veränderungen bestimmen das Leben. Ich mochte Veränderungen noch, werde es auch nie. "Das will ich doch hoffen sonst habe ich mich in dir getäuscht Jessica Cooper!"
Zusammen gingen wir in das Wohnzimmer des Anwesens.
Schicke Gemälde schmückten den rustikalen Flur. Als erstes musste ich Jessica auf den neusten Stand bringen, wobei ich ihr dabei erklären musste, dass uns ab jetzt Bellamy begleiten würde. ´Wie sie wohl reagieren wird? ´Wir setzten uns auf die teure luxuriöse Couch und Jessica zündete sich eine Zigarette an. Sie rauchte nur wenn sie nervös war, trotzdem mochte ich ihre Angewohnheit nicht. "Wie lief es da unten? Ist unser kleines Problem behoben?", sie pustete den Rauch nach oben und nahm noch einen Zug. Aufgeregt ich überkreuzte meine Beine und lehnte mich nach hinten. "Ich habe einen Deal mit ihm abgeschlossen, nach dem ich ihn ein bisschen gefoltert habe. Ab sofort ist er mein persönlicher Sklave und ich kann ihn für meinen Plan nutzten." Verträumt schaute ich zur weißen Decke hinauf, wo ein riesiger Glas Kronleuchter hing. Irgendwie war ich müde und kraftlos, obwohl ich mich nicht sonderlich angestrengt hatte. ´ Habe ich gestern viel getrunken? ´
Ich wollte mich so gerne daran erinnern, doch es funktionierte nicht. Jessica löschte ihre Zigarette in einem Aschenbecher und grinste mich komisch an. "Folglich muss er alles tuen was du willst, richtig?", fragte sie schmunzelnd und holte eine weitere Zigarette aus ihrer Tasche. Dann nahm ich ihr die Packung aus der Hand und schmiss sie in die Ecke des Zimmers. Sie sollte nicht so viel rauchen, das war sehr ungesund! "Ja, das hast du richtig verstanden.", gab ich ihr Recht, derweil breitete ich mich auf der gemütlichen Couch aus. Die Müdigkeit nahm Besitz von meinem Körper. Während ihr Grinsen größer wurde, legte sie ihren Kopf an mein Ohr. "Wenn es so ist solltest du es auch anderweitig nutzen. Du bräuchtest nicht mehr Jack anzulügen. Denk darüber nach, der Typ wird alles machen, wie du es willst. Stell es dir vor, dein persönlicher Callboy!", flüsterte sie ihn mein Ohr. Geschockt schaute ich sie an, um zu prüfen, ob sie das Ernst meinte. "Ich könnte mir nichts Erotischeres vorstellen, als Blondie in meinem Bett zu haben.", rief ich sarkastisch und klatschte in die Hände. Unser Gespräch driftete ins lächerliche, dabei wollte ich sie nur in den Plan einweihen.
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Es war bereits abends und Jessica und Ich saßen am riesigen Essenstisch und aßen unser Abendessen. Die letzten Stunden haben wir entspannt auf der Couch verbracht. Nach Jessicas kurzer Unterbrechung haben wir unsere Pläne besprochen. Jack war immer noch nicht aufgetaucht und langsam fing ich an mir Sorgen zu machen. Sollte ich lieber vorsichtshalber mit ihm reden? Bei der Vorstellung mit ihm zu reden, spürte ich kurzerhand ein tiefes schmerzvolles Stechen in meiner Brust. Dennoch ignorierte meinen stärker werdenden Schmerz und pickte lustlos in meinem Essen herum, denn ehrlicherweise hatte ich keinen sonderlichen Hunger. Irgendwann wirst du dich der Situation stellen müssen Luna. Wie zuvor befürchtet hörte ich laute Schritte zum Esszimmer.
Auf einmal wurde das Stechen von einem schlimmeren Pochen abgelöst. Angestrengt hielt ich die Stelle fest, damit ich meine Atmung kontrollieren zu konnte. Der Schmerz wollte nicht aufhören meine Lunge zuzuschnüren. ´Was passiert nur mit mir? Versucht mir mein Körper etwas zu sagen? ´
"Luna geht es dir nicht gut?", fragte Jessica besorgt und legte ihr goldenes Besteck rasch weg. In dem Augenblick, in dem ich ihr Antworten wollte, trat Jack ins Zimmer ein, derjenige der wahrscheinlich für meinen Schmerz verantwortlich war. Emotionslos schaute er mich an, wie ich innerlich zusammenbrach. In seinen Augen sah ich nur Leere oder war es Verachtung? Auf jeden Fall hatte ich diesen Gesichtsausdruck nie bei ihm gesehen. Gänsehaut überzog meinen Körper. Der Anblick vor gab mir den Rest und ließ mich über die Klippe in das Verderben stürzen. "Jessica ich glaube ich brauche Hilf…" Doch es war schon zu spät. Ohne mich währen zu können, fiel ich in ein schwarzes Loch, dass alles um mich herum wie ein Monster auffraß.
Vergangenheit 6 Jahre zuvor: Luna ist hier 16!
Gelangweilt schaute ich mir aus dem Fenster des Autos die Umgebung unseres Städtchens an. Wenn man langweilig und gewöhnlich kombiniert landet man genau hier, wo sich jeder scheinheilig hinter unsere ah so großartige zauberhafte Gemeinschaft stellt. Alles in dieser Stadt war falsch und hinterhältig, denn Probleme wurden einfach totgeschwiegen, so dass es dir verboten wurde darüber zu sprechen. Die Arbeitslosigkeit stieg Jahr für Jahr an und die Menschen wendeten sich planlos der Kriminalität zu. Wir hatten massenhaft Junkies im Umkreis, obwohl wir nur eine Kleinstadt sind. Irgendjemand nutzte es klug, um mit den Drogengeschäft eine Menge Geld zu machen.
Auf der einen Seite verurteilte ich es, aber auf der anderen konnte ich es auch verstehen. Wie sollte man sonst zu Geld kommen, wenn man keine Perspektive oder Bildung besaß. Manchmal mussten Menschen Moral und Norm auf ihr eigenes Leben abstimmen und ich wünschte mir öfters das ich das auch könnte. Mein Leben wäre so viel leichter ohne meine eigenen auferlegten Moralvorstellungen. Bei der Vorstellung Morgen zurück zur Schule zu gehen, drückte ich meine Nägel leicht in meine Innenseite meiner Hand. Mir wurde schlecht und ich fühlte einen leichten Schwindel in meinem Kopf. Die Bilder von heute brannten sich zurück in meine Erinnerungen, dabei wuchs meine Wut auf sie und vor allem auch auf mich, da ich es hätte stoppen können. ´Typisch Luna! ´
Sehr oft machte ich mir mein Leben selbst schwer in dem ich mich nicht genug dagegen wehrte und es akzeptierte doch diese Akzeptanz musste aufhören, sonst würde ich meine Träume nie verwirklichen können. Es wurde Zeit für Veränderungen, auch wenn sie mir schwerfielen. "Hat dir denn der Shopping Tag gefallen?", versuchte Jennifer Interesse an mir zu heucheln, während sie ihr Auto durch den Kreisverkehr lenkte. Den ganzen Nachmittag hat sie mich durch die Stadt geschleppt und mir Klamotten außerhalb meiner Komfortzone gekauft, jedoch war das einzige, auf das ich mich konzentrieren konnte, meine Perücke, die zum Glück täuschend echt aussah. Immer noch konnte ich nicht glauben, dass ich dunkelrotes Haar hatte. Jennifer hat sich in den Läden Mühe gegeben passende Outfits zu den neuen Haaren auszusuchen, um mich umzustylen. Kampflos habe ich es zugelassen, weil ich wenigstens etwas aufmunterndes an diesen höllischen Geburtstag machen wollte.
"Abgesehen davon, dass ich keine eigenen Haare mehr habe, da sich die Mädchen wieder ihren Spaß bei mir holen mussten und dass jeder meinen 16 Geburtstag vergessen hat, fand ich diesen Trip mittelmäßig. Trotzdem danke für dein vorgetäuschtes Verständnis. Genau das habe ich im Moment gebraucht." Meine Tonlage klang verärgert und enttäuscht, aber ich hatte keine Motivation etwas schön zu reden wie sonst immer. Dieser Geburtstag veränderte mich mehr, als ich es noch morgens gedacht hatte. Daraus lernt man, dass man keine hohen Erwartungen an seine Mitmenschen haben sollte.
Geschockt öffnete Jennifer leicht ihren Mund und suchte nach einer passenden Antwort. Sie hat meinen Geburtstag tatsächlich vergessen. Nachdenklich presste sie ihre Lippen zusammen und wich meinem Blick aus. ´Ist es ihr unangenehm mich anzulügen? ´ "Weißt du dein Vater und ich haben zur Zeit eine Menge Stress auf unserer Arbeit, die auch unsere Freizeit einnimmt. Du darfst das nicht persönlich nehmen, denn dein Vater möchte dir eine bessere Zukunft ermöglichen. Dafür tut er alles und das kannst du mir glauben!" Ihr leises Flüstern wurde von einem lauten Hupen neben uns übertönt. Ein Auto wollte uns auf dem Feldweg überholen. Jennifer drehte sich um und gab dem Autofahrer ein Handzeichen, damit er weiterfahren konnte, doch das Auto blieb neben uns. Sichtlich nervös wiederholte Jennifer die Bewegung. Der Feldweg wurde enger und vor uns in 500 Metern auf der rechten Seite befand sich ein tiefer Graben.
Daraufhin hupte der Fahrer länger und fuhr noch näher an uns ran. Ich wollte den Fahrer auch ein Zeichen geben, aber seine Scheiben waren verdunkelt, so dass ich in leichte Panik geriet. "Was ist da den los? Ist der Typ auf Drogen oder was!?"schrie ich entsetzt und schnallte mich ab, falls ich im Notfall aus dem Auto springen konnte. Aus dem Nichts sah ich vom weiten die Scheinwerfer vom Auto meines Vaters. So glücklich war ich noch nie ihn zu sehen! Er raste direkt auf uns zu in einer Geschwindigkeit, die hier sicher verboten war. Kurz bevor er vor uns war, stoppte Jennifer unseren Waagen. Der Aufprall schleuderte mich an das Fenster. Als hätte ich nicht schon genug Schmerzen an diesen Tag gehabt. Zur Sicherheit setzte ich mich auf und tastete meinen Kopf ab. Zum Glück hatte ich diesmal keine Wunde.
"Geht es dir gut?" Jennifer atmete hektisch. "Das sollte ich lieber dich fragen!", entgegnete ich und öffnete die Tür, um zu meinem Erzeuger zu gehen. Eine riesige rote Beule war an ihrer Stirn zu sehen. Der Aufprall hat ihr mehr geschadet als mir. Etwas stimmte hier ganz und gar nicht und meine Intuition hat mich noch nie angelogen.
Das unheimliche Auto neben uns hielt an. Mein Vater stieg auch aus und schrie um sich herum. "Hatte ich euch nicht gesagt, ihr sollt den ganzen Tag zu Hause bleiben!" Zornig knirschte er mit den Zähnen und zeigte mir mit seinen Händen, dass ich lieber in das Auto einsteigen sollte. Sichtlich irritiert gehorchte ich ihm und setzte mich auf die Rückbank. Aus dem Fenster erblickte ich Jennifer wie sie angewurzelt auf ihrem Platz sitzen blieb. ´Was passiert hier? ´
Ich fühlte mit meinen Händen unter den Sitz, bis ich etwas Metallisches erfasst hatte. Das konnte doch nicht wahr sein unter meinem Sitz war eine Waffe versteckt. Versteinert lies ich sie fallen und setzte mich stock gerade hin. Eingefroren blieb ich in dieser Position. Die Tür des unbekannten Autos öffnete sich und ein komisch aussehender Mann stellte sich vor meinen Vater. Rational wollte ich meine Situation verstehen, doch dafür war es schon zu spät, als ich plötzlich einen betäubenden Knall hörte, der mein Leben auf Ewig veränderte.
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Mein Verderben
HorrorDas verlangende Gefühl nach Rache ist der Beginn eines gefährlichen Spiels in dem sich zwei gebrochene Menschen verfangen. Luna und Bellamy sind sich auf dem ersten Blick alles andere als ähnlich. Während er ein wildes Leben voller Kriminalität, Dro...