Vergangenheit: 6 Jahre zuvor. Luna ist hier 16!
Aus der Küche hörte ich die leise Musik des Radios. Ich hatte da Zeitgefühl komplett verloren. Da saß ich nun in der Badewanne und starte die weißen alten Fließen an. 'Wie konnte es nur so weit kommen mit mir?'
Das Wasser war schon kalt, so dass ich meine dünnen Beine näher an meinen Körper heranzog. Es fühlte sich so an, als könnte ich mich nicht mehr bewegen. Als sei mein Körper eingefroren. Die Kälte breitete sich ungehindert aus. Ich konnte nicht mehr weinen, es waren keine Tränen mehr da. Mit meiner Hand tastete ich meine frisch blutende Wunde ab. 'Komisch ich fühle keine Schmerzen…Du wirst langsam verrückt.' Das war mein süßer 16 Geburtstag. Dabei wollte ich doch nur einen Tag mal Ruhe haben.' Ich habe mein Leben immer so akzeptiert wie es war, aber das...'
Um mich herum wurde alles plötzlich schwammig und ich verlor mein Gleichgewicht. Langsam glitt mein Körper weiter in das Wasser, währendessen schwarze Punkte vor meinen Augen erschienen. Ein weiteres Mal war ich machtlos, schwach und erbärmlich. Mit meinen Händen versuchte ich mich an dem Badewanne Rand festzuhalten, um nicht komplett ins Wasser gezogen zu werden, doch auch das geling mir immer schlechter. Gab es überhaupt eine Sache, die ich konnte? 'Ich kann nicht mehr und ich will nicht mehr.' Ein letztes Mal schaute ich zur Decke, wobei ich den Rand entschlossen losließ. Das Wasser kam näher und mein Kopf schaltete sich immer mehr aus. Dieser ewige Kampf, den ich schon mein gesamtes Leben führte, fing an keinen Sinn mehr zu machen. Alles hatte keinen Sinn. Wieso hatte ich mir so viel Mühe gegeben, wenn ich so wieso keine Zukunft hatte?
Meine Gedanken wurden immer düsterer und bestätigten mich in meinem Vorhaben. 'Dein Leben war nicht das Beste, aber du hast es versucht Luna. Schlimmer geht immer Du warst größtenteils auf dich allein gestellt, trotzdem hast du weiter gemacht. Der Glaube an das Gute hat dich weitermachen lassen. Du wolltest das positive sehen, wenn es nichts Positives gab... Jetzt kannst du einfach loslassen. Du hast es dir nach allen Qualen verdient. Nur noch ein Stück und du bist frei...'
Ich fühlte das Wasser über mir und schloss glücklich meine Augen. In diesem klaren Moment zog mein Leben einmal an mir vorbei. Die Freiheit war noch nie so zum Greifen nah gewesen. Mein Herz schlug unregelmäßiger, es schmerzte in meiner Brust. Endlich konnte ich nach langer Zeit wieder etwas empfinden. Der Schmerz im Innern motivierte mich zu gewinnen. Das erste Mal in meinem Leben würde ich die Gewinnerin sein. Das Mädchen, das von allen aufgegeben wurde, bevor es überhaupt geboren wurde.
Abrupt spürte ich wie mich zwei Arme rasch aus dem Wasser zogen. Sofort fing ich an das Wasser aus meinen Lungen auszuhusten. Zu meiner Verwunderung stand eine geschockte Jennifer vor mir. Sie schlug mir auf den Rücken, um mir bei meiner Atmung zu helfen. 'Sie hat ihn nicht verlassen.' Als ich mich beruhigt hatte, legte sie mir ein frisches Handtuch um meinen Körper und strich mir sanft über den Rücken. Wieso tut sie das?'
"Ist es das wonach es gerade ausgesehen hat? Wolltest du Suizid begehen Luna?", murmelte sie leise und umarmte mich leicht von der Seite. "Ich weiß es nicht Jennifer. Heute wurde mir alles zu viel.", flüsterte ich mich zittriger Stimme, wobei ich mich in mein Handtuch einkuschelte. Es roch frisch gewaschen. Sie entfernte sich einige Schritte von mir, so dass sie mich betrachten konnte. "Wer war das?", fragte sie mit verengten Augen und tastete meinen Kopf ab. Sie holte den Verbandskasten aus unserem Badezimmerschrank und behandelte die Wunde. "Du weißt genau wer es war!", rief ich zornig und schaute zurück zu den Fließen. 'Auf einmal interessiert sie sich für mich und mein Leben?' "Weißt du ich habe da eine Idee wie wir es wenigstens unbemerkbar machen könnten..."
-
Wir saßen zusammen vor Jennifers weißen Schminktisch im Schlafzimmer meines Vaters. Alles war schick auf den Tisch aufgestellt worden. Das gesamte Zimmer war in hellen Farben gehalten, weil sich Jennifer die Möbel ausgesucht hat. ´Der alte Schrott steht bei mir.' Ich konnte mich nicht in Spiegel anschauen, es war einfach zu schrecklich was sie aus mir gemacht hatten. 'Jetzt bist du offiziell ein Zombie.'
Jennifer öffnete eine ihrer Schublade und holte ein schwarzes Netzteil heraus. Verwundert schaute ich sie an, weil ich wusste nicht was sie vorhatte, denn ich kannte mich mit diesen Schmink und Haarsachen nicht aus. 'Egal was es ist dein Leben ist ab heute zu Ende.' Vorsichtig stülpte sie das beige Netzteil über meinen Kopf, damit die restlichen übriggebliebenen Haare dadurch eingeschlossen sind. "Ich habe eine Perücke, welche gut zu dir passt.", erklärte sie und ging zu ihrem großen Kleiderschrank. Aus einer Tüte zog sie eine dunkelrote lang Haar Perücke heraus, die leicht gewellt war. "Auf keinen Fall möchte ich dunkelrote Haare haben!", protestierte ich, dabei verschränkte ich meine Arme. 'Wieso kann sie nicht braun sein? Das ist doch extrem.'
Trotz meines Protestes befestigte Jennifer die Perücke auf meinem Kopf. Skeptisch schaute ich in den Spiegel. Schlagartig sah ich wie ein anderer Mensch aus. Das Mädchen vor mir konnte doch nicht ich sein? Sollte ich der Perücke eine Chance geben? "Ah komm es sieht super aus und deine grünen Augen kommen super zur Geltung!" Wieder umarmte sie mich und lächelte dabei. Ich strich mein neues Haar gerade. "Was wäre eine neue Frisur ohne neue Kleidung? Wir sollten dir neue Sachen kaufen! Wie wäre das?" Ich war sehr verwirrt von ihrem netten zuvorkommenden Verhalten, trotzdem fragte sie nicht nach dem Grund. Das war nicht Jennifer die ich kannte. 'Wo war sie den ganzen Tag überhaupt und wo ist mein Vater?'
Nach ihrer Frage wurde ihr Gesichtsausdruck ernst und sie kniff mir leicht in die Schultern. "Du darfst niemals die Hexen gewinnen lassen! Egal wie schwer es manchmal seien kann. Glaub mir, ich kenne deine Gefühle zu gut. Du darfst niemals vergessen wer du bist. Die Zeit wird kommen in der die Hexen brennen werden, denn alle Hexen brennen in der Hölle!"
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Mein Verderben
TerrorDas verlangende Gefühl nach Rache ist der Beginn eines gefährlichen Spiels in dem sich zwei gebrochene Menschen verfangen. Luna und Bellamy sind sich auf dem ersten Blick alles andere als ähnlich. Während er ein wildes Leben voller Kriminalität, Dro...