Identität

3.9K 179 18
                                    


❛❛Lass niemals Jemand merken was du denkst.❜❜

[AVA]

        

Wasser tropft von der Decke, prallt auf nackten Beton und erzeugt ein Echo, welches in meinem Herzen widerhallt. Ich nehme an, dass es Beton ist, denn ich kann nichts sehen. Meine Hände sind gefesselt, genau wie meine Füsse. Die, wenn ich sie ein Stückchen über den Boden schleife, ein knirschendes Geräusch machen. Als wäre Kies oder abgebröckelter Putz auf dem Boden, was bedeutet, dass ich mich an einem Ort befinde, der abgelegen und meilenweit von der Zivilisation entfernt ist. Und das wiederum bedeutet, dass mich jemand mit sehr viel Einfluss entführt hat. Liam, oder Caleb.

Ich weiss es nicht.

In Frage würden beide kommen und es macht mich verdammt wütend, dass ich nichts sehen kann. Mein Atem geht stossweisse und unter der Tüte, bekomme ich immer mehr das Gefühl das ich ersticke, wenn sie mir nicht entfernt wird. Oder will mich die Person, die hinter der Entführung steckt, etwa töten? Auch das könnte gut möglich sein, jedoch würde sie das persönlich machen und nicht, in dem sie mich ersticken lässt. Zumindest nicht ohne dabei ihre Hände um meinen Hals gelegt und fest zugedrückt zu haben. Tod durch Strangulation. Kein schöner Tod, wobei der nie schön oder so etwas wie würdevoll ist. Ausser man schläft friedlich ein und wacht nie wieder auf. Ja, ich denke so ist es ein würdevoller Tod. Aber alles andere, ist es nicht.

Ich versuche meine Hände zu bewegen, damit sie durch den Druck der Kabelbinder, oder mit was auch immer gefesselt wurde, nicht taub werden. Doch ausser Schmerzen, die mich wenigstens etwas fühlen lassen, bringt es nichts, also stelle ich es ein und höre auf einmal Schritte. Schweiss bildet sich auf meiner Stirn, denn unter dieser beschissenen Tüte ist es verdammt heiss und ich fühle mich schon leicht benommen. Wie lange bin ich bereits hier? Eine Stunde, oder schon zwei? Oder doch mehr? Ich weiss es nicht, habe jegliches Zeitgefühl verloren. Genau wie in Liams verfickter Villa.

Ich war wie lange frei? Vielleicht etwas mehr als zwölf Stunden? Keine Ahnung, aber es war definitiv zu wenig. Und Gnade Gott demjenigen, der mich hierher verschleppen liess. Denn ich werde ihm mit meinen Fingernägeln die Augen auskratzen und sie ihm in seinen verfluchten Rachen stopfen, bis er daran erstickt. Die Wut nimmt immer mehr die Überhand, deshalb wehre ich mich wieder, rutsche hin und her und stosse knurrende Laute aus. Doch als ich die Schritte wieder höre, verstumme ich und lausche angestrengt. Doch ausser meinem Atem, der noch immer stossweise geht, kann ich nichts hören. Ich werde noch verrückt!

„Eine Wildkatze habt ihr mir gebracht, ist das zu fassen?", höre ich plötzlich eine tiefe Stimme. Die zu einem Mann gehört, ich würde sagen, dass er bereits über fünfzig sein muss und starker Raucher ist. Denn sie klingt kratzig, als ob seine Lunge schon seit etlichen Jahren den blauen Dunst abbekommen hat. „Los, nehmt ihr das Ding vom Kopf. Ich will meinen Schatz bewundern." Ich beisse die Zähne aufeinander und spanne meinen Körper an, als jemand auf mich zutritt und mir in einer flüssigen Bewegung endlich die Tüte vom Kopf nimmt. Gierig sauge ich die frische Luft in meine Lunge und stosse sie durch die Nase wieder aus. Dabei flattern einige Strähnen vor meinem Gesicht herum, doch da ich gefesselt bin, kann ich sie mir nicht hinters Ohr streichen und ich kann auch nur schemenhaft die Person vor mir erkennen.

Ich puste fester, um die Strähnen von meinen Augen zu kriegen und als ich das geschafft habe, fühle ich mich zwar erschöpft, doch die Wut, die noch immer in mir schlummert, lässt mich hellwach werden. „Hübsch", ist sein einziger Kommentar. Ich runzle die Stirn und versuche den Mann vor mir zu erkennen, doch er trägt eine schwarze Hose und ein schwarzes Jackett. Er erinnert mich an die Typen von der Mafia.

♛Chicago Kings♛ - Du gehörst mir ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt